Ein durchaus würdiger Nachfolger kam hinzu, wennauch die Tendenzen in richtung Mainstream mit Gothic 2 bereits erkennbar waren. Die Welt wurde größer, die Story wurde austauschbarer und um das Fantasy-Klischee zumindest halbwegs zu erfüllen mussten in Ermangelung von Zwergen und Elfen nun wenigstens Drachen her.
2006 der Paukenschlag, die Stunde 0. Kein Hieb in die Magengrube, eher ein Tritt in die Fresse. Vielleicht war es unklug bereits im Frühstadium der Entwicklung hübsch aufbereitete Renderscreenshots zu veröffentlichen die mit dem letztendlichen Spiel nichts zu tun hatten, aber ihren Sinn und Zweck wohl nicht verfehlten, denn sie schürten den Hype. Vielleicht war es maßlos und überheblich das Projekt derart episch und gewaltig zu konzeptionieren, dass jegliche Terminkalkulation vorallem mit Hinblick auf eine Heuschrecke wie Jowood ad absurdum geführt wurde. Die Enttäuschung lässt sich nicht in Worte fassen, welche ich mit Gothic 3 verband. Ich frage mich ob wohl das Team selbst mit einem weinenden Auge den Rohling ins Presswerk getragen hat, wohl wissend das sie ihre treue Anhängerschaar mit diesem Werk zu schockiert ungläubig Staunenden degradieren. Wieviel Optimismus muss dort mitgeschwungen sein, um zu glauben man könne dieses Debakel mit ein paar größeren Patches noch gerade biegen.
Jowood wars egal, die Kasse hat geklingelt, das Zerwürfnis folgte bald. Man behielt sogar die Rechte und freute sich dem hilflosen Fanvolk noch im Eilverfahren ein Addon hinterherschieben zu können, das noch flugs in irgendeinem indischen Hinterhofbüro in Auftrag gegeben wurde. Patient liegt bewusstlos am Boden, statt medizinischer Hilfe und Notfallseelsorge gibts den saftigen Nachtritt.
... Patient tot.
Gothic zu Grabe getragen. Möge Adanos seine wachende Hand über die Toten halten und .. nein, halt. Beliar gibts ja auch noch und er scheint resistent gegenüber jedwedem Veriss. Projekt Genesis verhindern konnte wohl nurnoch Innos selbst. Seis drum.
Von einer neuen Geburt wird berichtet. Eine Chimäre soll es sein, -der neuen Welt mit dem Glanz alter Tugenden zu neuem Licht verhelfen. Konservativ und modern soll sie sein und möglichst makellos in ihrer Erscheinung. Der Titel selbst ist das Ziel. Risen, was mit "aufgegangen" übersetzt werden kann. Man könnte auch sagen "Resurrected from the dead". Und tatsächlich scheint die Auferstehung geglückt. Die undankbare und verhasste Presse ist durchweg milde gestimmt, doch läuft sie nicht Gefahr in blinder Euphorie den Goldsack zu zücken. Zu sehr hat der Zahn der Zeit bereits seine Spuren hinterlassen und diese Chimäre als das entlarvt was sie ist. Ein Relikt guter Tugenden, nicht mehr und nicht weniger. Balsam für die Schaar von Jüngern, deren Ideale und Tugendhaftigkeit erschüttert wurden von dem bitteren Scheitern vor der Massentauglichkeit. Das ist zu wenig sagen viele, die Welt hat sich gewandelt und die Ansprüche sind gewachsen seitdem sich Hollywood'sche Perfektion mit großen Schritten und steigendem Budget in die höchsten Regionen der medialen Wertungsskalen frisst. Die Zeit fürs Detail bleibt dabei auf der Strecke, die Liebe zur Gestaltung weicht Shaderprunk und Filterkunst. Die Seele verliert ihre Bedeutung als Wertungskriterium in all diesem technischen Glanz und filmreifer Inszenierung.
Ich bin gerne konservativ, - ich schwelge gern in Erinnerung. In einer immer schnelllebigeren Zeit gewinnt auch der Sinn für Nostalgie Marktanteile.
Mir bleibt daher nichts anderes als Danke zu sagen. Danke für dieses Relikt ! Ich genieße jedes einzelne Staubkorn
