Schnurx hat geschrieben: ↑10.11.2017 13:32
Sicher ist das möglich. Allerdings erhöht sich die Komplexität und damit der Aufwand beträchtlich. Für jede Verzweigung braucht es Texte, Grafiken und andere Ressourcen und auch entsprechenden Entwickleraufwand. Auch der Testaufwand steigt durch die erhöhte Komplexität stark an.
Das ist sicher ein Argument, allerdings darf man hier halt nicht vergessen: Für Adventure fallen eine Menge Kosten auch von vornherein weg. Etwa Kosten für die Entwicklung von Mutliplayer-Inhalten, für komplexe Wegfindungsalgorithmen, KI-Skripte für Gegner, etc. etc.
Adventures sind generell deutlich reduzierter, was den technischen Entwicklungsaufwand angeht. Das heißt natürlich nicht, dass Adventures darum "aus dem Ärmel geschüttelt" werden, sondern nur, dass Adventures das von dir genannte Argument nicht so selbstverständlich verwenden können, weil es auf sie nur z.T. zutrifft. Wenn ich mir überlege, welchen Aufwand ein Fallout, Witcher oder Skyrim erfordert, welche enorme Planungs- und Umsetzungsabläufe dort benötigt worden sind, dann muss man festhalten, dass Adventures damit verglichen sehr günstig wegkommen. Nicht ohne Grund kann telltale ja soviele Serien in so geringer Zeit rausbringen. Der Aufwand ist einfach deutlich geringer. Und selbst Telltale bietet ja stellenweise schon mehr Gameplay an, als viele andere, eher klassische Adventures.
Klar, jetzt muss man natürlich wieder andersrum denken, dass Skyrim, Fallout und Witcher auch eine deutlich größere Zielgruppe anspricht, darum mehr Entwicklungs-Buget haben, somit mehr Mitarbeiter, etc. etc.
Ich denke aber all diese Argumente haben nur wenig Bestand, wenn man dagegenhält, dass Adventures eben auch größere Zielgruppen ansprechen können, wie Telltale bewiesen hat. Nur sehe ich es halt so, dass Adventures ohne gewisse Revolution und/oder Evolution, auf Dauer kaum/keine Faszination aufbauen können, wenn sie im Vergleich zu anderen Genres so oberflächlich bleiben. Aufwand kostet alles immer irgendwo. Dennoch scheut man sich nicht, hundert Quadratkilometer große Spielwelten zu befüllen, komplexe Wegfindungsalgorithmen zu schreiben, etc. Da denke ich, kann auch das Adventure sich mehr auf technisch aufwändige Features fokusieren, wenn es denn dauerhaft begeistern will.
Auch wenn ich mit dir natürlich absolut konform gehe, dass es in einem Nischenmarkt immer auch ein Risiko bedeutet. Gerade aber darum verstehe ich telltale absolut nicht, da diese, gerade mit ihrem Konzept, in einer guten Position wären, beides anzubieten: Eher einfach produzierte Cash-Cows UND Prestige-Projekte, die mutiger sind. Auch Daedelic ist mMn in dieser Position, dass sie die Möglichkeit haben, dieses Risiko auch einzugehen.
MfG Ska