Der deutsche Film wurde ja schon seit längerer Zeit gescholten. Teilweise sicherlich zu Recht,
da die Flut an Schweiger/Schweighöfer-Komödien und deren Copycats durchaus ermüdend
wirkt und kaum mal etwas interessantes dabei war. Teilweise aber auch zu Unrecht.
Solide Genrefilme wie Stereo oder Who Am I wurden zum Teil als Abklatsch von amerikanischen
Filmen zerrissen, was ich unfair finde. Die Entwicklung vom deutschen Genrefilm kann nicht von
heute auf morgen geschehen, und die generelle Verdrossenheit vom deutschen Publikum schadet
dieser Entwicklung leider.
Das der deutsche Film in bestimmten Bereichen, allein aus budgetären Gründen, nicht mit
Hollywood konkurrieren kann ist klar. Deshalb finde ich gut, wenn sich mehr Filmemacher auf
strange, sehr spezielle, aber eben auch interessante Filme konzentrieren, wie es bspw. auch die
Skandinavier machen. Und genau da, sehe ich in der letzten Zeit echt eine sehr hoffnungsvolle
Entwicklung. Victoria, Der Nachtmahr und nun eben Toni Erdmann.
Zum Film: Echt schwer zu beschreiben. Man könnte es als Komödie, oder als Tragikkomödie bezeichnen.
Es wurde viel gelacht im Kino, ich habe jedoch kaum gelacht, obwohl es witzige Stellen gab.
Denn für mich war es eher eine Tragödie, mit komödiantischen Elementen. Jeder Witz hatte für mich einen
tragischen Unterton. Thematisch geht es grob gesagtum die Entfremdung von Vater und Tochter und dem
Spannungsfeld zwischen Kapitalismus und Menschlichkeit. Großartig fand ich dabei vor allem, das auf platte
Botschaften verzichtet wird und alles relativ nuanciert dargestellt wird. Die Schauspieler, allen voran
Peter Simonischek und Sandra Hüller, machen einen fantastischen Job und wirken bei der Darstellung von
allen Gefühlen stets natürlich.
Wie gesagt, es ist schwierig diesen Film zu beschreiben, man muss ihn einfach selbst sehen. Ich glaube zwar
das er nicht jedem gefällt, dennoch will ich ihn ganz klar empfehlen, weil es einer der interessantesten,
frischesten und mMn auch besten deutschen Filme der letzten Jahre ist.