Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Gerade im Witcher-Forum auf WoP folgende News entdeckt:

http://www.onlinewelten.com/games/the-w ... om-115318/

CD Project und Daedalic? Ein Witcher-Adventure gar? Hui, ui. Bin gespannt.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Challo da draußen!

Cheute chabe ich Chellforces zu Ende gespielt. Am Wochenende werde ich in Textform das eine oder andere zu diesem hübschen Shooterchen erzählen. Bis dachin dachte ich mir, gebe ich Euch einen Eindruck über das Auf und Ab, das ich chier erleben konnte, garniert mit einigen launigen Kommentaren. Los gehts!


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Der Typ mit der Knarre, der aussieht wie Keanu Reeves nachdem ihm das russische Olympiateam der Gewichtheber das Gesicht zerbeult und die Nase mehrfach gebrochen chat, cheisst Steven Geist. Ist Cheld von Spiel. Orion Company cheisst Entwicklerstudio von Chellforces. Choffnungsvolles russisches Team, das später übelbeleumdete Stalin Subway - Serie gemacht chat. Ob sie was mit dem deutschen Erotikversand gleichen Namens zu tun chaben, weiss ich nicht. Liegt aber nahe - aus Gründen, die noch zu sehen sein werden.


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Rahmenchandlung ist ein Verchör durch diese Type im Anzug. Chat Bioware dann in Dragon Age 2 abgekupfert. Amerikanische Chunde!


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Ganz zu Beginn gibt es einen gezeichneten Einstieg. Leider nur kurz und später dann nicht mehr. Wir treffen Lynn, die Ex von Steven. Sie ist auf Drogen und braucht Geld. Er schmeisst sie raus, und sie verschwindet zu ihren Sektenfreunden, die "ihre Seele wollen" oder so. Chintercher tut es Steve leid und er geht sie suchen. In einem Teil der Stadt, wo es nach den Nachrichten gerade Unruhen gibt.


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Was macht man allein in einer Seitenstraße nachts in einer fiesen Gegend der Stadt? Richtig - man schnappt sich was zum Chauen. Das Rohr da sieht brauchbar aus.


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Hm, was jetzt? Vielleicht ja nach dem Weg fragen. Oh, da kommt schon wer.


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Leider war er wenig chilfreich. Also immer der Nase nach. Einsam ist man jedenfalls nicht. Überall trifft man auf Eincheimische.


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Orion Company = http://www.orion.de/. Beweismittel 1.


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Chey, was sollen die vorwurfsvollen Blicke! Knarren gechören chier zum Dresscode.


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http://www.youtube.com/watch?v=4b04jq7NB1s


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Krass! Von vorne ein Churenchaus. Und ein paar Etagen tiefer ein gecheimes Labor!


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Wie schon gesagt: gecheimes Labor. Jetzt natürlich nicht mehr. Ist immer die Krux von gecheimen Laboren in Shootern. So auch chier.


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Oh! Büroraum im Cherzen des Labors mit dramatischer Tapete! Wo die Tür wohl chinfüren mag? Die Anwort gibt es in Teil 2!
Zuletzt geändert von mr archer am 01.08.2012 23:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Achmedtheanimal
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Achmedtheanimal »

Warst du bei den Scht'is als Geisel als du das gezockt hast? :Blauesauge:
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Willkommen zu Teil 2 unserer Bilderreise durch Chellforces!

Zuletzt sind wir durch eine bedrohlich ausstaffierte Tür in einem gecheimen Labor unter einem Churenchaus in einem Stadtteil voller Zombies gegangen. Und wo führt so eine Tür gern mal chin?

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Dämliche Frage. Nach Xen natürlich!
Zuletzt geändert von mr archer am 02.08.2012 00:16, insgesamt 1-mal geändert.
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oppenheimer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von oppenheimer »

Chilarious!
Wenn es konsequent trashig ist, wäre ich sogar geneigt, mir das mal anzutun.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Auf Xen treffen wir endlich auch Lynn wieder. Sie chat sich verändert.

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Aber steht ihr gut.


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Leider war unser Treffen zu emotional. Was steht sie auch bis an die Zähne bewaffnet in einer Arena rum? Ah, Frauen.
Egal. Ich chabe das Gefühl, es bahnt sich schon wieder ein Szenenwechsel an.


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Wusst ichs doch! Quake!


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Ob bei Saurons noch jemand wach ist? Licht brennt nicht mehr. Mal klopfen gehen.


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Meine Güte! Vattenfall kackt echt auf die Energiewende. Aber so was von.


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Kann sich noch jemand an die "Tricks and Traps" - Stage in Doom 2 erinnern? Bitteschön. Selbes Prinzip.


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Nur ein bisschen chübscher natürlich. Wer kann der kann. 2004 wohlgemerkt.


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Und ein richtiges Puzzle gibt es auch, wo man richtig ein bisschen denken muss. Nimm das, id Software! Aber Russen bringen ja auch Schachweltmeister hervor. Die trainieren alle mit Shootern made in Russia.


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Kein russischer Shooter ohne eine Ch. R. Giger - Map.


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Ich hätte gerne die vorne links. Wann ist die Brüterei erledigt? Wie, Lynn? Wer ist Lynn, bitteschön?


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Och, kommt schon Leute, echt jetzt! Ist doch nicht euer ernst, oder?

Wo uns das - chüstel - Sternentor chinbringt, erfahrt Ihr in Teil 3. Gute Nacht. Dobrou noc.
Zuletzt geändert von mr archer am 02.08.2012 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Nein. Noch nicht Teil 3. Bloß der Hinweis auf Folgendes:

http://www.lab.gamesplanet.com/magrunner/

Schön. Ein freundliches prywjet aus dem Osteuropa-Thread nach Kiew!

(Und falls noch wer von den Mitlesern hier spenden möchte: die 200.000er Marke wäre noch realistisch - und ziemlich lohnend.)
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Challo, Prywjet und Gutten Tag! Willkommen zu Teil 3 unserer gemeinsamen Reise durch Chellforces.

Wir erinnern uns: nach Ausflügen durch Zombie-verseuchte Stadtviertel, ein Churenchaus, gecheime Labore und Große-Shooter-der Menschcheitsgeschichte - Paralleluniversen stolperten wir durch ein Sternentor.

Und dieses bringt uns ...

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... in eine Chanfplantage! In Peru, Mayaruinen inklusive! Ja, das lag nahe und drängte sich als Setting geradezu auf.


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Chier zeige ich Euch die Chäckselanlage der wackeren Drogenbauern für das Dope.


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Ach ja. Und chier ein weiterer Beweis für http://www.orion.de


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Und noch einer. Chi, chi.


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Merke: wackere peruanische Drogenbauern sind keine Freunde von Videospielverfilmungen.


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Irgendwo zwischen diesen Mauern lauert eine sehr treffsichere KI. Böse, böse.


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Chübsch. Sehr chübsch.


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Und dann! Ein sagenchafter Plottwist. Man wird gefangengenommen und sie nehmen einem all die schönen Schießeisen weg! Wahnsinn! Respekt, http://www.orion.de. Auf so eine Idee kämen amerikanische Studios nicht in tausend Jahren! Cha, cha. Blöde Amis.


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Nach gelungenem Ausbruch aus dem am schlechtesten bewachten Shootergefängnis der Videospielgeschichte stößt man an der Oberfläche auf Militäranlagen.


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Unter den Militäranlagen dampfen Rohre sehr stimmungsvoll. So stimmungsvoll, dass http://www.orion.de um dieses Setting mit der gleichen Engine noch die ganze Stalin Subway - Reihe gebastelt haben.


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Und noch mehr Militäranlagen. Choffentlich sieht mich keiner, bevor ich ihn sehe.


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Hm. Diese Type auf dem Bild mit diesem stilsicheren Einrichtungsgeschmack - chabe ich die nicht ein paar Stunden zurück schon platt gemacht?


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Challo Jungs! Danke fürs Spiel bis dato. Fast finde ichs gut. Übrigens: wusstet Ihr, dass die Ingame-Wandzeitung mit den Fotos der Entwickler eine Tradtion ist, über die man mal ein längeres Essay schreiben sollte? Nein? Ich auch nicht. Wer würde so eine verkopfte Scheisse schon lesen wollen. Wir sind hier schließlich nicht in der Spex. Kotz.


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Jetzt reichts. Ich will sofort die Adresse von diesem Innenarchitekten. Geil! So dezent - das unterstreicht meinen liebenswürdigen Charakter.


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Und so soll bitte mein Flur aussehen. Blickachsen. Blickachsen sind sehr wichtig.


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Irgendwie chatte http://www.orion.de noch ein Level übrig. Aber warum auch nicht?


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Aber ganz da unten - da wartet ein Dimensionssprung auf uns. Richtung Finale! Doch, doch, glaubts nur. Mehr in Teil 4!
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

So! Nach unserem Ausflug nach Peru, wo wir die Baupläne der Sekte emfindlich gestört haben, geht es durch ein Dimensionsportal - zunächst mal hierhin:

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Mysteriös! Und immer weiter geht es.


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In die Chölle! Ah, Chöllenlevel in Shootern. Ein schönes Thema. Schön genug für ein längeres Essay. Na ja. Mittellang. Okay, eher kurz. Aber trotzdem! Kommt am Wochenende zusammen mit Rest von Text.


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Cha! Und da wohnt der Gechörnte! Schicke Chütte, was? Ein Bankenturm. http://www.orion.de hat 2004 Occupy vorweggenommen. Kluge Russen.


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Bitte alle mal die Augen zuchalten. Ein KZ-Tor in der Chölle. Nebenan gibt es übrigens noch eine Wohnungstür auf der "Eichmann" steht. Ohne Mist. War natürlich fürs deutsche Publikum nicht zumutbar. Fehlt dacher in der deutschen Fassung. Gasp! All diese Bilder waren aus der bösen Version des Spiels? Jacha, meine Cherren! Ich bin moralisch einfach vom Killerspielen schon völlig versaut. Wie, Nazi-Bauwerke in der Chölle - das könnte Kritik an den Erbauern implizieren? Ach was! Chaarspaltereien. Außerdem, soweit kommts noch, das Russen in zweifelhaften Shootern Opa kritisieren. Index. Sofort. Schnaub!


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Nachdem man den am schwierigsten versteckten Levelausgang der Shootergeschichte durchschritten chat - landet man in der Lobby von Belzebubs Business Company. Mit Dali an den Wänden!


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Die gechörnten Suits sind emsig.


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Arbeit macht chungrig.


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Ein letztes Mal http://www.orion.de. Inclusive postmoderner Brechung.


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Ob der Chef für uns Zeit chat? Chach! Bin ganz aufgeregt. (Man beachte übrigens den Ziegenbock im Businesslook unten rechts)


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Ein Franzose?! Das chätte man sich ja nun wirklich denken können.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Tak. A eto konec. Erfreut Euch noch ein bisschen an den Bilderchen. Und am Wochenende schließen wir dann das Kapitel Chellforces.

Dobrou noc z Wojerec!

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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Hellforces

Am Mittwoch hat Oppenheimer hier einen nicht unwichtigen Punkt angesprochen: ist Hellforces konsequenter Trash? Ich will diese Frage zum Aufhänger der folgenden Zeilen wählen, die ich einem Spiel widmen möchte, das mich streckenweise sehr gut unterhalten hat und in dem ich viel zu lachen hatte. Ja, es findet sich hier Shooter-Trash der höchst unterhaltsamen Art. Ich meine, ein Spiel mit der Unterzeile „Hell has come to your PC!“ – wie toll bitteschön ist das denn?! Hellforces macht diesem Thread alle Ehren und ist für Freunde des Absonderlichen eine ganz klare Empfehlung. Es gibt aber ein paar Pferdefüße. Um im Bild zu bleiben.

In der Bilderserie habt Ihr gesehen, was Hellforces für mich zuallererst auszeichnet. Es ist die beinahe schon aberwitzige Vielseitigkeit seiner Settings. Man hat beim Spielen den Eindruck, die Jungs von Orion haben in ihren Erstling von 2004 alles gesteckt, was für sie das Genre ausmacht. Wir beginnen in einer Resident Evil inspirierten Zombie-Apocalypse. Es folgen Szenarien, die an Half life, Quake oder sogar Doom erinnern. Dann gibt es einen gewaltigen Schuss Far Cry. Und zum Schluss noch ein bisschen Blood 2. Um nur die deutlichsten Einflüsse zu nennen. Hellforces feiert vom Nachtklub über das Geheimlabor bis zum Höllenlevel die Schauplatz-Evergreens des Genres ab. Das einzige was fehlt, ist ein Zuglevel. Die Gegnerpalette reicht von Zombies über Gangster hin zu Drogenschmugglern, Paramilitärs, Sondereinheitlern, durchgeknallten Wissenschaftlern, Dämonen und der Exfreundin. Es gibt einen mysteriösen Man in Black. Einen diabolischen Sektenanführer. Und Satan. Dimensionstore. Keycards. Nazi-inspirierte Innenarchitektur. Ein richtig gut designtes Schalter- und Symbolrätsel. Es gibt Powerups, unter denen sich tatsächlich auch Schrumpfkekse befinden. Einen Helden, der cheesige Einzeiler von sich gibt. Tittenplakate. Es gibt Schlauchlevel. Und es gibt Labyrinthlevel. Leute, über 30 Level! Zwischen 15 und 20 Stunden Spielzeit! Hellforces ist ein Zitat-Shooter. Es ist die postmoderne Zusammenfassung des Status Quo im Genre zur Mitte der 2000er Jahre. Es gibt hier eine Verwandtschaft mit Tarantinos Blick auf den Film. Man spielt das. Und beim Spielen ertappt man sich die ganze Zeit dabei, wie man Häkchen macht und Referenzen erkennt. Hellforces ist alle Oldschool-Shooter auf einmal. In der Rezension auf yiya.de wird das Spiel als Hommage bezeichnet. Das ist es. Hellforces ist eine ziemlich liebenswürdige Hommage an das klassische FPS.

Allerdings sind wir mit der Nennung Tarantinos bereits bei den wunden Punkten angelangt. Denn Tarantino gelingt es in seinen guten Filmen über das auskennermäßige Zitieren hinaus auch immer, etwas originär Eigenes und auch Neues zu schaffen. Im Zitieren bringt er das Genre voran. Und bei aller Liebe: das gelingt Orion mit ihrem Erstling fast überhaupt nicht. Ich habe mich in den Stunden, die ich diesem Spiel gewidmet habe, nicht einmal gelangweilt und mich jedes Mal gefreut, wenn ich wieder für einen Abend das Spiel gestartet habe. Ich habe mich immer wieder über die dämliche Story amüsiert und mich oft über die gute Optik und das schöne und abwechslungsreiche Leveldesign gefreut. Und ich habe ob der hanebüchenen Haken beim Setting verblüfft und ungläubig den Kopf geschüttelt. Aber für all die Mühe, die hier zweifellos und erkennbar aufgewandt wurde, bleibt leider zu wenig Originäres hängen. Das ist alles wirklich unterhaltsam. Und es ragt auch aus dem Durchschnitt der Osteuropa-FPS-Landschaft heraus. Aber für einen wirklichen Hit fehlt leider die Unverwechselbarkeit. In diese Falle postmodernen Zitierens tappt leider auch Orion.

Eine Ausnahme gibt es: das Höllenlevel und das Finale des Spiels in einem inmitten der Hölle aufragenden Büroturm. Das hat was. Gelungene Höllenlevel sind seit dem originalen Doom für mich so was wie der Ritterschlag für einen FPS-Entwickler, der etwas auf sich hält. Bis heute hat da People Can Fly bei mir mit seiner Painkiller – Höllenversion die Nase vorn. Deutlich interessanter gelöst als die Hölle in Doom 3, die für mich sinnbildlich dafür steht, wie id Software beim dritten Teil der Serie das Mojo verlassen hatte. Was Necrovision in der Hinsicht bringt, bin ich schon gespannt zu sehen – der Titel fehlt mir nach wie vor in meiner Sammlung. Kommt noch. Unlängst hat CD project in Witcher 2 im 2. Akt mit der ewig währenden Geisterschlacht einen interessanten neuen Beitrag zu diesem Levelsujet geliefert. Und und und. Orion reiht sich hier ein, ohne sich an die Spitze zu setzen. Man muss sich in Moskau aber wahrlich auch nicht des Gezeigten schämen. Sehr, sehr ordentlich. Und wie gesagt: ein Bankenturm inclusive Veitsböcke in Maklerzwirn – Donnerlüttchen! Mit dem Einfall seid Ihr für mich Teil des Kanons, Orion. Für einen kurzen Levelmoment in Eurer eher zwiespältigen Werksgeschichte. Immerhin. Andere Studios erreichen nicht mal das. Und hättet Ihr dieses Niveau in Hellforces häufiger erreicht – wir hätten uns hier versammelt, um der Geburt von etwas Großem beizuwohnen. So war es leider nur ein kurzes Aufflackern. Eure fünf Minuten des Ruhms, quasi. Aber schön, dabei gewesen zu sein.

Es gibt dann noch die weniger schönen Dinge. Die Engine ist gutes Handwerk und für 2004 allemal vorzeigbar. Auch deutlich besser als das, was zeitgleich etwa Burut mit The Kreed gecoded haben. Und für meinen Geschmack optisch auch leicht schöner als die Painkiller-Engine, die ebenfalls von 2004 stammt. Stabil läuft sie auch, und hat man beim ersten Hochfahren des Levels ein paar Sekunden Wartezeit, so erfolgt jeder spätere Quickload quasi augenblicklich. Eindrucksvoll und vorbildlich. Allerdings hatte ich bei jedem Kaltstart des Spiels ganz verlässlich nach den ersten zwei, drei Frames einen Totalfreeze. Nach dem Neustart rüttelte sich dann irgendwas in den Tiefen des Programms an die richtige Stelle – und dann lief es. Mysteriös.
Missglückt ist Orion leider die Sprungsteuerung. Läuft einfach nicht gut. Schwammig. Zäh. Ungenau. Hakelig. Ein bisschen ärgerlich, weil es zwei, drei Sprungeinlagen zu meistern gilt, was in diesem Zustand nicht so Recht Vergnügen bereitet.
Was wirklich gewöhnungsbedürftig ist, sind die Levelausgänge einiger Maps. Man findet sie nämlich nicht. Und zwar weniger deshalb, weil die Map so labyrinthisch wäre. Das gibt es auch mal, ist aber nicht die Regel. Nein, weil man sie schlicht nicht als Levelausgang wahrnimmt. Ich habe noch nie in einem FPS derart unprätentiöse Levelausgänge erlebt wie in Hellforces. Fast lohnt es sich schon deswegen, sich dieses Spiel mal anzuschauen. Ich habe alle ohne Walkthrough gefunden. Und bilde mir darauf ziemlich was ein. Versucht doch, mich zu toppen! Allein die Höllenmap zu verlassen, dürfte den einen oder anderen in echte Verzweiflung stürzen. So wie es in der Hölle ja auch sein soll.

Und dann wäre da die KI.

Auf amazon findet sich eine Kundenkritik, die von Hellforces als dem unfairsten Shooter ever spricht. Auf Youtube in einem Playthrough habe ich es auch noch mal gelesen. Stimmt nicht. Den unfairsten Shooter ever spiele ich gerade. Den Text dazu gibt es hier als nächstes. Aber sagen wir es mal so: Hellforces ist eine spitzenmäßige Vorbereitung auf den unfairsten Shooter ever.
Am Anfang gegen die Zombies ist alles noch angenehm fordernd. Die ollen Schlurfer sind flott unterwegs und eindeutig in der Überzahl. Und wir haben nur einfache Schießeisen und spärliche Munition. Es heißt also immer mal wieder, die Beine in die Hand zu nehmen und in Richtung Ausgang zu türmen. Gut so. So gehört sich das für eine ordentlich inszenierte Zombieapocalypse.
Dann kommen die Killermäuse. Viechzeug auf Knöchelhöhe ist in Shootern immer nervtötend. In Hellforces sind die Ratten kaum zu treffen, flink wie hulle und äußerst bisskräftig. Eine echte Pest.
Und dann kommen die ersten Cyborg-Sektenanhänger mit MG´s. Und das ist der Moment, in dem es für uns heißt, Demut zu lernen. Denn die Jungs beherrschen zwar nur ein paar Ausweichschritte und –rollen und sind in ihren Wegfindungsroutinen nur guter Durchschnitt. Aber sie treffen. Immer. Sofort. Tödlich. Wir laufen durch das Level wie ein großer, fetter Magnet, der von überall her die Kugeln anzieht. Und wenn wir hinter einer Ecke mal ein bisschen innehalten wollen, um uns nach dem ungefähr vierten Quickload (jaha! Quickload-Shooter können arschschwer sein, liebe Checkpointler!) mal ernsthaft eine Strategie zu überlegen – dann schmeißen sie ohne Unterlass alle paar Sekunden mit Granaten nach uns. Es gibt Shooter, in denen die KI tatsächlich die gleiche Durchschlagskraft hat wie wir. Und in denen sie genauso schnell reagiert wie wir. Diese Shooter sind richtige Arbeit. Und Hellforces ist einer davon. Jetzt wird auch klar, wie das mit der Hölle gemeint war, die auf unseren PC gekommen ist. Man muss das mögen. Hinzu kommt, dass uns die Brüder sofort sehen. Weil wir nämlich nicht nur ein großer Magnet sind. Wir sind ein Magnet mit einer großen Signalleuchte auf dem Kopf. Ihr werdet das besonders in den Stadtleveln der ersten Parallelwelt hassen lernen. Das sind nämlich große, lange, mehretagige Schluchten mit wenig Deckungsmöglichkeiten. Und aus der Tiefe dieser Schluchten donnern Euch Raketen entgegen, abgeschossen von Gegnern, die Ihr noch nicht mal erkennen könnt. Ihr habt Euch gefragt, wieso auf meinen über fünfzig Screenshots nicht ein einziger „lebender“ Gegner zu sehen ist? Weil er mich in der Sekunde, die ich zur Auslösung des Screenshots benötigt hätte, bereits zu Boden geschickt hätte. Zeitverzögerung gibt es hier nur im Bruchteil von Sekunden. Mit solchen Shootern trainieren Olympia-Schützen und die russische Armee. Mörderreflexe. Wenn Ihr Hellforces durch habt, zieht Ihr schneller als Euer Schatten. Auf „normal“ ist dieses Spiel eine echte Herausforderung. Ich weiß es, weil ich es auf „normal“ absolviert habe. Ohne Cheats. Denn ich bin eine coole Sau. Oder ein Mensch, der mal über seine Prioritäten im Leben nachdenken sollte. Ansichtssache.

So. Das war es, was ich zu erzählen hatte. Ich empfehle Hellforces jedem Oldschooler weiter, der Spass an trashigen Szenarien hat sowie Freude am Entdecken kanonischer Genreanspielungen. Und der noch über die Reflexe und die Frustresistenz seiner Jugendjahre verfügt. Irgendwann wird es noch einen Lesertest geben. Unter ihm wird eine 70 stehen – was im Rahmen meiner Osteuropa-Shooter – Werkschau ein ziemlich hoch anzusiedelndes Ergebnis ist. Hellforces ist ein Shooter, den ich auch noch einmal spielen würde. Das ist eigentlich das netteste, was ich zu Shootern zu sagen habe.

Und jetzt darf hier gerne geraten werden, welcher Titel in diesem Thread als nächstes besprochen wird. Ich werde aber keine Tipps kommentieren. Danke für die Aufmerksamkeit. Gute Nacht.
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oppenheimer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von oppenheimer »

Wahnsinn. Ich glaub, ich kauf mir Hellforces.
Zielwasser-K.I. finde ich zwar noch grausamer als Checkpoints, Auto-Heal und Co., aber die Vielfalt im Leveldesign, egal wie erzwungen, und das Ausmaß an schierem Irrsinn machen das locker wett.
They don't make 'em like this anymore...
Danke für die super-ausführliche Besprechung.
johndoe990045
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von johndoe990045 »

Klasse Walkthrough, selten so ein Spass jehabt in der Hölle ...
Ich hab hier noch die deutsche Version der Höllen-Kräfte, da ist die Hölle dann ohne Nazis?
Aber besser als der Walkthrough kann das Spiel eigentlich nicht mehr werden *lol*
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

MrReset hat geschrieben: Ich hab hier noch die deutsche Version der Höllen-Kräfte, da ist die Hölle dann ohne Nazis?
Um Missverständnissen vorzubeugen: auch in der Originalversion gibt es in der Chellforces-Hölle keine Nazis zum drauf schießen. Nur Flatterdämonen, die blaue Plasmakugeln in unsere Richtung schleudern. Und noch ein paar Elementarwesen. Überhaupt ist die Höllen-Stage was das Gegneraufkommen angeht, sehr sehr ruhig. Mehr was zum Gucken. Und zum Durchdrehen beim Versuch, den Ausgang zu finden. Haarig wird es erst wieder danach im Büroturm.
Es gibt in der Original-Hölle aber ein paar Einrichtungsgegenstände aus dem 3. Reich. Und sowas geht natürlich nicht. Schocking!
kamm28
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von kamm28 »

mr archer hat geschrieben:Hellforces
Und jetzt darf hier gerne geraten werden, welcher Titel in diesem Thread als nächstes besprochen wird. Ich werde aber keine Tipps kommentieren. Danke für die Aufmerksamkeit. Gute Nacht.
Ich bin mir ziemlich sicher: Alpha Prime!

Ansonsten: Danke für den wie immer sehr unterhaltsamen Test. Hellforces steht jetzt bei mir auf der Liste.