Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

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nawarI
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von nawarI »

200 € sind schonmal ein Brett.
Das Spiel hört sich schon gut an, aber bei derlei Brettspielen ist es immer eine Frage, ob man auch interessierte Mitspieler findet. Ich hatte schon Spiele gekauft, die wir nur einmal gespielt haben und uns dann doch wieder unseren bisher bevorzugten zugewandt haben. Bei 15 € ist das zu verschmerzen, bei einem 40-€-Spiel isses ärgerlich, aber bei 200€ sollte man sich schon arg sicher sein, dass das Spiel öfter auf den Tisch kommt.

Evtl täte der Verlag gut daran auch eine Spar-Version des Spiel rauszubringen, wo die Kreaturen auf Ich-nenne-es-mal-Bierdeckel gedruckt sind oder einfach zwei-Dimensionale Pappfiguren mit Plastikfuß (wie in Winter der Toten) sind.
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IronShock
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von IronShock »

Ich habe mittlerweile mehrere Runden "Cthulhu Wars" bei einem Kollegen gespielt und halte das Spiel für außerordentlich gelungen. Und da ich selbst keinen Cent in das Spiel investert habe, ist diese Meinung keineswegs aus der Notwendigkeit geboren, eine hohe Investition vor mir selbst rechtfertigen zu müssen ... :wink:

Tatsächlich führen die wirklich durch und durch asynchronen Fraktionen (nicht einmal die einfachen Kultisten sind in ihren Fähigkeiten völlig gleich) zu einer bemerkenswerten Spieltiefe, die man möglicherweise erst nach mehreren Durchläufen erkennt - oder sich in Foren anlesen kann. Aber selbst dann muss man vermutlich ein wenig eigene Erfahrung mit dem Spiel haben, bevor man beurteilen kann, ob die riskante Early-Shub-Niggurath-Strategie für Black Goat in der aktuellen Partie sinnvoller ist als die gängigere Red-Sign-Eröffnung ...

Vergleiche mit "Risiko" sind zwar auf den ersten Blick wegen der Weltkarte verlockend, aber im Grunde nicht sehr treffend, da Territorialbesitz letztendlich nur eine untergeordnete Rolle spielt, speziell für Fraktionen wie Yellow Sign, mit denen man auch mühelos gewinnen kann, ohne viele Portale zu kontrollieren, wenn erst einmal die Desecration-Maschine auf Hochtouren läuft. Wir hatten auch schon Partien, in denen es nur zu zwei oder drei kleineren Kämpfen gekommen ist. Auch das ist ein Aspekt des Spiels, den man sich bewusst vor Augen führen muss, da er dem ersten flüchtigen Eindruck (und dem "Wars"-Anteil im Titel) widerspricht: Nicht alle Fraktionen sind wirklich erpicht darauf, ständig die direkte Konfrontation zu suchen. Crawling Chaos ist eher darauf fokussiert, mit langem Atem auf den einen großen Zug hinzuarbeiten, und Yellow Sign macht ohnehin sein eigenes Ding und lässt möglichst unbehelligt den Untoten-Zirkus um die ganze Welt tanzen ...

Der psychologische Effekt, der mit den unterschiedlichen Fraktionen einhergeht, spielt dementsprechend auch eine gewisse Rolle: Wer Great Cthulhu lenkt, wird dank der inhärenten Offensiv-Mentalität dieser Fraktion (oft irrtümlich) als größte Bedrohung wahrgenommen und dementsprechend von allen anderen Spielern besonders schnell ausgebremst, während Yellow Sign trügerisch harmlos und unbeteiligt wirkt. Und zahlreiche Spellbooks setzen eher darauf, eine diffuse Bedrohungslage aufzubauen, und müssen somit nicht einmal aktiv eingesetzt werden, um die Spielweise der Kontrahenten allein dadurch, dass man sie freigeschaltet hat, grundlegend zu ändern.

Speziell mit vier oder mehr Spielern entfaltet sich ein spannender Zwiespalt zwischen dem Bestreben, effizient die eigenen Spellbooks freizuschalten, und der Notwendigkeit, die Gegner genau daran zu hindern, ohne sich selbst dabei angreifbar zu machen. In der einzigen Drei-Spieler-Partie, die ich erlebt habe, war das Spannungsniveau leider deutlich geringer, da man sich eben nur gegen zwei Feinde absichern musste, was dann doch zu einer gewissen Reduzierung der Komplexität führte.

Zur Diskussion über die Qualität der Figuren: Die plakativen Farben verschleiern in der Tat den doch recht hohen Detailreichtum (der meinem Eindruck nach mit dem der "Zombicide"-Miniaturen ohne Mühe mithalten kann). Allerdings ist die klare Farbgebung im Spiel durchaus hilfreich, um den Überblick zu wahren - das dürfte noch stärker der Fall sein, wenn die zusätzlichen Fraktionen der Erweiterungen und die unabhängigen Monster und Großen Alten mit dazukommen. Der immense Preis ist trotzdem natürlich ein ganz starker Nachteil des Spiels. Letztendlich gibt es für das viele, viele Geld aber ein hervorragend ausbalanciertes, strategisch tiefes, aber vom Grundprinzip her verblüffend flottes Brettspiel. Und nicht zuletzt wird, wie Jörg schon erwähnte, der Mythos-Hintergrund in den Eigenschaften der Fraktionen äußerst stimmig umgesetzt. Für mich persönlich ist "Cthulhu Wars" momentan eher in den Top 3 als außerhalb der Top 20 ...
Numrollen
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von Numrollen »

Naja in den Top3? Es ist neu und aufgrund des Preises versucht man natürlich aus einem sehr gutes Spiel ein perfektes Spiel zu machen das den Preis ansatzweise "Wert" ist. Habe etwas gelesen aber nicht gespielt. Dafür ist meine Brettspielgruppe zu dezentralisiert das sich 200€ mittelfristig lohnt, bzw. ist es mir zu schade Brettspiele einfach stehen zu lassen.
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IronShock
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von IronShock »

Numrollen hat geschrieben:... aufgrund des Preises versucht man natürlich aus einem sehr gutes Spiel ein perfektes Spiel zu machen das den Preis ansatzweise "Wert" ist. ...
Wie ich bereits erwähnt habe, musste ich persönlich mir bislang keine Gedanken darüber machen, ob das Spiel seinen Preis wert ist oder nicht - ich hab's ja nicht gekauft, sondern bin nur regelmäßiger Mitspieler bei einem Arbeitskollegen, der das Projekt im ersten Kickstarter unterstützt hat. Insofern ist meine oben abgegebene Einschätzung bezüglich der Güte des Spiels relativ unabhängig von solchen Überlegungen entstanden.

Aussagekräftig könnte da schon eher Folgendes sein: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich "Cthulhu Wars" jemals in einer Situation spielen werde, in der besagter Kollege und sein Exemplar des Spiels nicht anwesend sind, ist enorm gering. Dennoch erwäge ich ernsthaft, trotz des hohen Preises beim gerade laufenden "Cthulhu Wars"-Kickstarter ("Onslaught 2") einzusteigen, weil mir das Gameplay so gut gefällt, dass ich für alle Fälle eine eigene Ausfertigung des Spiels besitzen möchte.

Vernunft und Kontostand sagen mir, dass das Blödsinn ist, aber ... na ja, man wird sehen.
janusz
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von janusz »

Die riesigen Plastikfiguren sind ja ganz cool, aber das sonstige Spielmaterial sieht doch ziemlich billig aus.
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IronShock
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von IronShock »

Das sonstige Spielmaterial besteht entweder aus 3 mm dicker Pappe (die Portale, Spellbooks und diversen Marker) bzw. 350g-Kunstdruckkarton (Fraktionskarten, Doom Track, Ritual Track). Das alles fühlt sich im "täglichen Gebrauch" nicht schlechter an als die Bestandteile anderer Oberklasse-Brettspiele (allerdings auch nicht so viel besser, wie man es sich vielleicht von einem 200-€-Spiel erhoffen würde).

Keine Ahnung, warum die Fraktionskarten auf Jörgs Fotos so verbogen aussehen, vielleicht war seine Box etwas ungünstig gepackt ...
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BalphemorVonPunin
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Re: Cthulhu Wars - Brettspiel-Test

Beitrag von BalphemorVonPunin »

Heil Cthulhu, unser Herr und Meister!!!