Skabus hat geschrieben: ↑11.11.2018 18:51
Hm, das kann ich tatsächlich schwer sagen. Ich versuchs mal so: Wenn du fragst ob ich jemals einem Menschen vorgeworfen habe, ein SJW zu sein, einfach nur um seine positiven Taten und Handlungen zu diskreditieren weil sie meinen eigenen politischen Ansichten und vorlieben wiedersprechen, dann lautet die Antwort darauf:
Nein. Ich habe niemals vor oder niemals den Wunsch Menschen dafür zu verurteilen, dass sie für eine positivere, bessere, freiere und gerechtere Welt kämpfen. Das empfänd ich auch als absurd. Das wäre so, als würde ich dagegen Demonstrieren das die Steuern gesenkt werden. Mir fällt kein sinnvoller Grund ein.
Wenn du aber fragst, ob ich Menschen als SJW bezeichnet habe, von denen ich überzeugt bin, dass sie sich nur deswegen für etwas einsetzen um sich selbst darzustellen und denen die Menschen, die sie angeblich verteidigen ansonsten 3 Meter am Allerwertesten vorbeigehen, dann lautet die Antwort:
Ja. Ich finde solche Menschen sogar noch schlimmer als Menschen die offen zugeben, dass ihnen andere Menschen völlig egal sind. Letzere sind wenigstens ehrlich, wenn auch negative Menschen. Sich mit dem angeblichen Kampf für Minderheiten, Menschenrechte, Feminismus, etc. selbstdarzustellen ist mMn einer der wiederlichsten Dinge, die man als Mensch tun kann. Die schlimmste Art von Heuchlern, die es auf der Welt gibt mMn und Menschen, die man bekämpfen muss und die man entsprechend benennen muss, damit man auf ihre Masche nicht reinfällt und den Leuten die falsche Maske vom Gesicht reißt, damit allen klar wird, welche WIRKLICHE Intention dahinter steckt.
Dass die Menschen, die Du als "SJW" bezeichnest "sich nur deswegen für etwas einsetzen um sich selbst darzustellen und denen die Menschen, die sie angeblich verteidigen ansonsten 3 Meter am Allerwertesten vorbeigehen" ist doch nur eine
Unterstellung deinerseits. Ein fix konstruierter Vorwurf, ohne es tatsächlich besser wissen zu können, denn Du kannst den Menschen ja schlechterdings ins Gehirn reingucken und nachsehen, ob ihr Engagement jetzt von Herzen kommt oder ob es primär einer wie auch immer gearteten Selbstdarstellung dient (geschweige denn, ob ihnen die Sache ansonsten am Allerwertesten vorbeigehen würde). Du spekulierst schlicht; zu Lasten Deines Gegenübers und mit dem Ziel, damit die Verwendung einer als Beleidigung empfundenen Personenbezeichnung zu rechtfertigen. Für jemanden, der hier wiederholt eine faire, undogmatische und nicht-aggressive Diskussionskultur eingefordert hat, finde ich das schon arg kurios.
Skabus hat geschrieben: ↑11.11.2018 18:51
Übrigens, ich habe mal den Wikipedia-Artikel zum Thema SJW durchgelesen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Social_justice_warrior
Besonders interessant ist, dass der Artikel ebenso ohne Argumente, ohne klare Erklärung davon ausgeht, dass die negative Benennung nur den Schluss zulässt, dass der "Beschuldigte" ungerechtfertigerweise beschuldigt wird, seine Handlungen nur aus selbstdarstellerischer Motivation heraus zu tun. Interessant ist das deshalb weil es eindeutig zeigt, dass das Thema massiv einseitig betrachtet wird. Es ist ein richtiger Schwarz-Weiß-Denker-Begriff. Er zwingt dem Wort bzw. dem Kontext bereits Täter- und Opferrollen auf, ohne auf Kontext zu achten.
Also ich würd mal sagen: Das ist eine ganz normale Unschuldsvermutung. Wenn jemand irgendjemanden in die Schublade "SJW" packt (nur am Rande sei hier bemerkt, dass Du auf S. 18 selbst schriebst "dass solche Schubladenzuweisungen fehleranfällig und oft nicht zutreffend" sind), dann greift er ihn damit auf persönlicher Ebene an, und wäre somit wohl in der Beweispflicht, diesen hässlichen Vorwurf erstmal zu begründen, bevor der Angegriffene sich in irgendeiner damit auseinander setzen müsste. Oder anders gesagt: Wenn mir einer blöd kommt und mich als "SJW" bezeichnet, dann muss ich ganz sicher nicht begründen, warum ich kein SJW bin, sondern vielmehr er, warum er diesen dreisten Vorwurf überhaupt erhebt.
Skabus hat geschrieben: ↑11.11.2018 18:51
Allegra Ringo writes for Vice that "
n other words, SJWs don't hold strong principles, but they pretend to. The problem is, that's not a real category of people. It's simply a way to dismiss anyone who brings up social justice."
Auch hier behauptet diese Person nur, dass es angeblich keine "real category of people" ist. Impliziert also, dass Menschen, die sich nur für persönlichen Fame mit sozialen Themen auseinandersetzen gar nicht existieren würden. Das muss man mal durchdenken: Indem man einfach ohne jegliche Argumente behauptet, dass die Grundlage auf welche sich die Anschuldigung stützt frei erfunden wäre, kann man einfach schlussfolgern, dass der Begriff nur zur bloßen Diskreditierung verwendet wird. Denn wo keine Grundlage, da auch keine nachvollziehbare Begründung.
Eine sehr clevere Vorgehensweise: Wenn ich allen einrede, es gäbe, das was eigentlich kritisiert wird gar nicht, dann kann ich ein echtes Problem zu einem Fantasiegebilde machen und dem politischen Gegner jegliche Grundlage entziehen und ihn als "reinen Provokateur" bezeichnen, wann immer er den Begriff nutzt um das Problem zu kritisieren. Eigentlich ziemlich genial, wenn man so drüber nachdenkt. Nur eben auch hochgradig verwerflich.
Mit "not a real category of people" ist hier wohl weniger gemeint, dass es solche Leute gar nicht gäbe, sondern vielmehr, dass "SJW" (glücklicherweise) keine allgemein akzeptierte soziale Kategorisierung von Menschen ist. Es ist schlichtweg kein neutraler Begriff zur Beschreibung von Menschen (wie es z.B. "Mann", "Kind", "BMW-Fahrer", "Arbeitsloser", "Braunhaariger", "Haustierbesitzer", "BVB-Fan" etc. wären), sondern einfach eine Herabsetzung. Kein Mensch würde sich selbst im Jahr 2018 als "SJW" bezeichnen. Es gibt auch niemanden, der den Begriff wertungsfrei verwendet (die pejorative Funktion wird im von Dir zitierten Wikipediaartikel überdeutlich und gleich im ersten Satz hervorgehoben). Es ist und bleibt eine abwertende Denunziation, die darauf abzielt, den so Bezeichneten bzw. sein Engagement verdächtig und verächtlich zu machen.
Davon Abgesehen: Es ist eine Sache, auf allgemeiner Ebene anzunehmen, dass es Menschen gibt, "die sich nur für persönlichen Fame mit sozialen Themen auseinandersetzen". Ja, die wird's geben. Es ist aber eine komplett andere Sache, dies in einer Einzelsituation jemandem konkret zu unterstellen, ohne es (wie ich oben bereits schrieb) faktisch besser wissen zu können.
Skabus hat geschrieben: ↑11.11.2018 18:51
Ach ja, und ich muss leider einige hier enttäuschen: Der Wikipedia-Artikel legt in keiner Weise nahe, dass es sich um einen Begriff aus dem rechten Spektrum handelt.
Selbstverständlich tut er das. Lies nochmal nach. Da steht zwar wortwörtlich nicht "right-wing", dafür jedoch, dass der Begriff sich richtet gegen "socially progressive views, including feminism, civil rights, and multiculturalism, as well as identity politics" bzw. gegen "social liberalism, cultural inclusivity, or feminism, as well as views deemed to be politically correct", also exakt gegen die typischen Feindbilder des rechten Spektrums. Das ist nicht neutral, nicht ausgewogen, nicht "both sides", sondern schlicht und einfach neurechter Diskurs.
PS, zu Deiner Frage von gestern:
Skabus hat geschrieben: ↑11.11.2018 18:51Hast du da ggf. mehr Informationen? Kann gut sein, dass ich das nicht abschließend verstanden habe. Juristisches Kauderwelsch liegt mir nicht.
Dass für das Urteil der Kontext der Beleidigung entscheidend war, kannst Du u.a. hier nachlesen:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 48075.html