Ach, es ist einfach nur noch lächerlich, was 4players hier abzieht. Und die Test zu den Assassins Creed Titeln sind das perfekte Beispiel.
Der erste Teil, mehr Tech-Demo als sonstiges, gameplaytechnisch mau, ein typisches Experiment, eine Exposition: 85%
Der zweite Teil, x-mal mehr Inhalt, bessere Story, jeder Kritikpunkt irgendwie versucht zu bessern: 83%
Brotherhood, in meinen Augen rein gameplaytechnisch - und auch von der Inszenzierung her, wenn auch nicht unbedingt die Story an sich - der beste Teil, aber auch objektiv noch besser als ACI: Wieder 85%.
Revelations, das dann einen gewissen Knicks darstellte, wieder etwas schlechter als Brotherhood und eventuell AC2, aber immer noch besser als der erste: 85%
Und nun AC3, 80%.
Ich mache mir an sich nichts aus der Wertung, sie ist mir egal, ich weiß bereits, dass AC3 genau das Spiel wird, das ich erwarte, dass ich genau das bekomme, was ich will - die Story, die ich schon seit Jahren mag, die Inszenierung, die Atmosphäre, die Städte, die einfachen Kämpfe, ...
Es geht mir nicht darum, dass ein Spiel, das ich mag, schlechter bewertet wird als ich es erwarten würde, es geht mir darum, dass 4players Wertungssystem schon seit Jahren nutzlos und beliebig ist, dass die Autoren mehr und mehr versuchen, ihre Bewertungen irgendwie zu rechtfertigen.
Und das ist einfach nur bescheuert, das ist kein Journalismus, das ist ein großer Haufen Kleinkinder, für die alle anderen doof sind, die nicht mit ihnen spielen wollen.
Als AC2 mit einer im Verhältnis abwegigen Wertung versehen wurde, kam ein Kolumne, bei der "AC2 nur ein Fallbeispiel war", die aber retroperspektiv einfach nur als Versuch zu betrachten ist, die Wertung zu rechtfertigen.
Jetzt mit AC3 der selbe Unsinn, nur noch offensichtlicher, weil schon gar nicht mehr versucht wird, irgendwie zu kaschieren, dass das einzige Thema "wir finden AC3 doof, weil..." und nicht etwa "ein Problem von Spielen allgemein ist, dass..." ist.
(und das war nicht nur bei der AC-Serie so, den selben Müll hatten wir bei Mass Effect. Das in meinen Augen die 75% übrigens verdient hatte, allein fürs Ende. Und nochmal 5% Abzug für den Extended Cut.)
Bitte, ein Autor mag das Spiel nicht und gibt ihm so und so viele Prozentpunkte. Schön. Ende. Schluss.
Aber nein, 4players muss darlegen, warum sie mit dieser Bewertung recht haben, warum es mal wieder richtig ist, hier gegen den Strom zu schwimmen, ... Und das ist einfach nur Bullshit. Sieht man doch hervorragend an der Methode, mit der die Kolumnen, warum das Spiel nicht funktioniert, direkt in den Artikel eingebunden wird, frei nach dem Motto "Jörg ist auch meiner Meinung, ich muss Recht haben!"
Gottverdammt, besitzt doch wenigstens genug Anstand, für so etwas auf Kommentare anderer Magazine zurückzugreifen. -.- Niemand verbietet euch, etwas gegen das Spiel zu haben, ob subjektiv oder objektiv ist mir scheißegal, aber versucht nicht ständig, euch dafür zu rechtfertigen, vor allem nicht mit von euch selbst verfasstem Material (!).
Und genau das fließt ins Wertungssystem hinein. Statt, schon damals, im Test von AC2 offen und ehrlich zu sagen "hey, die Wertung vom ersten Teil war vielleicht etwas überhypet, der zweite ist besser, aber rein von dem her, was er sein könnte eben doch nur xx%". Oder eben nur einen Prozentpunkt drauflegen, sodass ACI bei 85% geblieben wäre, AC2 86, AC:B 87, AC:R wieder 86, AC3 dann 88.
Da hätte man eine klare Tendenz erkannt, jeder Teil war besser als der vorherige, AC:R ist eben wieder ein bisschen abgesackt, na und?
Dieser eine Prozentpunkt hätte die Wertung wahrlich nicht verfälscht, aber im Vergleich hätte man erkannt, dass sich die Serie trotz allem verbessert hat, wenn auch gering. Und wenn Gurken wie Batman Arkham City 88% bekommen, wird man ja wohl einem AC3 eine ähnliche Wertung verpassen können. Da erkennt man wenigstens so etwas wie eine vernünftige Story. (Hängt euch daran bitte nicht auf, das ist blankes Getrolle. Ich hasse Batman: Arkham City, schon rein von der Story her. Mit sowas lockt man Ratten aus dem Keller, aber kein Schwein hinterm Ofen vor. Aber zurück zum Thema:)
Nein, stattdessen muss ausdrücklich in den Tests betont werden, WARUM es völlig legitim ist, dass ein Spiel, das im Vergleich x-mal besser ist, schlechter bewertet wird als sein Vorgänger. Und hier geht es ja nichtmal um "ist Spiel x besser als Spiel y". Hier geht es um "ist Teil a der Spieleserie x besser als Teil b". Also kommt mir nicht mit "aber wie soll man das objektiv vergleichen".
Ernsthaft, lasst einen Spieler entscheiden, ob er AC2 besser fand als AC1. Jemanden, der die Serie verstanden hat und nicht einen von diesen "Aber ein Assassine müsste viel wehrloser sein und mehr schleichen!"-Trollen. Und nun erklärt ihm, warum der zweite Teil ja eigentlich schlechter ist.
Das nächste Problem in den 4players Tests ist, dass die Spiele nicht mehr nach "Was will das Spiel und wie erreicht es diese Ziele?" sondern nach "Was will ich vom Spiel und werden meine Wünsche befriedigt?" bewertet werden.
Nehmen wir das Beispiel mit dem "Klettern auf Schienen". Lieber Matthias: Was führt dich seit Jahren zur Annahme, dass AC ein anspruchsvolles Klettersystem anbieten will?
Das ist mein Ernst. Warum wird etwas im Test angekreidet, dass vom Entwickler genau so konzipiert ist?
Ein Test kann bewerten, was dem Genre generell fehlt - wenn in einem Shooter die Mechaniken des Schießens an sich schlecht sind, bitteschön, dann kann man das bewerten. Oder wenn ein Entwickler verspricht "Hey, wir wollen die Shooter-Mechaniken durch dies und das verbessern" und am Ende kam keine der Verbesserungen oder nur mangelhaft. Alles schön und gut. Aber etwas abstrafen, dass vom Entwickler genau so geplant war - oder eben geplant war, nicht so zu sein, wie es der Redakteur erwartet?
Ernsthaft, wann hat sich zuletzt jemand darüber beschwert, dass man in CoD durch das Drücken einer einzigen Taste nachladen kann? Der reale Prozess des Nachladens ist doch viel komplizierter!
Oder wann hat sich jemand beschwert, dass Deus Ex definitiv zu wenig Regenbogenponies bietet? Verdammt nochmal, ich mag Regenbogenponies, wo sind sie?
Und genau das ist das Problem vom 4players, sie verstehen die Spiele nicht, die sie testen, nicht immer, aber oft genug.
Assassins Creed will kein anspruchsvolles Klettern bieten. Punkt. Daran gibt es überhaupt nichts zu diskutieren. In Pressekonferenzen sprachen sie immer von den drei Grundpfeilern des Gameplays, "Combat, (Social) Stealth, Navigation". Kein "Climbing". Navigation. Aus genau diesem Grund lag in den letzten Teilen Sprint und Free Climbing auf der selben Taste. Aus genau diesem Grund liegen in diesem Teil ALLE Aktionen des schnellen Fortbewegens auf der selben Taste. Das sollte man doch langsam mal bemerkt haben.
Klettern ist in AC keine Herausforderung, weil es keine Herausforderung sein soll! Es ist ganz einfach eine Methode der Fortbewegung, wie gehen, laufen, reiten, schwimmen... Wenn wir heute beginnen mit "Klettern ist zu einfach", müssten wir morgen weitermachen mit "Laufen ist zu einfach".
Was uns zum nächsten führt, 4players tendiert neuerdings, und gerade in diesem Thread, zum "Raketenhamster mit Flammenwerfern"-Syndrom, so nenne ich es einfach mal, weil mir kein dümmerer Name einfällt.
Die Ideen, das Freeclimbing zu verbessern, mögen ja auf dem Papier alle recht nett aussehen, aber allein der Vergleich mit den Klettersystemen von Uncharted oder I am alive zeigen, dass es Wunschträume sind.
Man zeige mir doch bitte in diesen beiden Spielen dynamische Verfolgungsjagden. Die Betonung liegt auf dynamisch.
...
Und aus genau diesem Grund lässt es sich nicht in Assassing Creed umsetzen. AC lebt von einer Open World Welt mit tausend Wegen zum Klettern. Assassins Creed lebt von ungescripteten Verfolgungsjagden.
Das System von Uncharted und I am alive funktioniert dort gut, weil diese beiden Spiele weder Open World noch dynamische Verfolgungen bieten.
Es gibt sogar noch ein älteres Beispiel, Shadow of the Colossus. Das Klettern dort hatte ebenfalls eine Ausdaueranzeige, und die funktionierte, aber eben nur für dieses Spiel. Eine Ausdaueranzeige in Assassons Creed wäre wie eine Pferdefüttersimulation für Agro in SotC. Es stört ganz einfach das Pacing und schießt an dem vorbei, was das Spiel eigentlich will.
Generell ist es viel zu beliebig, ob 4players das Fehlen oder Vorhandensein eines bestimmten Spielelements gerade für bewertungsnotwendig hält oder nicht. Was wiederum zu lächerlichen Vergleichen führt, wenn irgendein besser bewertetes Spiel ins Feld geführt wird, ohne überhaupt darüber nachzudenken, was dessen Stärken und Schwächen waren.
Wieder ist Batman Arkham City das perfekte Beispiel. Ja, es mag anspruchsvoller gewesen sein. Es war auch das Spiel ohne halbwegs vernünftige, geschweige denn tiefgründige oder auch nur in irgendeiner Weise gut inszenzierte Story. Und es hatte so ein tolles Kampfsystem. Das auch nur aus zwei Buttons besteht. Der einzige nennenswerte Unterschied liegt darin, dass Batman einige Gegner hat, die man durch das Drücken einer DRITTEN Taste besiegen kann und Konterangriffe nicht wie in AC sofort töten.
Die Story ist generell so eine Angelegenheit. Bei dem einen Spiel, eben wieder B:AC heißt es "Nunja, es ist nicht der Kernpunkt des Spiels, also sollte man ihn nicht überbewerten" (wobei auch das fraglich ist, wenn irgendjemand die Impertinenz besaß, sich mit diesem Machwerk bei den BAFTA-Awards für "Beste Story" zu bewerben...), bei Assassins Creed, dass sich vor allem dem Erzählen einer guten Story verschrieben hat, wird für deren Schwächen (geringe) UND die des Gameplays abgewertet. Ernsthaft, was soll das? Sobald die Story in einem Spiel ein gewisses Minimum unterschreitet, wird sie als nebensächlich abgetan und nicht bewertet, ergo dafür nicht abgewertet? Das ist als würde man in der Schule Noten von eins bis 5 geben und alles was schlechter ist, wird in der Endbewertung ignoriert. Dann kriege ich meinen Abschluss mit 6,0 und der mit 5,9 bleibt sitzen, wuhu.
Oder nehmen wir Mark of the Ninja, welches eine Platinwertung erhielt (in meinen Augen übrigens zurecht). Klasse Stealthmechanismen. Und ein Spiel, in dem Wachen kein bisschen darauf reagieren, wenn eine Person verschwindet, die schon die ganze Zeit mit ihnen patroullierte/rumstand/sprach... Woran erinnert uns das? Ach ja... genau davon handelte die Kolumne
"Warum wir AC2 nur 83% gegeben haben".
Das größte Problem ist aber folgendes: Die Redaktion propagiert zwar immer schön den denkenden Spieler statt dem Konsumzombie, das anspruchsvolle Spiel und Tiefsinnigkeit, Bedeutungsschwere, Niveau, ... Aber davon merkt man nichts, weil sie es eigentlich nicht selbst wollen und vor allem, weil sie es selbst nicht können.
Der denkende, intelligente Spieler wird nicht vor einem Assassins Creed stehen und sagen "Heul, heul, ich bin so übermächtig und kann ständig den einfachen Weg nehmen". Er wird sich eigene Ziele setzen, das Spiel nur mit Fäusten durchspielen, ohne entdeckt zu werden, etc. Ein intelligenter Spieler wird sich auch nicht über ein Dishonored aufregen, weil irgendwelche Fähigkeiten den Anspruch nehmen. Oder sich in Minecraft wundern, was er denn machen kann.
Das klingt total bescheuert? Richtig, es ist auch total bescheuert. Aber um solche total bescheuerten Dinge zu tun, um Minecraft in Minecraft zu bauen oder Skyrim mit Fäusten durchzuspielen, für all diesen Unsinn braucht man ziemliche viel Kreativität.
Das sind Spiele! Sie erlauben uns auch einfach mal etwas total unsinniges zu tun. Und ein richtiger Spieler wird das tun, auch wenn es nicht das einfachste ist, was er tun könnte. Ein richtiger Spieler hat kein Problem mit Übermacht in Spielen, weil er genug Kreativität besitzt, um sich eigene Ziele zu setzen!
4players will Anspruch und Freiheiten? Dann sollen sie gottverdammt nochmal aufhören, gleichzeitig danach zu schreien, dass man im Spiel zu mehr gezwungen wird. Es war doch schon der selbe Unsinn bei Revelations. "Huh, Bomben werden beinahe nirgends zwingend benötigt, das gibt Abzüge!" (wobei die Bomben wirklich schlecht implementiert waren, aber aus anderen Gründen) Oder jetzt eben "Fallen/Rekruten werden beinahe nirgends zwingend benötigt!". Schön, und, wäre das Spiel besser, wenn man euch dazu zwingen würde, sie zu nutzen? Vor allem, wenn ein solcher Satz dann von "dabei ist das Ergebnis der Benutzung umso befriedigender" gefolgt ist. Ich frage mich wirklich, ob die Redaktion von 4players tatsächlich aus ein paar Ratten in einer Skinner-Box besteht, oder ob sie nur annehmen, dass ihre Leser solche seien. -.-
Bezüglich (geistig) anspruchsvollen Spielen und tiefgründigen Stories sind andere Magazine ebenfalls um Jahre voraus.
Sehen wir hier Spieletagebücher, die über Tests hinaus gehen? Analysen der verwendeten narrativen Mechaniken? Meinungen der Redakteure, warum sie diese oder jene Wahl in einem Spiel getroffen haben und wie ihnen die Enden gefielen? Nein. "Die Story ist gut", "Die Erzählung weißt Schwächen auf" oder "Ein interessantes Setting". Das wars.
Es ist nicht gegen entsprechende Kritik einzuweisen. Aber 4players beweist mehr und mehr, dass sie nicht wirklich die Kompetenz besitzen, die zum kritisieren angemessen wäre.