yopparai hat geschrieben: ↑20.01.2022 09:59
Ich finde das ehrlich gesagt vom Prinzip her weniger verwerflich, als wenn man einer Fremdfirma einfach nen Sack Geld hinwirft um deren Produkte von den Konkurrenzplattformen wegzuhalten, denn dabei übernimmt man im Gegensatz zum Kauf eines Unternehmens weder die Verantwortung für die Mitarbeiter, noch das Risiko, dass das nächste Spiel ein Flop wird. Aber wie gesagt, Moral ist da leider eh der falsche Maßstab.
Insgesamt betrachtet denke ich, dass MS damit noch weit davon entfernt ist, so etwas wie eine Monopolstellung zu haben. Das seh ich aktuell mit Actiblizz noch nicht. Heißt nicht, dass das nicht noch kommen kann, aber im Moment ist der Abgesang auf die PS echt noch ein bisschen früh. Zumal wir gerade aus einer Generation kommen, in der Sony aus der mit Abstand stärksten Position hervorgekommen ist, wenn wir mal nur die klassischen stationären Heimkonsolen betrachten.
Es wird auch zu viel aus der Perspektive heraus argumentiert, Microsoft und Sony ständen in einem direkten Wettbewerb. Es gibt eben nicht mehr den klassischen Konsolenmarkt, wo es um Stückzahlen geht. Microsoft hat eine völlig andere Richtung eingeschlagen, weg vom rein "Konsolen" bezogenen Geschäft. Dort werden sie langfristig mit Amazon, Apple oder Google konkurrieren, nicht aber mit Sony. Das heißt, falls Sony nicht irgendwann einen ähnlichen Weg einschlägt. Sony ist bis dato ein reiner, klassischer Konsolen-Anbieter, denen es wichtig ist, Day1 und kurz nach Release von Spielen, den maximalen Profit mit diesen Spielen zu generieren. Das ist bei Microsoft völlig anders. Die Spiele sind mitunter langfristige GaaS Geschichten, welche Spieler dazu bringen sollen, langfristig ihre Services zu nutzen. Deswegen macht die ganze Vergleicherei da auch eigentlich keinen Sinn mehr, egal ob man jetzt von Konsolen Stückzahlen oder sogar Exklusivspielen ausgeht. Dieses "Mein Haus, mein Auto, meine Exklusives" ist ne Denke aus der Steinzeit.
Man kann gerne romantisieren, warum das Vorgehen von Sony moralisch besser sein soll, aber es gibt halt auch andere Geschichten dazu.
Etwa als Sony einst Sega aus dem Markt verdrängt hat, indem sie offensive eine Strategie gegen Sega gefahren sind, obwohl der Dreamcast objektiv die bessere Konsole als eine PS2 gewesen ist. Sony war es auch, die Nintendo über Jahrzehnte die Exklusives vor der Nase weggekauft haben, als Nintendo zu N64 Zeiten drauf und dran war, die PS1 wieder einzuholen. Über Nacht hat man aggressiv die Preise gesenkt und dicke Exklusivdeals mit Squaresoft und Konami ausgepackt, Firmen die damals eigentlich seit Jahrzehnten mit Nintendo eng zusammengearbeitet hatten. Sony hat über Jahrzehnte eine Verdrängungs-Strategie gefahren, um ihre Marktführerschaft zu halten.
Sony war es zuletzt, die einen Exklusivvertrag nach dem anderen aufgezogen haben, um eben Microsoft keinen Meter Raum mehr zu gewähren. Street Fighter, Final Fantasy usw. Das waren alles über Jahrzehnte Multiplattform-Serien. Nintendo hat es da tatsächlich etwas besser gehabt, denn die haben rechtzeitig auf ihre Eigenmarken gesetzt und die Erfolgsformel geändert. Anstatt wie früher (NES, SNES) die Thirds zu binden, hat man sich unabhängig aufgestellt, und damit eine gewisse Resilienz gegen Sonys Marktpositon aufgebaut. Ansonsten wäre Nintendo, genau wie Sega einfach als Konsolen Hersteller verschwunden.
Aber ja, nachdem sie quasi mit dem Rücken zur Wand standen, hat Microsoft ebenfalls die eigene Strategie geändert. Nicht nur wie man schnell und effektiv Boden gut macht, sondern einen komplett anderen Markt anstrebt als einen klassischen Konsolen Markt. Am Ende haben sie eben angefangen, die Offensive von Sony zu kontern, indem man nicht mehr rein exklusive Verträge abschließt, sondern strategisch entscheidende Marktteilnehmer direkt übernimmt. Praktisch ist es die exakt gleiche Strategie, nur etwas endgültiger. Rein moralisch sehe ich da keinen Unterschied. Die Strategie war die gleiche wie bei Microsoft. Marktteilnehmer verdrängen, indem man Exklusivität erschafft. Microsofts Waffe ist dabei ihr Kapital. Sony hatte es schlicht einfacher, denn sie sind direkt zum Marktführer aufgestiegen, da die damals bisher dominanten Hersteller Sega und Nintendo, einfach mit so einer aggressiven Expansion nicht gerechnet hatten. Sony sind reihenweise Entwickler in die Hand gefallen, denn Naughty Dog und viele andere, gab es ja schon zuvor. Sony hat es damals einfach verstanden, andere Firmen von ihrer Strategie zu überzeugen, und eigennützig an sich zu binden, um ihre damaligen Mitbewerber zu schwächen.
Es war auch der Grund warum Microsoft damals überhaupt in den Konsolenmarkt eingestiegen ist, um eben die völlige Dominanz von Sony zu verhindern. Denn diese hatte man beim Konzern aus Redmond hervorgesehen. Damit wäre auch tatsächlich das entstanden, wovor einige hier jetzt gebetsmühlenartig warnen: Ein Monopol. Aber nur um das klarzustellen. Natürlich hat Microsoft die Bühne dann nicht zum Wohle der Menschheit betreten, sondern um eine eigene Schwächung als Techkonzern abzuwenden, indem man Sony nicht so groß werden lässt, wie die es gerne gehabt hätten. Und Sony war mit der PS2 auf gutem Weg dahin.
Das sind beides jetzt keine Unternehmen, die aus Moral oder Ethik in den Spielemarkt eingestiegen sind. Die haben beide Interessen was Marktmacht und Profite angeht. Diese stehen über allem anderen. Wäre es anders, würde auch Sony respektieren, das es Multiplattform Titel gibt, die schon immer Multiplattform waren, aber genau dies tun auch sie nicht. Denn der gesamte Spielemarkt ist denen genau so egal wie Microsoft. Ihnen geht es bei jedem Deal nur darum, ihre eigene Dominanz zu sichern. Der Unterschied zu Nintendo wäre nebenbei, dass anders als Microsoft und Sony, Nintendo vor allem das eigene Überleben sichern musste. Hätte Nintendo den ganzen Markt gewollt, hätten sie nicht auf Eigenmarken gesetzt, sondern die Strategie von Sony gekontert. Die haben zumindest rechtzeitig erkannt, das ein solches Unterfangen zum Scheitern verurteilt wäre, da man am Ende mit Techkonzernen konkurrieren würde. Daher war die Entscheidung einen eigenen Markt zu erschaffen, wo man außer Konkurrenz arbeitet, auch die Beste Entscheidung überhaupt. Netter als die anderen sind sie deswegen auch nicht, aber sie haben einfach eingesehen, das sie einen Kampf gegen Techgiganten nicht gewinnen können.