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Ihr kennt das sicherlich - Da freut man sich schon seit Monaten wie ein Schnitzel auf ein bestimmtes Spiel und dann ist es soweit: Die ersten Reviews zu dem Spiel erscheinen. Natürlich ist die Neugierde groß, ob das Spiel laut den Reviews das hält, was es im Voraus versprochen hat und jeder denkt sich ja "genau dafür sind Reviews ja da". Nun aber schneidet das Spiel schlechter ab, als ihr es erhofft habt. Ihr seid enttäuscht und beschließt eventuell sogar das Spiel komplett von eurer Liste der Spiele, die ihr kaufen wollt, zu streichen. Dabei könnte euch aber ein persönliches Highlight entgehen. Schuld daran sind oft genug die Reviews selbst, die einem die Vorfreude teils komplett nehmen und das oft zu unrecht.
Warum ist das so?
Nun, in den letzten Wochen habe ich mir immer mehr Gedanken darüber gemacht und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Abneigung machte sich gegen aktuelle Reviews breit. Der Grund ist recht einfach: zu viel und zu harte Kritik. Dazu kommt auch meine eigene Erfahrung. Wie oben beschrieben ging es mir auch schon so, dass mir ein Review die Vorfreude stark genommen hat und ich Spiele so gar nicht gekauft habe oder erst wesentlich später. Und gerade bei den Spätkäufen stellte sich oft genug heraus, dass die meisten Kritikpunkte aus dem damaligen Review gar nicht angebracht, total überzogen waren oder sich nicht wirklich negativ auf den Spielspaß ausgewirkt haben.
Bei vielen Reviews zu wirklich guten Spielen sieht es so aus, dass man quasi das Spiel in seine kleinsten Bestandteile zerlegt. Auf die Art und Weise findet man immer irgendwelche Kritikpunkte, die nüchtern betrachtet teilweise sogar schon lächerlich klingen. So summieren sich die Kritikpunkte und der Leser bekommt den Eindruck, dass es sich hier mal wieder um eines von vielen Spielen handelt, die alles andere als perfekt sind und man an jeder Ecke was zu kritisieren hätte. Dazu kommt leider auch all zu oft noch, dass die Tester übertreiben und einen Kritikpunkt künstlich aufbauschen. Bei kommerziellen Seiten braucht man sich auch nicht wundern, denn gerade kritische Reviews ziehen die für sie wichtigen Leser an, dass aber auch immer mehr Fanseiten auf diese Art und Weise Leser anlocken ist wirklich nicht mehr schön.
Die Erkenntnis, dass es keine objektiven Reviews geben kann, ist zwar schön und richtig, aber deswegen sollte man nicht dem Trugschluss unterliegen, dass Tester dann ja auch nicht versuchen brauchen objektiv zu bleiben. So liest man dann öfters Reviews, die zwar vom Schreibstil sehr gut bei den Lesern ankommen, weil sie so schön mit Vergleichen und anderen Mitteln über das Spiel herziehen, aber so eigentlich nicht mehr Review genannt werden dürfen.
Wichtig für gute Reviews, damit einem Spieler wirklich kein gutes Spiel aufgrund eines nicht so guten Reviews entgeht, wäre, diese möglichst objektiv, also vor allem auch ohne die eigene Meinung mit einfließen zu lassen, zu schreiben und vor allem sollte es ein Tester nicht beim auseinander nehmen des Spiels übertreiben. Natürlich sollten Dinge erwähnt werden, die negativ sind, aber der Tester und Schreiber sollte auf dem Teppich bleiben und nicht dem Leser das Gefühl geben, dass es schlimmer zu sein scheint, als es wirklich ist.
Eines sollte ein Tester vor allem auch bedenken: richtig kritisieren will gelernt sein. Das sollte im Hinterkopf behalten werden, wenn man ein Review schreibt. All zu oft hat man nämlich beim lesen von Reviews das Gefühl, als wenn der Tester über das Ziel hinaus schießt und nicht mehr weiß auf was es bei einem Spiel wirklich ankommt: auf den Spielspaß.
Quelle: Kolumne: Das Review-Problem oder warum Kritik nicht immer gut ist