billy coen 80 hat geschrieben:
Zu deinem Wikipedia-Zitat hat ja Seth Steiner schon korrekt geschrieben, dass dies nichts anderes ist als Humanismus. Warum braucht man zwei "Ismen", die (vermeintlich) dieselben Ziele verfolgen.
Weil für den politischen Kampf für unterdrückte, vernachlässigte oder beschützenswerte demographische Gruppen eine klare Benennung erforderlich ist. Wir können und sollten nicht einfach alles unter dem Sammelbegriff Humanismus verstauen, sondern müssen es etwas differenzierter betrachten. Würde man Vereine und Organisationen, die für die Rechte von Kindern, Minderheiten, Menschen mit Behinderung etc. kämpfen, alle unter dem Begriff Humanismus packen, würde das den Begriff aufblähen und verwaschen, in Folge würden dann die einzelnen Kategorien weniger repräsentiert werden. So müsste man eben auch die Themen Rassismus, Antisemitismus, Antizionismus und etliche andere -ismen unter den Sammelbegriff Humanismus packen.
billy coen 80 hat geschrieben:
Ich gebe dir Recht, dass es noch viele Regionen auf dieser Erde gibt, wo die Gleichberechtigung von Frauen noch nicht einmal in den Kinderschuhen steckt, sondern quasi bis faktisch nicht existent ist. Aber da müssen sich auch die bedingungslosen Befürworter des Feminismus einmal festlegen. Denn wenn argumentiert wird, ob es einem nicht ein Bissel lächerlich erscheint, vor eben diesem Hintergrund hier ständig solch ein Fass wegen solcher Kinkerlitzchen wie „Sexismus in Videospielen“ aufzumachen, wird argumentiert, das Feminismus nicht global funktioniert, dessen Existenz in unserer heutigen Gesellschaft dann aber ein paar Kommentare weiter von teils sogar denselben Leuten mit den globalen Problemen begründet wird.
Das hängt vermutlich mit der jeweiligen Positionierung zusammen. Es gibt mehr als nur ein Thema. Natürlich hört es sich erst mal nach Kinkerlitzchen an, wenn eine Feministin auf Sexismus in Videospielen aufmerksam macht, wenn gerade in dem Moment tausendfach junge Mädchen qualvoll beschnitten werden, es funktioniert aber nicht, wenn sich alle zusammen immer erst um das größte Problem kümmern.
Nur weil es größere Probleme gibt, werden die kleinen nicht automatisch eliminiert. Unter dem Aspekt würde es keine Organisationen geben, die sich für die Recht und Möglichkeiten von Kindern in unserer Gesellschaft einsetzen. Mit der gleichen Begründung könnte man dann in Frage stellen, warum es Frühförderprogramme in Deutschland gibt, wo doch in anderen Ecken des Planeten Kinder in Coltanminen wie Sklaven verheizt werden.
billy coen 80 hat geschrieben:
Ebenso changieren manche Leute permanent zwischen „es gibt nun mal nicht DEN Feminismus“, wenn man etwa den Feminismus mit Verweis auf seine extremen Strömungen kritisiert, was ich im Übrigen auch für etwas kurz gesprungen halte, denn so kann man jede Gruppierung unmöglich machen, indem man nur auf irgendwelche Knallköppe verweist, die sich meist selbsternannt zu dieser Gruppierung bekennen, aber wenn dann dieselben Verteidiger selbst dazu übergehen, den Feminismus zu lobpreisen, dann gibt es ihn plötzlich doch wieder „DEN Feminismus“.
Das ist auch so und ich halte es für wichtig, darauf hinzuweisen, dass es eben nicht "den" Feminismus gibt. Feminismus wird als das wahrgenommen, was am lautesten geschrien wird. Die Konnotation mit Feminismus in Foren ist die der radikalen und extremistischen Ausprägung. Und dann landet man wieder bei dem Punkt, an dem Muslime mit Islamisten gleichgesetzt werden. So wie das Moslems nicht gerecht wird, wird diese rein radikal interpretierte Auslegung auch Feministen nicht gerecht.