Darkdepths hat geschrieben: ↑11.09.2020 13:29
@Avoir_Honte
Sehe ich anders.
Bei einem Kingdom come Deliverance zum Beispiel war die geforderte Diversität ganz klar Fehl am Platz.
Ich tue mich auch schwer mit diesen sogenannten Experten die dann das Schreiben übernehmen sollen, wohin das geht sieht man meiner Meinung nach schön bei einigen Marvel Comics.
Es gibt aber auch ein anderes Thema was für mich problematisch ist. Darf man die LGBTQ+ Charaktere in den Spielen wie jeden anderen behandeln ohne das es einen Aufschrei gibt?
Darf ein LGBTQ+ NPC ein Antagonist oder einfaches Arschloch sein? Darf ich den Charakter als Spieler schlecht behandeln? Oder wird er kurzum in Watte gepackt?
Ich hatte so ein Beispiel gebracht bei einem Ähnlichen Thema im Gamestar Forum bevor ich meinen Account dort gelöscht hatte (furchbare Moderation dort imho).
Wenn ich bei Pillars of Eternity meinen Eothas Priester spiele dann bin ich freundlich, spiele ich aber meinen arroganten bösen Magier dann möchte ich die Freiheit haben diese Charaktere wie Dreck zu behandeln (wie jeden anderen im Spiel auch).
Das ist nur ein einfaches Beispiel und vielleicht bin ich zu negative aber momentan fürchte ich das das Ganze einfach nicht richtig gemacht werden würde.
Kingdom Come: Deliverance ist doch ein gutes Beispiel. Gerade ein historisches Spiel hat doch die Aufgabe auf Menschen ausserhalb des heteronormativen Spektrums aufmerksam zu machen (v.a. wenn es sich um ein 70h Spiel handelt) - schliesslich gab es die auch schon dazumals. Und im Spiel kommen auch bspw. drei schwule Männer vor. Ob das schlecht oder gut umgesetzt wurde, das wäre wohl eine andere Diskussion.
Bei Marvel kenne ich mich nicht aus, aber wenn man mit queeren Thematiken zu tun hat, muss man sich doch auch darin auskennen. Wenn ich einen Krimi, der von einem Bankraub handelt, schreibe, muss ich doch wissen wie bspw. die Alarmsysteme von Banken funktionieren oder wie Bankräuber in etwa vorgehen - dann recherchiere ich. Und wenn ich als Mann, der noch nie wirklich was mit Frauen zu tun hatte, aber als Hauptcharakter eine Frau habe, kann das doch nur ohne externe Hilfe ein klischeebeladener Reinfall werden. Gleiches mit LGBTQ+ Personen. Will ich eine in meinem Spiel, lasse ich mir doch von jemandem sagen, der/die sich darin auskennt, ob sie gut geschrieben ist.
Natürlich dürfen BIPoCs oder Queers böse sein. Es stellt sich nur die Frage (wieder), ob damit Klischees bedient werden und ob das Spiel den Spielenden damit für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie oder Transphobie eine Steilvorlage anbieten. Wenn nicht, gerne.
SethSteiner hat geschrieben: ↑11.09.2020 14:25
Avoir_Honte hat geschrieben: ↑11.09.2020 12:17
Es ist nun mal so, dass sich BIPoC und LGBTQ+ Leute in Film, Buch und Spiel nicht repräsentiert fühlen, dass sie sich z.B. als Kind nie so sehr mit einer fiktiven Figur identifizieren konnten wie Personen, die der Norm entsprechen. Warum sollte es nun falsch sein eine gewisse Diversität einzufordern? ^^
Weil es kontraproduktiv ist. Nehmen wir doch mal LGBTQ+. Keine Ahnung ob du dich in der eher aktivistischeren Szene auskennst aber da gibt es beispielsweise soetwas wie Kritik an pinkwashing. Wenn ich etwas einfordere und dann eine Firma auf den Tisch haut und sagt, "so unser neues Fantasyspiel braucht ne Tucke, damit die Schwuchteln auch unser Spiel kaufen", ist niemanden gedient. Dann hast du einfach nur die nächste stereotype Figur, deren einziger Sinn und Zweck der eines Tokens ist, der dem Image der Firma helfen und Verkaufszahlen boosten soll. Wohlbemerkt, das bezieht sich jetzt auf deine Formulierung des einforderns. Etwas anderes ist es sich gehör zu verschaffen und die Nachfrage zu äußern. Nicht, dass das nicht auch zum selben Ergebnis führen kann aber die Drucksituation ist natürlich eine andere zwischen "das hier MUSS passieren" und "es wäre nett, wenn....".
Ansonsten ist es nicht mehr als eine Behauptung, dass sich angeblich diese Personengruppen (die wohl auch nie einer fragt, ob sie es so toll finden so lieblos in Akronymen zusammengeklatscht zu werden) nicht repräsentiert fühlen oder nicht identifizieren können. Nicht, dass das nicht tatsächlich ein Gefühl sein kann, nicht dass man nicht an Darstellung ruhig was ändern kann. Nur für alle Menschen zu sprechen und zu generalisieren passt nicht, vor allem wenn man ihnen quasi unterstellt ihre Hautfarbe oder sexuelle Orientierung sei für sie so wichtig, dass sie Probleme mit der Identifizierung hätten, wenn ein Charakter eine andere Hautfarbe oder Orientierung hätte. Der Mensch hat ja viele Facetten, die ihn ausmachen und definieren. Nicht zuletzt kann man auch Spaß mit etwas haben, ohne sich mit etwas zu identifizieren oder repräsentiert zusein. Zumindest ersteres ist natürlich schwieriger, da sobald mehr als zwei Personen irgendwo auftauchen, man vermutlich unheimlich oft einen Bezugspunkt finden kann aber letzteres dürfte schon öfter vorkommen.
Wie gesagt, heißt nicht, dass nicht mehr gemacht werden dürfte/könnte/sollte aber bestmöglich ist das eben, wenn nicht jemand sagt "die fordern das also bauen wir das jetzt ein!", sondern jemand sich sowas denkt wie.. nehmen wir Crusader Kings III, wo es schon eine afrikanische Map gibt und diese ausbaut und verfeinert, sich mit den Kulturen der Epoche beschäftigt und darauf basierend eben auch tolerante Gesellschaften einbaut. Oder wenn jemand in einem RPG lieber zwei Charaktere weniger einbaut, der eine schwule Elf sich dann aber nicht nur durch seine sexuelle Orientierung auszeichnet, sondern eben ein komplexer Charakter ist, dessen sexuelle Orientierung eine Facette darstellt. Kurzum, der Fokus sollte nicht nur das abhaken von Check-Listen sein, um eben dieser Checkliste wegen. Und um dem entgegenzuwirken muss man diese Check-Liste nicht wiederum bei der Einstellung zücken und einen möglichen Mitarbeiter auf ein Merkmal seiner Existenz zu reduzieren.
Stimme zu, dass das Einfordern als Begleiterscheinung auch Pinkwashing hervorruft. Dennoch glaube ich, dass ein aktives Fordern zielführender ist als ein passives "es wäre nett wenn". Am besten wäre es, finde ich, wenn die Überzeugung der Entwickler für eine inklusive Spieleentwicklung von ihnen selbst kommt. Aber da sind wir noch nicht. Und wie das Beispiel Ubisoft zeigt, wird das auch nicht gefördert.
Es gibt durchaus eine Diskussion zur Selbstbezeichnung der Community und einzelner Personengruppen. Das sieht man auch an der Veränderung des Akronyms LGBTQ+, das sich über die Jahre geändert hat und immer noch ändert.
Der Generalisierung der Community sollte man sich immer bewusst sein, das ist so. Aber ist das unvermeidlich, um ein Anliegen anzubringen und etwas zu verändern. Es stimmt, man kann sich auch über andere Dinge identifzieren. Aber wenn ein doch wichtiger Teil seiner selbst (Aussehen, Sexualität) nie oder schlecht behandelt werden, kann man sich schnell ausgeschlossen fühlen (wie z.B. Schwarze Personen, Stichwort othering) und einen Teil seiner Identität weniger gut reflektieren.
Beim Checklisten-Beispiel bin ich bei dir, aber ich denke, dass man dem am besten entgegenwirken kann, wenn die Mitarbeiterschaft eine gewisse Diversität aufweist (und dann auch übrigens bessere Geschichten und Welten entstehen, weil mehr Ideen im Raum sind). In Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung/Identität etc. Dass ein Indie-Entwickler-Studio von drei weissen cis-het-dudes solche Themen nicht behandeln darf/kann/soll, will ich damit aber nicht sagen, man muss einfach wissen bis wohin die eigenen Kompetenzen gehen und diese bei Bedarf durch Recherche oder Einbezug einer externen Person, die sich darüber auskennt, ausweiten. Das meine ich auch zu allen anderen Themen. Aber dass ein Player wie Ubisoft ein gewisses Mass an Diversität sorgen sollte, versteht sich doch von selbst. Die haben 16 000 Mitarbeiter. Da wäre es doch komischer, wenn alle davon weiss, hetero und cis wären. Oder nicht?