Liebe Frau Wilczynski,
ich habe Ihren Artikel mit Spannung gelesen, denn dieses Thema interessiert mich sehr.
Seit nunmehr 22 Jahren zocke ich auf allen Systemen Querbeet. Das bringt mich zu der Frage, ob Männer (also ich) wirklich nicht darüber nachdenken, wenn eine Dralle Abenteurerin auf dem Bildschirm Akrobatische Hochleistungen vollbringt.
Ist das so weil es uns schlicht egal ist oder weil wir über die letzten 2 Jahrzehnte daran Medial gewöhnt wurden?
Bei Männlichen Charakteren ist es mir wirklich egal, denn solange der Charakter in seine Rolle passt bin ich mit dem Spiel im Reinen. Mich bedrücken beim zocken nicht die Fragen, warum der jetzt mehr Muskeln hat als ich oder Fitter ist als ich oder einen längeren Penis hat.
Warum auch? Man stelle sich nur einen Duke mit Piepsstimme und Pickeln vor. Das Konzept würde doch gar nicht aufgehen.
Auf der Weiblichen Seite muss man es etwas differenzierter sehen.
Es gibt natürlich Spiele die direkt darauf abzielen die Frau als Sexualobjekt darzustellen. Das sind dann aber weniger die Spiele die Sie aufgezählt haben. Das sind vielmehr Spiele mit wenig bis gar keinen Tiefgang und die normalerweise nur in der Pubertät konsumiert werden. Das sind Spiele wie "WET - The Sexy Empire", "Leisure Suit Larry" oder andere Pubertätsspiele, über die man(n) heute nur noch lächeln kann und so seine Erinnerungen an die eigene Jugend hat.
Dann gibt es noch Spiele wie Bayonetta mit der Gleichnamigen Protagonistin oder Rikku aus Final Fantasy.
Diese zähle ich zur Japanischen Spielekultur und das die Japaner ein anderes Empfinden zum Weiblichen Geschlecht haben, dürfte jedem hier im Forum klar sein. Gelinde gesagt wirkt es für die meisten Westlichen Bürger so, als hätten Japaner einen an der Klatsche oder in der Grafik- und Animationsabteilung arbeiten nur Jugendliche mit Brille und Pickeln im Gesicht, die außer ihrer Mutter nie eine andere Frau gesehen haben.
Im Westlichen Entwicklerbereich sieht man eher weniger aufgebrezelte Weibliche Helden.
Ich zermatere mir meinen Kopf, aber mir fällt jetzt nur Lara Croft ein. Doch wenn man sich die Ur-Lara mal ansieht, dann sehe ich zumindestens nur die fehlenden Ressourcen der damaligen Technik.
Ich habe mir damals auch gar keine Gedanken über die Person Lara Croft gemacht. Die Stilisierung der Figur Lara Croft wurde ab den zweiten Teil von den Medien vorgenommen und die Entwickler sind darauf eingegangen und deshalb hatte wir am Ende (bis zum Remake) eine Frau Croft, die für Archäologische Ausgrabungen nicht ungeeigneter hätte sein können.
Doch auch darüber habe ich mir erst gedanken gemacht, als das Thema Sexismus in Games anwuchs, wie die Brüste von Frau Croft mit jedem neuen Teil.
Ich spielte dennoch nicht, um Frau Croft zu sehen, sondern um Abenteuer zu erleben. Das hatte sich dann aber nach dem dritten Teil erledigt, denn um so mehr die Brüste anschwollen, um so flacher wurde das Charakterbild von Frau Croft. Mit dem Remake ist den Entwicklern immerhin ein Schritt in die richtige Richtung gelungen.
Ich kann nachvollziehen, wenn Sie sich durch dieses Mediale Bombardement gestört fühlen.
Selbst mir als Mann geht es mittlerweile nur noch auf den Keks. Jeder Werbeheini und Filmfutzi füllt seine Filme (egal welches Genre) mit heißen Leibern, doch Schauspielerisch bleibt dabei viel auf der Strecke.
Das selbe ist es mit Spielen. Mir als Mann reicht es nicht wenn nur eine knapp bekleidete Junge Dame im Spiel ist (ala Lollipop Chainsaw).
Solche Spiele locken doch höchstens 15 Jährige hinter den Ofen vor.
Was Frau Sakeesian angeht, so kann ich Ihnen nur zustimmen. Was diese Person angeht hatte ich das selbe Gefühl von Anfang an, weshalb ich mich auch nie in die Disskusionen eingeklinkt habe. Im Prinzip haben erst Sie den Anstoß dazu gegeben, denn Sie haben mir gezeigt, dass es von der Weiblichen Seite aus eine Vernünftige herangehensweise geben kann und ich hoffe für Sie und alle Gamer (ob weiblich oder männlich), dass wir in Zukunft nicht nur Spiele mit Geschlechtsmerkmalen bekommen, sonder auch Spiele mit Story und Spannung.
Wenn ich die Releases für dieses und die nächsten zwei Jahre sehe, so sehe ich einen Hoffnungsschimmer.
Die Meinungen der Spieler sind den Entwicklern nicht mehr so egal, wie vor Jahren noch.
In diesem Sinne "happy fragging" und noch einen schönen Tag.
*Edit: Satzbau war Mist*
Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, "wo kämen wir hin" und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.