Kajetan hat geschrieben:Gerade Gamergate ist doch ein perfektes Beispiel. Emanzipation und Gleichberechtigung stellt für die deutliche, übergroße Mehrheit der Menschen doch gar kein Problem dar. Doch leider hat man es zugelassen, dass einige wenige Extremisten die Diskussion so derart vergiftet haben, dass kaum noch eine vernünftige Diskussion stattfinden kann. Vor allem in den USA echauffiert man sich lieber über diese lautstarken Minoritäten und dementsprechende PC-Auswüchse, anstatt effin endlich zum eigentlichen Thema zurückzukehren und die Irren einfach plärren lassen, bis sie heiser sind und aufgeben.
Ist zwar OT, aber hier will ich doch mal ein Wenig Aufklärung betreiben…
Schon vorweg sorry für langes OT, aber damit nicht interessierte nicht über Gebühr ihren Scrollfinger strapazieren müssen, setze ich die beiden Themen mal in Spoiler-Tags…
Wegen GamerGate:
Es ist eigentlich schade, dass das, wie auch dein Kommentar zeigt, fast schon als Synonym für Antiemanzipation und Frauenhass gilt. Das ist völliger Bullshit, der sich so ergeben hat, weil es erst durch die Medien massenwirksam verbreitet wurde, als man es geschafft hatte (unter anderem ein Teil dieser Medien) die Debatte überhaupt erst auf diese Schiene umzuleiten.
#GamerGate war nichts anderes als eine Kundenrevolte. Im amerikanischen Raum wurde es immer mehr videospielaffinen Leuten offenbar, dass es zwischen der Spieleindustrie und der über sie berichtenden und vor allem ihre Produkte beurteilenden Fachpresse massiven Filz gibt. Da es nicht schwer ist, einen Hashtag bei Twitter einzustellen (auch wenn man munkelt, dass Leute für diese „Leistung“ sogar schon mal einen Grimmepreis erhalten haben sollen) dachten sich einige: dann machen wir das doch und sammeln unter diesem Hashtag Informationen, Erfahrungen und Indizien, die diesen Filz mal offen legen können. Unter sicherlich allerlei haltlosen Vermutungen fanden sich schnell auch durchaus handfeste Themen, die auch tatsächlich die Spielefachpresse in den USA in Erklärungsnot brachte.
Diese Situation fanden die Spiele-„Journalisten“ natürlich nicht so prickelnd, konnten aber wenig dagegen anrichten; wie soll man auch gegen Tatsachen argumentieren. Doch dann kam für besagte „Journalisten“ eine Chance, sich aus der Sache zu stehlen. Denn unter all den ans Licht gekommenen Ungereimtheiten war man auch auf die etwas merkwürdig prominente Vorberichterstattung über ein Projekt einer selbsternannten „Spieleentwicklerin“ gestolpert. Das Projekt wäre schon aufgrund seiner äußerst simplen, regelrecht laienhaften technischen Umsetzung unter normalen Umständen nie auch nur ein Wort in einer großen Spielezeitschrift wert gewesen. Doch es verdichteten sich die Anzeichen, dass die „Entwicklerin“ eine Affäre mit dem „Journalisten“ hatte, der ihr daraufhin besagte Aufmerksamkeit in seiner Zeitschrift zukommen ließ. Zwischen all den Fällen von gekauften Wertungen war dieser eigentlich nur eine Petitesse, aber gerade der sollte GamerGate zum Verhängnis werden.
Die „Entwicklerin“ war nämlich nebenbei auch noch in Kreisen radikaler Netzfeministinnen aktiv und konnte sich der schnellen Hilfe ihrer Schwestern und deren Claqueuren sicher sein. Prompt wurden Leute, die unter dem Hashtag GamerGate twitterten beschimpft, bedroht und (typisch für Leute aus diesem Umfeld) „gespamblockt“. Der Grundtenor der Beschimpfungen ging in die Richtung, dass diese GamerGater doch alle nur was dagegen hätten, wenn mal eine Frau sich traut, in ihr Allerheiligstes, das Videospielbusiness eindringt.
Die Fachpresse sprang auf diesen Zug dankend auf und reagierte mit Kampagnen, in denen sie sich selbst als strahlende Verfechter von Frauenrechten darstellten, denen jeder aufrechte Gamer sich nur anschließen und sich somit deutlich von GamerGate distanzieren müsste. Als Beleg für die vermeintliche toxische Maskulinität, die sich unter GamerGate ungebremst ihre Wege bahnte, wurden Tweets wiedergegeben, die von GamerGatern in der Regel als Reaktion auf eben beschriebenes Derailing getätigt worden waren.
Und das wurde der Punkt, als GamerGate weithin Bekanntheit erlangte und sich sogar Medien mit einschalteten, die mit dem Thema Videospiele nichts am Hut hatten. Dadurch etablierte sich auch die völlig falsche Darstellung des Hashtags und perpetuierte sich von da an, weil durch eben diese falsche Bekanntheit immer wieder auch verwirrte Idioten dort beteiligten, denen es wirklich nur um Gebashe ging und die damit weiterhin für ordentlich Stoff sorgten, die die Medien #GamerGate unter die Nase reiben konnten. Wofür bei der Berichterstattung natürlich kein Platz war, waren etwa die Fälle regelmäßiger Mord- und Bombendrohungen, wenn sich irgendwo jemand erlaubte, Mitbegründer des Hashtags GamerGate etwa im Zuge einer Podiumsdiskussion einzuladen. Das hätte halt nicht gut in das Narrativ der pöbelnden Machohorden, die sich hemmungslos ihrem Frauenhass hingeben, gepasst.
Ich fand es sogar recht beschämend, dass auch hier 4players nur die in dieser Art konnotierte Berichterstattung über GamerGate übernahm, denn die eigentliche Thematik dieses Hashtags deckte sich zu 100 % mit dem, was hier doch erst vor etlichen Jahren mal Jörg im Zuge seines „Kritischen Herbstes“ anbrachte.
Zum Thema PC-Minoritäten und das sich in den USA darüber „Echauffieren“:
Hierbei muss ich sagen, wäre es wichtig, sich einmal wirklich zu informieren. In den USA ist diese ganze PC- und SJW-Bewegung längst keine Veranstaltung einiger weniger verwirrter Schreihälse mehr, die man getrost ignorieren kann. An US-Universitäten herrschen inzwischen teils Zustände, die in ihrer totalitären Antiintellektualität schon fast inquisitorische Züge haben (Safe Spaces, Triggerwarnungen, Mikroaggressionen und massiv aggressives Vorgehen gegen Vorlesungen mit „bedenklichen“ oder „antiemanzipatorischen“ Inhalten).
Die allerorten propagierte Hysterie über eine vermeintliche Rape Culture hat dazu geführt, dass männliche Studenten an US-Unis inzwischen Freiwild sind. Es gibt dutzende von Fällen, in denen Studenten nur auf Basis einer Beschuldigung eines sexuellen Übergriffes der Universität verwiesen wurden (in einem Fall wurde gar ein Student der Uni verwiesen, weil er ein vermeintliches Vergewaltigungsopfer an ihren vermeintlichen Vergewaltiger erinnerte). Unis haben sich dort sich außerhalb der US-Justiz und fernab jeglicher Rechtsstaatlichkeit bewegende Tribunale eingerichtet, die im Schnellverfahren über solche Fälle befinden. Bislang haben alle Fälle eines gemeinsam: anschließende behördliche Ermittlungen konnten nie einen Tatverdacht erhärten und stellten in der Regel sogar massive Widersprüche in den Aussagen sowie eine Unglaubwürdigkeit des vermeintlichen Opfers fest. Ebenfalls zieht sich durch diese Fälle wie ein roter Faden, dass die beschuldigten Studenten sogar nach der ermittlungsbehördlichen Feststellung ihrer Unschuld mehrheitlich nicht wieder auf der Universität aufgenommen wurden. Derzeit laufen einige Schadensersatzklagen gegen Universitäten. Eine davon wird geführt von dem deutschen Studenten Paul Nungesser, dessen Studium in den Staaten ein jähes Ende erfuhr, nachdem ihn Emma Sulkowicz anklagte, die sich durch eine „Kunstaktion“, in der sie ihre erfundene Vergewaltigung thematisierte, den Spitznamen „Matratzenmädchen“ einhandelte.
Da werden Laufbahnen beendet und Existenzen vernichtet. Das abzutun als das Geplärre einiger ignorierbarer Spinner erinnert da in fataler Weise an die Haltung der Mehrheit der Bevölkerung zum Thema NSDAP und Hitler zu Zeiten der Weimarer Republik.
Und dieser ganze Unfug schwappt peu à peu nach good old Europe rüber. In England gibt es unlängst für männliche Studenten „Consent-Kurse“ an Universitäten, in denen ihnen beigebracht wird, wie man eine Frau nicht vergewaltigt und sich ihr nicht belästigend nähert. Na endlich sagt uns das mal einer…
In Deutschland werden Millionen an Steuergeldern verpulvert, um Studentenwerke in Studierendenwerke umzubenennen. An der TU Leipzig mussten Studenten sich erst an übergeordnete Stellen wenden, um durchzubekommen, dass die Nichtverwendung „gendergerechter“ Sprache in einem MINT-Fach keine Punktabzüge begründen darf.
An den Universitäten in Leipzig und Potsdam ist man zumindest zu dem Schluss gekommen, dass sich die ganzen gegenderten Konstruktionen nicht gut sprechen lassen. Um aber nicht zu der Frauen unsichtbar machenden Form des generischen Maskulinums in der Mehrzahl, wenn eine gemischtgeschlechtliche Gruppe bezeichnet werden soll, zurückzukehren, verwendet man einfach ein generisches Femininum; auch in der Einzahl und bei männlichen Kollegen. Ja, da laufen nun auch Leute rum, die man mit „Herr Professorin Carsten Meyer“ anreden muss.
Ach ja und die Uni Mainz verfügt über eine Frauenbibliothek. Diese von den Studiengebühren aller Studenten finanzierte Bibliothek beherbergt aber nicht einfach nur Texte von weiblichen Autorinnen (was schon schräg genug wäre), nein, es haben nur Frauen Zutritt, damit sie dort zum ungestörten Lernen einen Safe Space vor diesen übergriffigen Schwarzen… äh, entschuldige… Männern haben.
Ach ja, zum Thema: Die Petition ist natürlich völliger Blödsinn, aber wen wundert es. Zu welchen Belanglosigkeiten hat es in den letzten Jahren eigentlich noch keine Online-Petition gegeben???
Seit das alles Online geht, ist das alles zu leicht geworden. Wer früher für etwas streiten wollte, musste dafür noch vor die Tür gehen. Heutzutage kann man gemütlich in der Wohnung hocken bleiben und sich durch die Initiierung oder die Beteiligung an solchen Petitionen wie ein echter Krieger fühlen...
