Kajetan hat geschrieben:
Ich wiederhole jetzt nicht diverse Inhalte von Madame Sarkeesians Video-Serie. Sie hat nicht in allem Recht, aber sie liegt auch nicht überall falsch. Es gibt ein Übergewicht an klischeehaften Mann- und Frau-Darstellungen in Videospielen. Es gibt ein Übergewicht an männlichen Entwicklern, die Spiele für männliche Zocker machen. Es gibt auch löbliche Ausnahmen, keine Frage, aber es sind derzeit nur Ausnahmen. Daran kann man arbeiten. Um sich von diesen Klischees zu lösen. Damit in Spielen halbwegs realistische Männer- und Frauenfiguren nicht mehr länger die Ausnahme sind, sondern öfter vorkommen. So wie das in Film und TV längst üblich ist. Dass es dort natürlich auch viel Bullshit gibt, keine Frage. Aber das ist kein Argument, um so zu tun, als gäbe es im Spielebereich keinen Nachholbedarf.
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht einfach unsensibel, aber: Na und?
Das erinnert mich an eine Diskussion, die ich vor einiger Zeit mal mit einer guten Freundin und bekennenden Feministin geführt habe. Damals ging es um ein Interview vom Geschäftsführer von Barilla (die ital. Nudelfirma), in dem er auf die Frage, warum in Barillas Werbespots keine homosexuellen Paare gezeigt würden, antwortete, dass dies nicht der Firmenphilosophie entspräche (frei zitiert).
Barilla verkauft Nudeln an (größtenteils) Mütter und Hausfrauen, die in einem noch recht streng katholischen Land leben. Dass dort in der Werbung ein heterosexuelles Paar gezeigt wird ist eine Marketingentscheidung. Ist es schön, dass italiens (Groß-)Mütter zu großen Teilen homophob sind - Nein.
Ist es eine Tatsache - Ja! Liegt es in der Verantwortung von Firmen, ihre Gewinne auf's Spiel zu setzen, um ein gesellschaftliches Zechen zu setzen? Ich denke nicht.
Analog dazu die Videospielbranche: Verkaufen sich Spiele mit Macho-Space-Marines und halbnackten Frauen gut - offenbar ja. Sollen Entwickler die halbnackten Frauen rausnehmen, um ein Statement zu setzen? Ich denke nicht.
Es mag ein Ungleichgewicht im Angebot herrschen, aber das heißt doch nicht, dass es keine Alternativen gäbe. Überhaupt, warum sollte das Angebot ausgeglichen sein? Wenn sich "Männerspiele für Männer" besser verkaufen, dann macht halt mehr davon. Warum sind klischeebehaftete Figuren (ob männlich oder weiblich) denn so schlimm?
All diese Dinge sind doch kein Spiegel der Realität. Bin ich naiv, wenn ich behaupte, dass sich kein halbwegs intelligenter Mensch von solchen Dingen sein Verhalten oder seine Einstellung gegenüber Frauen diktieren lässt? Wenn Videospiele mehr Einfluss auf einen Menschen haben als sein Verstand, ist ihm eh nicht mehr zu helfen.