Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Hier findet ihr die entsprechenden Kommentare - inkl. Link zur News!

Moderatoren: Moderatoren, Redakteure

Benutzeravatar
SethSteiner
Beiträge: 11871
Registriert: 17.03.2010 20:37
User ist gesperrt.
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von SethSteiner »

Fiddlejam hat geschrieben:Und da sind wir wieder bei absolutem moralischen Relativismus unter dem Schleier der Kunsfreiheit..

Nur dass dir jeder tatsächliche, schaffende Künstler mit ein wenig Vernunft im Leib auch sagen wird "Kunstfreiheit heißt nicht Kritikfreiheit".
Was keiner sagt. Im Gegenteil, dass Kunstfreiheit nicht gleichbedeutend mit einem Schutz vor Kritik ist sage ich immer wieder, selbiges gilt für Meinungsfreiheit. Was ich sage ist, grundsätzlich ist es erst Mal legitim. Dass es im Einzelfall dann kritisch betrachtet werden kann, dagegen sage ich nichts. Das ist völlig in Ordnung aber es sollte im besten Fall natürlich auch richtig gemacht werden.
Asexuell im Sinne einer Sexualität jenseits menschlicher Vorstellungen von Sexualität.
Uhm.. das ist aber immer noch keine Asexualität, zu Mal wäre es jenseits jeder menschlichen Vorstellung, würden wir das ja bei den Asari nicht vorgestellt kriegen.
Das ist wiedermal nur ein Ausrede, und noch dazu Unsinn. Fem-Shep kriegt Garrus und Thane, die ja nun ziemlich vom typisch menschlichen Modell abweichen, Male-Shep kriegt... die Asari... und vollbusige Menschenfrauen... und... Tali. Tali, deren Bild ohne Maske die modifizierte Version eines realen, menschlichen, typische Schönheitserwartungen erfüllenden Models ist.
Das ist keine Ausrede und noch viel weniger Unsinn. Lies was ich geschrieben habe und spiel das Spiel. Ich sagte NICHT dass die Modelle von Menschen und Aliens gleich sind, ich sagte die Modelle sind untereinander gleich, mit leichten Abweichungen, vor allem bei den wichtigen Charakteren. Die Asari untereinander teilen dasselbe Modell, die Menschenfrauen teilen dasselbe Modell, die Menschenmänner teilen dasselbe Modell, die Quarianer teilen dasselbe Modell, die Salarianer teilen dasselbe Modell, die Elkor und so weiter.
Tali wurde ziemlich kritisiert, weil sie absolut einfallslos aussieht. Dass sie aber nicht hässlich ist, war anzunehmen und macht Sinn. Wenig Sinn macht es, dass die Personen im ganzen Universum gleich aussehen, das ist ein guter Kritikpunkt aber nun Mal keiner der hier auf Frauen zentriert funktioniert.
Nur dass auch dort ein reales Problem zugrunde lag: Amokläufe. Und dann, in einer Diskussion, bestimmt werden konnte, dass die Ursache nicht "Killerspiele" sind.
Ja, Amokläufe lagen dem zu Grunde aber Videospiele wurden als Problem dargestellt, es wurden nicht Amokläufe, sondern Videospiele thematisiert, nicht anders als hier auch. Es ist aber völlig irrelevant wie intensiv wir hier diskutieren.
Hier hingegen habe ich noch kein sinniges Argument gesehen, warum dass keine Objektifizierung ist oder warum sie okay wäre.
Was ist jetzt Objektifizierung? Die Standardanatomie bei Bioware-Titeln? Aus oben genannten Grund nicht. Und bevor man sagt, warum sie okay wäre, sollte man erst Mal darstellen, warum im bestimmten Fall eine Objektifizierung schlecht sein soll.
Erneut ist der Punkt hier Kontext. Haben die betroffenen Personen Charaktereigenschaften jenseits davon, Prostituierte zu sein? Welchen Zweck erfüllt die Szene - wieder nur die Erfüllung der typischen weißen, männlichen Machtfantasie? Und das war für mich in The Witcher halt nicht erfüllt, was ich enttäuschend fand, weil hingegen der Rest der Sexszenen eine logische Funktion in der Story hatte. Wie nun schon hundertmal gesagt, macht das nicht das gesamte Spiel schlecht und sexistisch, aber das heißt eben auch nicht automatisch, dass dieser konkrete Aspekt vor jeder Kritik geschützt sein sollte.
Hier gibt es zwei Dinge zu beachten. 1. Das Medium Videospiel, 2. das narrative Element. Eine betreffende Person braucht kein ausgebauter Charakter zusein. Müsste dem so sein, gäbe es kaum ein Werk auf der Welt, was nicht zu kritisieren ist. Mit so einem Anspruch kann man einfach nicht rangehen. Figuren sind alle Nase lang platt und das ist auch in Ordnung so, nicht jede Figur kann eine besondere Rolle erfüllen. Die Darstellung der Prostitution erfüllt natürlich trotzdem einen Zweck, zeichnet es doch die Welt des Witcher Universums, die unserer nicht unähnlich ist. Sexualität auszublenden ist normal für Videospiele, im wahrsten Sinne des Wortes, The Witcher 2 hat hier tatsächlich Sexualität offen und als normal gezeigt und überdies eine Welt, in der sie ebenso normal Teil des Lebens (und Krieges) ist - halt auch in Form von Prostitution. Ich weiß nicht wieso das eine typisch weiße, männliche Machtphantasie ist. Prostitution ist wie schon gesagt stinknormal und erlaubt erst mal überhaupt keine Wertung, egal wer sich prostituiert. Und zu guter letzt ist es eben ein Spiel, das erlaubt eben auch Dinge, die gar nichts zur Story beitragen, das ist die Besonderheit des Mediums.
Benutzeravatar
Mojo8367
Beiträge: 2106
Registriert: 25.02.2011 21:09
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Mojo8367 »

SethSteiner hat geschrieben:Videospiele stellen die Gesellschaft nicht immer und nicht in jeder Szene übersptitzt oder karikiert dar. Videospiele sind ein Medium, das hat keine einheitlichen Regeln, wie was auszusehen hat. Natürlich sind sie ein Faktor, Medien sind nicht exklusiv zu betrachten, sie sind ein Teil der Gesellschaft. Medien und Gesellschaft beeinflußen sich gegenseitig, es ist quatsch zusagen "wenn die Gesellschaft, dann die Medien". Es ist einfach oberflächlich und nicht zielführend, so zutun als brauche man Videospiele oder sonstwas nicht zu diskutieren, irgendwann löst es sich schon von allein.
Fiddlejam hat geschrieben:Kunst und Gesellschaft beeinflussen sich gegenseitig, das hat die Geschichte oft genug gezeigt. Sicherlich mögen problematische Darstellungen abgenommen haben, als sich gesellschaftliche Umstände geändert haben, aber man kann eben nicht unter den Tisch kehren, dass sich auch gesellschaftliche Umstände geändert haben, nachdem neue Darstellungsformen der Kunst aufkamen.
das die sich gegenseitig beeinflussen is klar.
aber wie lange gibt es das medium videospiel, das mehr darstellen kann als ein pong oder space invaders un damit überhaupt was mit sexualität zutun haben kann.
seit 20, 25 jahren.
wie lange gibt es massenmedien an sich
seit 50, 60 jahren.
die gleichberechtigung der frau bzw. ihre stellung in der gesellschaft hat sich dieser zeit doch viel stärker verbessert als in den 500 jahren davor.
somit können medien zumindest keinen rein schlechten einfluss darauf haben.
wohl eher haben sie viel stärker zur aufklärung, ja wenn nich sogar zur kontrolle beigetragen.
und videospiele sind ein winzig kleiner teil im bereich medien.
das sie da überhaupt schlechten einfluss haben sollen glaub ich einfach nicht.
Benutzeravatar
X_MCX_X
Beiträge: 443
Registriert: 01.05.2011 19:42
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von X_MCX_X »

Hauptsache es mal so darstellen, dass nur Frauen in Spielen getötet werden können und alles außerhalb des Kontextes präsentieren.
Das Publikum vorsätzlich zu täuschen ist ganz niedriges Niveau.
Benutzeravatar
Sharkie
Beiträge: 869
Registriert: 23.02.2013 14:37
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Sharkie »

mr archer hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben: Kommt nicht wieder vor. Alles andere aber auch nicht, denn letztlich wurde mir durch Dich doch recht deutlich wieder aufgezeigt, was mich in meinen ganzen Jahren an der Uni aber mal so richtig angekotzt hat.
I hear you, brother. I hear you.
Moooment, ich möchte mich als jemand, der gerade seinen Master in Philosophie abschließt (universitäre Props, dezent dargeboten, scheinen in diesem Thread ja mittlerweile voll der Bringer zu sein) mal ganz fix von Kollegin Abe81s, ähm, Auftreten distanzieren. Inhaltlich hat sie geschenktermaßen einiges beizutragen, auf sozialer Ebene sehe ich da *hüstel* noch Luft nach oben. Nicht, dass mir hier noch der Ruf der Fachrichtung Schaden nimmt, meimeimei...

Positiver Nebeneffekt gleichwohl: Der erlaucht-akademische Jargon der letzten Seiten unterbindet überraschenderweise halbwegs effektiv die Diskussion über "Gutmenschen", Kickstarterkohle, Holzfällerhemden und ähnlichen Mumpitz, sowie jegliche investigativen Spekulationen über die Schminkgewohnheiten und das Sexleben von Feministinnen. Insofern vielleicht doch: Weitermachen, Jungs und Mädels und Juniorprofessor*innen!
Benutzeravatar
Wulgaru
Beiträge: 29391
Registriert: 18.03.2009 12:51
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Wulgaru »

ist jetzt die Frage ob Proletensprech oder Klugscheißen das schlimmere ist. Letzteres ist erst einmal einfach nur elitärer, aber da man es in Foren wie diesen nur tut um anzugeben und andere von der Diskussion auszuschließen eigentlich verwerflicher.
Plor
Beiträge: 372
Registriert: 31.03.2010 16:26
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Plor »

stefan251 hat geschrieben:@Plor

Sorry, aba es hat nichts mit Sprachprogress oder Fortschritt zu tun, wenn bestimmte Worte oder Zeichen, ob ihrer aufgezwungenen Vergangenheit aus der Sprache und der Gesellschaft getilgt werden sollen... Vor allem dann nicht, wenn es rückblickend in der Kunst entfernt wird. Siehe die Umbenennung Agatha Christies Roman oder die Umschreibung von Pippi Langstrumpf. Das is nämlich schlicht Zensur. Kommt ja auch niemand auf die Idee z.B.: Gemälde umzumalen, weil sie Dinge zeigen, die heute nicht mehr als akzeptabel gelten.
Pipi Langstrumpf wurde ebenso wenig wie Agatha Christie umgeschrieben. Die Originale existieren nach wie vor und werden auch reproduziert. Das einzige, was passiert ist, ist dass neben diesen auch noch "politisch korrektere" (*brrr komisches Wort) Versionen existieren. Mehr nicht. Es geht auch nicht darum, dass Wörter getilgt werden SOLLEN, die Sprache tilgt sie ganz automatisch aus dem alltäglichen Gebrauch. Der Begriff "Neger" brauchte keine Sprachpolizei um in den letzten 20 Jahren peu a peu aus der Alltagssprache zu verschwinden. Und er ist nun wirklich kein Begriff, um den es Schade ist. Doch, diesbezüglich ist der Begriff Sprachprogress durchaus passend, und wie mir scheint, sind es auch eher die Konservativen (von CDU bis AFD), die mit Gewalt an dem Begriff festhalten wollen, während er auf sehr natürliche Weise aus der Sprache verschwunden ist. Ironischerweise sind dann auch das oft die Leute, die eine deutschsprachige Quotenregelung fürs Radio verlangen oder die mitunter hysterisch vor Anglizismen warnen. Die Konservative hat in den letzten Jahren ganz gut die Mär etablieren können, dass die "linksgrünen Gutmenschen" für Ordnungswahn, Vorschriften und gesetzliche Unterdrückung stehen würden (Veggie-Day, auch so ein Beispiel, wo es nie um gesetzliche Vorschriften ging), während tatsächlich sie es sind, die die bürgerlichen Freiheiten mit allerlei Gesetzen einschränken wollen (Sexualitätspolitik, Drogenpolitik, etc. pp.)
Und womöglich sind Leute, die gern an Begrifflichkeiten hängen nicht alle durch die Bank ewiggestrige Naziüberbleibsel, sondern lassen sich einfach nicht gern aufoktroyieren, welche Wörter gut und welche böse sind. Das ist nämlich dasselbe in Grün: Wo die Freiheit des Einen anfängt, hört die des Anderen auf. Und was wiegt jetzt mehr: Dass sich jemand wegen Wörtern diskriminiert fühlt oder dass sich jemand wegen Wörtern in seiner Redefreiheit eingeschränkt fühlt?
Es geht überhaupt nicht darum, dass Begriffe verboten werden sollen. Niemand soll in seiner Redefreiheit eingeschränkt werden. Das ist keine juristische sondern eine ethische Frage: Glaubt man wirklich, dass diskriminierende Begriffe das probate Mittel sind, das Ideal einer absoluten Redefreiheit zu verteidigen? Muss man den Begriff jetzt tatsächlich weiterverwenden, um damit zu riskieren, andere zu verletzen und zu diskriminieren? Oder kann man auf den Begriff nicht aus diesen und jenen Gründen verzichten, selbst wenn man ihn früher wie selbstverständlich benutzt hat, selbst wenn er erst in den letzten Jahren diese negative Konnotation bekommen hat?

Das ist keine Frage für Gerichte oder Gesetzgeber sondern eine Frage für jeden einzelnen, die man sich dann schon selbst beantworten muss.
Das Problem der Diskriminierung bleibt ja dennoch bestehen, egal welches Wort man nun verwendet. Nennt sich eingedeutscht Euphemismus-Tretmühle - die negative Konnotation eines Begriffs wird vom neuen Wort übernommen sodass wieder eine neue Bezeichnung her muss, denn die Bezeichnung wird imemr negativ konnotiert bleiben in den Köpfen deren, die es so sehen wollen und solang sich sozial nix ändert, isses sowieso egal wie man die Dinge nennt, es bleibt beim Alten. Hier könnte man wieder einwerfen, es gehe ja um die Gesten, darum Zeichen zu setzen, etc... und ich nenne das weiterhin Bullshit, weil allein guter Wille zur Veränderung noch keine soziale Veränderung bewirkt. Bestes Bsp: Zigeuner und folgende Bezeichnungen. Es gab ja ernsthaft die politische Entscheidung jetz "Rotationseuropäer" durchsetzen zu wollen. Und jetzt sagt mir mal, dass so eine Abomination nicht erst recht von den Extremen weidlich ausgenutzt wird
An der Stelle verlinke ich immer gerne auf den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch. Hier bei der re:publica 2014: http://www.youtube.com/watch?v=HTdw2OdiCSA
Klesk222
Beiträge: 20
Registriert: 20.06.2014 10:48
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Klesk222 »

Das ist ja hier eine vergleichsweise niveauvolle Diskussion zu dem Thema, obwohl ich denke, dass nicht nur ein Teilnehmer hier eine Profilneurose hat. :D

Was ich bisher nicht ganz verstanden habe ist das Argument, dass Spiele wie GTA eine Simulation der Realität darstellen und wenn da nun Prostituierte auftauchen, dann nur um für Glaubwürdigkeit zu sorgen.

Nur wenn man eine Welt simuliert in der Frauen als Ware betrachtet werden und Gangster über sie verfügen und benutzen, wie es in diesem Milieu üblich ist, dann verschwindet der Sexismus nicht durch die Tatsache das es sich um eine Simulation handelt. Der Sexismus ist natürlich auch Teil der Simulation und nicht plötzlich weg.
Nanimonai
Beiträge: 5637
Registriert: 10.11.2007 01:02
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

weil allein guter Wille zur Veränderung noch keine soziale Veränderung bewirkt.
Guter Wille hat aber in jedem Fall mehr Potential zur Veränderung als gar kein Wille. Mit Denkweisen wie "Was soll ich alleine schon bewirken?" macht man es sich meines Erachtens nach zu leicht und bedient letztlich nur den status quo. Will man Veränderung, muss man anfangen zu verändern.
Benutzeravatar
Lykaner77
Beiträge: 96
Registriert: 17.09.2013 23:02
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Lykaner77 »

Ich wollte ja eigentlich nichts mehr schreiben, weil das hier ohnehin schon absolut vom Thread Thema abgekommen ist, aber bei so viel Unsinn, Falschaussagen und Schönfärberei geht es nicht anders.
Plor hat geschrieben:Pipi Langstrumpf wurde ebenso wenig wie Agatha Christie umgeschrieben. Die Originale existieren nach wie vor und werden auch reproduziert. Das einzige, was passiert ist, ist dass neben diesen auch noch "politisch korrektere" (*brrr komisches Wort) Versionen existieren. Mehr nicht.
Natürlich wurden sie umgeschrieben, wie Du sogar bestätigst! Selten bei jemandem so einen krassen eigenen Widerspruch innerhalb von nur zwei Sätzen gelesen. 8O Das auch die Originalen noch irgendwo existieren (bei Amazon usw. wirst Du sie jedenfalls nicht mehr bekommen!) ändert an der stattgefundenen Zensur dieser Werke rein gar nichts!
Plor hat geschrieben:Es geht auch nicht darum, dass Wörter getilgt werden SOLLEN, die Sprache tilgt sie ganz automatisch aus dem alltäglichen Gebrauch.
Der nächste Klopper! :roll: Wir reden hier eben sehr wohl von SOLLEN und ZWANG oder ist z.B. die Zensur von Pippi Langstrumpf etwa ganz natürlich passiert? Nein! Und genau darum geht es! Nicht um Worte, die von alleine aus dem Sprachgebrauch verschwinden.
Plor hat geschrieben:Die Konservative hat in den letzten Jahren ganz gut die Mär etablieren können, dass die "linksgrünen Gutmenschen" für Ordnungswahn, Vorschriften und gesetzliche Unterdrückung stehen würden (Veggie-Day, auch so ein Beispiel, wo es nie um gesetzliche Vorschriften ging)
Dazu muss man gar kein politisches Lager bemühen. Alleine der gesunde Menschenverstand reicht aus, um zu wissen, dass dies keine Mär, sondern die reine Wahrheit ist. Um es am "Veggie-Day" zu veranschaulichen: Eine gesetzliche Vorschrift sollte es (zunächst) nicht geben, aber sehr wohl einen entsprechenden finanziellen Anreiz, was in der Wirtschaft von der Wirkung her absolut mit einer gesetzlichen Regelung gleichzusetzen ist. Da noch zu behaupten, es soll kein Zwang ausgeübt werden, ist eine glatte Lüge. Oder anderes Beispiel: "Frauenquote". Den Unternehmen vorzuschreiben, sie müssten bis dann und dann so und so viele Frauen in Führungspositionen platzieren, ansonsten würden sie gesetzlich dazu gezwungen, ist bereits Zwang, auch ohne das es ein Gesetz gibt.
Plor hat geschrieben:Es geht überhaupt nicht darum, dass Begriffe verboten werden sollen. Niemand soll in seiner Redefreiheit eingeschränkt werden.
"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu erichten."
Plor hat geschrieben:Und was das andere betrifft: Natürlich verzichte ich darauf, jemandem, bei dem ich weiß, dass er einen Angehörigen beim Autounfall verloren hat, irgendein Video mit den lustigsten Car Crashs zu zeigen oder mit irgendwelchen Autounfall-Metaphern um mich zu werfen. Meine Güte, so schwer ist es nicht, beim Sprachgebrauch ein wenig sensibel zu sein. Und zu viel verlangt, ist es auch nicht.
Selbstverständlich, aber eben nicht PAUSCHAL! Man, ist das wiklich so schwer zu kapieren??? Deiner verkorksten Einstellung logisch und konsequent folgend, dürfte es das Video des lustigen Car Crash gar nicht geben, weil sich ja irgendwo irgendjemand davon negativ berührt fühlen könnte. Ganz konsequent: Es dürfte so gut wie gar nichts mehr geben, weil alles irgendjemand irgendwo an irgendetwas in negativer Weise erinnern könnte.
Plor hat geschrieben:Außerdem, was soll dieses Wörter halten, auf Teufel komm raus: "Ich habe immer Neger gesagt! Ich will auch weiterhin Neger sagen!" Sprachprogress scheint ja echt mal schmerzhaft für manche Leute zu sein.
Gegenfrage: Was soll dieses Wörter auf Teufel komm raus verbieten zu wollen? "Neger" und vor allem "Negerkuss" ist für mich und viele andere eben nicht negativ besetzt und von der Wortdefinition her sowieso nicht.

So, zu weiteren Klarstellungen habe ich jetzt auch echt keine Lust mehr. Entweder Du benutzt Deinen Verstand oder hängst weiter Deiner Ideologie nach. Bin aus dem Thread hier raus. War ohnehin viel zu sehr Off-Topic.
Nanimonai
Beiträge: 5637
Registriert: 10.11.2007 01:02
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

Lykaner77 hat geschrieben: Gegenfrage: Was soll dieses Wörter auf Teufel komm raus verbieten zu wollen? "Neger" und vor allem "Negerkuss" ist für mich und viele andere eben nicht negativ besetzt und von der Wortdefinition her sowieso nicht.
Ich habe schon mal versucht Dich darauf hinzuweisen: Es geht nicht darum, ob es für Dich und andere nicht negativ konnotiert ist, es geht um den Empfänger der Botschaft. Wenn Du einen Schwarzen als Neger bezeichnest, fühlt er sich beleidigt und diskriminiert, weil für ihn dieses Wort sehr wahrscheinlich negativ besetzt ist. Da spielt es überhaupt keine Rolle für sein Gefühl, wie das Wort bei Dir persönlich besetzt ist.

Du lebst eben nicht alleine in dieser Welt und es gibt kulturelle und soziologische Unterschiede. Wenn Du in den Iran fährst und jemanden einen nach oben gestreckten Daumen präsentierst, um ihm zu signalisieren, dass Du etwas gut oder toll findest, dann wird derjenige das als Beleidigung auffassen, da der erhobene Daumen dort das ist, was bei uns der erhobene Mittelfinger bedeutet.
Da reicht es einfach nicht aus, dass diese Geste für Dich etwas positives bedeutet.
Das meinte ich neulich mit Deutungshoheit. Die liegt immer bei dem Deutenden, also dem Empfänger der Botschaft. Geht ja auch gar nicht anders, Du kannst ja nicht die Interpretation für eine andere Person übernehmen.
Benutzeravatar
Temeter 
Beiträge: 18065
Registriert: 06.06.2007 17:19
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Temeter  »

Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:Also als Pionierin für den Videospiel-Sektor taugt S. allemal. Zur abschließenden thematischen Behandlung indes weniger, aber das verlangt ja auch keiner, im Gegenteil. Weitere und vor allem weitergehende Beiträge sind schwer willkommen.
Imo verfehlt die feministische Perspektive völlig die Realität und Ursachen dieser Probleme. Es geht hier um einen Mangel an glaubwürdigen Charachteren, billigen Versuchen, sich einer Zielgruppe anzubiedern, und generell schlechtem Storytelling in Spielen. Ganz zu schweigen vom massiven Recycling alter Ideen ohne jede Inspiration.

Und damit lassen sich die Probleme umschreiben, welches Saarkesian hier zu einem politischen Thema macht.
Klesk222 hat geschrieben:Das ist ja hier eine vergleichsweise niveauvolle Diskussion zu dem Thema, obwohl ich denke, dass nicht nur ein Teilnehmer hier eine Profilneurose hat. :D

Was ich bisher nicht ganz verstanden habe ist das Argument, dass Spiele wie GTA eine Simulation der Realität darstellen und wenn da nun Prostituierte auftauchen, dann nur um für Glaubwürdigkeit zu sorgen.

Nur wenn man eine Welt simuliert in der Frauen als Ware betrachtet werden und Gangster über sie verfügen und benutzen, wie es in diesem Milieu üblich ist, dann verschwindet der Sexismus nicht durch die Tatsache das es sich um eine Simulation handelt. Der Sexismus ist natürlich auch Teil der Simulation und nicht plötzlich weg.
Es wird aber gezielt negativ dargestellt, was im Umkehrschluss eine positive oder sogar aufklärerische Eigenschaft des Spiels wäre. Überprüft man alles Dargestellte auf politische Korrektheit, muss so etwas auch festgehalten werden.
Kontext spielt eine große Rolle, auch wenn er in solchen Diskussionen gerne mal ignoriert wird.
Zuletzt geändert von Temeter  am 20.06.2014 12:05, insgesamt 1-mal geändert.
Nanimonai
Beiträge: 5637
Registriert: 10.11.2007 01:02
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

Temeter  hat geschrieben:Es wird aber gezielt negativ dargestellt, was im Umkehrschluss eine positive oder sogar aufklärerische Eigenschaft des Spiels wäre. Überprüft man alles Dargestellte auf politische Korrektheit, muss so etwas auch festgehalten werden.
Kontext spielt eine große Rolle, auch wenn er in solchen Diskussionen gerne mal ignoriert wird.
Da ist GTA aber nicht so offensichtlich wie beispielsweise South Park. Man kann es gewiss als Satire deuten, sollte man laut Rockstar vermutlich auch, dennoch birgt GTA meiner Meinung nach auch die Gefahr, es eben nicht als solche zu erkennen, insbesondere bei jüngeren Spielern.
Edit: Ach so, damit möchte ich auch nicht sagen, dass GTA sich ändern sollte. Das steht für mich alles unter dem Schutz der Kunstfreiheit, soll Rockstar es machen, wie sie es für richtig halten.
Benutzeravatar
mr archer
Beiträge: 10329
Registriert: 07.08.2007 10:17
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von mr archer »

Klesk222 hat geschrieben:
Was ich bisher nicht ganz verstanden habe ist das Argument, dass Spiele wie GTA eine Simulation der Realität darstellen und wenn da nun Prostituierte auftauchen, dann nur um für Glaubwürdigkeit zu sorgen.

Nur wenn man eine Welt simuliert in der Frauen als Ware betrachtet werden und Gangster über sie verfügen und benutzen, wie es in diesem Milieu üblich ist, dann verschwindet der Sexismus nicht durch die Tatsache das es sich um eine Simulation handelt. Der Sexismus ist natürlich auch Teil der Simulation und nicht plötzlich weg.
Kleine aber nicht unwesentliche Korrektur: GTA stellt nicht die Realität dar. Wurde hier von verschiedener Seite bereits angeführt: Das sind Pulp-Welten. B-Movie-Settings, denen man im Fall von GTA wenn man mag auch noch eine satirische Komponente zusprechen darf. Das Gemüt eines Fleischerhundes vorausgesetzt.

Na klar sind das sexistische Welten. Aber volle Kanne! GTA zelibiriert von vorn bis hinten den schlechten Geschmack und ein mehr als fragwürdiges Menschen- und Gesellschaftsbild. Das kann man natürlich mit Fug und Recht problematisch finden. Nur ist das eben nicht Anitas Kritikpunkt. Sie ignoriert den Genreüberbau dieser Spiele und verschweigt de facto damit ihren Charakter als Genre - und pickt sich dann Elemente raus, die sie aber zuvor ihres Genrekontextes entkleidet hat. Deswegen finde ich ihren Ansatz eben etwas kurz geraten. Das ist ein bisschen so als ob sich jemand darüber beklagt, wie schrecklich junge Frauen und Knaben in den "120 Tagen von Sodom" behandelt werden. Und dabei die ganze Zeit verschweigt, dass der Marquis de Sade ein psychopathologischer Sadist und extremer Libertärer war.

Ich finde es einfach fragwürdig, sich in GTA auf eine NPC-Gruppe zu kaprizieren und die Pixel-Gewalt gegen diese als besonders problematisch zu werten, weil sie einem gerade in die politische Agenda passt. Von mir aus kann man GTA als menschenverachtend bezeichnen und dieses Franchise und seine Epigonen als moralisch verwerflich ablehnen. Ich sehe nur nicht, wieso hier eine "NPC-Opfergruppe" einen Sonderstatus zugesprochen bekommt. GTA ist da meiner Meinung nach viel fairer. Seine Welt ist allumfassend assozial.
Zuletzt geändert von mr archer am 20.06.2014 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
Plor
Beiträge: 372
Registriert: 31.03.2010 16:26
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Plor »

Lykaner77 hat geschrieben:
Gegenfrage: Was soll dieses Wörter auf Teufel komm raus verbieten zu wollen? "Neger" und vor allem "Negerkuss" ist für mich und viele andere eben nicht negativ besetzt und von der Wortdefinition her sowieso nicht.

So, zu weiteren Klarstellungen habe ich jetzt auch echt keine Lust mehr. Entweder Du benutzt Deinen Verstand oder hängst weiter Deiner Ideologie nach. Bin aus dem Thread hier raus. War ohnehin viel zu sehr Off-Topic.
Okay. Du verstehst es auch einfach nicht. Ich wäre echt der Letzte, der sich dafür einsetzt, Sprache gesetzlich zu regulieren. Der Verweis darauf, mit Sprache doch bitte sensibel und kritisch umzugehen ist nicht gleich dem Versuch, diese verbieten zu wollen. Die Entscheidung eines Verlages, eine Neuausgabe eines Klassikers mit sprachlichen Anpassungen herauszubringen, hat nichts mit staatlicher Zensur gemein. Und sich reflektiert mit der Bedeutung von Begriffen auseinanderzusetzen, ist kein Sprachfaschismus sondern Sprachkritik. So lange du das nicht verstehst, kannst du dich gerne weiter in deinem Dissidenten-Narzissmus suhlen. Viel Spaß dabei.
Nanimonai
Beiträge: 5637
Registriert: 10.11.2007 01:02
Persönliche Nachricht:

Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

mr archer hat geschrieben:Sie ignoriert den Genreüberbau dieser Spiele und verschweigt de facto damit ihren Charakter als Genre - und pickt sich dann Elemente raus, das sie aber zuvor ihres Genrekontextes entkleidet hat. Deswegen finde ich ihren Ansatz eben etwas kurz geraten.
Sehe ich auch so. Nicht nur Sodom würde unter dieser Herangehensweise in einem völlig falschen Kontext stehen, sondern eben auch ganze Genres im Film, wie Blaxploitation oder auch Anti-Kriegsfilme, die man mit diesen zu kurz geratenen Mitteln immer auf genau das reduzieren kann, was sie selbst sogar anprangern.