D_Sunshine hat geschrieben: ↑27.12.2020 16:36
Ansonsten hatte ich dieselben Gedanken wie du. Bei den ersten News zu diesem Fiasko, dachte ich noch, da werden die Investoren Druck aufgebaut haben und als dann das Dementi kam - Gut, wohlmöglich gibt man sich da diplomatisch.
Ich sehe aber nicht, warum die Aussage nicht mindestens genausogut der Wahrheit entsprechen soll. Auch mit Hinblick auf den ausgeuferten Crunch, die Augenwischereien und das Release-Gehobse zum Schluss, hat die Führung von CDPR bewiesen, dass sie ganz allein dazu in der Lage gewesen sein kann, den Karren in den Dreck zu fahren.
Was die positiven Folgen angeht. Erstmal ist es nie verkehrt, wenn Lügen Konsequenzen nach sich ziehen. Weiterhin ist der (hoffentlich) offensichtliche Grund für das Debakel, dass man unter Hilfenahme von Reviewembargos den Kunden ein unfertiges Produkt unterjubeln wollte und das wird, denke ich, auch Gegenstand der Vehandlungen sein.
Ob alle Beteiligten am Ende daraus die richtigen Schlüsse ziehen, wird die Zeit zeigen, aber ich wage es mal zu hoffen, dass CDPR in Zukunft nicht noch einmal so einen Stunt versuchen wird. Und das wäre definitiv etwas positives.
Aber die Investoren interessieren sich nicht für den Crunch, die Investoren interessieren sich nicht für "versteckte" Base-Konsolen-Versionen, für Review-Embargos, für gestrichene Features, für nicht eingehaltene Versprechungen, für Marketing, für gute oder nicht gute Games... all diese Dinge sind denen völlig egal, wenn der Titel dann am Ende wie erwartet im Laden steht und mindestens das erwartete Geld einspielt. Sie stören sich, je nach (Langzeit-)Folgen, vielleicht an negativer PR durch diese Dinge - in erster Linie stört sie hier aber, dass der technische Zustand dafür gesorgt hat, dass Sony ein Argument hatte, den Titel aus dem Store zu entfernen - weil das finanzielle Einbußen in Punkto Verkäufe und eben Refunds bedeutet. Denen gehts es um das, was die Zahlen auf dem Bankkonto sagen.
Eine Klage von dieser Seite hat eigentlich nur zwei wahrscheinliche Folgen: 1. weniger Geld in CDPRs Kasse (und wo wird man dann wohl sparen... es sind, so vermute ich, nicht zuerst die Gehälter und Bonuszahlungen der Chefetage...) und 2. das nächste Spiel wird unter exakt den gleichen Bedingungen entwickelt, man wird sich aber bemühen, dass man Distributoren keinen technischen Grund liefert, wieder eine außerplanmäßige Rückerstattung einführen zu müssen. Und wenn du die gleiche Arbeitsweise hast und die Qualität aber steigern musst, wo wirst du die Leistung dafür herholen? Nicht aus zusätzlichem Personal (das hätte man auch bei CP schon gekonnt... aber kostet halt Geld), nicht aus besseren Arbeitsbedingungen (das kostet nur, verschlimmert die Sache mit den knappen Zeitplänen aber nur...), nicht aus längeren Entwicklungszyklen (denn das kostet erstens auch Geld und zweitens werden die Investoren irgendwann Druck ausüben, auch wenn du hundertmal hinterher in Interviews sagst, dass sie total unschuldig sind, weil du nun mal deine Geldgeber nicht in die Pfanne hauen kannst) - nein, du wirst einfach am Umfang sparen - denn den kannst du später nachliefern und verdienst nochmal Geld damit (Investoren lieben diesen Trick)... oder auch einfach ganz wegstreichen, wenn dir danach ist. Du wirst einfach alles wegschneiden, was bis zu "Milestone X" nicht "fertig" ist, denn andernfalls könnten dir deine Investoren wieder ans Bein pinkeln und das ist für dich viel gefährlicher als ein Shitstorm von deinen Kunden, der sich im Regelfall auch nachträglich etwas glätten lässt.
Hier klagt eben niemand, der sich von CP als "Produkt" betrogen fühlt, hier klagt jemand, der glaubt, CP hätte mehr einspielen müssen, wenn KUNDEN sich nicht betrogen fühlen würden und das Ding nicht einfach so wieder zurück geben könnten. In der Auswirkung auf die internen Prozesse von CDPR dürfte das einen sehr großen Unterschied machen und es darf sehr angezweifelt werden, dass der Ausgang am Ende etwas Positives aus unserer Sicht auf die Spiele als Spieler haben wird. Die Investoren klagen nicht, um CDPR in "Vertretung" für geprellte Kunden eins auswischen zu wollen, die Investoren klagen, weil sie eine Chance auf Geld sehen von dem sie glaubten, dass sie es sicher in der Tasche hatten und sich nun um einen Teil ihrer Kohle geprellt sehen - nicht mehr, nicht weniger.
Das ist kein "Ersatz" für die Kritik unzufriedener Kunden, das ist auch nicht der verlängerte Arm unzufriedener Kunden und es hat auch nicht einmal annähernd die gleiche AuswIrkung wie der Protest der Kunden, wenn sie CDPR wirklich, wie damals beispielsweise Hello Games, konsequent zur Rechenschaft ziehen (würden). DAS könnte wirklich zu besseren Spielen führen, anhaltend schlecht wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Öffentlichkeit dazustehen könnte wirklich für Verbesserungen sorgen. Eine Investorenklage? Nope - die hat eher die Chance, dass die Kunden noch mehr verarscht werden und/oder noch insgesamt schlechtere Produkte - nur eben ohne offensichtliche große technische Probleme - bekommen.
Und sind wir mal ehrlich: Ich weiß, manch einer hier will die Bude gern brennen sehen, aber glaubt hier wirklich jemand ernsthaft, dass Investorengruppen, die quasi direkt nach Release vor Gericht ziehen sich während der Entwicklung komplett raushalten, nur Schecks verschicken, ab und zu mal smalltalkig fragen "na, wie sieht es denn aus?" und den Entwicklern alle Zeit der Welt lassen? Ach, kommt... Ja, aber CDPR hat gesagt, es gab keinen Druck... versteh schon...