Lebensmittelspekulant hat geschrieben:
Worauf meinst du jetzt die Unnatürlichkeit zu beziehen? Homosexualität ist für mich nicht unnatürlich. Ich bin da recht wissenschaftshörig ^^
Die Unnatürlichkeit fängt für mich schon bei dem Gebrauch von Kondomen an, also in unserer Kultur schon lange bevor die Homosexualität akzeptiert wurde. Wir könnten eher mal erörtern inwiefern Gesellschaften und Hochkulturen überhaupt noch natürlich sind, aber das hat ja nichts mehr mit dem Thema zu tuen.
Ob andere Gesellschaften es tolerieren, daß Homosexuelle sich öffentlich küssen oder nicht, oder das man sich überhaupt öffentlich küssen darf, ist keine Frage der Natürlichkeit. Diese gesellschaftlichen Regeln sind in beiderlei Auslegungen immer künstlich.
Wenn Du nicht behauptet hattest, Homosexualität sei unnatürlich, so bitte ich dafür um Entschuldigung. Das wurde hier definitiv gesagt - da habe ich wohl die Standpunkte zweier Diskutanten durcheinandergebracht, was schluderig von mir war und in solchen Diskussion selbstverständlich nicht passieren sollte. Auch wenn ich Deinen tatsächlich geäußerten Standpunkten voll und ganz widerspreche, wollte ich Dir da definitiv nichts in den Mund legen, was Du nicht gesagt hast.
Trotzdem (bzw. genau deswegen) möchte ich meinen Post dahingehend korrigieren und den von Dir nicht verwendeten Begriff der "Natürlichkeit" mit einem anderen, in diesem Kontext meiner Ansicht nach ebenfalls problematischen Begriff ersetzen. Ich würde dann nochmal darum bitten, auf mein Kernargument einzugehen (welches besagt: "Wie kann man plausibel einerseits solche Begriffe angeblich wertfrei verwenden, andererseits aber normative Urteile oder moralische Infragestellungen daraus ableiten?"). So jetzt stimmt's:
Sharkie hat geschrieben:
Wie passt es zusammen, dass Du einerseits Begriffe wie "kultureller Niedergang" oder "Homosexuellenpropaganda" laut Eigenaussage völlig wertfrei verwendest, ebendiese Begriffe dann aber dazu benutzt, auf ihrer Basis normative Aussagen (z.B. die Suggestivfrage "Sollte es wirklich so selbstverständlich sein, dass sich schwule Paare in der Öffentlichkeit küssen?") zu konstruieren? Das scheint mir in sich recht widersprüchlich.
Entweder wird ein Phänomen wertend betrachtet (in welchem Falle man auf dieser Basis normative Gedanken rechtfertigen könnte, aber keineswegs muss), oder eben nicht, aber in letzterem Fall taugt der entsprechende Begriff auch nicht viel für die Diskussion von Fragen wie "Was sollte in der Gesellschaft erlaubt, toleriert, geduldet werden bzw. was nicht?" oder auch der Frage "Und wie sieht's in anderen Ländern aus?".