Der Chris hat geschrieben: ↑20.07.2020 18:22
Ganz so leicht würd ich es mir nicht machen. Du hast in der Hinsicht recht, als dass sich viele Leute in diesen Argumentationen verstricken, dass jeder irgendwie ein Idealbild von seinem Lieblingscharakter und seinem Handlungsverlauf ausmalt. Was aber oftmals in diesen kleinlichen Diskussionen durchkommt aber selten mal wirklich artikuliert wird, weil alle auf den Mikrokosmos (mutmaßliche Gedankenwelt eines Charakters) konzentriert sind, ist die Tatsache dass das eine Auswirkung auf das Gesamtkonstrukt hat. Du hast recht wenn du sagst, dass dieses ganze "Wünsch dir was" der Fans nichts bringt und dass kritisiert wird, wenn etwas nicht den Wunschvorstellungen der Fans entspricht. Aber tatsächliche Drehbuchschwächen darf man schon thematisieren.
Die Konstruktion einer Story ist ja nicht reine Beliebigkeit. Es gibt Systematiken wie Set-up und Pay-off, man kann seine Story klassisch nach 3 Akten strukturieren und vor allem hast du in fiktiven Geschichten auch immer ein Regelwerk etabliert, an das du dich als Autor auch halten musst, wenn du es einmal aufgestellt hast...sonst führst du am Ende deine gesamte Geschichte ad absurdum.
Der Kern der Kritik an GoT zum Beispiel (wenn man es mal etwas aggregiert) ist im Endeffekt, dass diese ganze Serie extrem viel Set-up hat, es nimmt sich sehr viel Zeit die komplette Welt und ihre Regeln zu etablieren und dass auf den letzten Folgen dann einfach die Hälfte davon über den Haufen geworfen wird. Das Frustmoment der Fans kommt dann, wenn auf den letzten Metern quasi die Relevanz von 7 vorangegangenen Staffeln wieder negiert wird. Viele Dinge bekommen gar kein Pay-off andere Sachen werden dagegen wieder zurückgedreht. Das sind dann einfach Drehbuchschwächen und das hat auch nichts mit irgendwelchen Egos oder sonst was zu tun. Ich denke halt nicht, dass man als Zuschauer irgendwie in der Pflicht ist sich eine schlecht geschriebene Story reinzuziehen und im Kopf was Sinnvolles daraus zu machen und irgendwelche Dinge in die Story reinzugeheimnissen, die nie etabliert wurden.
Was soll zum Beispiel am Ende von TLoU2 passiert sein was Ellies Sinneswandel herbeigeführt hat? Sie hat einen Joel Flashback und das hat genau was zu bedeuten? Das ist dann zum Beispiel der Punkt wo dann die ganzen Fan-Theorien ins Spiel kommen und anfangen über Ellies Gedankenwelt zu spekulieren. Da müssen die Leute dann erst kommen und versuchen irgendwie einen schlauen Gedanken in diesen Twist hereinzuinterpretieren. Sorry, aber das ist dann nicht gut geschrieben.
Du musst natürlich nicht in 3 Akten arbeiten, du musst auch nicht deine komplette Story an Set-up und Pay-off entlanghangeln. Aber sagen wir mal so...wenn du nicht gerade David Lynch bist, dann bist du gut beraten zumindest Elemente aus diesem kleinen 1-mal-1 zu berücksichtigen.
Dieses "hat <Franchise XY> kaputt gemacht" ist natürlich eine überdramatisierende Fanreaktion, aber eine die den Leuten mMn absolut zusteht, sofern sie einen validen Punkt machen können. Storys kann man schon analysieren und man mag dabei Sachen finden, die einfach nicht gut sind. Ich seh kein Problem damit das auch anzusprechen.
Oh, ich habe es mir in der Hinsicht ganz absichtlich sehr einfach gemacht, keine Frage.
Ich wollte in erster Linie einen Gegenpol zu den überdramatisierten Fanreaktionen zeigen.
Ich stimme Dir vollkommen zu, allerdings ist es für mich schon so, dass ich wenig bis kaum emotionale Bindungen zu den "gebliebten" Marken habe, die mich oftmals schon seit meiner Kindheit begleiten.
Sei es nun Filme wie Star Wars, Bücher wie Game of Thrones (ok, kam etwas später, aber den ersten Band habe ich tatsächlich schon vor über 20 Jahren gelesen) oder Videospiele wie Fallout.
Dass einige davon Wendungen nahmen, die mir persönlich vielleicht nicht ganz so schmeckten und ich auch hier und da mal die Nase rümpfte, weil etwas nicht ganz so ins Bild passen mochte, keine Frage.
Gut, ist dann halt so, schade... oder auch nicht, die Welt geht deswegen sicher nicht unter ^^
Das ist es, was ich damit ausdrücken wollte. Es ist es einfach nicht wert, wegen einer "schlecht" geschriebenen Geschichte gleich hohen Puls zu kriegen. Dass einige sich damit so sehr identifizieren, dass sie gleich im Hass zerfließen, weil ein Autor es wagte, "ihren" Lebensinhalt zu zerstören, meine Güte...
Wie gesagt, ich wollte damit nur die aufs Korn nehmen, die ich im letzten Satz erwähnte ^^