Eure Kolumnen sind wirklich eine lesenswerte Angelegenheit. Gehen vielleicht manchmal an der Zielgruppe vorbei, aber ich finde es sehr erfrischend, in einem online(!)-Spielemagazin(!!) so reflektierte Überlegungen zum eigenen Tun zu finden. Das würde ich durchaus schon als Journalismus bezeichnen, und das meine ich als Kompliment

Zum Thema Reflexion: man sollte vielleicht wirklich einmal überlegen, ob man die Prozentwerte nicht durch das amerikanische Schulnotensystem ersetzt, allein schon aus psychologischen, aber auch aus "wissenschaftlich-mathematischen" Gründen.
Zu "psychologisch": ein A- drückt gegenüber einem B immer noch eine Überlegenheit aus, die aber nicht diese Pseudopräzision hat, die entsteht, wenn ich 92% gegen 86% setze. Das würde die Luft aus diesen -Entschuldigung- Masturbationsorgien nehmen ("mein Lieblingsspiel hat aber 87% und deins nur 85%"). Dann hätten beide ein B+ (oder so) und die Details gingen aus dem Artikeltext hervor.
Zu "mathematisch": letztlich ist eine Spielewertung nur in einer Ordinalskala zu erfassen. A ist besser als B ist besser als C. Aber A ist nicht doppelt so gut wie B oder dreimal so gut wie C - die Reihenfolge ist klar, die Abstände jedoch nicht zwingend. Wenn man Schulnoten (1-6) oder Prozentzahlen angibt, impliziert man eine Kardinal- oder Ratioskala (wie z.B. Länge, km/h oder fps). Hier kann man klar sagen: 40 fps ist doppelt soviel wie 20 fps, und Differenzen wären ebenso sinnvoll wie Durchschnittswerte. Hier liegt der große Unterschied zur Ordinalskala, die eben keine Durchschnittswertung erlaubt Aus eben diesem Grund sind z.B. Durchschnittsnoten nicht sinnvoll, da der Abstand zwischen 1 und 2 nicht derselbe ist wie der zwischen 5 und 6. (Ich weiss, daß sie trotzdem gemacht werden - falsch bleibt's dennoch, auch wenn man von 0-15 Punkte nimmt. Details siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Skalenniveau)
Dies würde einiges in der Testerlandschaft verändern: Metascores könnten nicht mehr so "einfach" (aber dann auch nicht mehr falsch) errechnet werden, aber die Spielewertung würden auch von ihrer Pseudoobjektivität befreit werden. Denn mal ehrlich: ob 89% oder 91% - diese Differenz liegt wirklich im Ermessen des Testers, macht aber den Unterschied zwischen Gold und Platin aus. Ausserdem müssten die Leser endlich mal die Tests (mit all den differenzierten und abwägenden Gedanken) wirklich *lesen*, anstelle nur zum Fazit und den Prozenten durchzuklicken.
Ich fänd's gut.
MfG
Skidomat