Kritik über kritische Reviews

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unknown_18
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Kritik über kritische Reviews

Beitrag von unknown_18 »

Ich will euch meine Kolumne zu dem Thema mal nicht vorenthalten (zumal das durchaus auch 4P trifft), könnte zwar auch nur einen Link setzen, aber das sähe nicht so gut aus. ;)

-------------------

Ihr kennt das sicherlich - Da freut man sich schon seit Monaten wie ein Schnitzel auf ein bestimmtes Spiel und dann ist es soweit: Die ersten Reviews zu dem Spiel erscheinen. Natürlich ist die Neugierde groß, ob das Spiel laut den Reviews das hält, was es im Voraus versprochen hat und jeder denkt sich ja "genau dafür sind Reviews ja da". Nun aber schneidet das Spiel schlechter ab, als ihr es erhofft habt. Ihr seid enttäuscht und beschließt eventuell sogar das Spiel komplett von eurer Liste der Spiele, die ihr kaufen wollt, zu streichen. Dabei könnte euch aber ein persönliches Highlight entgehen. Schuld daran sind oft genug die Reviews selbst, die einem die Vorfreude teils komplett nehmen und das oft zu unrecht.

Warum ist das so?

Nun, in den letzten Wochen habe ich mir immer mehr Gedanken darüber gemacht und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Abneigung machte sich gegen aktuelle Reviews breit. Der Grund ist recht einfach: zu viel und zu harte Kritik. Dazu kommt auch meine eigene Erfahrung. Wie oben beschrieben ging es mir auch schon so, dass mir ein Review die Vorfreude stark genommen hat und ich Spiele so gar nicht gekauft habe oder erst wesentlich später. Und gerade bei den Spätkäufen stellte sich oft genug heraus, dass die meisten Kritikpunkte aus dem damaligen Review gar nicht angebracht, total überzogen waren oder sich nicht wirklich negativ auf den Spielspaß ausgewirkt haben.

Bei vielen Reviews zu wirklich guten Spielen sieht es so aus, dass man quasi das Spiel in seine kleinsten Bestandteile zerlegt. Auf die Art und Weise findet man immer irgendwelche Kritikpunkte, die nüchtern betrachtet teilweise sogar schon lächerlich klingen. So summieren sich die Kritikpunkte und der Leser bekommt den Eindruck, dass es sich hier mal wieder um eines von vielen Spielen handelt, die alles andere als perfekt sind und man an jeder Ecke was zu kritisieren hätte. Dazu kommt leider auch all zu oft noch, dass die Tester übertreiben und einen Kritikpunkt künstlich aufbauschen. Bei kommerziellen Seiten braucht man sich auch nicht wundern, denn gerade kritische Reviews ziehen die für sie wichtigen Leser an, dass aber auch immer mehr Fanseiten auf diese Art und Weise Leser anlocken ist wirklich nicht mehr schön.

Die Erkenntnis, dass es keine objektiven Reviews geben kann, ist zwar schön und richtig, aber deswegen sollte man nicht dem Trugschluss unterliegen, dass Tester dann ja auch nicht versuchen brauchen objektiv zu bleiben. So liest man dann öfters Reviews, die zwar vom Schreibstil sehr gut bei den Lesern ankommen, weil sie so schön mit Vergleichen und anderen Mitteln über das Spiel herziehen, aber so eigentlich nicht mehr Review genannt werden dürfen.

Wichtig für gute Reviews, damit einem Spieler wirklich kein gutes Spiel aufgrund eines nicht so guten Reviews entgeht, wäre, diese möglichst objektiv, also vor allem auch ohne die eigene Meinung mit einfließen zu lassen, zu schreiben und vor allem sollte es ein Tester nicht beim auseinander nehmen des Spiels übertreiben. Natürlich sollten Dinge erwähnt werden, die negativ sind, aber der Tester und Schreiber sollte auf dem Teppich bleiben und nicht dem Leser das Gefühl geben, dass es schlimmer zu sein scheint, als es wirklich ist.

Eines sollte ein Tester vor allem auch bedenken: richtig kritisieren will gelernt sein. Das sollte im Hinterkopf behalten werden, wenn man ein Review schreibt. All zu oft hat man nämlich beim lesen von Reviews das Gefühl, als wenn der Tester über das Ziel hinaus schießt und nicht mehr weiß auf was es bei einem Spiel wirklich ankommt: auf den Spielspaß.

Quelle: Kolumne: Das Review-Problem oder warum Kritik nicht immer gut ist
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

Ich persönlich finde das andere Extrem, nämlich das übertrieben gute Testen von nicht so guten Spielen noch schlimmer und schädlicher. Wenn ein Testorgan ein gutes Spiel schlecht darstellt, so ist es dem kundigen User zumeist möglich, durch ein Studieren der betreffenden Forenbeiträge festzustellen, dass dieser Test nicht gerechtfertigt war, weshalb er sich das Spiel dann doch kauft, nur eben vielleicht eine kurze Zeit später. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Witcher Test der GS. Der Test war eine Katastrophe und in den Foren haben sich als Reaktion auf diese offensichtliche Inkompetenz viele User gemeldet, die das Spiel hatten und klar stellen, wie gut es eigentlich ist, woraufhin sich viele Leute, die das Spiel aufgrund des Tests zuerst nicht kaufen wollten, sich sich dann doch anders entschieden. So haben diese User zwar das Spiel ein oder zwei Wochen später gekauft, aber spielen konnten sie es dennoch.

Deshalb ist es schlimmer, wenn Spiele maßlos überbewertet werden. Viele User freuen sich auf ein bestimmtes Spiel und kaufen es dann auch, sobald sie ein gutes Review sehen. Einmal gekauft, ist der Schaden aber nicht mehr wiedergutzumachen und das Geld ist weg. Gute Beispiele hierfür waren die Tests von Gothic 3 in vielen dt. Magazinen und der Stalkertest der GS. Letzterer beschreibt ein anderes Spiel, als die meisten Leute gespielt haben, da sämtliche Kritikpunkte (die man eigentlich nicht übersehen konnte) schlicht und ergreifend ignoriert wurden. Sowohl im Text als auch im Wertungskasten. Da die Zeitschriften die Spiele oft vor allen anderen testen und viele User die angeblich guten Spiele am besten schon am Releasetag haben wollen, sind hier die Möglichkeit für die Community korrigierend einzugreifen deutlich geringer.

Noch ein paar Sätze zum Punkt Objektivität. Ein absolut objektiver Test ist natürlich nicht möglich. Dennoch sollte man sich klar machen, dass es kein anderes Medium gibt, in dem Tester auf so viele objektive Kriterien zurückgreifen können, wie das der Videospiele. Dinge wie Grafik, Steuerung, Balance, KI und Benutzerführung können relativ objektiv wahrgenommen werden. Die Tester sollten nur einmal dazu übergehen, diese halbwegs objektiven Kriterien bei allen Spielen gleich anzulegen, so dass eine zumindest geringfügig bessere Vergleichbarkeit gegeben wäre.
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Punisher256
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Beitrag von Punisher256 »

hoto erstmal respekt zu deinen beitrag :wink:

du hast schon recht mit der übertrieben harten reviwes z.b. burnout paradise 86% für mich is das spiel ein klarer 90er kanidat.was ich persönlich schlimm fande war die wertung zu kane and lynch ich wollte das spiel unbedigt dann habe ich die reviwes gelesen und dachte oh gott was für ein schrott. aber weihnachten hab ich es dann gekauft und ich finde das spiel is einfach cool diese wertungen wo es gab 60% oder noch weniger finde ich einfach lächerlich.

richter ich kenne ein spiel da wo ein spiel zu überschwinglich bewertet wurde.und zwar crysis mit 94% und gamestar bezeichnet es auch noch als bestes spiel der welt :lol:
Zuletzt geändert von Punisher256 am 14.02.2008 14:50, insgesamt 1-mal geändert.
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elCypress
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Beitrag von elCypress »

Gefällt mir sehr gut. Ich habe mich auch schon oft bei Vorschauen und auch Tests genau über das von dir beschriebene aufgeregt. Ein Spiel das meiner Meinung nach als gesamtes Konzept stimmig ist wird auf der Suche nach negativen Kleinigkeiten in einem Maße seziert das ich mich wirklich gefragt habe wem das denn noch etwas bringen soll.
Eine Antwort auf diese Frage kommt dann gerade bei Onlinetest sehr schnell durch die Kommentare der Leser/Poster die das Spiel aus reinem Prinzip nicht leiden können/wollen (weil ihnen die Zielplattform/Genre/etc icht zusagen) und eben diese Kleinigkeiten dankend aufnehmen um ihre völlig subjektiven und schon lange zeit vorgefestigten Meinungen unter dem Deckmantel der Objektivität zu verbreiten.

Anders gesehen ist es sicherlich nicht immer so einfach die Grenze zu ziehen, was ist wirklich noch relevant und wo geht es hin zum lächerlichen. Das diese Grenze eh stehts im Auge des Betrachters liegt macht die Sache nicht einfacher. Will man einen Großteil der Leser zufrieden stellen ist man wohl eher noch gezwungen immer etwas weiter zu gehen als man es vielleicht selber für notwendig erachtet weil man halt weiß das es auch Leser gibt die eine Betrachtung bis ins die kleinste Kleinigkeit wollen und das völlig ohne negativen Hintergedanken.

Als geneigter Leser liegt da wohl auch bis zu einem gewissen Maße eine Eigenverantwortung, man sollte Stellen die für einen selbst irrelevant sind schlicht weg überlesen bzw mit einem Lächeln abtun, dass das aber manchmal gar nicht so einfach ist weiß jeder dessen neues Lieblingsspiel schon mal im Kommentarthread von der große Masse der Kritiker anhand eben dieser völlig nebensächlichen Details zerrissen wurde.

Jetzt etwas ab vom Thema und speziell auch auf 4Players gerichtet würd ich gerne noch sagen das mir die eher etwas strikteren Bewertungen gut gefallen. Ich meine hier eher die finalen Punktzahlen und nicht das finden der kleinsten negativen Kleinigkeit.
Was man heutzutage in den meisten Magazinen, ob Print oder online, für Bewertungen raushaut ist in meinen Augen nicht mehr feierlich. Ein Spiel was unter die 90% kommt ist ja schon fast ne Gurke (früher wars eher so Setting/Genre passt, Wertung <= 80% und es war Top für mich) , andersrum kann ich auch einen Hang zu übertrieben kritischen Bewertungen feststellen bei durchschnittlichen Spielen die nicht so im medialen Mittelpunkt stehen. Fast so als wollte man die fehlende Kritik bei den wichtigen Titeln hier wieder aufholen.

4Players zeichnet sich da noch mit einer gewissen Härte bei den wichtigen Titeln aus und das finde ich gut, wenn es für diese Härte nötig ist in den Test auch auf die kleinste Kleinigkeit hinzuweisen nehme ich das auch gerne in kauf, ich überlese es dann einfach und rege mich über die ganzen "Trolle" auf die sich in so einem verlogenen Maße daran aufhängen ;P
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Jörg Luibl
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Re: Kritik über kritische Reviews

Beitrag von Jörg Luibl »

Hotohori hat geschrieben:Der Grund ist recht einfach: zu viel und zu harte Kritik.
Deine Kritik an der Kritik ist gut formuliert!

Aaaaaaber, du machst es dir etwas zu einfach. :wink:

Überleg mal: Deine These würde sicher auch Dave Perry unterschreiben, der die internationale Kritik am Matrix-Spiel als überzogen kritisierte. Und JoWooD. Und jeder andere Hersteller, der über zu niedrige Wertungen meckert. Aber wir sicher nicht. Wer einem Kritiker vorwirft, dass er zu stark kritisiert, der hat des Wesen der Kritik einfach nicht verstanden. :wink:

Wenn etwas in den letzten Jahren am Kiosk und Online gefehlt hat, dann war es der scharf formulierte Test, der auch auf das zeigt, was falsch läuft, der auch dann den Finger in die Wunde legt, wenn der Fan schreit. Warum gab es denn eine Wertungsinflation, in der schon eine 70 ein Verriss ist? Weil alle zu hart und zu viel kritisieren? Nein, weil alle über Jahre hinweg zu lasch und zu wenig kritisiert haben!

Man darf nicht vergessen: In jeder noch so harten Kritik steckt ja nicht Bosheit, sondern der Wunsch nach besseren Spielen. Den Miesepeterstiefel muss man sich als Magazin deshalb noch lange nicht anziehen: Wir feiern ja jeden Monat zig Spiele mit Gold- und einige mit Platinawards! Eine kleine, aber feine Gesellschaft an Top-Spielen.

Mit Friede, Freude & Fankuchen ist allerdings keinem geholfen. Deshalb backen wir die Tests weiter mit der nötigen Portion Detailkritik, die eben nicht jedem schmeckt.

Letztlich kommt es nur auf den eigenen Standpunkt an: Wenn ich Fire Emblem und rundenbasierte Strategie geil finde, dann spiele ich es auch mit einer 70%-Wertung, selbst wenn der Kritiker all die Fehler und Unzulänglichkeiten haarklein auflistet. Das ist sein Job. Das muss er tun. Das bringt den betreffenden Producer, Hersteller oder was auch immer vielleicht dazu, beim Nachfolger etwas besser zu machen.

Ob der Käufer aufgrund des vermeintlich zu harten Tests den Spaß daran verliert, so wie du es bei dir bemerkt hast, ist nicht das Problem des Kritikers, sondern ein psychologisches Problem des Käufers. Man will sein teuer erkauftes Baby einfach nicht "beschmutzt" sehen. Ist ja auch verständlich. Dann sollte man aber auch nur "official" Haus- und Hofmagazine lesen, die alles schönschreiben. :wink:
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

richter ich kenne ein spiel da wo ein spiel zu überschwinglich bewertet wurde.und zwar crysis mit 94% und gamestar bezeichnet es auch noch als bestes spiel der welt :lol:
Ich lese die GS nicht mehr, aber 94 ist natürlich zu viel. Die Wahrheit bei diesem Spiel dürfte wohl irgendwo zwischen der zu hohen Wertung der GS und der zu niedrigen von 4P liegen. Der Weltschnitt liegt glaube ich bei rund 90 und da gehört Crysis auch hin.

Überhaupt ist es ein Problem, dass man Tests von dt. Spielen kaum trauen kann. In dieser Hinsicht muss man 4P übrigens loben. Die hatten zwar auch ihre Ausreißer (Paraworld), aber im Verhältnis zu den Printmedien, die Titel wie G3, Spellforce 2 oder jetzt Crysis absurd hoch werten, ist 4P dt. Spielen gegenüber relativ fair.

@ Textchef

Die Wertungsinflation ist wirklich ein Problem. Als ich angefangen habe, Tests zu lesen, waren Spiele, die 80 oder mehr hatten, sehr gut bis fantastisch, Spiele über 90 sehr selten und absolut überragend (Super Mario World, Zelda 3 oder die großen Lucas Arts Adventures waren da solche Kandidaten) und Spiele zwischen 70 und 80 stellten für Leute, die dem betreffenden Genre auch nur halbwegs etwas abgewinnen konnten, immer noch eine klare Empfehlung dar. Diese Kriterien haben sich komplett verschoben. Mittlerweile gilt eine 87 für Halo 3 oder Crysis ja schon als Verriss. Wenn das so weiter geht, muss die Testskala bis auf 150 % oder so erhoben werden, damit man im oberen Wertungsbereich überhaupt noch differenzieren kann.

Ich empfehle in dieser Hinsicht übrigens mal allen Lesern, vor allen den jüngeren, mal hier reinzuschauen

http://www.kultpower.de/

Auf dieser Seite sind viele Artikel älterer Zeitschriften archiviert und man kann erkennen, wie selten früher 90+ Wertungen vergeben wurden und wie deren Anzahl im Lauf der Jahre immer größer wurde, was nicht allein an der Menge der Spiele hing.
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sinsur
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Beitrag von sinsur »

ich muss ehrlich sagen mir fehlt es hier an beispielen..weiss der mensch wovon er spricht oder sprechen ihn auch eher schlechte spiele an...ich beispielsweise fand kane and lynch viel besser als bewertet...ansonsten laufen mir eher zuviele überbewertete speile über den weg....nur rein final fantasy...der name verspricht wies aussieht 15% mehr
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4P|Bodo
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Re: Kritik über kritische Reviews

Beitrag von 4P|Bodo »

Hotohori hat geschrieben:Ich will euch meine Kolumne zu dem Thema mal nicht vorenthalten (zumal das durchaus auch 4P trifft), könnte zwar auch nur einen Link setzen, aber das sähe nicht so gut aus. ;)

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Ihr kennt das sicherlich - Da freut man sich schon seit Monaten wie ein Schnitzel auf ein bestimmtes Spiel und dann ist es soweit: Die ersten Reviews zu dem Spiel erscheinen. Natürlich ist die Neugierde groß, ob das Spiel laut den Reviews das hält, was es im Voraus versprochen hat und jeder denkt sich ja "genau dafür sind Reviews ja da". Nun aber schneidet das Spiel schlechter ab, als ihr es erhofft habt. Ihr seid enttäuscht und beschließt eventuell sogar das Spiel komplett von eurer Liste der Spiele, die ihr kaufen wollt, zu streichen. Dabei könnte euch aber ein persönliches Highlight entgehen. Schuld daran sind oft genug die Reviews selbst, die einem die Vorfreude teils komplett nehmen und das oft zu unrecht.

Warum ist das so?

Nun, in den letzten Wochen habe ich mir immer mehr Gedanken darüber gemacht und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Abneigung machte sich gegen aktuelle Reviews breit. Der Grund ist recht einfach: zu viel und zu harte Kritik. Dazu kommt auch meine eigene Erfahrung. Wie oben beschrieben ging es mir auch schon so, dass mir ein Review die Vorfreude stark genommen hat und ich Spiele so gar nicht gekauft habe oder erst wesentlich später. Und gerade bei den Spätkäufen stellte sich oft genug heraus, dass die meisten Kritikpunkte aus dem damaligen Review gar nicht angebracht, total überzogen waren oder sich nicht wirklich negativ auf den Spielspaß ausgewirkt haben.

Bei vielen Reviews zu wirklich guten Spielen sieht es so aus, dass man quasi das Spiel in seine kleinsten Bestandteile zerlegt. Auf die Art und Weise findet man immer irgendwelche Kritikpunkte, die nüchtern betrachtet teilweise sogar schon lächerlich klingen. So summieren sich die Kritikpunkte und der Leser bekommt den Eindruck, dass es sich hier mal wieder um eines von vielen Spielen handelt, die alles andere als perfekt sind und man an jeder Ecke was zu kritisieren hätte. Dazu kommt leider auch all zu oft noch, dass die Tester übertreiben und einen Kritikpunkt künstlich aufbauschen. Bei kommerziellen Seiten braucht man sich auch nicht wundern, denn gerade kritische Reviews ziehen die für sie wichtigen Leser an, dass aber auch immer mehr Fanseiten auf diese Art und Weise Leser anlocken ist wirklich nicht mehr schön.

Die Erkenntnis, dass es keine objektiven Reviews geben kann, ist zwar schön und richtig, aber deswegen sollte man nicht dem Trugschluss unterliegen, dass Tester dann ja auch nicht versuchen brauchen objektiv zu bleiben. So liest man dann öfters Reviews, die zwar vom Schreibstil sehr gut bei den Lesern ankommen, weil sie so schön mit Vergleichen und anderen Mitteln über das Spiel herziehen, aber so eigentlich nicht mehr Review genannt werden dürfen.

Wichtig für gute Reviews, damit einem Spieler wirklich kein gutes Spiel aufgrund eines nicht so guten Reviews entgeht, wäre, diese möglichst objektiv, also vor allem auch ohne die eigene Meinung mit einfließen zu lassen, zu schreiben und vor allem sollte es ein Tester nicht beim auseinander nehmen des Spiels übertreiben. Natürlich sollten Dinge erwähnt werden, die negativ sind, aber der Tester und Schreiber sollte auf dem Teppich bleiben und nicht dem Leser das Gefühl geben, dass es schlimmer zu sein scheint, als es wirklich ist.

Eines sollte ein Tester vor allem auch bedenken: richtig kritisieren will gelernt sein. Das sollte im Hinterkopf behalten werden, wenn man ein Review schreibt. All zu oft hat man nämlich beim lesen von Reviews das Gefühl, als wenn der Tester über das Ziel hinaus schießt und nicht mehr weiß auf was es bei einem Spiel wirklich ankommt: auf den Spielspaß.

Quelle: Kolumne: Das Review-Problem oder warum Kritik nicht immer gut ist
Hi Hotohori,

deine Kritik ist aus deiner Sicht sicher berechtigt. Aber ich sehe die Sache als kritischer Spielejournalist, als der ich mich begreife, nunmal ganz anders. Jörg hat ja schon einiges genannt, das ich auch unterschreiben kann. Und wenn wir es jemals bei 4P anders machens sollten, wäre ich der erste der gehen würde.;-)

Zwei Anmerkungen noch: Du möchtest, dass wir mehr objektive Berichte schreiben ohne eigene Meinung. Wie soll das gehen? Jeder Text -auch der noch so um Objektivität bemühte- ist doch letztlich subjektiv, sogar Behördenmitteilungen und Urteile. Texte werden nunmal von Menschen verfasst und die lassen bewusst oder unbewusst ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen einfließen. Wenn du das nicht nachvollziehen kannst, hast du leider nicht viel Ahnung von der Wirkung von Texten oder wie sie entstehen.

Alles andere als kritischer Journalismus ist mir persönlich ein Graus. Das gilt nicht nur für den politischen Reporter sondern auch für uns. Viel zu lange wurden von irgendwelchen Redaktionen Gefälligkeitgutachten für Spiele verfasst, die die Leser an der Nase herum geführt haben. Ob gewollt oder nicht sei mal dahingestellt. Da vermiese ich dir lieber deine Vorfreunde aufs nächste ach so tolle Spiel, als dich zu veräppeln und vielleicht noch zum verfrühten Kauf zu animieren. Du wärst uns sicher nicht dankbar, wenn wir das täten.

Gruß,
4P|Bodo
Norweger
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Beitrag von Norweger »

Eine interessante Diskussion bei der ich mich auch einmal einmischen möchte.

Viele Leute vergessen immer, dass ein Test kein abschließendes Urteil ist, sondern nur eine Richtlinie. Es ist ein subjektiver Test und das Ganze Testobjekt kann bei einem anderen Betrachter schon durchaus andere Züge annehmen.

Besonders unterstreichen möchte ich in diesem Zusammenhang auch Jörgs Äußerung. Er hat vollkommen recht, wenn er emint, dass niemand sein Nest beschmutzt haben möchte. Sei es nun bei PC-Spielen, Handys, DVD-Playern oder Autos - der Mensch versucht immer eine Art "Bestätigung" für das was er sich zugelegt hat. In diesem Falle wird er alles dafür tun möglichst gute Bewertungen zu lesen und wird schlechtere Wertungen kritisieren.

Auf der anderen Seite jedoch wird ein Mensch, der einen Artikel noch nicht Besitzt sich zuvor ausführlich informieren. Hierbei kann es selbstverständlich vorkommen, dass man eher auf die negativen Punkte achtet anstatt auf die positiven Punkte. In diesem Falle scheint der Mensch die berühmte Nadel im Heuhaufen zu suchen, was jedoch auch wieder ein vollkommen normales Verhalten ist. Schließlich möchte man für sein Geld ein möglichst gutes Produkt mit dem man zufrieden ist. In diesem Falle neigt der Mensch dazu negative überzubewerten und sich von ihnen abschrecken zu lassen.

Dementieren kann das definitiv niemand hier. Es ist ein typischer sozialpsychologischer Effekt ;)

Persönlich kann ich gerade mit diesem Hintergrundwissen nicht verstehen, weshalb manche sich immer so Aufregen ob z.B. ein Spiel nun 82% oder 88% bekommt. Die Skala geht von 1-100! Das individuelle befinden und die Gewichtugn der Kritikpunkte als auch die obigen psychologischen Effekte manifestieren sich nun einmal in dieser Bewertung. Ergo, nehmt eine Bewertung wie sie ist und hört endlich mit diesem bescheuerten Hadern bezüglich der Prozentpunkte auf! Ob old oder Platin Award ist ebenfalls unnötig.

Ich zumindest kann jedem empfehlen nicht nach den Prozenten zu schaun sondern eher nach dem Bewertungsbalken bei 4 Player. Da werden Spiele mit gut, sehr gut, ausgezeichnet bis hin zu mangelhaf und ausreichend angegeben. Perönlich halteich simple Noten von 1 - 6 wie in der Schule ohne + und - oder Komma Note am geeignesten. So erspart man sich den ganzen Bewertungsterz um ein paar Prozentpunkte und diese - man Möge mir das Wort hier verzeihen - "Schwanzlängenvergleiche" werden erheblich reduziert.

Zu guter Letzt noch ein Beispiel aus meiner Vergangenheit. Vielleicht erinenrt sich der eine noch an das gute alte erste Earth Spiel Namens Earth 2140. Es bekam damals in der PC Games unte 50%. Ich hatte es trotzdem gekauftund war begeistert. Letztendlich liegt es an jedem selbst ob er ein Spiel mag oder nicht. Zustimmen kann ich übrigens auch, dass die Bewertungen in den eltzten Jahren recht Inflationär sind. Ein Durchschnitt sollte noch jeden Genre Fan ansprechen, ein Ausgezeichnet nur verliehen werden, wenn es wirklich für alle eigentlich ein Musthave Titel ist - slebst wenn sie zum Beispiel mit RPGs nichts am Hut haben.

So long,

der Norweger

@Jörg: Wenn du weiter solche göttlichen Kommentare schreibst werde ich mich dafür insetzen, dass man dir in Vigelandsparken eine Statue baut ;)
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ThePlake0815
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Beitrag von ThePlake0815 »

@ Bodo:

Sorry, aber ich finde seine Kritik überhaupt nicht berechtigt... In der heutigen Zeit, wo so gut wie jeder Gamer aufschreit, dass man vom Staat vorgeschrieben bekommt, welche Spiele man spielen darf und welche nicht, kann er sich nicht hinstellen und sagen "Ihr habt mir das Spiel falsch vorgekaut!" Ich bin 100%, nein 1000% prozentig sicher, das nicht nur ein paar leser viele Reviews als absolut korrekt ansehen, andere stimmen nicht überein. Deswegen gibt es ja diesen berühmten Spruch "Geschmacker sind verschieden!" Sicherlich sollte der Verfasser eines Reviews so objektiv wie möglich sein, ABER AUCH AUTOREN VON GAMESWEBSEITEN SIND KEINE MASCHINEN!!!

Jeder Mensch hat eine eigene Sicht der Dinge und da kann man nicht sagen "Ihr habt mir die Vorfreude versaut!" Soll er sich doch in zukunft von dieser >>Spieletest<< Webseite fernhalten und selbst in die Brennesseln setzen!

Wenn ich sehe, vor wievielen Totalgurgen Ihr manch einen Spieler bewahrt habt, indem Ihr euch in die Höhle der Langeweile und Eintönigkeit gewagt habt...

Naja, ich steigere mich jetzt in was hinein, was total unnötig ist...


Hotohori würde einen SUPER GAMESPOT redakteur abgeben :lol:
Hardwareking
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Beitrag von Hardwareking »

völlig richtige kritik!! :Daumenlinks: :Daumenrechts:

ich möchte 4players an dieser stelle noch an den lächerlich crysis-test erinnern. bei gamespot war crysis das spiel der jahres 2007 und hätte meiner meinung nach 97% bekommen müssen... und was gibt 4players? lächerliche 87%!! omg!
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mosh_
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Beitrag von mosh_ »

Hardwareking hat geschrieben:völlig richtige kritik!! :Daumenlinks: :Daumenrechts:

ich möchte 4players an dieser stelle noch an den lächerlich crysis-test erinnern. bei gamespot war crysis das spiel der jahres 2007 und hätte meiner meinung nach 97% bekommen müssen... und was gibt 4players? lächerliche 87%!! omg!
Und weisst du was das lächerlichste ist? Das du das ernst meinst.

Im grossen und ganzen bin ich mit den Tests von 4players zufrieden(bis auf wenige Ausnahmen). Tests anderer Online-Mags stossen mir da schon eher auf :wink:
unknown_18
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Beitrag von unknown_18 »

@4P|T@xtchef:
Letztlich kommt es nur auf den eigenen Standpunkt an: Wenn ich Fire Emblem und rundenbasierte Strategie geil finde, dann spiele ich es auch mit einer 70%-Wertung, selbst wenn der Kritiker all die Fehler und Unzulänglichkeiten haarklein auflistet. Das ist sein Job. Das muss er tun. Das bringt den betreffenden Producer, Hersteller oder was auch immer vielleicht dazu, beim Nachfolger etwas besser zu machen.
Dann schreibt ihr die Reviews also doch eher für die Entwickler als für eure Leser. ;) Das könnte man jedenfalls da raus lesen. Natürlich kann man jetzt auch argumentieren, dass das ja im Endeffekt auch dem Leser zu gute kommt, wenn das nächste Spiel besser wird.

Ich wollte mit der Kolumne ja nun jetzt auch nicht sagen, dass Kritik überhaupt nicht angebracht ist. Mir ging es hier eigentlich allein um die überzogene Kritik, das ist in der Kolumne wohl leider nicht so wie gewünscht rüber gekommen. Natürlich muss man kritisieren, nur sollte man vor lauter kritisieren nicht dazu verfallen es damit zu übertreiben und da hatte ich teilweise schon etwas das Gefühl. Dachte schon einige male "jetzt fehlt nur noch, dass der Programm Code selbst unter die Lupe genommen wird und kritisiert wird".

Schönschreiben von Spielen finde ich natürlich genauso wenig toll, aber das ist im Grunde genau das Gegenteil von dem was ich kritisieren wollte. So wie bei manchen Reviews z.B. die Grafik übertrieben gelobt wird, so wird eben bei manchen Reviews die Grafk übertrieben kritisiert und ich finde eben beides nicht in Ordnung. Es ist schön, wenn man das eine Extrem nicht haben will, aber man sollte auch aufpassen nicht ins andere Extrem zu verfallen. Das jetzt nur so allgemein, ohne ein bestimmtes Review im Auge zu haben.


@4P|Bodo:
Zwei Anmerkungen noch: Du möchtest, dass wir mehr objektive Berichte schreiben ohne eigene Meinung. Wie soll das gehen? Jeder Text -auch der noch so um Objektivität bemühte- ist doch letztlich subjektiv, sogar Behördenmitteilungen und Urteile. Texte werden nunmal von Menschen verfasst und die lassen bewusst oder unbewusst ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen einfließen. Wenn du das nicht nachvollziehen kannst, hast du leider nicht viel Ahnung von der Wirkung von Texten oder wie sie entstehen.
Doch doch, das kann ich schon nachvollziehen und ich hätte das im nachhinein vielleicht auch etwas anders formulieren sollen. Im Grunde meinte ich lediglich das, was ich eh schon geschrieben hatte:

"Die Erkenntnis, dass es keine objektiven Reviews geben kann, ist zwar schön und richtig, aber deswegen sollte man nicht dem Trugschluss unterliegen, dass Tester dann ja auch nicht versuchen brauchen objektiv zu bleiben."

Damit meinte ich einfach, dass man nur weil man ja eh keine objektiven Texte schreiben kann deswegen nicht erst recht jede Menge subjektives einbauen sollte. Ein Stück weit Objektivität sollte ja machbar sein. Wie ein Review aussieht, bei dem alle Objektivität außen vorgelassen wird, sieht man ja auch bei euren Reviews von Spielen, die total verrissen werden, weil sie schlecht sind. Dort wird dann schon mal ordentlich ausgeholt und Vergleiche mit anderen Spielen angestellt, um das getestete Spiel noch weiter runter zu ziehen.

Zum Beispiel so was:
Auslöser für die Kolumne war ein Review zu dem DS Titel Yu-Gi-Oh! GX Card Almanac auf PlanetDS.de. Hier wurde u.a. geschrieben:

"...sowie die statische Schriftart, welche man eher auf den allerersten Farbhandys erwartet hätte."

Bei dem Titel handelt es sich um ein Nachschlagewerk (unter 20 Euro mit 3 limitierten offiziellen Karten), also mit viel Text und wer sich mal die Bilder in unserer Datenbank ansieht, dem dürfte auffallen, dass die Schrift sehr gut zu lesen ist und nur darauf kommt es bei einer solchen Software an. Hier wird aber vom Schreiber die Schriftart schlecht gemacht und gar Vergleiche gemacht, um die Kritik noch schärfer ausfallen zu lassen.
Um derart übertriebene Kritik ging es mir eben hauptsächlich.

P.S. das war eben auch eine sehr spontane Kolumne von mir. So schreibe ich meiste meine Kolumnen und im nachhinein finden sich dann immer wieder Punkte, die ich anders hätte schreiben sollen. Da muss ich zukünftig mal mehr drauf achten.
unknown_18
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Beitrag von unknown_18 »

Achja, eines will ich an dieser Stelle auch noch los werden (daher extra Post):

Mir ging es hier rein um den Review Text, NICHT um die Endnote.


Aber es stimmt, während früher 80er Noten schon Top Wertungen waren, sind das heute 90er Noten. Man könnte also sagen alles ist um 10% nach oben gewandert und ich wette die Hauptschuld tragen die Magazine, die mit Traumwertungen Leser locken wollen und damit die Wertungssysteme kaputt machen.
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

Ich bleibe dennoch dabei: Lieber zu viel als zu wenig Kritik. In Anbetracht von Spielen, die 45 bis 50 neu auf dem PC und 59 bis 69 neu auf den Konsolen kosten, sind Tests, die zu wenig Kritik üben schon beinahe unverantwortlich.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich der ganze Wertungsstandard wieder nach unten verschieben würde, so dass die Toptitel schon bei 80 beginnen, so wäre eine vernünftige Ausdifferenzierung deutlich besser möglich. Außerdem wäre es nett, wenn man immer einen deutlichen Zusammenhang zwischen Text und Wertungskasten sehen würde. Hoto hat ja schon ein Beispiel genannt, ich will noch eines nennen, nämlich den PC Games Test von NFS Pro Street. Da wurde seitenlang geschimpft und am Ende steht da eine 80. Da fragt man sich ernsthaft, was ein Spiel erst anstellen muss, um eine Wertung unter 70 zu erhalten.