Dear Esther - Test

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Kajetan
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von Kajetan »

read only hat geschrieben:Ich wäre vorsichtig mit dem Begriff Kunst, Kajetan.
Wie definierst Du "Kunst" in Unterscheidung zu "Nicht-Kunst"? Unterscheidest Du überhaupt?

Und ja, Kunstkritik ist gefährliches Glatteis, offenbart es doch mehr vom Kunstkritiker als selbiger eigentlich preisgeben möchte :)
dijan87
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von dijan87 »

Leider hat der Begriff "Kunst" für viele direkt so einen negativen Beigeschmack, so als müsste es jetzt per se pseudo-intellektuell sowie vor allem ganz langweilig und gediegen zugehen. Ein Spiel für den Gamer im Ohrensessel.
Für mich ist Dear Esther definitiv Kunst - und zwar im allerbesten Sinne (so wie ich sie für mich definiere). Es ist abstrakt, es berührt, rüttelt auf, lädt zum Nachdenken ein...und wird nicht schnell vergessen.
BTW: Skyrim ist für mich auch Kunst.
vogelpommes
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von vogelpommes »

@ 6zentertainment:

Warum musst du mich auffliegen lassen XD

Lass mich halt trollen. Mir macht es halt mehr Spass in die Rolle der Menschen zu schlüpfen über die ich mich aufregen würde und durch übertriebene Darstellung deren Überzeugungen der Lächerlichkeit preiszugeben.

Ich kanns einfach nicht mehr hören dass Spiele kritisiert werden weil sie nicht genug Spass und Herausforderung bieten. Ob ich wohl je den Tag erleben werde an dem die Leute verstehen dass Videospiele keine klassischen Spiele mehr sind und nicht mehr zwingend danach gemessen werden müssen?

Umso mehr freut es mich dass Dear Esther so verdammt erfolgreich ist. Vielleicht gibt es dann noch mehr davon, weil es offensichtlich wird dass es sehr wohl ein Publikum abseits Military-Shooter und Fantasy-RPGs gibt!
Zuletzt geändert von vogelpommes am 16.02.2012 17:33, insgesamt 3-mal geändert.
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No Cars Go
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von No Cars Go »

Es erschließt sich mir nicht, wie man den Preis als überdimensioniert empfinden kann. Meines Erachtens ist allein der Soundtrack des Spiels – als eine der tragenden Säulen der Gesamterfahrung – schon allein die sieben oder acht Euro wert. Für die literarisch brillanten Monologzeilen hätte ich, und wenn sie unter'm Strich auch nur zwei DIN-A4-Seiten in der Quantität bedeuten, nochmal dasselbe hingelegt. Und dann hätte immer noch der brillante visuelle Aspekt gefehlt; davon, dass die kombinierte Enderfahrung die Summe ihrer genannten Einzelteile sowieso überschreitet, ganz zu schweigen.

Dear Esther bedeutet – zumindest für mich, der ich das Glück habe, zu diesem Spiel im Gegensatz zu einem The Path Zugang zu finden – eine Zeitstunde ästhetischen Hochgenusses, die ich immer wieder begehen kann, so wie ich auch ein geliebtes Musikalbum, das meistens mit weniger als sechzig Minuten Spielzeit aufwartet, immer wieder begehe. Meine Frage an die Preiskritiker: Habt ihr nie je 'nen Zehner oder mehr für ein Album eurer Lieblingsband hingelegt? Oder für eine DVD mit einem vielleicht fünfundachtzigminütigen Spielfilm?
Zuletzt geändert von No Cars Go am 16.02.2012 17:01, insgesamt 1-mal geändert.
read only
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von read only »

@Kajetan

Ja, es spiegelt.


Am Beispiel Malerei: Die einzige Frage, die sich dem Künstler stellt ist, was male ich wie.
Alles andere ist automatisch darin enthalten. Seine Arbeit besteht darin, alles was Mist ist, zu vermeiden. In der Schriftstellerei: Das Gemurmel auf dem weißen Blatt Papier, das war die Arbeit,
das Nichtgeschriebene.

Er hat an sich gearbeitet, den "Dingen des Lebens" Qualität zu geben.

PS
apropos vogelpommes usw.
Mir gefallen alle Beiträge. Erfrischendes Forum, in jeglicher Hinsicht.
Die Beiträge sind wesentlich bereichernder als der stilistisch völlig verunglückte Test.
zappenduster
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Re: Kommentar

Beitrag von zappenduster »

Kajetan hat geschrieben:PS: Baldurs Gate 2 und PS:T sind herausragende Spiele, aber keine Kunst, weil sie beide die sichtbare Wahrnehmungsebene nicht verlassen. Da steckt nicht mehr drin, als an Daten drin steckt. Da gibt es keine versteckten Bedeutungen, keine Allegorien, keine Symbolik, keine Interpretationen, keine Mehrschichtigkeit. Alles ist so, wie es auf den ersten Blick ist. Eine Handlung, ein bestimtes Featureset und eine Interaktivität innerhalb dieser Rahmenbedingungen. Und spielt man das Spiel zu Ende, dann ist das Spiel einfach zu Ende. Da ist nicht mehr als nur das Spiel.
Dear Esther soll also mehr sein als das plumpe Ablatschen karger Felsformationen, weil es bewusst, ganz ohne Budget-Hintergedanken, auf alle Gameplayaspekte verzichtet und lieber ein paar OneLiner aus den Boxen raushaut? Wohl eher das Resultat deiner blühender Fantasie.

Man kann auch einen Scheißhaufen betrachten und es als höchste Form der Kunst und haste-nicht-gesehen interpretieren. Was mag demjenigen wohl durch den Kopf gegangen sein, als er das Ei abseilte? Welche Vergangenheit mag diesen Mensch gezeichnet haben und was hätte er alles zu erzählen gehabt? Da steckt ja so wahnsinnig viel dahinter. Auch wenn's nur ein Scheißhaufen ist...

PS:T, das sich bei der eigenen Identität mit einem der bedeutsamsten Themen seit Menschengedenken befasst und trotz 1,5 Millionen Zeilen Text jede Menge Interpretationsfreiheiten gewährt, verfügt folglich über keine Mehrschichtigkeit. Die inhaltslose Grafik-Demo Dear Esther hingegen hat sie, ja? Na dann viel Spaß mit dem nächsten Futuremark-Produkt, da dürfte einigen der Zylinder hochgehen und das Monokel in den Champagner fallen vor so viel Kunstfertigkeit und Tiefsinn.
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gracjanski
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von gracjanski »

haudida_dude hat geschrieben:Dear Esther ist ein narratives Meisterstueck. Die visuelle Darstellung, Hintergrundgerausche und die Musik werden perfekt mit der Erzaehlung verwoben. Bin tief beeindruckt.

Ein paar News:
Dear Esther hat die Entwickungskosten bereits nach 5 1/2 Stunden eingespielt. Es wurden ueber 16000 Expemplare verkauft. (http://dear-esther.com/?p=630)

Die Uebersetzung in andere Sprachen ist in Arbeit und soll bald verfuegbar werden. (http://twitter.com/#!/danpinchbeck/stat ... 0801984512)
DAs ist eine schöne News. Innovative und qualitative Games sollen erfolg haben und kein Marketingmüll. Ich fand auch den Test sehr gut geschrieben, wir leiden alle an schlechten Games und Massenware.

Ich kann das "Game" leider nicht geniessen: Erst wenn ich mir einen neuen Laptop kaufe. Was mich wie andere an diesem "Game" stört ist das Gameplay: gibt es so was überhaupt? so wie ich es verstehe, ist es eigentlich auch kein Spiel, sondern ein Film, da man eigentlich nix macht, nix entscheidet. Unter spielen verstehe ich was anderes.

Zum Thema Kunst, bzw. was wir wohl alle darunter meinen: Wenn jemand ein Werk so meisterhaft produziert, dass nur weniger auf einem ähnlichen Niveau herstellen können, reden wir wahrscheinlich alle ehrfurchtsvoll von einem Kunstwerk. Manche Kunstwerke sind innovativ, müssen aber nicht unbedingt sein, manche sind auch zeitlos. Alle haben auch gemeinsam, dass es die Gefühle des Konsumenten so stakr anspricht, dass er das Kunstwerk nicht so leicht vergisst. Das Gegenteil wäre dann Werke von der Stange mit immer denselben elementen. Massenmüll eben.
Von daher sehe ich Baldurs Gate 2 auch als Kunstwerk an: Seit 10 Jahren hat es kein Spiel geschafft das Game als RPG König zu stürzen, ein Meisterwerk eben. Zwischen den Zeilen kann ich herauslesen, dass Dear Esther ein Kunstwerk ist.
Zuletzt geändert von gracjanski am 16.02.2012 17:46, insgesamt 2-mal geändert.
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haudida_dude
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Re: Kommentar

Beitrag von haudida_dude »

zappenduster hat geschrieben: Man kann auch einen Scheißhaufen betrachten und es als höchste Form der Kunst und haste-nicht-gesehen interpretieren.
Klar kann man das. Wenn man sich damit identifizieren, oder wenigstens eine persönliche Beziehung dazu aufbauen kann...
Zuletzt geändert von haudida_dude am 16.02.2012 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
PogopuschelX
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von PogopuschelX »

Ich muss nur einmal kundtun, wie unglaublich unterhaltsam es ist, diesem Thread zu folgen.
Meine das im höchst positiven Sinne. :D
TEBEOH
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Beitrag von TEBEOH »

oh mein gott der Test ist wirklich schlecht und 90% ist auf etwas überbewertet meiner Meinung nach. warum? das was Spiele im gegensatz zu anderen Medien wie Büchern und Filmen interessant macht ist die Interaktivität, etwas was hier komplett verloren geht. Ich bin generell ein Freund von etwas anderen Konzepten und dem ganzen Indy-kram aber die Spielezukunft? Wollen wir uns also weg von Interaktivität, dem was dieses Medium besonder macht, wegbewegen zu "interaktiven Filmen" damit unser medium von kurzsichtigen alten Männern respektiert wird die mit Spielen nichts anfangen können, mit Filmen aber schon?
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6zentertainment
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von 6zentertainment »

vogelpommes hat geschrieben:@ 6zentertainment:

Warum musst du mich auffliegen lassen XD

Lass mich halt trollen. Mir macht es halt mehr Spass in die Rolle der Menschen zu schlüpfen über die ich mich aufregen würde und durch übertriebene Darstellung deren Überzeugungen der Lächerlichkeit preiszugeben.

Ich kanns einfach nicht mehr hören dass Spiele kritisiert werden weil sie nicht genug Spass und Herausforderung bieten. Ob ich wohl je den Tag erleben werde an dem die Leute verstehen dass Videospiele keine klassischen Spiele mehr sind und nicht mehr zwingend danach gemessen werden müssen?

Umso mehr freut es mich dass Dear Esther so verdammt erfolgreich ist. Vielleicht gibt es dann noch mehr davon, weil es offensichtlich wird dass es sehr wohl ein Publikum abseits Military-Shooter und Fantasy-RPGs gibt!
weil es bis zu deinem post sachlichg war und es keine trolle gab sondern nur erklärungen und leute die gefragt haben wie es ist usw.das ist dann nur eine einladung für andere sich in solchen momenten anzuschliesen und auch einfach nur noch mist zu schreiben.somit war das keine hilfe für dem thread geschweige den für das spiel.von deinem rauhen ton ganz zu schweigen und den sachlichen unsachlichen beleidigungen :mrgreen:
zappenduster
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von zappenduster »

Man nehme Skyrim und beraube es all seiner Dialoge, Items, Kampfmechanismen und sonstiger Fertigkeiten wie Schleichen, Schlösserknacken, Crafting, streiche alle Gegner, NPCs, Scriptereignisse, sonst jedes Fitzel an Interaktion und Lebendigkeit und schrumpfe die Welt auf einen Bruchteil herunter. Heraus kommt Dear Esther.

Wertung Skyrim: 90%
Wertung Dear Esther: 90%

Daaaamn! 50 Mio. Euro Entwicklungskosten für nichts und wieder nichts. Noch dazu kann sich Skyrim aufgrund des Vorhandenseins eines Gameplays nicht einmal pädagogisch wertvoll oder Kunstwerk™ auf die Fahne schreiben.
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No Cars Go
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von No Cars Go »

vogelpommes hat geschrieben:@ 6zentertainment:

Warum musst du mich auffliegen lassen XD

Lass mich halt trollen. Mir macht es halt mehr Spass in die Rolle der Menschen zu schlüpfen über die ich mich aufregen würde und durch übertriebene Darstellung deren Überzeugungen der Lächerlichkeit preiszugeben.
Meine Güte, haben's manche Idioten nötig.
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Deuterium
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von Deuterium »

Kreative Arbeiten zu analysieren war in der Schulzeit immer ein Graus. Besonders in den Fächern Kunst und Deutsch hat man mehr Zeit damit verbracht, die Bilder und Texte von wildfremden Menschen auseinanderzupflücken, als selbst mal einen Pinsel in die Hand zu nehmen, oder sich selbst mit Worten auszudrücken. Gott, wenn ich daran denke... Stundenlang sitzt man da rum und analysiert Seitenverhältnisse, Farbkombinationen, Farbauftrag, Pinselwahl, chemische Zusammensetzung der Farbe und den Stand des Mondes zur Zeit der Bildentstehung, um sich im Nachhinein einbilden zu können, man wisse, was der Künstler sich gedacht hat. In Deutsch der selbe Vorgang. Warum tritt der Mephisto das erste Mal in Form eines Pudels auf? Weil Goethe Angst vor Hunden hatte, oder weil ein Hund etwas unauffälliger ist als ein feuerspuckender Drache mit Rollschuhen? Wie oft passt ein Vater in ein Werk von Kafka? Sicher, es gibt Sachen, da lohnt es sich mal drüber nachzudenken. Jeder Autor hat eine Grundintention. Ob es nur der Wille ist, eine spannende Lektüre zu verfassen, oder etwas zu vermitteln. Kunst objektiv bewerten zu wollen ist einfach Quatsch. Jeder Mensch hat zu einem Werk einen anderen Zugang. Wenn mir eine Sache gefällt, ist es für mich bei weitem leichter mich eingehender damit zu befassen, als wenn ich bei Fontane schon auf Seite 9 andauernd am Wegratzen bin und trotzdem am Ende von mir verlangt wird, Effie Briest anständig zu charakterisieren.
Wie sinnfrei das Ganze ist, hat mir Christoph Hein vor Augen geführt. Dieser Mensch war bei uns als Stargast und hat aus seinem Werk "In seiner frühen Kindheit ein Garten" gelesen. Lustig war, als einige Übermotivierte mit dem Herrn gewisse Stellen analysieren wollten. Da kam nicht selten die Antwort: "Mh. Da hab ich mir gar keine Gedanken drüber gemacht..." Na also! Warum sollte ich es tun? Um nachher die Genialität von fremden Menschen zu bewerten und mir einzubilden, ich hätte ihn verstanden?
johndoe981765
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Re: Dear Esther - Test

Beitrag von johndoe981765 »

Gerade hier wird mal wieder deutlich, wie unnütz diese Zahl am Ende ist. Bitte abschaffen!