Hallo.
Nachdem ich mit Assassin‘s Creed (AC) Revelations den letzten Teil der Trilogie um Ezio Auditore durchgespielt habe, werde ich diesen in den letzten Monaten und eigentlich auch Jahren sträflich vernachlässigten Blog dazu benutzen, ein wenig über meine Eindrücke und Einschätzungen zu plaudern.
Dieser Blog wird sich nicht groß damit aufhalten, den Spielablauf von AC zu erklären und richtet sich damit klar an Leser, denen diese Serie nicht komplett fremd ist. Ich werde dennoch versuchen, Spoiler zu vermeiden.
Die Anfänge, ambitioniert aber nicht verheißungsvoll
Zuerst empfiehlt es sich einen kurzen Blick zurück auf das erste AC zu werfen, das 2007 für die Konsolen und 2008 für den PC erschien. Das Projekt war ambitioniert und wie es sich für Ubisoftspiele aus dieser Ära gehörte, sahen die Trailer fantastisch aus und versprachen einen Übertitel. Das Ergebnis war jedoch recht ernüchternd. Grafisch großartig, mit einigen tollen Gameplaymechaniken ausgestattet und gesegnet mit einem sehr ungewöhnlichen Setting hätte AC durchaus das Zeug gehabt, ein richtig gutes Spiel zu werden, aber bekannte Fehler wie ein grauenvolles Missionsdesign verhinderten dies gründlich – so gründlich, dass ich mich stark zurücknehmen muss, um hier nicht seitenweise über das Spiel herzuziehen. Verdient hätte es das Teil allemal, aber das gehört jetzt nicht hierher. Außerdem wenn ich mir mal einen der Titel von Ubisoft aus der Zeit vornehme, wird es wohl eher Far Cry 2 werden. Das hat das mindestens genauso sehr verdient.
Ubisoft bewies nach der Kritik an AC jedoch eine Lernfähigkeit, die zumindest mich erstaunte und präsentierte mit AC2 ein deutlich besseres Spiel und feierte dabei die Geburt eines der wohl populärsten Videospielhelden dieser Generation: Ezio Auditore da Firenze.
AC2 ein toller zweiter Teil
Ein guter zweiter Teil zeichnet sich dadurch aus, dass er die Stärken seines Vorgängers übernimmt und die Schwächen so weit möglich ausmerzt. In diesem Sinne war das 2009 erschienen AC2 ein grandioser zweiter Teil. Zwar wurden nicht alle Fehler korrigiert (die Kämpfe waren immer noch deutlich zu leicht), aber alles andere wurde verbessert. Der sehr blasse Altair wurde durch den jungen Italiener Ezio ersetzt, den man nicht nur während einer sehr überschaubaren historischen Episode sondern sein halbes Leben lang begleiten sollte. Die eintönigen, immer gleichen Minimissionen, das AC1 noch komplett bestimmt hatten, wurden zu reinen Seitenbeschäftigungen degradiert, die Mainquest vom Aufbau her stark an GTA angelehnt und das Missionsdesign massiv überarbeitet. Und tada fertig war ein richtig gutes Spiel. Auch wenn einige Zeitsprünge im Rahmen der Handlung recht plötzlich kamen und die persönliche Entwicklung Ezios nicht immer nachvollziehbar war, gelang Ubisoft doch das seltene Kunststück, einen Protagonisten zu kreieren, für den man als Spieler tatsächliche Sympathie empfinden konnte. Leider gelang es keinem Spiel der Ezio Trilogie die zahlreichen Nebencharaktere ebenso gut zu gestalten. Immer wieder tauchten potentiell sehr interessante Charaktere auf, nur um wenig später wieder in den Hintergrund zu treten oder gar komplett zu verschwinden. Allerdings sollte das die Trilogie erst später wirklich belasten. Negativ fiel jedoch hier schon richtig auf, dass Ubisoft es doch tatsächlich gelang, das kryptische und nicht sonderlich zufriedenstellende Ende von Teil 1 (ja, ich habe es bis zum Ende ertragen) noch einmal zu „überbieten“.
AC2 war ein großer Erfolg und wurde von Kritikern zurecht gefeiert auch wenn der PC Release 2010 durch den einen der ersten Einsätze des Always On Kopierschutzes von Ubisoft überschattet wurde. Kein Wunder, dass eine Fortsetzung folgen musste
Brotherhood der Überraschung zweiter Teil
Nach dem Erfolg von AC2 entschied sich Ubisoft, die Popularität des Eziosettings zu nutzen und statt eines echten AC3 erschien mit AC Brotherhood eine Art AC 2.5. Im Vorfeld des 2010 erschienen Spiels machte sich verständlicherweise die Befürchtung breit, Ubisoft würde ein Vollpreisaddon auf den Markt werfen, um so viel Geld wie möglich mit der Marke AC zu machen. Die Entscheidung, die Vielzahl der Schauplätze zusammenzustreichen und die gesamte Handlung in Rom anzusiedeln, stieß im Vorfeld ebenfalls auf gesunde Skepsis. Dazu kam, dass AC nun einen MP bekommen sollte, der die Befürchtung nährte, dass unter ihm der SP leiden würde. Während damals bei AC1 alle Vorzeichen auf ein grandioses Spiel gedeutet hatten, schienen viele Indikatoren bei Brotherhood eine Enttäuschung anzuzeigen, aber sie sollten sich erneut irren.
Brotherhood bot in zahlreichen Punkten nochmals eine Steigerung zu AC2. Zwar begleitet man diesmal Ezio nicht mehr über viele Jahre sondern nur während eines zeitlich recht begrenzten Abschnittes. Bei der Missionsstruktur blieb jedoch alles beim guten Alten, wobei Ubisoft das Spiel diesmal noch mit unzähligen Nebenmissionen vollstopfte, die den Spieler für Stunden von der Haupthandlung abhalten konnten. Tatsächlich bot das teilweise so viel Nebenkram, dass man die Mainquest komplett aus den Augen verlieren konnte. War es in Teil 2 lediglich möglich gewesen, eine Villa plus kleinem Dorf aufbauen, bot sich einem nun die Gelegenheit, halb Rom zu renovieren und in Besitz zu nehmen. Das war spielerisch zwar recht sinnlos, machte aber dennoch Spaß. Die Befürchtung, dass Rom als alleiniger Schauplatz langweilig werden könnte, erwies sich schnell, dank der Größe und detailverliebten Gestaltung der ewigen Stadt, schnell als unbegründet. Auch wenn die Kämpfe immer noch zu leicht waren, baute Ubisoft mit sekundären, teilweise sehr schwer zu erreichenden Zielen endlich auch einen höheren Anspruch ein. Dass diese Ziele optional blieben war in meinen Augen eine tolle Designentscheidung, weil man auf diese Weise die Spieler, die nur die Story spielen wollte, nicht verschreckte und gleichzeitig den Spielertyp, der so viel wie möglich in einem Spiel schaffen will, mit reichlich Futter versorgte.
Leider trat in Brotherhood die Schwäche von AC2 im Umgang mit Nebencharakteren noch deutlicher in den Vordergrund. Zwar kehrten viele Figuren aus AC2 in Brotherhood zurück und spielten teilweise auch wichtige Rollen, blieben dabei aber doch recht blass und einige verschwanden sogar sang- und klanglos aus dem Spiel, um nie wieder aufzutauchen. Dennoch gaben all diese Figuren dem Spiel ein Gefühl von Kontinuität, was zumindest mir aber erst bewusst wurde, als ich mit Revelations dem letzten Teil der Trilogie spielte.
Am Ende entpuppte sich Brotherhood also nicht als ein AC 2.5, sondern als ein tolles, eigenständiges Spiel, das ohne Zweifel den Höhepunkt der Ezio Trilogie markierte. Beim Ende musste der geneigte Spieler jedoch feststellen, dass Ubisoft bei Teil 1 und 2 nur geübt hatte. Das Finale von Brotherhood hob die Begriffe kryptisch und unbefriedigend auf eine neue Ebene und machte damit eigentlich auch klar, dass es wieder eine Fortsetzung geben musste. Was man damals aber noch nicht wissen, aber schon durchaus ahnen konnte, war, dass der gute Ezio ein letztes Mal zum Einsatz kommen musste.
Das Schwächste kommt zum Schluss
Okay, diese kleine Variation des bekannten Spruchs ist nicht ganz zutreffend. ACR ist immer noch deutlich besser als AC1, markiert aber nichtsdestotrotz den Tiefpunkt der Ezio Trilogie. Rein spielerisch folgt der Titel zu großen Teilen beinahe 1 zu 1 dem Konzept von Brotherhood, verlegt die Handlung um den sichtlich gealterten Ezio jedoch von Italien nach Konstantinopel (das zwar toll aussah, aber nicht an Rom heranreichen konnte) und entledigt sich dabei auch gleich aller andren bekannten Charaktere der ersten beiden Spielen. Die Nebenfiguren aus AC2 und Brotherhood mochten zwar blass gewesen sein, aber sie gaben dem Spiel doch einen festen Rahmen, den man nun vermisste. Die neuen Charaktere blieben leider ebenso flach wie ihre Vorgänger aus den ersten beiden Spielen und schafften es darüber hinaus nicht, Ezio vernünftig durch die Handlung zu führen. Zwar erhielt Ezio nun endlich eine wirkliche „Partnerin“, die aber einfach zu sehr auf sympathisch getrimmt war, um tatsächlich interessant sein zu können.
Allerdings muss ich in diesem Zusammenhang auch eine Lanze für Ubisoft brechen, denn die Versuche Ezios seiner Schwester per Brief zu erklären, wie er sich langsam aber sicher verliebt gehören zu den glaubwürdigsten Passagen der gesamten Reihe und vermögen es, die eh schon beträchtliche Sympathie, die man Ezio entgegenbringt, noch mal zu verstärken.
Wie ich oben schrieb, folgt ACR spielerisch nur beinahe 1 zu 1 Brotherhood nach. Tatsächlich gibt es zwei Änderungen oder besser gesagt Additionen. Bei der einen handelten es sich um einen halbgaren Tower Defense Klon, den niemand wirklich vermisst hätte, bei der anderen um kurze, puzzlerartige First Person Sequenzen, in denen man die eigentliche Hauptfigur der gesamten AC Reihe, Desmond Miles, steuert. Diese sind ganz gut geglückt und waren auch bitter nötig, da der bis jetzt sehr blasse Desmond dringend ein bisschen Farbe gebrauchen konnte. Eine Rückkehr feierte auch die Hauptfigur aus AC1, der noch neunfingrige Assassine Altair. Revelations verlieh Altair dabei in wenigen, recht kurzen Episoden, mehr Tiefe, als es AC1 im Verlauf des gesamten Spiels der Fall gewesen war. Vor allem sein Ende kann man nur als überaus gelungen bezeichnen.
Aber nicht nur Ezio war gealtert, auch dem Spieldesign von AC merkte man sein Alter mittlerweile an. Besonders wenn man Revelations mit dem kurz zuvor erschienen und vom Konzept her durchaus vergleichbaren Batman Arkham City vergleicht, erkennt man doch deutlich, dass AC sich spielerisch deutlich bewegen muss. Revelations macht immer noch Spaß, fühlt sich aber eben doch auch verbraucht an. Leider noch nicht verbraucht hat sich die miese Angewohnheit von Ubisoft, die AC Spiele kryptisch enden zu lassen. Und auch wenn das Niveau des Endes von Brotherhood nicht erreicht werden konnte. Befriedigend sieht anders aus. Dennoch konnte ich nicht umhin, eine gewisse Traurigkeit festzustellen, nachdem ich Ezio in seinen wohl verdienten Ruhestand geschickt hatte. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass Ezio als einer der wichtigsten Protagonisten dieser langsam zu Ende gehenden Konsolengeneration im Gedächtnis bleiben wird.
Die Ezio Trilogie - Spielekritik
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Re: Die Ezio Trilogie - Spielekritik
Ja das ist mein Blog.
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Re: Die Ezio Trilogie - Spielekritik
Niemand kann den legendären exilierten 4p Mod ersetzen, auch keine Großoffensive von Ackman.^^
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Re: Die Ezio Trilogie - Spielekritik
Und deshalb postest "DU" das alles über ein Jahr später nochmal?Trichter hat geschrieben:Ja das ist mein Blog.

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Re: Die Ezio Trilogie - Spielekritik
Ja.Oynox Slider hat geschrieben:Und deshalb postest "DU" das alles über ein Jahr später nochmal?Trichter hat geschrieben:Ja das ist mein Blog.