Na wenn du so fragst (und du hast dir den Rant selbst eingebrockt

)...
*luft aushol* *rage ansammel* *unnötig ausführlich ballistische opinion vorbereit*
..Battlefield 1 rausgekramt aus der digitalen Mottenkiste (aka Origin)
Immer noch ein ziemlich polarisierendes Spiel, selbst meine Meinung geht in zwei verschiedene Richtungen. Als CSGO-Fan, der sowieso klassische Shooter mag, ist mir Gameplay wichtig, und Gunplay insbesondere. War interessant das ganze nochmal Revue passieren zu lassen. Oder wie man das schreibt.
Spiel hat einiges, was für sich spricht: Vom Grundaufbau ordentlich durchdachte, komplexe Waffenmechanik, gute Rückstoß/Recovery-Sim, gute Wahl an Waffentypen, ordentlich schnelles Gameplay, das immer noch solides Klassenspiel aufweist, und auf technischer Seite ein klasse Netcode. Es macht Spaß und cleveres Spielen+Skill wird durchaus belohnt wie. Battlefield war immer ein schöner Mix aus ordentlichem Gunplay, Teamplay und Fahrzeuge, alle Spielzeuge dich gepackt in leicht zugänglichen Internetschlachten.
Nur zeigt sich in Battlefield seit Bad Company 2 durchgehend das Problem, dass gutes Design dem wirtschaftlich motivierten dumbing down gegenübersteht (jep, das ist
denglisch). Eines sabotiert das andere, und das ist bei Battlefield 1 mehr Problem als bei jedem anderen Teil.
Gerade im Gunplay zeigt sich das, ungeschickte Dauersalven in die vage Richtung des Gegner sind an der Tagesordnung:
BF an sich hat seit BC2 eine ausgezeichnete Rückstoßmechanik. Nur hat jeder erste Schuss einer Salve einen Rückstoß-Multiplier. Dadurch wird Spraying (Dauerfeuer) mehr belohnt als Taps (Einzel-) und Bursts (2-5er Salve); gerade schnelle Doppelschüsse können teils lächerliche Mengen an Rückstoß verursachen, und lassen die Waffe mehr durch die Gegend fliegen als Dauerfeuer.
Außerdem kommt ein hässliches Feature aus BF3, welches in BF4 noch minimiert wurde weil scheiße, mit voller Wucht zurück: Unterdrückungsfeuer. Sprich, selbst wenn du wie ein totaler Noob sprayst und kein Schuss trifft, wackelt beim Feind das Bild wie bei Windstärke 17, weil die Schüsse nahe genug kommen. Du stehst 5 Meter hinter einem Feind und legst gerade mit der Semi-Auto an? Dann hoff lieber, dass dich kein HMG aus 100 Meter Entfernung beschießt, denn du triffst sonst nichtmal die Scheune hinter dem Tor.
Genauso die Bullet Deviation, die stärker in BF1 als jedem anderen Spiel ist: Sprich, Ungenauigkeit, die Schüsse deiner Waffen treffen nicht dort, wohin du zielst, sondern weichen zufällig vom Kurs ab. Bestraft wieder mal Taps und Bursts, aber hat effektiv kaum einen Effekt aufs Spraying.
Das alles zusammen bestraft Skill, und hilft Noobs. Das Waffenarfsenal, welches ein bischen begrenzt ist, aber endlich mal Semi-Autos interessant macht, arbeitet ebenfalls darauf hin, Skill zu unterminieren. Zum Beispiel gibts die Automatiko, nutzlos auf jede Entfernung, aber die automatische 'I WIN'-Karte für den gemeinen Noob von heute. Und selbst eine 'präzise' MP18 braucht auf mittlere Enternung 9 Schüsse, welche sich durch BD und First Shot Multiplier vervierfachen - schlecht für eine Waffe mit 32 Schuss. Ein par LMGs sind toll (mercie), weil sie praktisch wie Assault Rifles funktionieren, nur hat der Großteil eine Mechanik, durch die der erste Schuss unpräzise ist, und ein längerer Spray die Waffe präzise macht. Selbst die Semi-Autos, welche an sich Präzision vorraussetzen, haben so einen starken Rückstoß, dass du effektiv sprayen und auf Treffer hoffen musst. Ansonsten dauert es fast 2 Sekunden, bis du den nächsten, gezielten Schuss abgeben kannst.
Fällt euch ein Muster auf? Jep, Zielen und geschickte Dosierung von Bursts wird generft, Spraying und sogar danebenschießen wird belohnt.
Nun mögt ihr vielleicht sagen, "aber was ist mit dem Sniper, Kindergruppe des teambasierten Shooters mit Stützrädern und ohne Teamplay? der muss doch zielen und Skill belohnen!", und mein Gott, ihr unterschätzt Dice's Dämlichkeit genauso wie deren Primaten-Fokustestgruppe. Also, denkt sich Dice, nachdem sie in ihrem neusten Spiel die Präzision und Reichweite von allen Waffen arg generft haben und genaues Zielen bestrafen, warum entfernen wir bei Snipern nicht einfach jeden Bulletdrop, machen Projektile super schnell, und außerdem One Hit Kills aus bestimmte Entfernung? Keine Ahnung warum, aber dadurch kann jeder Noob noch mehr zufällige Kills bekommen. Und wenn ein guter Spieler Snipt, ist er unglaublich nervig.
Wo wir von Snipern reden, Panzer machen denen glatt Konkurrenz. Da Tanks auch als überdimensionierte Stützräde für Noobs funktionieren müssen, und die Geländefähigkeit eines A7V's macht einem Humvee Konkurrenz, sind sie ebenfalls genauso stark wie immer, weil alle Konter generft wurden. Also steuert der tatsächlich fähige Panzerpilot von heute praktisch ein mobiles Artilleriegeschütz, welches auf einem Berg steht und Kills farmt, weil keine Waffe Panzer auf Entfernung bekämpfen kann, und bei Beschädigung fährts einfach in Deckung und repariert sich. Nur in Ausnahmen kommt mal ein tank runter zusammen mit der Infantrie einen Punkt einnehmen.
Oder die Interaktion von Infanterie mit Flugzeugen? Erstere werden ab und zu von letztem gekillt. Das wars. Yay combined arms warfare.
[/finaler und versprochen letzter rant post über Nooblefield1]
Problem ist, dass unter all dem Mist ein ziemlich spaßiges Spiel liegt, dass so viel Potential ohne echte Not liegenlässt.
hydro-skunk_420 hat geschrieben: ↑01.08.2017 22:18Pillars of Eternity gezockt? Dein Eindruck? Auf ähnlichem Niveau wie ein BG bzw. ein BG 2?
Uff, schwer zu sagen, auf zweierlei Weise. Ist verdammt lange her, dass ich BG2 gezockt habe. In meiner Erinnerung war BG2 kein literarisches Meisterwerk, hat aber ziemlich gute Arbeit dabei geleistet, eine nette Welt zu schaffen, mit düsterer Atmosphäre, netten Charachteren, und ordentlich Raum fürs Roleplaying. KA wie gut es wirklich war, aber es hat seinen Zweck erfüllt und war im großen und ganzen so gut ins RPG-Gameplay eingebunden, dass es mehr als die Summe seiner Teile darstellt. Hat sich definitiv stark auf Immersion und deine Fantasie verlassen.
Aber vielleicht erzählte BG2 auch eine großartige Geschichte, keine Ahnung. Zu lange her.
Über Pillars of Eternity würde ich mehr oder weniger das gleiche sagen. Habs etwa 3/4 bis jetzt durch, ich tendier bei langen Spielen zwischen durch Pausen zu machen. Ordentliche, zweckdienliche Geschichte, schöne Welt und Atmosphäre, gute Charachtere. Auffällig fand ich die Charachter-Nebenquests, die sich in ihrerer Struktur und Aufmachung teils stark unterscheiden. Ein bischen Hit- and Miss, im allgemeinen ziemlich interessant. Unkonventionell, was dem Spiel definitiv gut tut.
Denn teils fühlt sich dsa Writing in Pillars of Eternity ein bischen an, als kenne ich es schon irgendwoher. Zweckmäßig und Standardisiert an vielen Stellen, ein bischen knapp, als ob dem Spiel während der Entwicklungszeit das Budget langsam ausging. Durchaus nicht perfekt.
Im großen und ganzen mag ich's aber sehr. Bringt das gute alte BG2-Gefühl zurück, mit genug Qualität, um auch ohne Nostalgie zu funktionieren. Braucht natürlich Immersion und Reindenken, aber das ist normal für ISO-RPGs. Bin froh, dass die Dinger ein Comeback machen, diese RPGs funktionieren auch ohne 100 mionen Dollar Buffet und dürften ein bischen Abwechslung ins RPG-Genre bringen. Da Bioware anscheinend den Rest seiner Seele an EA abgetreten hat, fällt ein großer Dev weg, und die anderen 50% bringen Cyberpunkt vermutlich sowieso nicht vor 2077.
Für Pillars 2 erwarte ich aber ein bischen mehr Innovation und ein stärkere Thematik.