Allgemeiner Politikthread

Hier gehört alles rein, was nichts mit dem Thema Spiele zu tun hat.

Moderatoren: Moderatoren, Redakteure

Euthydemos
Beiträge: 167
Registriert: 06.10.2013 11:30
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Euthydemos »

@Freakstyles
Mit den nicht vorgesehenen Sanktionsmechanismen im Rahmen der EU-Rüstungspolitik meine ich, dass ich bei der Durchsicht des Vertrages über die Europäische Union und des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union sowie den Diskussionsbeiträgen dazu im Netz auf keine derartige Bestimmung für Staaten mit geringen militärischen Fähigkeiten gestoßen bin. Ich finde es nicht falsch, wenn darüber diskutiert wird, wie Politiker die Internationalen Beziehungen sehen. Entscheidend ist aber, dass die Sichtweise des klassischen Realismus (Gesetz des Dschungels) kein Spezifikum der EU ist und ihre Sicherheitspolitik auch nicht ausschließlich von dieser bestimmt wird. Wie auch in der nationalen Politik konkurrieren verschiedene Denkschulen.

An wichtige Politiker werden ständig alle möglichen Forderungen herangetragen und natürlich versuchen alle, dabei auch mit möglichst überzeugenden Sachargumenten zu punkten. Da niemand Experte für alles sein kann halte ich es jedoch für ausgeschlossen, dass persönliches Vertrauen zum Überbringer von Vorschlägen in der Entscheidungsfindung gar keine Rolle spielt. Zudem kann ein ex-Politiker, der seine früheren Kollegen gut kennt, besser einschätzen, für welche Art von Argumenten der jeweilige Diskussionspartner am empfänglichsten ist, was auch in der Sachdiskussion von Vorteil ist. Das könnte höchstens in einer Gesellschaft von Computern anders sein, aber vielleicht wäre selbst eine hoch entwickelte KI auf ähnliche Mittel der Komplexitätsreduktion angewiesen.

Privatisiert wurde beispielsweise die Postbank. Nun hatte das Institut zwar einige Probleme, im Vergleich zur Berliner Bankgesellschaft, ehemals politisch beherrscht vom Land Berlin, fallen die aber recht moderat aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Bankenskandal

Den Staat abschaffen? Nun, das hieße wirklich das Problem bei der Wurzel packen. :mrgreen: Es gibt zwar anarchokapitalistische Theoretiker wie Murray N. Rothbard oder Ayn Rand, die eine Abschaffung des Staates gefordert haben. Ich verfolge aber einen wesentlich konservativeren Ansatz. Zunächst einmal wäre eine reine Privatrechtsgesellschaft in den Internationalen Beziehungen gegenüber staatlich organisierten Gesellschaften im Nachteil, bei denen enorme Zwangsmittel in den Händen der Regierung konzentriert sind. Zudem bin ich nicht davon überzeugt, dass ein Kräftegleichgewicht privater Sicherheitsunternehmen, wie es sich Rothbard vorstellt, ein vergleichbares Maß an Sicherheit bieten könnte, wie das staatliche Gewaltmonopol. Schwer wiegt allerdings sein Argument, dass ein Gewaltmonopolist seine Macht über die Menschen mit der Zeit sehr weit ausdehnen könne. Das gilt grundsätzlich für alle Staatsformen, einschließlich der Demokratie. Denn diese bedeutet im „Idealfall“, wenn sie so wenig wie möglich von oligarchischen Eliten bestimmt wird, Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit. Die Tendenz des Staates zur Ausdehnung seiner Befugnisse einzuhegen sehe ich als das zentrale Problem des Politischen. Dazu bedarf es zunächst einer klaren Abgrenzung zwischen den Sphären der Politik und der Privatautonomie. Die Diskussion über die richtige Demarkationslinie ist ein weites Feld, weitaus umfangreicher als unsere Mediendebatte (Wenn du magst können wir sie dennoch in Angriff nehmen... :wink: ).

Die große Macht der Banken beruht heute zu wesentlichen Teilen darauf, dass sie privilegierten Zugang zu günstigen Zentralbankkrediten erhalten und das Geld dann teurer weiter verleihen oder für eigene Anlagegeschäfte nutzen können. Die Ausdehnung der Geldmenge wird von der Politik nicht nur deshalb befördert, weil die Banker viel Einfluss auf sie haben, obwohl dies ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Vielmehr sollen auch die Zinsen gedrückt werden, um die Kosten der Staatsverschuldung zu senken. Öffentliche Ausgaben sind meist populär, die Steuern zu ihrer Finanzierung eher nicht, wenn sie denn die Mehrheit treffen. Dazu profitieren die Banken von der Möglichkeit, in einer Krise ihre Verluste über den Staat zu sozialisieren. Es ist also keineswegs gesagt, dass weniger Staat (oder gar eine Privatrechtsgesellschaft) mehr Macht für die Finanzoligarchie bedeuten würde.
Benutzeravatar
Steppenwaelder
Beiträge: 23360
Registriert: 13.10.2008 19:50
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Steppenwaelder »

Bild

find eigentlich nur ich das cover aus mehreren gründen total daneben? sowas hätte ich bei der bild erwartet, aber fürn spiegel ein ziemliches armutszeugnis.
Benutzeravatar
Wulgaru
Beiträge: 29391
Registriert: 18.03.2009 12:51
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Wulgaru »

Ich finde vor allem diese D-Prominenten-Twitter-Mentalität furchtbar. Guck mal wer alles Putin doof findet.

Auf der anderen Seite finde ich es auch mal tacheles wenn sich ein Magazin politisch positioniert. Wir sind daran nur nicht mehr wirklich gewohnt, aber der Spiegel hat so angefangen. Ich werde ihn mir mal kaufen und gucken wie undifferenziert das ganze dann wirklich ist.
Benutzeravatar
Steppenwaelder
Beiträge: 23360
Registriert: 13.10.2008 19:50
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Steppenwaelder »

kommt halt immer drauf an wie: die gesichter von unfallopfern posten für ne sache bei der man noch nichtmal weiß wer eigentlich schuld ist mit sonem dummen spruch, find ich schon arg grenzwertig. das hat für mich 0 niveau und zeugt auch nicht davon dass man großartig lust hätte sich mit dem thema differenziert auseinanderzusetzen.

/e:

ich hab kein twitter deswegen davon nix mitbekommen.
Benutzeravatar
GamepadPro
Beiträge: 1641
Registriert: 24.12.2011 00:42
User ist gesperrt.
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von GamepadPro »

Seit dem Konflikt mit Russland kommt mir die Ukraine wie eine lupenreine Demokratie vor.
Benutzeravatar
Suppression
Beiträge: 5413
Registriert: 23.02.2008 14:00
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Suppression »

Benutzeravatar
Wulgaru
Beiträge: 29391
Registriert: 18.03.2009 12:51
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Wulgaru »

Ich wüsste jetzt nicht wo Snowden irgendwie elementar deutsches Interesse ist was man verraten könnte. Wenn man ihm Asyl gewährt ist das ja doch nur ein Mittelfinger an die USA und so gut sich das auch zunächst anfühlen mag, wäre das ein außenpolitischer Pissing-Contest bei dem wir eh verlieren und nichts gewinnen und ob das deutsche Ego so wichtig ist?
Benutzeravatar
Suppression
Beiträge: 5413
Registriert: 23.02.2008 14:00
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Suppression »

Ich wusste, dass du es relativieren würdest. Und weil ich auch weiß, dass argumentieren sinnlos ist, versuch ich es gar nicht erst, denn wenn ich jetzt schreibe, dass es um mehr geht als nur um diese Aussage, dass es um den Umgang mit der Affäre im Allgemeinen geht, dass wirtschaftliche Interessen höher stehen als alles andere, dass versucht wird, die Affäre einfach unter den Tisch zu kehren, um die ach so guten Verhältnisse mit unseren guten Freunden nicht zu gefährden und ich mich frage, wer dann unsere Feinde sind, ja, wenn ich das alles schreiben würde, würdest du es auch relativieren, no offense.

Abgesehen davon ist es wohl etwas dreist, Snowden im Endeffekt die Schuld an den kriselnden Beziehungen zu geben.
Benutzeravatar
Wulgaru
Beiträge: 29391
Registriert: 18.03.2009 12:51
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Wulgaru »

Ich relativiere überhaupt nichts. Ich bin lediglich der Meinung das man Snowden kein Asyl gewähren sollte, weil er es schlicht nicht wert ist. Die Konsequenzen sind zu schlimm. Das ist pragmatisch und meinetwegen auch kalt, aber ich glaube doch sehr realistisch. Die Affäre kann man auch nicht mehr unter den Tisch kehren...wie soll das auch funktionieren?

Wenn du mit diesem Standpunkt nicht klar kommst, ist das absolut okay, aber werfe mir doch nicht vor keinen zu beziehen das ist so eine lahme Diskussionstaktik. Alle Widerworte sind Relativierungen...lahm. Du hast eine andere Meinung und das respektiere ich, mach doch bitte das gleiche oder reagier nicht auf meine Posts.
Benutzeravatar
Pyoro-2
Beiträge: 28311
Registriert: 07.11.2008 17:54
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Pyoro-2 »

Hehe. Das war schon 'ne verdammt vorhersehbare Reaktion ...

²SPD
Alle anzünden.
Benutzeravatar
Exedus
Beiträge: 6125
Registriert: 06.09.2008 23:50
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Exedus »

"Snowden darf keine dauerhafte Belastung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen werden."
Klar nicht die Spionage ist schuld sondern snowden ist schuld. Unglaublich von was wir regiert werden.
Benutzeravatar
Tom07
Beiträge: 2169
Registriert: 11.08.2009 18:44
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Tom07 »

Was zurzeit auf der Welt so abgeht... Israel/Palästinenser, Ukraine/Ostukraine, Armenien/Aserbeidschan, Irak, Syrien, Lybien.... Überall wird Krieg geführt :(

Mir scheint fast so als wollen manche den 100-jährigen "Geburtstag" des ersten Weltkrieges mit besonders viel Feuerwerk begehen. Das die Menschheit nichts aus sowas gelernt hat....
Benutzeravatar
Steppenwaelder
Beiträge: 23360
Registriert: 13.10.2008 19:50
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Steppenwaelder »

Exedus hat geschrieben:
"Snowden darf keine dauerhafte Belastung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen werden."
Klar nicht die Spionage ist schuld sondern snowden ist schuld. Unglaublich von was wir regiert werden.
das beste is die "Empehlung" er solle doch in die USA zurückgehen und da schön seine Todes oder lebenslange Haftstrafe antreten... der hat doch wohl den schuss nicht gehört. wie man sowas verteidigen kann is mir schleierhaft.
Benutzeravatar
Wigggenz
Beiträge: 7449
Registriert: 08.02.2011 19:10
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Wigggenz »

Wulgaru hat geschrieben:Ich relativiere überhaupt nichts. Ich bin lediglich der Meinung das man Snowden kein Asyl gewähren sollte, weil er es schlicht nicht wert ist. Die Konsequenzen sind zu schlimm.
Weißt du was schlimm ist? Wenn deutsche Staatsbürger von amerikanischen Geheimdiensten ausspioniert werden und nichts dagegen getan wird. Da kann man es sich auch leisten, einen Pissing-Contest zu riskieren. Man weiß nicht, was Snowden noch alles beizutragen hätte, und ein UA bräuchte für eine vernünftige Aufklärung und Prävention dessen in Zukunft einfach ALLES an relevanten Dokumenten. Der Schutz deutscher Bürgerrechte, zu denen auch die informationelle Selbstbestimmung gehört, ist auch ein nationales Interesse, dass im modernen Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts verdammt nochmal höher einzuschätzen ist als wirtschaftliche internationale Beziehungen.

Ich habe immer mit den Augen gerollt, wenn rechtskonservative Kaiserzeitromantiker von der USA-Hörigkeit der BR gesprochen haben, aber mittlerweile bin ich selber am Überlegen, dieses Wort in meinen normal verwendeten Wortschatz aufzunehmen, denn anders lässt sich die Situation, in der für die BR die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA wichtiger als der Schutz deutscher Bürgerrechte sind, kaum noch beschreiben.

Ebenfalls bedenklich ist, wenn Postillon-Meldungen zu dem Thema mittlerweile fast genau so auch aus der Realität kommen können.

Auch sollte die deutsche Asylrechtslage überarbeitet werden. Snowden wird vor allem deshalb kein Asyl bekommen, weil die USA als Rechtsstaat gelten. Davon abgesehen, dass ich einen Staat mit Gesetzen wie Patriot Act etc. und der Todesstrafe nicht als Rechtsstaat bezeichnen würde, sperrt die aktuelle Asylhandhabung momentan auch Situationen, in denen nicht nur der Asylant, sondern auch die BRD ein Interesse an der Asylgewährung haben. Außerdem kann man es Snowden nicht zumuten, für "Verbrechen" aus ethisch voll nachvollziehbaren Gründen, wenn nicht sogar aus ethisch gebotenen Motiven, die weder jemanden verletzt, noch direkten wirtschaftlichen Schaden angerichtet, noch militärischen Schaden angerichtet haben, dem Tod oder mehrfacher lebenslanger Haftstrafe ins Auge zu blicken.
Benutzeravatar
Wulgaru
Beiträge: 29391
Registriert: 18.03.2009 12:51
Persönliche Nachricht:

Re: Allgemeiner Politikthread

Beitrag von Wulgaru »

Ich würde dir da gar nicht widersprechen. Moralisch gesehen sollte man ihm Asyl gewähren und zwar nicht nur wir, weil wir konkret ausspioniert werden sondern auch andere Rechtsstaaten.

Allerdings wird es schwierig wenn es darum geht die deutsche Regierung dafür zu kritisieren wenn sie es eben nicht tut. Das ist keine Ignoranz der Problematik sondern schlicht Machtlosigkeit. Die USA haben klar gemacht das sie in der Spionageaffäre nicht das gleiche Schuldbewusstsein haben wie wir das gerne hätten und das kann man sicherlich stärker auch von der Regierungsseite her kritisieren, allerdings hat diese Perspektive der USA auch eine inhaltliche Grundlage, mit der man sich meinetwegen auch mal beschäftigen kann. Ich empfehle dazu folgende Radiosendung:
http://www.ndr.de/info/Spionage-unter-F ... 08938.html
Danach muss man nicht seine Meinung ändern, aber man kann eventuell ein bisschen besser nachvollziehen wie schwierig die Lage ist.

Wenn wir jetzt konkret zu Snowden kommen, haben die USA klar gemacht das sie es nicht akzeptieren wenn wir oder jemand anders ihm Asyl gewährt. Das Putin das nicht aus Freundlichkeit getan hat sondern um genau diesen Pissing Contest anzufeuern ist auch klar. Wenn wir jetzt genauso wie Putin handeln, werden die USA dementsprechend reagieren. Sie sitzen da nun einmal am längeren Hebel, das sind die Realiäten dieser Welt, sie könnten uns mehr schaden als wir ihnen mit dieser Geste und daher sollte man ganz genau überlegen ob Snowden das wert ist. Wenn man ihm nämlich Asyl gewährt wird auch das nicht aus Freundlichkeit geschehen sondern allermindestens um an Infos zu kommen und ob es das wert ist, kann man wirklich mal in Frage stellen. Als reine wie du mir so ich dir Aktion wäre es einfach nur kindisch.

Diplomatie funktioniert eben nicht durch populistische Gesten sondern nur innerhalb gewisser realer Grenzen, die im übrigen auch nicht viel mit politischer Richtung zu tun haben. Moralisch brauchen wir das Thema wie gesagt nicht zu diskutieren, aber wenn man die Regierung so hart kritisiert muss man sich auch einmal zwei Sekunden in die Perspektive dieser Leute begeben, alles andere ist ein sehr einfaches Weltbild.