Chihayafuru

Gut, was sagt man zu so etwas ... vornweg, ich bin mittelschwer begeistert. Nicht, weil die Seire irgendwie alles auspackt was es in dem Genre geben kann (Love-Triangle, bekloppten Mainchar mit Freunden deren Charaktere vonner Stange kommen, Competition durch das zugrunde gelegte "Spiel", etc.), sondern weil Kyogi Karuta ein Kartenspiel ist, bei dem man Zeit braucht um damit warm zu werden. Nach der ersten Folge dachte ich auch, das die Japaner einen anner Klatsche haben (vom westlichen Standpunkt ist das nunmal so ^^), und Karuta ne Art Memory für Erwachsene ist. Die Serie leistet in den ersten 5 Folgen eine ganze Menge Erklärungen zum Hintergrund des Kartenspieles, welches kulturell wohl noch einen weitaus höheren Wert hat, als die Serie es tatsächlich zeigt, da hier nur der Wettkampfgedanke hervorgehoben wird.
Zu Karuta:
Es handelt sich dabei um ein Kartenspiel, welches aus zwei Sets zu je 100 Karten besteht.
Ein Set sind die Spielkarten und das andere Set sind Karten zum vorlesen. WTF? Jepp, hier braucht man entweder noch nen Dritten der vorliest oder ne CD auf der vorgelesen wird. Was wird da vorgelesen? Poesie ... o.Ô ... Gedichte. Sogenannte Waka, die ähnlich den Haiku ein bestimmtes Versmaß haben (Waka 5-7-5-7-7, Haiku 5-7-5). Jut, also sucht man die vorgelesenen Gedichte. Wär ja zu einfach ^^ Auf den vorgelesenen Karten stehen die kompletten Poeme, auf den Spielkarten aber nur die letzten beiden Verse.

Die Spielkarten werden dabei unter den beiden Spielern aufgeteilt und offen vor den Spielern ausgebreitet (in welcher Reihenfolge etc. entscheidet der jeweilige Spieler selbst, ansonsten gibt es nur zu beachten, das es bei 25 Karten pro Spieler (in der Serie so) 3 Reihen sein müssen, deren Breite 87 cm nicht übersteigen darf). Die Spieler bekommen eine Zeitspanne von 15 Minuten um sich die Kartenpositionen einzuprägen, danach wird angefangen. Die guten Spieler sind so gut, das sie spätestens nach der dritten oder vierten Silbe die dazugehörige Karte vom Feld schlagen. Laut Regeln muss man sie nur als erster berühren.
Japaner halt. So kann man das sture Auswendiglernen von Gedichten auch für Kinder und Jugendliche interessant machen ^^ Das interessante an Karuta ist nun allerdings, das nicht irgendwelche Gedichte genommen werden, sondern die Hyukunin Issho (100 Personen, 1 Geicht). Welche eine traditionelle und in Japan bedeutsame Gedichtsammlung ist, deren Ursprung ins 13. Jahrhundert zurückgeht. 100 Gedichte, 100 Schreiber/innen. Jedes Einzelne hat dabei seine eigenen Geschichten, Interpretationen und stammt jeweils aus verschiedenen Zeiten/Epochen der japanischen Geschichte. Mit diesem Spiel lernt man also nebenbei nicht nur das traditionelle richtige Vortragen sondern auch mal eben die Gedichte selbst auswendig. Hinzukommt, das Karuta traditionell an Neujahr gespielt wird, und somit in allen traditionellen Haushalten mindestens ein Deck vorhanden sein sollte, wodurch die Kids nicht wirklich drumrumkommen das zu lernen. (Die Spielkarten sind ind Hiragana gehalten, um es auch den Kids zu ermöglichen) Nebenbei, Hanafuda (Summer Wars ... Koi-Koi ^^) und Karuta sind miteinander verwandt, bzw. haben denselbsen Ursprung.
Im Grunde genommen besteht das Spiel also aus reinem Denksport, vor allem wenn man sich überlegt, dass das Vortragen von Hundert Gedichten und dem Warten zwischendurch, bis die weggeschlagenen Karten wieder eingesammelt wurden doch mächtig in die Zeit geht.
Die Serie (bevor ich die vergesse ^^) handelt also von Chihaya, die als Kind von einem Klassenkameraden Karuta gezeigt bekommt und sofort hin und weg ist. (sie Namensgeberin der Serie zu nennen, wäre nur die halbe Wahrheit, eines der Gedichte fängt mit Chihayafuru an, welches natürlich auch ihre beste Karte wird). Sie, Arata (besagter Klassenkamerad) und ihr Kindheitsfreund Taichi spielen das also zusammen. Taichi zieht zurück aufs Land, weil sein Großvater krank ist und die drei versprechen sich, weiterhin Karuta zu spielen und sich bei den Meisterschaften wirder zu sehen. Standardplot also, nun noch eins und eins .... richtig Taichi und Arata sind natürlich beide in Chihaya verschossen ... nicht das ihr das was ausmachen würde, peilt sie ja eh nicht.
Die Animationen gehen in Ordnung und halten sich irgendwo im oberen Drittel der von TV Produktionen bekannten Qualität. Die Musik (gabs mehr als 4 Tracks? ) ist nicht schlecht, für mich als Freund der E-Gitarre erst recht nicht. Die Charaktere sind schön ausgearbeitet, haben das Mindestmaß an Backgroundstory und haben Ecken und Kanten, so dass es nicht sonderlich schwer fällt sie zu mögen.
Vom reinen Plot her also nichts neues und schon gar nichts aufregendes. Die Erläuterungen der einzlnen Gedichte schaffen es allerdings einen leichten kulturellen Anstrich in die Serie zu bringen, der für mich mehr als interessant war. Ich freue mich auf eine etwaige 2. Staffel und gebe
8/10