Ich finde, die Frau hat weitgehend recht und ich habe einige dieser Damsel in distress-Games gezockt, begonnen mit Mario 1.
Als Mann muss ich sagen, dass dieses DID-Prinzip gut funktioniert. Ich spiele gerne den Retter des Fräuleins in Not(der Unterdrückten, der Welt, des Universums). Es gibt mir Gründe, solche Dinge wie Rache und Gewalt auszuleben, ohne dass es Folgen hat und ich mich dabei schmutzig mache.
Natürlich werden solche Spiele nicht willentlich mit dem Gedanken entwickelt, traditionelle Rollen-Bilder zu zementieren und sie haben bei mir persönlich auch nicht die Auswirkung, dass ich Frauen als Opfer und generell unfähig wahr nehme. Es tickt ja auch nicht jeder Mann gleich. Es gibt zig Millionen von Männern oder ganze Kulturen, die ihre Frauen als Objekt, Besitz und billige Haushaltshilfe ohne Mitspracherecht betrachten.
Es ist aber doch ein billiger und einfallslose Aufhänger, vor allem, wenn es Fräuleins in Bikini sind, die mit piepsiger Stimme "Please, help me" schreien. Und dies vielleicht auch noch mit der Steigerung, dass diese vorher sichtbar misshandelt werden.
Ich stehe natürlich auf Fräuleins in Bikinis, hätte aber auch nichts dagegen, wenn man mal eine vernünftige Story und starke Heldinnen bieten würde, etwas, dass in Videospielen praktisch inexistent ist. Und scharfe Damsels in distress sind nun wirklich läppisch, etwas, mit dem man sich direkt bei den Kiddies anbiedern möchte, das piepsige "Please help me" nervt mich sogar als Mann.
Das Video ist aber irgendwie auch nicht ganz vollständig, was wahrscheinlich ein Gamer eher merkt, als eine interessierte Frau oder Nicht-Gamer.
Wenn man mal die Liste genauer ansieht, dann werden hauptsächlich Arcade-Games gelistet, die auf den schnellen Konsum von Kiddies ausgerichtet sind und die prinzipbedingt auf einfache Aufhänger angewiesen sind. Wenn man sich gar nicht mit Games auskennt, könnte man zum Schluss kommen, dass es praktisch nur Spiele mit diesem Prinzip gibt, was nicht(immer weniger) so ist.
Aber man soll das auf keinen Fall so verstehen, wie wenn ich deswegen dieses Video für ungerechtfertigt halte.
Dann mal zum Gegenvideo eines jungen Gamers(finde gerade den Link nicht mehr), dass es doch viele Heldinnen in Spielen gibt. Es wundert mich, dass das noch nicht angesprochen wurde. Ich finde, dass Bayonetta und andere Heldinnen in hautengen oder Cheerleader-Klamotten nicht gerade ein gutes Gegenargument sind. Oder zockt die tatsächlich jemand als starke Frau und nicht als scharfe Marionette?
Ich zocke sogar gerne weibliche Chars, wo ich das kann, hauptsächlich mit fetten Shotguns oder auch mal mit Zweihändern. Das hat natürlich keinerlei feministische Komponente, im Gegenteil sehe ich lieber einer Heldin Stunden lang auf den A..., äh Rücken, als einem 08/15-Muskelprotz.
Mir ist keine weibliche Hauptfigur in (meinen) Games bekannt, die sich wie eine fähige Real-Life-Frau verhält, die ihren Job wie ein Profi erledigt, sich den Situationen angemessen kleidet und dabei keine Zeit hat, Männern den Kopf abzubeissen.
In Rollenspielen, in denen man wählen kann, ist es ein reines Feature, das sich an eine ähnliche Zielgruppe richtet, wie die Damsel in distress. Es ist nur ein weibliches Kostüm, das man sich zur Abwechslung überwerfen kann. Femshep ist nur Maleshep mit Hupen, und ein weiblicher Char in TES- oder Fallout-Spielen zockt sich gleich wie ein männlicher, abgesehen vielleicht von ein oder zwei Perks. Und ein weiblicher Soldat in GoW oder weibliche Kämpfer in Prügel-Games sind nur eine Erweiterung für männliche Zielguppen, die es langweilt, 08/15-Muskelprotze zu zocken und gerne mal eine Frau steuern

Zielguppen ist allerdings ein wichtiger Punkt. Ich würde mal behaupten, dass man es finanziell gespürt hätte, wenn Broker DeWitt eine Frau wäre, die ständig einen dekorativen männlichen Begleiter dabei hat.
Und es wäre möglicherweise ein finanzielles Risiko, eine Sigourney Weaver wie in Alien als Hauptfigur zu haben, die zwar Spieltiefe hat, aber männliche Spieler eine Barbarella wünschen liessen und trotzdem nicht Frauen massenhaft zum Gamen bringen würde.
Schlussendlich wäre es nett, wenn männliche Game-Entwickler ein wenig auf dieses Video hören würden und ein paar respektable Heldinnen gestalten würden, statt nur Opfer. Man muss ja nicht gleich alles umkrempeln, aber vielleicht mal eine Schritt in die richtige Richtung machen.