Grand Theft Auto 5 - Test

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Dave Bowman
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von Dave Bowman »

ColdFever hat geschrieben:Damit hat Rockstar aber nun bewiesen, dass es einfach nur 60 Euro Eintritt und einer Spaßbelohnung braucht, damit viele Menschen -auch gegen ihr eigenes Gewissen und unter Unbehagen- ein Folterspiel durchführen.
Aber tausende von NPCs zu töten aus niederen Instinkten war mit Deinem Gewissen absolut vereinbar? Wenn man sich nämlich ansieht, was Michael, Trevor und Franklin (und der Spieler) so aufführen, dann ist es nur noch heuchlerisch, ein solches Theater wegen dieser einen Szene zu machen ...

Insgesamt war das meiner Meinung nach definitiv keine Werbung für Folter. Trevor sagt nach der Folter sogar selbst, dass sie für Informationsbeschaffung wertlos ist, sondern vielmehr aus "Spaß" oder für Geld betrieben wird. Insofern sind für mich Folterszenen à la 24 deutlich problematischer, weil sie, obwohl die Serie natürlich reine Fiktion ist, eine zumindest für die USA sehr reale Aussage enthalten. Ein O'Reilly hält Guantanamo mit all seinen Vorgängen ja immer noch für eine super Sache - und mit ihm ein nicht zu unterschätzender Teil der Bevölkerung.

Ich möchte auch noch auf einen Satz verweisen den Trevor beim Waterboarding sagt: "Don't blame me. This is legal. And since we are so proud to say it is legal we will soon have kids doing this in the schoolyard." Da steckt viel traurige Wahrheit drin.
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Wigggenz
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von Wigggenz »

ColdFever hat geschrieben:
Wigggenz hat geschrieben:Und inwiefern soll GTA-Spielen zu einer sinkenden Hemmschwelle beitragen?
Ich habe versucht, mich dieser Frage ausführlich hier zu nähern:
http://forum.4pforen.4players.de/viewto ... 2#p3722822

Kurz gesagt: Wir alle sind langjährige Spiele-Fans, aber wer von uns hätte sich vor 10 Jahren vorstellen können, aktiv ein Folterspiel zu spielen? Jetzt wird es von den Meisten akzeptiert. Wenn man diesen Trend auf die nächsten 10 Jahre hochrechnet, mag man kaum daran danken, was dann noch gespielt werden wird.

An dieser Stelle möchte ich kurz auf das meist gehörte Argument eingehen: "Ich hätte die Folterung gern vermieden, aber musste mich überwinden und diese durchführen, da es keinen Ausweg gab." Merkt hier wirklich niemand, auf welches Glatteis die Spieler hier von RockStar geführt werdent?

Das Argument, "Es gab keinen Ausweg, ich musste das tun", ist exakt das Argument, dass von Tätern in Unrechtsregimes regelmäßig zu hören ist. Die deutschen Klassiker sind hierbei die ehemaligen KZ-Wärter oder Frontsoldaten, die sich bei ihren Gräueln gegen unschuldige Zivilisten immer auf die Ausweglosigkeit der Situation, höhere Befehle usw. berufen.

Während sich im Krieg viele Täter tatsächlich in dieser Lage fühlen mögen, gibt es für Computerspieler jedoch einen einfachen Ausweg, der ohne Angst beschritten werden kann:
Das aktive Folterspiel zu verweigern und GTA5 an diese Stelle zu beenden.

http://www.br.de/puls/themen/popkultur/ ... r-100.html

Natürlich ist verständlich, wenn die Beendigung des Spieles schwer fällt, denn GTA5 kostet eine Menge Geld und macht an anderer Stelle viel Spaß. Damit hat Rockstar aber nun bewiesen, dass es einfach nur 60 Euro Eintritt und einer Spaßbelohnung braucht, damit viele Menschen -auch gegen ihr eigenes Gewissen und unter Unbehagen- ein Folterspiel durchführen. Als "kritisierende Kunst" ist GTA5 völlig entgleist, aber als globales Sozialexpierment ist es extrem aufschlussreich. Jeder kann jetzt selbst überprüfen, wie standhaft er unter einer einfachen Folter-Testsituation ist.
Glückwunsch an die ganz wenigen Absolventen.
Warum ist GTA5 als kritisierende Kunst entgleist? Eine Begründung abseits des persönlichen Unmuts bitte. Du weißt, dass es in Horror/Thriller/Krimi/Drama-Genres immer wieder sogenannte "Schocker" gibt, deren Kunstelement es ist, in Menschen negative Emotionen wie Angst, Abscheu oder Fassungs-/Hilflosigkeit hervorzurufen? In Filmen ist so etwas Gang und Gebe, schon seit langem. Die Menschen sollen und wollen aufgewühlt werden, sollen und wollen ordentlich schlucken müssen, ja sollen und wollen sich quasi kurzzeitig schlecht fühlen. Um Emotion zu verspüren in einer kalten Welt. Emotionale Aufwühlung belebt das Denken, regt bei Themen mit Realitätsbezug zum Hinterfragen an und lässt sich kurzzeitig lebendiger fühlen, macht einen wacher. Das gilt nicht nur für starke Wut, wenn bestimmte Charaktere besonders eigenen Moralvorstellungen zuwider handeln, auch für Abscheu, wenn etwa gefoltert wird, Schrecken bei Jump-Scare-Szenen und auch für Angst, wenn extrem viel gruselige Spannung aufgebaut wird. Als Horrorfilm sein einem "Martyrs" ans Herz gelegt, wo von allem etwas dabei ist. Davon erholt man sich nicht so schnell.

Aber diese Form des aufwühlenden Mediums ist bei weitem nicht jedermanns Geschmack, verständlicherweise. Manche Leute fühlen sich jedoch auch manchmal gerne mies, auch wenn es unlogisch erscheint. Das hat aber NICHTS mit einer angeblichen "Geilheit" nach Gewaltausübung bei denjenigen, die sowas mögen, und einer angeblichen Gewaltabgeneigtheit bei den Ablehnenden zu tun. Du wirst staunen, aber die meisten Leute, die sehr viel gewalthaltige Medien konsumieren, sind extrem friedlich.

Im Übrigen hast du keine Antwort auf meine Frage geliefert, wieso die Hemmschwelle im richtigen Leben sinken sollte, wenn man Spiele wie GTA spielt.

Ich und alle meine Bekannten gleichen Alters haben z.B. seit unserer Jugend sehr viele sehr gewalttätige Spiele gespielt, Filme geschaut und die lesefreudigeren unter uns auch Literatur gelesen, und bei jedem von uns ist die Hemmschwelle sogar gestiegen - hat man sich als 13-/14-Jähriger vielleicht noch ab und zu mal in der Schule geprügelt oder so etwas zumindest nicht verurteilt, so kommt das heute z.B. nicht mehr vor. Auch gibt es in den täglichen Umgangskreisen keine psychische Gewalt mehr wie Mobbing, im Gegenteil. Man hat heute wenig mehr als Verachtung für solcherlei Verhalten übrig. Das gilt im übrigen auch für organisierte Gewalt durch staatliche Akteure und erst recht durch Kriminelle. Diese positive Entwicklung beruht natürlich nicht auf dem Konsum von gewaltdarstellenden Medien, aber zeigt zumindest, dass kein negativer Einfluss besteht, zumindest nicht in der allgemeingültigen Form, die du den gewaltdarstellenden Medien attestieren willst. Natürlich nicht in Form eines Beweises, aber eines so starken Indizes, für das sich bei nüchterner Betrachtung kein Gegenargument findet. Bei Personen, wo diese Medien tatsächlich schlechten Einfluss haben, beruht dass darauf, dass ihr tatsächliches soziales Umfeld bereits verkorkst war, sodass sie nicht richtig anhand sozialer Normen reflektieren konnten.

Dein Text ist wenig mehr als eine dramatisierende Bestandsaufnahme der Geschichte der Intensität der Gewaltdarstellung in Medien und eine völlig verfehlte Analogie zu Unrechtsregimen. Aber keine schlüssige Begründung einer angeblich sinkenden Hemmschwelle durch den Konsum von gewaltdarstellenden Medien wie GTA.

Du versuchst lediglich, deine auf persönlichem Geschmack beruhende Abneigung gegenüber dem Spiel (die an sich vollkommen in Ordnung und nachvollziehbar ist) als eine logische Konsequenz moralischen Handelns darzustellen (was eindeutig zu weit geht).
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saxxon.de
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von saxxon.de »

Was Wigggenz sagt.

Der Einzige, der hier offenbar reale Folter nicht von einer fiktiven Folterung, die in einen US-Polit-kritischen Kontext eingebettet ist unterscheiden kann, will mir nun allen Ernstes sagen, wie meine Vorstellungen von Moral aussehen? Das ist so hirnverbrannt dämlich, anmaßend und arrogant, dazu fällt mir nichts mehr ein.

Ich will dir mal was sagen, ColdFever:

Ich bin Gesundheits- und Krankenpfleger. Mein Beruf.. nein, meine Berufung ist die Pflege von kranken und sterbenden Menschen. Körperliche und seelische Qualen, Leid und Tod sind feste Bestandteile meines Alltags. Ich habe schon viele Menschen in schweren Zeiten oder in den letzten Stunden ihres Lebens begleitet, war da wenn sie Hilfe oder Trost brauchten, habe verzweifelt in Notfallsituationen um das Leben von Menschen gekämpft und dabei gewonnen und verloren. Habe lange Gespräche mit Krebspatienten über den Tod und die Angst vor'm Sterben geführt, mit Menschen die nach Selbstmordversuchen eingeliefert wurden über ihre Beweggründe gesprochen und Dinge erlebt, unter denen viele andere Menschen psychisch kollabieren würden. Scheiße, die dich erbleichen lassen würde.

Und dann willst du, irgendein dahergelaufener Heini, der nichts über mich weiß, mir erzählen meine Moral würde verfallen, nur weil ich in der Lage bin, differenziert auf ein Videospiel zu schauen das nichts, aber auch gar nichts mit realem Leid zu tun hat?

Das ist so unglaublich anmaßend, arrogant und überheblich, dass mir die Spucke wegbleibt. Wie einfach doch die Welt sein muss, wenn der Horizont der eigene Tellerrand ist.

edit: Typos und ein bisschen weniger aggressive Formulierungen gewählt..
Zuletzt geändert von saxxon.de am 29.09.2013 04:15, insgesamt 2-mal geändert.
unknown_18
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von unknown_18 »

Weia, was geht denn hier ab? Nicht nur immer noch das Thema der Folter Scene, jetzt wird auch noch so ein Unfug zusammen gereimt.

Ich kann mich nur Wigggenz und saxxon.de anschließen. Spiele sind genauso eine Plattform für Geschichten wie auch Filme, nur das hier eben der Zuseher aktiv mit wirkt anstatt nur zuzusehen, was das Ganze natürlich eine Ecke intensiver macht. Aber es ist immer noch ein Unterschied ob Spiel oder Realität, in der Realität habe ich IMMER die Wahl, selbst wenn das eigene Leben bedroht wurde, dann hab ich das eigene Leben gewählt. Aber das ist die Realität, wir reden hier von einem Spiel.

Es ist ja schön auf Gefahren hin zu weisen, aber man sollte auf dem Teppich bleiben.

@saxxon.de: respekt, ich könnte so einen Beruf nicht ausüben, mich würde das fertig machen, mir ginge das alles viel zu nahe. ^^
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ColdFever
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von ColdFever »

saxxon.de hat geschrieben:Und dann willst du, irgendein dahergelaufener Heini, der nichts über mich weiß, mir erzählen meine Moral würde verfallen
Ich habe das Wort "Moral" bisher nicht ein einziges Mal in diesem gesamten Thread verwendet. Ich habe Dich auch nirgends persönlich angegriffen.

Es gibt jede Menge Menschen, die GTA5 faszinierend finden, die Folterszene aber im Leben nicht freiwillig gespielt hätten und sich nur unter massivem Unbehagen da durch durchgequält haben. Sie mussten im Spiel "alternativlos" minutenlang unter größtem Unbehagen eine Person mit unsäglichen Dingen foltern, um danach endlich wieder Spaß mit dem Rest des Spieles zu haben.

Ich habe deshalb hier vor einigen Seiten die Frage gestellt, wie weit wir für den noch Spielspaß gehen würden oder ob es da keine Grenzen gibt? Auch z.B. Vergewaltigungen (bei Folterungen von Frauen ein übliches Mittel) würden sich ähnlich "thematisieren" lassen (und wurden sogar schon im GTA-Herstellerforum gefordert, bis der Thread geschlossen wurde). Wer die aktive Folterszene ohne Probleme gespielt hat, mag es nicht nachvollziehen können. Aber viele Leute, die Ihr inneres Widerstreben (Gewissen?) minutenlang überwinden mussten (einige mussten nach eigener Aussage wegsehen), um ihr ersten Folterspiel zu absolvieren, haben sich wohl selbst gefragt, warum sie sich das angetan haben? Oben habe ich versucht, darauf eine nüchterne Antwort zu finden.
saxxon.de hat geschrieben:hirnverbrannt dämlich, anmaßend und arrogant.
...ein bisschen weniger aggressive Formulierungen gewählt..
Sorry, aber wenn Du den Ausdruck "hirnverbrannt dämlich" in einer Diskussion tatsächlich unter "weniger aggressiv" einordnest, könnte zumindest die GTA5-Dialogsprache schon einen schädigenden Einfluss auf Dich gehabt haben. Respekt für Deinen Beruf, ich kann gut verstehen, wenn Du nach diesen Anspannungen zu Hause Druck ablassen musst. Ich zweifle jedoch daran, dass Dir ausgerechnet Spiele wie GTA langfristig dabei helfen werden, Dein seelisches Gleichgewicht zu halten. Ohne echten moralischen Beistand, und hier verwende ich das Wort Moral jetzt bewusst, kannst Du bei diesem Berufsleben irgendwann wegsacken. Pass auf Dich auf.
PixelMurder
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von PixelMurder »

Ich gehöre ja auch zu denen, die die Folter-Szene lieber nicht hätten durchmachen müssen, die ich eher als Marketing-Gag, denn als Satire verstehe.
Aber so einen Aufstand ist die Sache auch nicht wert, dass man als Gutmensch Mitgamer anmachen muss, die man überhaupt nicht kennt und ihre persönlichen Grenzen hinterfragen muss, obwohl sie möglicherweise eine grössere Stütze für die Gesellschaft, als man selbst sein könnten. Solange ist es ja auch nicht her, dass öffentlich Hinrichtungen und Folter ein lustiges Spektakel für die ganze Familie waren und nur weil ein paar Gamer nicht in Tränen ausbrechen, wenn sie ein Folter-Minispiel machen müssen, sehe ich das nicht als Schritt zurück. Habe sowieso das Gefühl, dass man eher Angst vor Leuten haben muss, die kein GTA5 zocken. Ich meine, in der Zeit, in der man ein Folter-Minispiel absolviert, kann man keine Menschenrechtsverletzungen begehen.
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3nfant 7errible
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von 3nfant 7errible »

ColdFever hat geschrieben:@Scipione
Schade, dass Du Dich in dem Moment, wo die Diskussion auf den Punkt kommt, wieder auf den einfach zu verteidigenden, weil wachsweichen Standpunkt der "Satire/Kunst im Dienst der Thematisierung/Menschenrechte" zurückziehst (den Menschenrechtsorganisationen stehen deswegen die Haare zu Berge, siehe z.B. www.freedomfromtorture.org im Guardian).

Nochmals: Es geht um die ehrliche Antwort, warum Du aktiven Raub, Mord und nun auch Folter im Spiel akzeptierst, Vergewaltigung aber nicht. Andere Spieler finden bereits aktive Folter im Spiel unerträglich und legen GTA deshalb nun zur Seite. Andere Spieler fordern jetzt dagegen auch noch Vergewaltigungen (und obwohl die Zeit dafür noch nicht reif ist, kann auch dieses mit dem Argument der "Thematisierung in der Kunst" irgendwann kommen).

Wenn Du ehrlich bist, erkennst Du, dass Deine Beklemmung gegenüber Vergewaltigung im Spiel nichts mit der Kunst oder dem Gesetz oder anderen vorgeschobenen Gründen zu tun hat. Es hat stattdessen etwas mit Deinen menschlichen Werten und Deinem Mitgefühl zu tun, und dass bei diesem Punkt bei Dir der Spaß aufhört. Damit gehörst Du nicht zu den Menschen, für die alles "nur Pixel" sind und die jeden Spielinhalt problemlos konsumieren können, ohne sich damit einzugestehen, wie abgestumpft ihr armes Leben damit bereits sein muss. Du empfindest als lebendiger Mensch stattdessen noch einen Widerwillen gegen das aktive Spielen bestimmter Dinge.

Aber - Wenn Du nochmals ehrlich bist, erkennst Du auch, wie sich die Maßstäbe verschieben. Vor 10 Jahren wäre vielleicht auch für Dich aktive Folter im Spiel unvorstellbar gewesen, jetzt akzeptierst Du es. Jeder von uns, der bereits mehrere Jahrzehnte dabei ist, erlebt, wie der Spielemarkt sich ständig immer weiter in die Richtung von noch mehr aktiver, realistischer Gewalt verschiebt. Ähnlich, wie vor 2000 Jahren viele Menschen immer mehr blutige Gewalt im Kollosseum sehen wollten, wollen heute viele Menschen für den "Kick" immer mehr Gewalt im Videospiel sehen.

Jetzt das Wichtigste: Wenn Du für Dich erkennst, dass du keine Vergewaltigungen spielen willst, weil Deine menschlichen Werte und Dein Mitgefühl dieses heute nicht zulassen, dann setze genau an diesem Punkt an und frage Dich, was bis zum dem Tag passiert sein kann, sobald Deine Kinder oder Enkel im Dienste der "thematisierenden Kunst" dann Vergewaltigungen im Jahr 202x bei GTAx spielen. Werden sich mit jedem "Kick", den die immer drastischere Gewalt im Laufe der Jahre erzeugt, werden mit jeder genommenen Schwelle des Widerwillens, den viele Leute jetzt schon bei GTA5 empfinden, sich nicht auch die menschlichen Werte und das Mitgefühl verschoben haben?

Sagen wir mal so.... hättest du mich vor ein paar Wochen gefragt, ob ich gerne eine Guantanamo-Sim spielen würde, hätte ich spontan "nö" gesagt. Und daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Es kommt immer darauf an, wie und mit welchem Hintergrund man sowas einbaut.
Bei GTAV ist die Folterszene aber sorgsam eingebaut. Es spritzt keine Unmenge von Blut, was das ganze nur lächerlich machen und entwerten würde, und es ist ein Statement gegen Folter, was man zum einen an der Reaktion von Michael sehen kann, an Trevors nachträglichen Worten und überhaupt an diesen ganzen unsympathischen Detectives. Sie werden nicht als strahlende Helden und Patrioten Amerikas dargestellt, sondern als skrupellose Arschlöcher, die genauso schlimm oder vielleicht sogar schlimmer sind als die kriminellen Protagonisten. Es fängt ja schon mit der vorhergehenden Rettungsmission an, da gibts auch schon eine (passive) Folterszene und die ist kein bisschen besser. Da sind sogar nur Beamte beteiligt, und ua eine Frau. Allesamt verkleidet als brave Bürger in Anzügen und Krawatte, aber führen sich auf wie im Mittelalter.

Das ist überhaupt das ganze schlimme daran. Leute, die sich angeblich auf die Fahne geschrieben haben, für Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und eine moderne, aufgeklärte westl. Kultur und Werte zu stehen, machen so einen Scheiss.
Trevor? Dem kann man nichtmal wirklich böse sein, der ist halt bekloppt, ein Tier, für den gelten einfach keine Regeln und der wäre vermutlich auch gar nicht mehr zu resozialisieren.
Und wie ich zuvor schon gesagt habe, war es definitiv richtig hier keine freie Entscheidung einzubauen. Manche sagen doch ohnehin schon, dass es in dem Spiel Inkonsequenzen gibt (dem ich bislang nicht wirklich zustimmen kann), aber ein Trevor, der sich hier 2 mal bitten lässt, DAS wäre inkonsequent gewesen. Trevor foltert natürlich, und da muss auch niemand ein schlechtes Gewissen haben, weil es nicht dein selbst erstellter Charakter in einem Rollenspiel ist, dem du deine oder eine eigene erdachte Persönlichkeit mitgibst. Trevor ist Trevor - genauso wie du in Büchern oder Filmen mit den Charakteren leben musst, die sich die Autoren ausgedacht haben, musst du es auch hier.

Und nochmal, weil du das scheinbar nicht begreifen willst, es ist ebenfalls Teil unserer aufgeklärten Kultur, dass wir in allmöglichen Werken sowohl Unterhaltung und Spass, aber auch gleichzeitig ernsthafte Töne und Kritik finden können. GTA ist da nur ein weiteres Beispiel in einer langen Tradition, die schon im alten Griechenland und Rom begonnen hat. Es wird hier nichtmal eine neue Stufe beschritten oder ein Tabu gebrochen. Das ist alles ein ganz, ganz alter Hut

Du solltest dir auch mal überlegen, wieso die USK da ihren Stempel draufgesetzt hat. Sogar die scheinen die Message begriffen und es als angemessen empfunden zu haben.
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Sarkasmus
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von Sarkasmus »

Vorweg, ich hab mir nur die letzten 2 Seiten durchgelesen.

Ich weiß nicht ob es auch schon jemand andere geschrieben hat, aber ich spiele unter anderem GTA weil ich auch dort einfach mit einem Auto durch die Fussgängermenge brettern kann.
Was ich bis jetzt auch in jedem 3D GTA gemacht habe, ist mit einem Scharfschützengewehr auf ein Dach oder sonst welche Erhebung zu gehen und die Fahrer bei fahrenden Autos zu erschießen.
Ich überfahre bzw fahre ich mit voller Wucht jeden 2 Radfahrer um/an mit dem Auto nur um sie fliegen zu sehen.

Ich hab mich auch tierisch gefreut als ich die erste
Spoiler
Show
Randale (Amoklauf) Mission
gefunden habe, sie hat spielerisch so gut wie kein Mehrwert aber sie macht einfach verdammt laune.

Ja der Folterteil ist hart, aber wie ich finde nicht härter als wie das erschießen von mehrern Dutzend Polizisten im Prolog oder im Rest des Spiels oder wie das
Spoiler
Show
"einem Mensch in dem Kofferraum stecken und das Auto dann von einer Klippe zu schubsen, was dann explodiert und licherloh brennt"
.

Wie man vllt aus meinem Post herraus liest, spiele ich Videospiele auch um meine Aggresion/schlechte Laune abzubauen.
Videospiele sind nun mal, für mich, das Tor auch Sachen machen zu können die man in der Realität halt nicht machen kann bzw sollte.
Nein ich brauche keine Professionelle Hilfe, jedenfalls nicht wegen meines Videospielkonsum :Blauesauge:.

Aber noch mal zur Folterabschnitt, wer musste dabei bitte nicht an gewisse Verhörpraktiken eines gewissen Weltpolizisten denken?
Ich persönlich finde, dass der Abschnitt sehr gut in den Strang mit dem FIB gepasst hat.
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Exedus
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von Exedus »

ColdFever hat geschrieben: Sie mussten im Spiel "alternativlos" minutenlang unter größtem Unbehagen eine Person mit unsäglichen Dingen foltern, um danach endlich wieder Spaß mit dem Rest des Spieles zu haben.
Du meinst spass an Leute ins Gesicht schießenund Menschen überfahren?
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(x_x((o---(*_*Q) Duck Hunt
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von (x_x((o---(*_*Q) Duck Hunt »

Anla'Shok hat geschrieben:
ColdFever hat geschrieben: Sie mussten im Spiel "alternativlos" minutenlang unter größtem Unbehagen eine Person mit unsäglichen Dingen foltern, um danach endlich wieder Spaß mit dem Rest des Spieles zu haben.
Du meinst spass an Leute ins Gesicht schießenund Menschen überfahren?
:lol:

Ich habe mir eben die Szene angeschaut. So krank. die 8 Millionen seelen pro Konsole, die da durchgehen müssen, weil Rockstar keine ahnung von spieldesign hat, können einem echt Leid tun.

Aber die extremen jünger des Vereins, sind in der Lage alles schönzureden. Dann heißt es, das gehöre einfach zu gta 5 oder im Leben ist es nicht anders. Oder Colds Beispiel "ich hatte keine wahl"......Man hat immer eine wahl. Schmeißt den dreck aus dem laufwerk.
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von johndoe803702 »

Ich kann nicht verstehen wieso so viele das gutheißen können, ohne schlechtes Gewissen, bei mir kommt sowas nicht ins Laufwerk, weder als Spiel noch als Film, denn irgendwann ist die Grenze DEUTLICH überschritten.
Ich will mich morgen noch im Spiegel betrachten können, denn ich könnte nicht ruhigen Gewissens mit solchen Leuten zusammen an einem Tisch sitzen.
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Beitrag von Mr. K1 »

Wen man so ein ernstes Thema wie Folter in Spielen verarbeitet, dann gehört eine authentische! Aussage dazu. Ich habe kein Problem mit expliziter Gewaltdarstellung, wenn Trevor bspw den Feuertod stirbt, dann hat er durchaus verdient Höllenqualen zu erleiden. Konsequenzen wären wichtig für das eigene Handeln (dazu braucht es eben auch Alternativen). Ein moralisches Grundgerüst ist unabdingbar. Und dieses halbseidene Geschwätz kann man sich sparen. Ein Spiel darf durchaus intensiv sein. Aber diese Szene ist Provokation. Man wollte nur schockieren, um ins Gepräch zu kommen, um schließlich den Absatz zu steigern. Davon halte ich nichts. Es ist ein Spiel, das sehr weite Verbreitung gefunden hat. Das vergrößert nun nochmal die Verantwortung. Ich finde das Spiel nicht schlecht, doch hätte man vieles besser machen können (weniger Fassade, mehr Inhalt).
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Wigggenz
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von Wigggenz »

Masters1984 hat geschrieben:Ich kann nicht verstehen wieso so viele das gutheißen können, ohne schlechtes Gewissen, bei mir kommt sowas nicht ins Laufwerk, weder als Spiel noch als Film, denn irgendwann ist die Grenze DEUTLICH überschritten.
Falsch. Die Grenze ist subjektiv. Siehe meine Ausführungen zu ColdFever.
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(x_x((o---(*_*Q) Duck Hunt
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von (x_x((o---(*_*Q) Duck Hunt »

Masters1984 hat geschrieben:Ich kann nicht verstehen wieso so viele das gutheißen können, ohne schlechtes Gewissen, bei mir kommt sowas nicht ins Laufwerk, weder als Spiel noch als Film, denn irgendwann ist die Grenze DEUTLICH überschritten.
Ich will mich morgen noch im Spiegel betrachten können, denn ich könnte nicht ruhigen Gewissens mit solchen Leuten zusammen an einem Tisch sitzen.
Wenigstens auf dich ist immer verlass. Ich habe mich da angeschlossen.

Deine Gegensprecher hier kannst du getrost ignorieren. Denn da zeigt die gehirnwäsche schon wirkung.
Freakstyles
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Re: Grand Theft Auto 5 - Test

Beitrag von Freakstyles »

Anla'Shok hat geschrieben:
Wir alle sind langjährige Spiele-Fans, aber wer von uns hätte sich vor 10 Jahren vorstellen können, aktiv ein Folterspiel zu spielen?
vor 10 Jahren habe ich Pixelfiguren die Arme rausgerissen wo das Blut nur so spritzte dagegen war die Folterszene ein echter witz.

Was tun die empörten jetzt eigentlich gegen Folter`im echten Leben?
CDU und Obama wählen, die versprechen schließlich gegenteiliges an das sie sich auch immer halten :lach:

Die meisten Menschen sind einfach dumm, man lässt sich gerne manipulieren und wenn man den Befehl zur Folter erhält, dann führt man den aus, is ja schließlich ein Befehl und man steht auf der rechtlich richtigen Seite. Viel weiter denken die meisten Menschen auch nit. Man hat mehr Angst vor der Befehlsverweigerung und den Konsequenzen vom Staat, als sich auf die moralisch richtige Seite zu stellen. So denken auch viele CDU Wähler die lieber eine Politik wählen die Ihren Reichtum und Ihre Machtstellung gegenüber anderen Menschen sichern, als eine soziale Politik zu fördern bei dem es um das Wohlergehen aller geht.