Shonak hat geschrieben: Ich glaube der FM wird hier schlechter gemacht als er ist, auch wenn noch ganz schön Luft nach oben ist sicherlich.
Da ich vermutlich hier als einer der größten Kritiker rüberkomme: Ja, zum Teil natürlich. Grundsätzlich ist der FM, so man die Berechnung nicht gleich als "Gamebreaker" empfindet, sicherlich ein solides Spiel seines Genres, das alle Grundbedürfnisse abdeckt und mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Die Lieblingsvereine sind mit hübschen Originalwappen und Trikots spielbar, der Transfermarkt ist lange nicht mehr so simpel wie damals, als man ohne Probleme gleich zu Spielbeginn mit Bayern eine Weltelf um Figo und Zidane aufbauen konnte, solange man nur das bisschen Geld dazu hatte. Und die Spielberechnung hat sich im Vergleich zu damals sicherlich ebenfalls entwickelt, so mangelhaft ich sie auch immer noch finde. Auch wenn sich das im Test von Mathias Oertel etwa zur 2002er-Version ganz anders lesen mag: Gerade der 3D-Modus war mindestens die ersten zwei Versionen, um es deutlich zu sagen, kompletter unbrauchbarer Mist: Unterschiede zwischen verschiedenklassigen Teams waren gar nicht erkennbar, es gab weder einen erkennbaren Kombinationsfluss noch Kopfbälle, viele Tore waren schlicht Zufallsprodukte per Dampfhammer aus 30 Metern, und nicht mal die rudimentärsten Taktikanweisungen wurden umgesetzt - wie erwähnt, nicht mal die eingestellten Grundformationen.
Oder, um es ganz klar zu sagen: Das Ganze war ein reines Marketinggimmick, um Spielern mit dem Schlagwort "Aktuelle FIFA-Grafik" das Geld aus den Taschen zu ziehen - einige unken, das sei er weitestgehend noch immer. Im Vergleich, ich habe vor ein paar Wochen zum Spaß mal die Euro 2012 mehrmals mit dem Spiel von Sports Interactive durchsimuliert, das alle Spiele gleich berechnet und das ebenfalls eine Engine hat, die zumindest im Kern bereits knapp zehn Jahre auf dem Buckel hat - und hatte immer Rüpel wie van Bommel oder Bouhlarouz ganz oben in der Kartenstatistik, weil die einheitliche Spielengine nicht nur recht transparent die Attribute (hier: Aggressivität) umsetzt, sondern auch vom Spieler bevorzugte Eigenheiten (meckert beim Schiri) und Moves (Robbens Dribblings mit Abschluss) berücksichtigt, die man beim Transfer bedenken sollte. Was dem Managerpart, dem Schachern um Spieler, zusätzlich deutlich Spieltiefe verleiht. Der separate und nicht vergleichbare Textmodus mit seinen "fertigen" Textbausteinen im FM, so spannend er sein kann, ist aber immer noch ein bisschen "Augen zu und durch" - Analyse nur sehr eingeschränkt möglich, wie Du ja selbst beschrieben hast.
Hätte ich nicht irgendwann mal selbst den Vergleich gesucht statt mir einfach wieder die aktuelle Neuauflage zu kaufen, würde ich zugegebenermaßen immer noch ein paar Augen mehr zudrücken, auch bei diesen Berechnungsschwächen. Trotzdem, auch Drumherum ist der FM bis auf seine von Hand aus eingepflegten Logos teilweise erstaunlich starr, und das nicht bloß wegen fehlender Original-Bundesligatrainer und der vergleichsweise sehr kleinen Datenbank, sondern auch in der Art und Weise, wie dieses Drumherum, diese virtuelle Fußballwelt simuliert wird. Was für Feedback ich da bekomme, und was eher nicht. Was den FM nach wie vor auszeichnet, ist seine weitestgehend vorbildliche Benutzerführung, das Komplettplaket "Vereinsmanager" (auch wenn ich gerade den erweiterten Finanzteil mit Microamanagement von Fanartikeln und den sehr simplen Sponsorenverhandlungen als zu mager empfinde, um mich konzentriert darauf einzulassen) und seine Einfachheit, die allerdings auch auf Kosten der Langzeitmotivation gerade für Managerveteranen geht.
Die Stärken sind bekannt -- was mich bloß Jahr für Jahr wundert ist, wie praktisch ausschließlich bei uns selbst sonst sattelfeste Redakteure einige Dinge zum Spiel schreiben, die eigentlich gar nicht haltbar sind, siehe oben. Der Unterschied in der Rezeption in Deutschland sowie dem Rest von Europa ist doch meist erstaunlich groß. Genauso interessant ist die Tatsache, dass das Spiel trotzt "FIFA" im internationalen Verkaufsnamen "FIFA Manager", der poppigeren Aufmachung, der höheren Einsteigerfreundlichkeit, den Riesen Electronic Arts als Vertriebspartner und der FIFA-Engine im Vergleich nie einen richtigen Stich im Verkaufsregal gesehen hat. Das hat nicht alles nur mit Programmqualität zu tun -als der FM mit Gerald Köhler startete, waren andere Marken wie der Championship Manager international lange etabliert, nicht nur in dessen Heimat England. Aber wie einige deutsche Spieleredaktionen es gerne tun: Das Ganze bloß auf vermeintliche Exklusivbedürfnisse deutscher Managerfans runterzubrechen, die als einzige angeblich lieber eigenhändig wie selbst Uli Hoeneß nie ihr Stadion ausbauen zu wollen als eine vernünftig berechnete Fußballwelt haben zu wollen, ist mir auch zu billig. Erst recht, wenn sie unisono jedes Jahr das separate 3D-Spiel so schönschreiben, das etwa die PC Gamer in ihrem letztjährigen Test mal wieder komplett verrissen hat - und
das in my humble opinion wirklich zu Recht.