Fand die Story gar nicht so schlimm, wie nach den ganzen Reviews befürchtet.
Nur das Ende, als Booker von Elisabeth ertränkt wird ist irgendwie inkonsequent.
Die Entwickler wollten eine Raum-Zeit-Geschichte erzählen und dabei gibt es eben einen Haken: Booker und Elisabeth müssen und wollen
alle Comstocks in allen Universen ausschalten. Das erreiche ich aber nicht indem ich nur einen Booker einer Welt auslösche.*
Ergo muss die letzte Taufszene eine von Elisabeth geschaffene Welt sein, in der die Booker aller Welten in einer Version vereint sind.
Stirbt dieser Booker wirkt sich das auf all die verschiedenen Welten aus. Möglich ist das wahrscheinlich dadurch, dass der Taufversuch von Booker
bei Wounded Knee eine Konstante ist, so wie die Losnummer 77, die Leuchttürme und der Münzwurf. Erst die ausgeführte Taufe stellt wieder eine
Variable da, in manchen Welten wird er getauft und in der Folge zu Comstock und in den anderen weigert er sich doch noch und bekommt später Anna/Elisabeth.
Angenommen Elisabeth hat also die Möglichkeit einen gewissen Fixpunkt aus allen Welten zu extrahieren und zu bearbeiten,
warum wählt sie dann nicht nur jenen Booker, der sich auch wirlich taufen lässt? In Folge träfe er nie auf Letuce, Columbia und
die Felder würden nie entdeckt, Booker, inzwischen Comstock, wäre dadurch weder unfruchtbar noch hätte er die Möglichkeit sich
Anna zu holen. Übrig blieben nur all jene Booker, die es ablehnen getauft zu werden und eine Tochter bekommen.
Natürlich kann man jetzt sagen, der kurze Abschnitt nach den Credits impliziert das. Allerdings stellt mich das nicht ganz zufrieden,
bevor die verschiedenen Versionen von Elisabeth Booker ertränken wird eindeutig gesagt:
"Erstick ihn in der Krippe. Bevor die Entscheidung fällt. Bevor du wiedergeboren wirst." und
"Er ist Zachary Comstock. Er ist Booker DeWitt. - Nein, ich bin beide."
(
Direktlink)
Vielleicht war aber auch schon den Entwicklern die eigene Story zu komplex und verworren.
Das mit der Mutter war ja auch mehr als fragwürdig, aber darüber zerbrech ich mir nicht den Kopf sondern tu es als zeitdruckbedingte Designschwäche ab,
wie auch generell den letzten Abschnitt und das Comstockhaus in spielerischer Hinsicht. Aus dem Grund schrammt das Spiel aber leider auch am wirklichen Megatitel,
wie zum Beispiel Skyrim einer is, knapp vorbei. Schade.
Zu ein paar anderen Dingen, die auf den letzten Seiten zur Sprache kamen, wollte ich auch noch meinen Senf dazugeben:
1)
Das Nasenbluten ist mE ein Symptom der Überforderung des Gehirns, das versucht mehrere Erinnerungen
miteinander zu harmonisieren. Bilde mir ein diesen Effekt ua schon in Butterfly Effect gesehen zu haben.
Warum zum Beispiel die von Booker getöteten Soldaten in der anderen Welt bluten hängt wohl damit zusammen,
dass sie sich in der Nähe des geöffneten Riss befunden haben. Soweit ich mich erinnern kann trat dieser
Effekt nämlich nur bei Personen kurz nach einem Weltenwechsel auf.
2)
Schade finde ich auch, dass Entscheidungen wie in der E3-Demo gezeigt praktisch komplett fehlen. Die wenigen
im Spiel befindlichen Wahlmöglichkeiten sollen ja nur den Unterschied zwischen Variabelen und Konstanten
unterstreichen, man denke zum Beispiel an das Halsband von Elisabeth. Da fällt mir auf, alle Entscheidungen
werden von den Lettuce-"Geschwistern" inszeniert, oder?
3)
Das Kampfsystem fand ich eigentlich ganz nett. Hat man alle Möglichkeiten der Kräfte und Schienen genutzt
waren die Waffengefechte flott und abwechslungsreich. Das allseits thematisierte Problem, dass die Gegner
kaum Gebrauch von den Kräften machen und der lasche Schwierigkeitsgrad sind zwar lästig, aber insgesamt
gibts da nicht viel zu meckern.
(Ausnahme: der monotone Mehrfachaufguss von den kleinen Washingtonrobotern am Schluss..)
4)
Leider kommt mir gerade der letzte große Abschnitt, nämlich Emporia, etwas unter Zeitdruck entwickelt vor.
Nicht nur, das die Atmosphäre nach dem Gebietswechsel schlagartig nachlässt: keine Feuergefechte mehr zwischen
Vox und Comstock-Leuten, immer die gleichen 2 Plakate an den Wänden, unsichtbare Wände und Texturenrecycling
stehen im starken Gegensatz zum Rest des Spiels. Auch das Gameplay ergötzt sich plötzlich nurmehr in endlosen
Schussgefechten. Die einzige Abwechslung stellt der Twist mit Lady Comstock dar, der mit einer holprigen
Geisterstory und billigem "Suche 3 Risse"-Gameplay nicht unbedingt glänzt.
Sowas finde ich einfach schade, wenn man kurz davor noch die tollen großen Feuergefechte und Details wie
die Arbeiter, die sich mit dem erledigten Handyman fotografieren lassen, eigentlich gezeigt hat, dass man das besser kann..
*es sei denn ich begnüge mich damit in einem Universum eine Ruhe zu haben, was angesichts der Gefahr,
dass ein anderer Comstock auftaucht und sich das Kind holen will, ziemlich dumm wäre..