Bioshock Infinite, tja ...
ich bin nicht ganz sicher, was ich dazu sagen soll. Habs mir vor kurzem in nem Top-Angebot geholt und voller Erwartung angespielt.
Soeben bin ich an folgender Stelle gelandet:
Booker und Elizabeth fliehen in dem Luftschiff "Lady Comstock", Elizabeth knüppelt Booker nieder, Booker wird von den Vox Populi aufgegriffen und erhält den Auftrag, den Waffenschmied aufzusuchen.
Soviel erstmal zu meinem Stand (kann nicht sagen, wie weit ich bin ... obs jetzt 20% sind, oder 50%, ich hab keinen blassen Schimmer).
Zunächst einmal: Der Start war ziemlich gut, ehrlich. Ich bin kaum vorangekommen, weil ich ungeheuer viel Zeit verwendet habe, um mich überhaupt umzusehen.
Dann aber immer wieder - die Ernüchterung ob der schlimmen Texturen. Gut, über sowas kann ich hinwegsehen, dafür ist der Artstyle ja wirklich einmalig.
Kampfsystem? Hm, ich les immer wieder was von einer KI, merken tu ich davon nicht wirklich was. An keiner Stelle schaffen es die Gegnermassen, mich bis jetzt irgendwie in eine bedrohliche Lage zu bringen. Nja gut, auch das ist für mich kein Punkt, ein Spiel fallenzulassen.
Aber dann, die hochgelobten Charaktere - zu Elizabeth selber kann ich noch nicht wahnsinnig viel sagen, außer, dass ich sie längst nicht so interessant finde wie ihr "Konkurrenzprodukt" Ellie aus The Last of Us.
Charaktere und deren Beziehungen stehen und fallen mit Glaubwürdigkeit.
"Die Schöne und das Biest" löst in mir nur Unverständnis aus, es sei denn, man unterstellt Belle Stockholm-Syndrom.
Aber wenn ich folgende Situation sehe, die vor kurzem war:
Booker erklärt Elizabeth auf dem Weg zur "Lady Comstock", warum er hier ist und was er mit ihr vor hat. Er sagt ihr Explizit, er muss seine Schulden tilgen und sie aus diesem niederen Grund entführen und bei jemandem abliefern.
Bis zu diesem Zeitpunkt weiß Elizabeth doch nur - korrigiert mich, wenn ich falsch liege - was Comstock ihr durch die Lautsprecher andeutet ("Er wird dich hängen lassen" usw.).
Es hat mich richtig RAUSGEHAUEN, als ich entsetzt feststellen musste, dass Elizabeth auf diese Erklärung überhaupt nicht - NEIN, überhaupt nicht! - reagiert. Sie lehnte gelangweilt mit dem Rücken am Fenster der Gondel, schaute mal zu Booker rüber, dann wieder woanders hin, Arme verschränkt. Kein weiterer Ton.
Dann aber, 5 Spielminuten später auf der Lady Comstock, als Booker die Koordinaten von New York eingibt und Elizabeth erkennt, dass Booker sie nicht in die Freiheit bringt, erzählt er ihr die gleiche Geschichte nochmal. "Ich habe Schulden und jemanden getroffen, der sich darum kümmert, im Tausch gegen dich. Keine Sorge, es wird schon alles gut werden."
Elizabeth bricht in Tränen aus!
Und zieht Booker eine über, mit einem Schraubenschlüssel.
Ja klar, man könnte jetzt sagen, nachdem sie es das erste Mal erzählt bekommen hat, hat sie es nicht realisiert oder nicht daran geglaubt, dass Booker sie wirklich benutzen würde.
Aber dann lasst sie doch an der Stelle wenigstens IRGENDEINE Reaktion zeigen! Einen ängstlichen Blick, ein erstaunter offener Mund, eine abgewandte Körperhaltung, irgendwas!!! Aber lasst sie doch nicht gelangweilt an der Wand stehen!
Unfassbar, wenn ich das mit der Beziehung von Joel und Ellie (The Last of Us) vergleiche, da ist ein
himmelweiter (... haha!) Unterschied zwischen - bloß mit vertauschten Plätzen, ehrlich.
Kurz darauf:
Die Voxpopuli-Chefin (? Ist sie doch, oder?) unterhält sich mit Booker. "Du bist also der 'falsche Hirte'. Ganz schönes Chaos hast du da angerichtet auf dem Jahrmarkt".
Spricht also davon, dass Booker Dutzende Polizisten getötet hat.
Und im nächsten Atemzug: "Auf welcher Seite stehst du?"
WHAT THE FUCK! Im Ernst! IM ERNST! Meine Kinnlade ist so heftig runtergeklappt, dass der Kiefer mir fast abgerissen ist! Vor allem, um sich zu beweisen, schmeißt sie Booker anschließend aus dem fliegenden Luftschiff (Querschnittslähmung anyone?), wo er dann den Waffenschmied aufsuchen soll!
Also ... kommen die guten und glaubwürdigen Stellen noch?
Hab ich irgendwas in den falschen Hals gekriegt?
Warum verhalten sich die Personen so glaubwürdig wie die Helden aus Twilight in der Fanfiction-Geschichte einer 14jährigen?
92%, eine Wertung so hoch wie The Last of Us ... wow.
Es macht Laune, durchaus, aber zumindest an der Stelle, wo ich jetzt bin, wäre mir das Spiel keine 80% Wertung wert.
Vielleicht kommt das aber noch.
Nachtrag: Okay, noch ein Stück weitergespielt.
Booker hat Elizabeth wiedergefunden und "rumgekriegt". Elizabeth hat eingesehen, dass sie ohne Booker niemals nach Paris kommt.
Diese Erklärung ist, in meinen Augen, nicht ausreichend.
Ich hatte befürchtet, dass ein fadenscheiniges Argument kommt, warum die beiden wieder zusammenfinden.
"Sie sind ein Lügner und ein Gauner! Aber ohne Sie komme ich niemals nach Paris."
Mädchen, wie wundervoll strunznaiv du bist. Aber auf eine ekelhafte Weise, nicht auf eine süße. Der Gauner hat vor, dich bei Leuten einzutauschen, die wer-weiß-was mit dir anstellen wollen. Überleg mal was du bist, du bist die Tochter von Columbias Führer! Du bist das Mädchen, das Portale öffnen kann!
Ich glaube die Story einfach nicht. Das ist mir bisher einfach alles zu wenig.
Vielleicht bin ich von TLoU verwöhnt, aber nach einem so gewaltigen Vertrauensbruch hätte ich jetzt mehr erwartet als das. Ich hätte ein emotionales Gespräch erwartet, einen weiteren Gefühlsausbruch. Aber nicht dieses Rumgezicke.
Nachtrag 2: Noch etwas, was Bioshock ähnlich versucht wie TLoU, aber im Vergleich gnadenlos scheitert: NPC-Gruppen, die sich unterhalten. Während bei TLoU das Gespräch zwischen mehreren NPCs schon aus der Ferne "beginnt" und größtenteils wirklich lange dauert, muss man es bei Bioshock schon aus nächster Nähe triggern ... und beschränkt sich dann auf Satz - Reaktion - noch ne Reaktion.
Das, zusammen mit einer völlig leblosen Umgebung (es gibt keine NPCs, die von A nach B laufen), vermittelt stets das Gefühl, in einer künstlichen Videospielwelt zu sein.