sorry, dass das jetzt ein bisschen falsch klang. ich sagte ja nur, dass es schwierig ist, nicht unmöglich. ich wollte einfach mal eine lanze brechen für die lokalisierer, die ihr handwerk tatsächlich beherrschen.Usul hat geschrieben:Ich mag es eigentlich überhaupt nicht, wenn in Diskussionen die Leute immer mit ihrer Vita protzen... aber wenn es um das Handwerk geht, muß es manchmal sein. Von daher betone ich es noch einmal: Ich bin Spieleübersetzer. Und kann aus meiner Berufserfahrung heraus behaupten, daß die allermeisten Spiele leicht zu übersetzen sind - vom Text her zumindest. Technische Schwierigkeiten lasse ich da mal außen vor - wie etwa Platzhalter, die im Englischen perfekt funktionieren, aber in anderen Sprachen katastrophale Auswirkungen haben (Genus und so).muecke-the-lietz hat geschrieben:das ist ja so nicht richtig. gerade, wenn es etwas auf den ersten blick simpel erscheint, wird es schwierig.
ist das gesagte zum beispiel an einen kulturellen kontext gebunden, sprich, eine floskel, ein wortspiel, oder stammt der text aus einer bestimmten umgebung, oder funktioniert er nur in bestimmten klientels? wie übersetzt man absichtlich falsche grammatik, z.B. bei nicht muttersprachlern, wie übersetzt man szene gebundene begriffe, die aus dem sport oder der musik stammen? was macht man mit dialekten, die es so, mit dem hintergrund in der eigenen sprache nicht gibt? - nimmt man eigene dialekte, wird es albern, lässt man es ganz sein, fehlt was.
und wenn denn das ganze noch slang ist, wirds erst richtig schwierig.
es ist also in keinster weise einfach, popkultur zu übersetzten, nur weil sie semantisch simpel anmutet. versuch mal einfach, nen songtext zu übersetzten!- da geht einfach komplett der vibe verloren und sämtliche nuancen und kleine wortspielerein, sämtliche anspielungen gehen verloren, egal wie sehr man sich mühe gibt, es klingt auf deutsch übersetzt, immer blöd. wird einem vor allem bei fränzösischen, japanischen und auch russischen texten offenbar, aber eben auch bei englischen, einer sprache, die unserer in vielerlei hinsicht sehr ähnlich ist.
All die Beispiele, die du genannt hast - kulturelle Beispiele vor allem - kennt ein guter Übersetzer, weil er sich mit der Kultur der Sprache, die er übersetzt, gut auskennt. Ich rede hier von guten Übersetzern und nicht von den Billigklitschen, die es natürlich auch gibt. Worauf ich hinaus will, ist nicht der allg. Ist-Zustand, sondern der theoretische Kann-Zustand. Nur die allerwenigsten Spielen lassen sich vom Text her nicht einfach übersetzen. Was dann letztendlich daraus gemacht wird, steht auf einem anderen Blatt. So ist z.B. das erwähnte Akzent-Problem durchaus gegeben... in Filmen wie in Spielen. Wir haben das ein- oder zweimal ebenfalls so gemacht (auch mit Sprachausgabe mit Akzent) - weil es der Entwickler/Publisher genau so wollte. Da ist also nicht der Übersetzer oder das Aufnahmestudio schuld, sondern der Verantwortliche, der so etwas umgesetzt sehen will.
das sieht man ja an dishonored - natürlich muss man auf die dialekte verzichten, die stimmung wird aber trotzdem über die synchro transportiert, viele texte sind wirklich fantastisch eingedeutscht. deswegen hat es ja auch den award verdient.
ein gutes beispiel aus der filmwelt ist herr der ringe: die gefährten - die synchro dieses films ist einfach fantastisch und gilt bei einigen filmnerds sogar als die beste vertonung. das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber es gibt einige kritiker mit zwei muttersprachen, die die dt. synchro dem englischen original vorziehen würden. das ist insofern auch beeindruckend, weil gerade diese vorlage eine menge abverlangt.
das liegt aber nicht daran, dass das eine einfache aufgabe war, sondern mit viel können und herzublut eine saubere arbeit abgeliefert wurde - und das war sicher alles andere als einfach.