Ja, aber. Trotzdem muss man da auch wieder genau hinsehen. Den Unterschied macht für mich ob man einen Charakter hat, der einem Klischee entspricht (oder auch nur zum Teil), oder ob man eine ganze Gruppe von Menschen versucht zu charakterisieren und abzustempeln.VaniKa hat geschrieben: ↑12.03.2021 11:03Klar, jetzt hast du hier bestimmt lediglich ein paar harmlose Beamten- oder Politikerwitze im Kopf, die man auch beim Karneval bringen kann. Es gibt aber auch noch andere Beispiele. Stell dir vor, jemand skizziert in seinem Buch "Zigeuner" als eben jene Gruppe, die immer irgendwie als zwielichtige Gauner agiert. Schwarze werden als faule Taugenichtse oder als starke Hulks ohne Hirn beschrieben. Frauen werden als launische "PMS-Monster" dargestellt. Oder eine Feministin kommt vor, die vor allem über Männerhass definiert wird. Eine trans Frau wird dann wie ein Crossdresser, dem es nur um Schminke und Kleider geht, beschrieben, mit einem Fokus auf männliche Gesichtszüge und breite Schultern. Nur mal so wahllos in den Topf gegriffen. Solche Vorurteile und Klischees sind akut schädlich für die jeweiligen Gruppen. Und ja, sie beleidigen, vor allem über ihre Schädlichkeit. Denn wie gesagt, das passiert alles nicht im luftleeren Raum. Es hat Auswirkungen. Und es hat auch Auswirkungen, wenn so etwas unangefochten bleibt und damit implizit gesellschaftlicher Konsens wird (bei entsprechender Reichweite). Man hat beispielsweise schon experimentell nachgewiesen, dass das Klischee von der "dummen Blondine" geglaubt wird. Die Leute hätten das alle nicht direkt bestätigt, dass sie so etwas glauben, aber man hat es ihnen nachgewiesen. Das nistet sich ein und wirkt dann unterschwellig. Wenn man also anderen nicht schaden will, beteiligt man sich nicht an der Perpetuierung solcher Vorurteile und Klischees.Khorneblume hat geschrieben: ↑12.03.2021 10:39Vorurteile und Klischees sind für dich gleichbedeutend mit Beleidigungen?
Ich kann ja durchaus einen sehr starken, großen, schwarzen Charakter haben, eben so einen Hulk, wenn ich daneben auch andere schwarze Charaktere haben, die nicht dem Klischee entsprechen und in ihren Eigenschaften unterschiedlich sind. Das Problem würde ich dann eher sehen wenn alle meinen schwarzen Charaktere einem Klischee entsprechen. Das gilt auch für alle anderen von dir aufgeführten Beispiele, ich kann ja eine männerhassende Feministin in meinem Werk auftauchen lassen, wenn ich daneben auch andere Frauenfiguren habe, z.B. auch als Kontrapunkt eine aufgeklärte, heterosexuelle Feministin, die in einer Beziehung mit einem Mann lebt, und dann genau das Klischee wieder aufhebt. Ich finde das Spielen mit den Klischees, und besonders dann mit der Erwartungshaltung, als ein sehr spannendes und interessantes Element in vielen Filmen und Serien. Also man entwirft einen Charakter der einem Klischee entspricht, um ihn dann in der Charakter-Entwicklung aus vielen anderen Facetten zu zeigen um am Ende das Klischee wieder aufzuheben und dem Zuschauer aufzuzeigen das man genau hinsehen muss und nicht vorschnell oberflächlich urteilen sollte. Durchaus legitim.