Wulgaru hat geschrieben:Zur Darstellung in den Massenmedien habe ich mich ja bereits im Umfragethread bezüglich "Hart aber Fair" geäußert. Ich habe mich nun auch mit Beckmann befasst. Eine in meinen Augen in der Regel völlig niveaulose Sendung die sich aber stets prominenter Gäste erfreut.
So auch letzten Montag.
Sarrazin als Schlachtopfer. Nichts anderes kann man sagen. Auch in Hart aber Fair hatte er zwei Tage später keinen wirklichen "Mitstreiter", dort war aber wenigsten bei zwei Gästen eine gewisse Neutralität zu spüren.
Natürlich kann man sagen, das Sarrazin selbst Schuld ist und dies dem Erfolg seines Buches nur hilft, andererseits finde ich es ebenfalls mutig sich einer solchen Konstellation überhaupt zu stellen.
Was ist mit ihm passiert?
In der Sendung kam er kaum zu Wort. Wenn dies doch der Fall war, nahm Beckmann Sarrazins umständliche Art zu reden und etwas weiter auszuholen, laufend zum Anlass im vor dem Kern des jeweiligen Gedankens abzuwürgen. Vor allem bei den in meinen Augen interessantesten Elementen, den Zahlen und Quellen Sarrazins wurde tatsächlich mit Argumenten wie "die Welt bestehe nicht nur aus Zahlen" abgewiegelt.
Die Gäste waren ebenfalls unter aller Kanone. Der einzige Gast der inhaltlich auf Sarrazin eingegangen ist war Ranga Yogeshwar der witzigerweise mit der gleichen Argumentation ständig von Beckmann abgewürgt wurde. Scholz war zwar recht still aber zumindest sachlich.
Aygul Özkan, die beim besten Willen nur aus einem einzigen Grund eingeladen wurde: Weil sie ein Vorzeigeobjekt ist (salopp gesagt), macht ihren Hintergrund gleich mal zum generellen Normalablauf von Integration, obwohl sie später sagte diesbezüglich niemals auf Probleme irgendwelcher Art gestoßen zu sein.
Künast schoss für mich aber endgültig den Vogel ab. Sie ist häufig populistisch und nervig, aber Sarrazin hier dann mit den Worten "sie hatten das Geldsäckel" und "habens Geld gekürzt" vorzuwerfen als Finanzsenator in Berlin nichts gegen beklagte Zustände getan zu haben....
wow das erwarte ich von Lafontaine aber nicht von einer ehemaligen Ministerin, was Sparkurs in Verbindung mit Berlin heißt, muss ich glaube ich niemanden sagen...der unverschämte Forderung das verdiente Geld "gefälligst" zu spenden muss man weiter nicht kommentieren, ich frage mich wieviel Prozent ihres Gehaltes Künast wohl spendet...
Wunderbar abgerundet wurde die Sendung dann von einer Gleichsetzung Sarrazins mit Lothar Matthäus....die leise und ignorierte Reaktion Sarrazins "das war peinlich" fasst für mich die Sendung wunderbar zusammen.
Warum schreibe ich einen so langen Beitrag? Alle die die Sendung neutral verfolgt haben, wissen was ich meine. Letztendlich will ich damit meinen Standpunkt in dieser Debatte begründen: Sarrazin mag inhaltlich falsch liegen, es findet aber keine faire Diskussion statt, sondern lediglich eine öffentliche Hinrichtung und dabei ist es völlig egal, dass das die Auflage des Buches in die Höhe treibt. Diese Debatte ist ein Armutszeugnis für die Fernsehmedien und die politische Klasse (in den Wochen- und Tageszeitungen finden wenigstens teilweise inhaltliche Debatten statt).
Ich empfinde aus diesen Gründen mittlerweile Sympathie für Sarrazin weil er für mich genau auf dieses Problem hinweist, wenn auch eher ungewollt.
Er hat ein Buch geschrieben, indem er eine Meinung ausführlich begründet geäußert hat und das bei allem Widerwillen nicht in die Ecke der Volksverhetzung zu stellen ist. Genau das ist passiert, nicht mehr und nicht weniger. So eine freie Meinungsäußerung kann und darf nicht eine solche mediale Hinrichtung nach sich ziehen, dass ist die eigentliche Hetze.
Danke Wulgaru, ich dachte ich wäre der einzige gewesen, der diesen Unsinn bei Beckmann gesehen hat.
Ich kann dir eigentlich zu ALLEM zustimmen, aber eines nochmal betonen:
Künast ist eine der nervigsten Politiker die ich in dem Land bis jetzt gesehen habe ( Neben Roth natürlich, Lafantoine ist ja nicht mehr da).
Bei der Show hat sie mal wieder ihre Paraderolle gespielt:
Fast keine sinnvollen Kommentare, ständige Zwischenrufe ohne Belang , dauerndes Unterbrechen von Sarrazin.