Flowbow hat geschrieben:Ich habe Postal 1 nicht gespielt, jedoch glaube ich das dort im letzten Level auch die Moral wenigstens etwas durch schimmerte?
Beim Versuch eine Grundschule samt Schülern in Schutt und Asche zu legen, verliert der Player-Char endgültig den Verstand und landet in der Irrenanstalt.
Ich würde eher die Frage aufwerfen: "Was ist brutale Kunst mit Köpfchen..." und was ist "Goreporn für den Medienmarkt?" ... oder braucht unsere Gesellschaft so ein Spiel?
"Brauchen" würde ich in dem Zusammenhang nicht verwenden, denn "brauchen" tut die Menschheit kein einziges Videospiel. Für mich ist die Frage nicht, ob so etwas existieren darf oder nicht (mein Standpunkt: Alles was Menschen machen, existiert und hat in seiner Existenz anerkannt zu werden), sondern wie man so ein Werk einordnet.
Nehmen wir z.B. Baise Moi, französischer Film aus dem Jahr 2000. Es gibt eine drastisch und überdeutlich gefilmte Massenvergewaltigung, noch mehr Sex, noch mehr Gewalt, Morde nur aus Jux und Dollerei inklusive Amoklauf in einem Swinger-Club. Der Film ist aber nicht deswegen verstörend, weil hier explizit Gewalt und Sex gezeigt werden, sondern der Kontext, in dem das alles stattfindet. Eine Art Hardcore-Thelma & Louise. Wie unterscheidet sich dieser Film also von irgendwelchen Rape-Pornos und Snuff-Videos? Weil es hier Subtext und eine zweite Ebene gibt. Weil sich die Leute, die den Film gemacht haben, etwas dabei gedacht haben.
Haben sich die Entwickler von Postal 1 was bei gedacht? Nö. Hier ging es nur um platte Provokation zur Steigerung des Umsatzes. Genau das selbe versucht man nun bei Creative Dimensions. So krass wie es nur geht provozieren, um danach möglichst fett abzukassieren.
Ein Geschäftsmodell. Mit Kunst oder "Ausdruck von Meinungsfreiheit" hat das hier nichts zu tun. Hier geht es nur um Geld. Und deswegen halte ich dieses Anti-Establishment-Gewäsch auch so schäbig und diverse, diesen Titel verteidigenden Jungmannen auch für extremst naiv und leichtgläubig, weil die Entwickler sich wunderbar mit dem Establishment arrangieren, weil sie ja nur Kohle machen wollen. Auch Gabe Newell geht Meinungsfreiheit und "Spiele als Kunst" meilenweit am Arsch vorbei. Gabe will nur Geld verdienen. Deswegen werden auch trotz massiver Proteste weiterhin Titel angeboten, die man nur als betrügerische Kundenverarsche bezeichnen kann. Der Herr Sterling stellt ja regelmäßig die krassesten Beispiele vor. Deswegen wird jeden Montag auch spielerischer und technischer Ausschuss in den Sale gestellt, damit man auf Grund der Winzigspreise seine Steam-Wallet an teilweise unzumutbaren Müll verschwenden soll und man dann für die guten, attraktiven Spiele später wieder zusätzliches Geld verwenden muss.