Nanimonai hat geschrieben:Temeter hat geschrieben:
Wenn jüngere Spieler das ganze nicht als Satire erkennen, als was nehmen sie es dann andernfalls war?
Als Gangsta-Rap. Irgendwie cool, irgendwie locker, irgendwie erstrebenswert. Es ist ja nicht wirklich negativ, in der Welt von GTA ein Psychopath zu sein. Trevor ist der mit Abstand beliebteste Charakter.
Das Spiel verlässt aber nie die Grenzen seiner Welt. Satire ermöglicht normalerweise den Blick von außen, um es als solche kennzeichnen zu können.
Die Rockstar-Spiele sind da ähnlich wie die Tarantino-Filme. Sie bleiben vollständig in ihrer Pulp-Welt und dadurch werden Satire und Ironie für Menschen, die dieses Konzept nicht kennen, schwerer erkennbar.
Aber ich weise nochmal darauf hin: Auf keinen Fall sollen die das ändern. Weder Tarantino noch Rockstar. Es sind nun mal Spiele und Filme, die sich an ein älteres und im Optimalfall auch reflektiertes Publikum richten und das ist auch gut so.
Ich ordne GTA schon auch als völlig überspitzte Milieu-Satire ein. Klar. Als solche thematisiert sie natürlich auch Sexismus in obligatorischer Weise: Die überdrehten Gangsta-Biatches, Stripperinnen, Straßennutten usw. - gehört hier quasi alles fest zum Inventar. Das "Problem" in der Entwicklung von GTA ist ein Stück weit, dass man sich ja bewusst von dem überdrehten Stil der alten Teile entfernt hat, "erwachsener" sein wollte, aber andererseits die ollen Milieu-Klischees der alten Teile nahezu 1:1 reproduziert hat, um sicherlich auch die Erwartungen der Käuferklientel zu befriedigen. Die drei männlichen Hauptcharaktere aus Teil 5 schlagen da in dieselbe Kerbe. Man zitiert sich bei GTA eigentlich ununterbrochen nur noch selbst, was ja nicht selten das Los von extrem erfolgreichen Serien ist.
Was dann hier (zurecht) kritisiert wurde, ist, dass Genrekonvetionen nicht bis in alle Ewigkeiten als Ausrede herhalten können, unter korsettgleichem Zwang nun bis ultimo dieselben Klischees immer und immer wieder verwursten zu müssen und sich in dieser Hinsicht keinen Zentimeter weiterzuentwickeln; sondern sich nur zurückzulehnen und zu sagen: Tja, Leutz, Genre und so, und sind da die Hände gebunden.
Diese Kritik teile ich auch: Ein GTA täte sich keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn die obligatorische Stripperin dem Protagonisten vielleicht auch mal eine scheuert, wenn der ihr sabbernd bei der obligatorischen Privatvorstellung im obligatorischen Séparée blaue Flecken auf ihren obligatorischen Knackarsch drischt. Man kann ja klein anfangen, man muss ja nicht gleich das Sakrileg begehen, auf Bordelle und Tittenbars zu verzichten (Häresie!), aber sich nun der Dauerverwurstung der immergleichen Klischees hinzugeben, die spätestens in Dauerschleife auch irgendwann ihre sarkastische Bissigkeit verlieren, finde ich auch reichlich lahm und ausgelutscht.
Deinen Hinweis am Schluss teile ich natürlich, die Brechstange lassen wir mal lieber eingepackt.