greenelve hat geschrieben: ↑17.11.2019 14:56Persönlich mag es gar nicht, wenn Gefühle mit Fakten untermauert werden, um sie sachlicher und allgemeingültiger klingen zu lassen. Wer Gefühle hat, sollte dazu stehen. Sie mit Fakten zu vermengen, um seinen Gefühlen mehr Gewicht zu verleihen, macht Gespräche und tatsächliche Faktenlage deutlich schwieriger. Denn dann lassen sich Fakten je nach Gefühl anpassen. Und wir erschaffen uns eine Wirklichkeit, wie wir sie im Augenblick haben wollen. Zudem kann man sich hinter Fakten verstecken, ohne das jemand dem eigenen Gefühl widersprechen kann.
Ganz genau. Ganz oft sind es Feigenblätter, hinter denen sich Menschen verstecken. Die Fakten werden aufgrund der Gefühle erst entsprechend gesucht und "frisiert". Das wird dann rational genannt. Das merkt man besonders, und da kommen wir aufs eigentliche Thema zurück, bezogen auf trans Personen, denen Menschen ja gern mit "biologischen Fakten" entgegen treten wollen, wenn sie z.B. Chromosomen ins Spiel bringen, die angeblich "klare Fakten" seien, warum jemand doch nicht das Geschlecht habe, dem er sich zugehörig sieht. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass viele von denen das auch wirklich so glauben, weil sich ihnen das in ihrer Logik so erschließt und weil sie sich ihr eigenes Geschlecht nie anders erklärt haben (nie mussten). Was diese Menschen dabei aber offenbar übersehen, ist dass ihre Chromosomen-Aussage einfach nicht das aussagt, was sie aussagen soll, wenn man sich näher mit Genetik und vor allem Epigenetik befasst. Es wird sich auf den Aspekt fokussiert, der einem gerade hilfreich ist. Wenn jemand sagt, das Empfinden sei maßgeblich, wird als Reaktion darauf Geschlecht auf simple biologische Marker reduziert, aber in anderen Fällen werden Männern und Frauen plötzlich ganz viele "unsichtbare" Eigenschaften zugeschrieben, die sie fundamental "in ihrem Wesen" unterschieden. Wer also schlicht nicht will, dass etwas anders ist als er es haben will, mit dem lohnt sich auch keine Diskussion.
greenelve hat geschrieben: ↑17.11.2019 14:56Und ich stimme dir auch über den Teil mit Priviligien zu. Die Welt ändert sich, "Minderheiten" werden gleichberechtiger behandelt und Teil des Mainstreams. Der einsame Cowboy, der für sich sorgt und die Welt beherrscht, ist nicht länger. Allein eine News wie hier über Trans*-Haupcharakter, erinnert an das schwindende Weltbild, im extremstem Fall das Recht und die Bedeutung der eigenen Existenz, und kann dadurch als Gefahr wahrgenommen werden.
Ja, hier geht es ja noch sehr gesittet zu und sehe bei der Mehrheit der Leute "das Herz am rechten Fleck", aber ich möchte nicht wissen, was bei den Amis gerade wieder abgeht und wie viele Fundi-Christen da wieder von Gottes Wille faseln und wie sich das alles dagegen richte, plus die ganzen Schimpfwörter, die dabei offenbar auch zum "guten Ton" gehören.
Doc Angelo hat geschrieben: ↑17.11.2019 15:17Die Hervorhebung ist von mir. Wenn man diesen Teil durch "unterpriviligierte Gruppen" ersetzt, macht es immer noch Sinn.
Ja, da gebe ich dir Recht. Im Grunde sind es einfach menschliche Eigenschaften, die da zutage treten. Es hätte theoretisch auch umgekehrt ein Matriarchat geben können, das sich Männer wie Sklaven hält und in denen Männer lediglich als kognitiv benachteiligte Arbeits- und Befruchtunsgdrohnen gesehen werden (wobei ich schon Gründe sehe, warum es das Patriarchat und nicht das Matriarchat zur Weltmacht geschafft hat). Schwarze wurden ja auch als Sklaven gehalten, waren oft körperlich stärker (weil man sie danach ausgesucht hat), aber kognitiv nicht wirklich unterlegen (das wurde nur behauptet). Am Ende geht es vor allem um Macht und dessen Erhalt. Genau so wie Konzerne ihre Macht auf Kosten von Arbeitnehmern, Umwelt und politischer Integrität erhalten und ausbauen. Ein Aufstand geht insofern immer von "unten" los und richtet sich gegen die Mächtigen. Der Rest ist dann einfach die Art und Weise, wie beide Seiten versuchen, ihre Ziele zu erreichen. Es wäre einfacher, wenn einfach alle diese Ziele auch offen kommunizierten, aber Verschleierung ist ja Teil der Taktik. Das hieße dann z.B., dass man es durchaus für legitim befindet, dass man andere Menschen unterdrückt und ausbeutet, um sich selbst darüber zu bereichern. Aber man kann wohl von Glück sagen, dass so eine Einstellung allgemein nicht mehr salonfähig ist. Und da kommen wir dann auch zum Thema Political Correctness. Wer ständig meint, etwas "ja wohl noch sagen zu dürfen" und PC für einen "linksgrünversifften" Maulkorb gegen die "Meinungsfreiheit" hält, der offenbart damit eigentlich nur, dass er Ansichten vertritt, die ich persönlich ein für alle Mal auf dem Müllhaufen der Geschichte sehen möchte.