Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

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Obelus
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von Obelus »

Nein, Jörg!

Wir brauchen nicht NOCH brutalere Spiele. Man kann deiner Argumentation zwar durchaus folgen und deinen Standpunkt zumindest theoretisch abstrakt begreifen, jedoch muss man diese Meinung keinesfalls teilen. Die Gewaltdarstellung und Rohheit in Spielen ist, ähnlich wie in anderen Unterhaltungsmedien unserer Zeit, in den letzten Dekaden auf der einen Seite stetig weiter ausgeufert und dabei auf der anderen Seite gleichzeitig immer glatter und unterhaltungskonformer präsentiert worden. Bis dahin stimme ich dir zu, das widert mich auch extrem an.

Das in diesem Zusammenhang oft pervertiert benutzte Wort „erwachsen“ verschleiert hier nur, um was es doch eigentlich geht:

Manifestationen pubertärer Phantasien, die sich in ein pseudorealistisches Gewand kleiden, um sich dabei „erwachsen“ geben zu können treffen auf Sozialdarwinismus, Zynismus, Schönfärberei und
Augenwischerei, gerne gerahmt von tumbem Hurra-Patriotismus innerhalb eines schwarz-weissen Weltbildes.

Da fällt es Manchem schwer, halbverdautes Essen nicht sofort wieder hoch zu würgen.

Das so was überhaupt funktioniert, verdanken wir der gleichen Macht, die Heerscharen von debilen Idioten bei Unfällen dazu treibt, den Verkehr auf der Gegenseite lahm zu legen.

Aber der ausufernden medialen Gewaltorgie durch noch mehr Gewalt begegnen zu wollen ist definitiv der falsche Weg. Die schonungslose und ungeschönte Darstellung von Gewalt würde nach einem kurzen öffentlichen Aufschrei doch recht schnell verpuffen und danach die Gewaltspirale nur noch steiler ansteigen lassen. Mehr explizit gezeigte Gewalt wird bestimmt nicht dazu beitragen, dass wir uns über dieses leidige Thema erheben.

Das Allheilmittel ist nicht die schonungslosere Darstellung von Gewalt, sondern die Abwendung von Gewalt als omnipräsentes, inhaltsspendendes Grund- und Hauptthema, dem alles zugrunde liegt.

Warum sollten sich Spiele für Erwachsene nicht mal an deren Intellekt wenden?
Warum schreit gleich jeder: „Memme!“, wenn zu weniger Gewalt aufgerufen wird?

Das „Erwachsen sein“ beinhaltet nicht nur den (ob jetzt reflektiert oder nicht) Umgang mit den Themen Gewalt (oder Sex). Zum Erwachsen sein gehört das ganze Spektrum menschlichen Wirkens.
Und Probleme löst der Mensch auf vielerlei Art und Weise:
Mit seinen Fähigkeiten, mit Geist, Charme, Witz, Intellekt, Eloquenz oder der Kenntnis der Dinge. Nicht immer mit Gewalt.

Gewalt ist nur EIN Aspekt unter VIELEN und ich will nicht einsehen, dass sich beinahe sämtliche Inhalte der interaktiven Unterhaltung weiterhin mehrheitlich um das Thema Gewalt drehen oder Gewalt als (beinahe alternativloses) Mittel zur Lösung ALLER Probleme anbieten müssen.

Natürlich kann und soll es auch weiterhin Gewalt in Spielen geben dürfen, aber ein Gegengewicht wäre mehr als erwünscht. Das Verhältnis ist zurzeit absolut unausgewogen.
johndoe702031
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von johndoe702031 »

Obelus hat geschrieben:Warum sollten sich Spiele für Erwachsene nicht mal an deren Intellekt wenden?
Völlig richtig!! Aber dir ist schon klar, dass Jörg diesen Kommentar geschrieben hat. Jener Jörg, der es Spielen ganz hoch ankreidet und sie mit Gold und Fabelwertungen überschüttet, wenn sie sich an den Intellekt wenden und entweder keine Gewalt oder Alternativen zur Gewalt anbieten. Siehe zuletzt die Wertungen zu Journey und Co.
Obelus hat geschrieben:Und Probleme löst der Mensch auf vielerlei Art und Weise:
Mit seinen Fähigkeiten, mit Geist, Charme, Witz, Intellekt, Eloquenz oder der Kenntnis der Dinge. Nicht immer mit Gewalt.
Same here. Vgl. auch seine kürzlichen Ausführungen zu Planescape Torment, wo er genau deinen Gedanken abfeiert und den Rückgang bzw. die völlige Absenz solcher gewaltfreien Wege im RPG-Genre beklagt. Daher wäre es imho falsch, von der bewusst provokanten und polarisierenden Überschrift auf eine plumpe und generelle Forderung nach NOCH brutaleren Spielen und MEHR Gewalt zu schließen. Allerdings finde ich auch, dass Jörg diesen "Kamera ganz nah ran" Aspekt unnötig überstrapaziert. Das klingt unnötig nach voyeuristischen Gedärme-Cams für geisteskranke Anatomiefetischisten. Explizitere Gewalt kann in Einzelfällen ein möglicher Weg sein, wenn sie geschickt an den entscheidenden dramaturgischen Schaltstellen platziert wird. Vom Allheilmittel für die Begegnung mit tumber medialer Gewalt könnte das nicht weiter entfernt sein! Aber an dem Beispiel von "No Country for Old Men", der ja weit weit weg ist von derlei sensationsgeilem, effekthascherischem Müll, wird ja dann doch klar, wie das zu verstehen ist.

Ansonsten ist das alles total respktabel und "100% agree", was du schreibst. Echt, wo kann ich bitte unterschreiben? Aber ich finde ja nach wie vor, dass einige diesen Kommentar etwas zu einseitig und verabsolutierend interpretieren und dass sich das mit dem, was du (und viele andere) schreibst, gar nicht so sehr beißt. Insofern sehe ich das eigentlich auch eher als Ergänzung, gar nicht so sehr als Widerspruch zum Kommentar. Obwohl mir schon klar ist, dass du das als ziemlichen Widerspruch gemeint hast ^^.
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danibua
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von danibua »

Kann den Jörg hier schon verstehen, es braucht endlich mal Spiele bei denen man seinen Kopf etwas einschalten muss, bei denen ich nicht nur die Gegner auf jede erdenkliche Weise wegballern kann sondern auch darüber nachdenke was die Folgen meiner Handlungen sind.

Vielleicht braucht es dazu nicht mehr Gewalt, es sollte einfach anders dargestellt werden.
Bin mittlerweile auch genervt vom xten Shooter, der sich vom letzten nur dadurch unterscheidet das er noch schneller und noch härter ist, da war ich von Heavy Rain schon beeindruckt - weil man als Spieler darüber nachdenken musste, welche Auswirkungen mein Handeln auf den Verlauf der Story hatte, obwohl der Typ den man bei einem dieser Tests umbringen sollte als Charakter äusserst mies war, brachte mich dieses nachdenken dazu von einem Mord abzulassen weil er mir schon leid tat - von solchen Sachen bitte mehr!

Also von meiner Seite ein 100%iges Agree mit Jörgs Kolumne, es wird Zeit nicht nur " Hirn aus und durch" Actionmüll zu produzieren sondern endlich mal Games mit etwas Anspruch zu machen - ein Gross der Gamer ist mittlerweile alt genug um mit sowas auch umgehen zu können.
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bomberdomme
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von bomberdomme »

MaxDetroit hat geschrieben:
Ich bin der Meinung das meine Spielfigur schon irgendwie auf der Seite der Guten stehen muss, obwohl es auch Ausnahmen gibt (die aber meist mit starken sarkastischen und humoristischen Untertönen begleitet werden).
Als alter pen und paper rollen spieler mache ich gerne genau das gegenteil ich spiele gern die bösen die machtgeilen charaktäre die über leichen gehen und ihre gruppe veraten oder gegeneinander auspielen auch wenn ich sowas in der realität hasse.
Genau deswegen habe ich ja, auch wenn ich wie viele in deutschland, mit dsa angefangen habe es irgendwann angefangen zu hassen wegen dem zwang zum gut sein. heute bevorzuge ich da eher spiele aus der world of darkness oder slay industries...

Aber zurück zum thema ja ich kann auch filme über massenmörder oder triebtäter unterhaltsam finden die frage ist wie erwachsen würdevoll gegenüber den opfern mit der thematik umgegangen wird. die frage wie das in spielen funktionieren soll ist genau der knackpunkt. ich finde nach wie vor mein beipiel mit platoon sehr anschaulich und durchaus machbar in einem spiel.
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bomberdomme
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von bomberdomme »

darkrockerXX hat geschrieben:
ColdFever hat geschrieben:
tope1983 hat geschrieben:Wieso kommt hier eigentlich immer wieder wer auf die Idee, dass ein Videospiel rein Unterhaltungszwecken zu dienen hat?
Weil es per Definition ein VideoSPIEL ist.
Über genau diesen punkt lässt sich Ewigkeiten streiten. Ich wünsche mir ein holo-deck und kein menschärger-dich-nicht oder fusball oder sonstiges ding mit kompetitiven charakter.
ich will dinge tun die ich in der realität weder tun möchte und zum glück auch nicht darf. spielen in der klassischen formen des spielens finde ich ziemlich langweilig. ich hasse jedes gesellschafts-spiel jede form von sport ( also trophäen sammeln, sich vergleichen nicht bewegung und fitness).
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JunkieXXL
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von JunkieXXL »

Obelus

In den Nachrichten gibts nur Schauergeschichten, im Fernsehen läuft von abends bis morgens überwiegend Mord und Totschlag, in Videospielen wird überwiegend nur Mord- und Totschlag geboten, selbst die Literatur (Romane) ist gespickt mit Horrorgeschichten, Krimis und Psychothrillern.

Ich glaube, das liegt dem Menschen einfach im Blut. Dem Menschen dürstet es nach Konflikt und Gewalt und es liegt ja auch irgendwo in der Natur begründet. Das Gesetz des Dschungels, fressen und gefressen werden, das Recht des Stärkeren. Trotz aller Zivilisiertheit und überlegenen Moral haben wir immernoch eine primitive, archaische Seite in uns. Einen Atavismus.

Aber, nur mal ein Gedanke, vielleicht ist es gar nicht so schlecht Gewalt in Medien auszudrücken, auszuleben und immer wieder zu eines der Hauptthemen zu machen, denn so gibts vielleicht weniger Kriege und weniger Gewalt im allgemeinen.
AlastorD
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von AlastorD »

danibua hat geschrieben: Bin mittlerweile auch genervt vom xten Shooter, der sich vom letzten nur dadurch unterscheidet das er noch schneller und noch härter ist, da war ich von Heavy Rain schon beeindruckt - weil man als Spieler darüber nachdenken musste, welche Auswirkungen mein Handeln auf den Verlauf der Story hatte, obwohl der Typ den man bei einem dieser Tests umbringen sollte als Charakter äusserst mies war, brachte mich dieses nachdenken dazu von einem Mord abzulassen weil er mir schon leid tat - von solchen Sachen bitte mehr!
In einem Shooter ballert man nunmal rum, wenn er so inszeniert wäre das ich jedem Gegner nachweinen soll wärs ziemlich würde das einfach zu viel Tempo rausnehmen. Das wäre als würde man in The Terminator nach der Flucht aus dem Tech Noir erstmal ne halbe Stunde die Trauerfeier für die opfer des Terminators zeigen
johndoe582320
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Beitrag von johndoe582320 »

Jörg's Lieblingswort ist scheinbar Porno. Ich habe aufgehört zu zählen, in wievielen Rezensionen und Blogs er "Porno", "Waffenporno", "Gewaltporno" etc. etc. geschrieben hat. Irgendwann nervts nur noch.
FKMP
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von FKMP »

Leider begeht der Artikel einen simplen aber grundlegenden Fehler. Es wird davon ausgegangen dass wir als Erwachsene ein schockierendes Erlebnis in einem Spiel erleben könnten und daraus per Reflektion Erfahrung/Erkenntnise für unser Handeln im Leben ziehen würden oder uns von echt-Inhalten und Handeln in unserem Umfeld distanzieren.

Dafür gibt es aber keine wissenschatlichen Erkenntnisse/Beweise. Dazu müsste einem Erwachsenen wahrscheinlich bei Spiel-Gewalt die Rahmungskompetenz fehlen, die uns sagt dass wir es eben nicht mit Realität bzw. realem Handeln zu tun haben sondern mit einem Spiel in Form von Unterhaltung/Geschichten erzählen/Ziele verfolgen.

Schön, es kann einem mulmig werden, Emotionen erlebt werden, wir könnten von den Inhalten abgestoßen sein aber bei jeder echten Reflektion müsste das Ergebnis sein, es war ein Spiel.. und mein virtuelles Handeln im Spiel ist nicht gleich meiner Persönlichkeit (sondern vielleicht eher Ausdruck meiner Lust im Spiel Grenzen zu sprengen, aber das führt uns dann in tiefenpsychologische Überlegungen und die sind noch weniger bewiesen). Spätestens nach einer kurzen Gewöhnungsphase dürfte es kein Problem sein, das Spiel als Unterhaltungsware problemlos zu nutzen. Über was soll dann im eigenen Handeln reflektiert werden? Dürfte unser Wertesystem und echt-Handeln nicht schon längst die Handlungen des Spiels verneinen bzw. für die "reale Welt" ausschließen? Sicherlich könnte man dann sagen, ja siehst du so schlimm ist Krieg, Gewalt, Chaos etc... und sicherlich kann das ein Aufhänger sein generell über bestimmte Themen diskutieren etc.
Aber das könnte man auch so schon längst, die eigene virtuelle Handlungskomponenten ist dazu eher überflüssig und vielleicht für die Wahrnehmung eher störend oder lässt falsche Schlüsse zu...
Das Spiel ist ein dann lediglich ein Verweis auf die echte Wahrnehmungsrealität. Das ist sicherlich schon viel, aber dazu brauchen wir vermutlich keine immer realistische Gewaltdefinition durch Spiele (die selber quasi immer für den Kosumenten produziert/inszeniert sind).

Medienkompetenz dürfte uns befähigen die Intention des Autors/Spieleentwickler zu erkennen. Daran ist aber nichts Neues.

Daher geht der Artikel an seiner Intention (nämlich zu suggerieren intensiveres Gewalt spielen könnte zu quasi selbstgesteuerter Reflektion bei Erwachsenen über -eigenes- Handeln führen) vorbei und bleibt selber nichts als populistische Aufmerksameitshascherei indem etwas Echtes "Krasses" geforderte wird das aber immer unechtes Gewalt-spielen bleiben muss, da Spiele und das eigene virtuelle Handeln darin ein kulturell künstliches/künstlerisches Produkte sind.

Die imannente Forderung des Erwachsenenrecht auf detailgetreue und authentische Gewalt Inszinierung und die letzten Sätze sind in ihrer Belanglosigkeit eh dann nur noch ein makulatorischer Witz.
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danibua
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von danibua »

@AlastorD Ich hab ja auch nie behauptet das ich solche Sachen in einem Shooter brauche, es wäre nur langsam an der Zeit das nicht nur Shooter und Actiongedöns rauskommen, sondern das sich die Entwickler auch mal vermehrt trauen wirklich Spiele für Erwachsene rauszubringen - mit erwachsenen und anspruchsvollen Storys.
Warum es allerdings nicht möglich sein soll in nem Shooter mal ne ruhigere Sequenz einzubauen in dem der Hauptcharakter auch mal nen kritischen Blick auf seine Aktionen wirft entzieht sich mir jetzt - funktioniert doch auch in dem ein oder anderen Kriegsfilm.
Shooter ala CoD gehen halt einfach sehr unkritisch mit dem Thema Krieg um, verherrlichen auch so manches und verkommen halt so zu reinen Waffenpornos.

Wer natürlich glücklich mit dem x-ten Shooter ist und Freude daran hat solls spielen - dagegen sag ich ja nix!
Der Anspruch als Kunstform akzeptiert zu werden ist ja auch in der Gamesindustrie vorhanden, dafür wäre es aber nötig auch mal vermehrt anspruchsvolle und kritische Kost abzuliefern.
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von AlastorD »

danibua hat geschrieben:@AlastorD Ich hab ja auch nie behauptet das ich solche Sachen in einem Shooter brauche, es wäre nur langsam an der Zeit das nicht nur Shooter und Actiongedöns rauskommen, sondern das sich die Entwickler auch mal vermehrt trauen wirklich Spiele für Erwachsene rauszubringen - mit erwachsenen und anspruchsvollen Storys.

Die gibt es doch aber was hat das mit Gewalt zu tun? Hayao Miyazaki erzählt erwachsene intelligente Stories in seinen Animes.
Gewalt in spielen die einen nicht kaltlässt, wie soll die aussehen auch wenns kein Shooter ist?
Ne Sequenz zwischen zwei Rätseln in nem Point&Click oder während ich ala Heavy Rain den Controler schütteln oder ne Tastenkombi drücken soll? Wenn ich mich voll und ganz darauf einlassen soll finde ich Gameplay jeder Art eher stören weswegen sowas als Buch oder Film einfach besser geeignet ist.
danibua hat geschrieben:Warum es allerdings nicht möglich sein soll in nem Shooter mal ne ruhigere Sequenz einzubauen in dem der Hauptcharakter auch mal nen kritischen Blick auf seine Aktionen wirft entzieht sich mir jetzt - funktioniert doch auch in dem ein oder anderen Kriegsfilm.
Klar, das sähe dann so aus:
Ballerballerballerballerballerballer
Krieg ist die Hölle
Ballerballerballerballerballerballer
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NoCrySoN
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von NoCrySoN »

Also mir kommts so vor als wenn die Leute hier, die die meinen das Spiele nur zur lockerluftigen Belustigung, Unterhaltung dienen sollen, nur eingeschränkt denken können. Ich denke auch gerne mal drüber nach was ich gerade in einem Spiel sehe, tun kann, was das für eine Welt ist in der ich mich befinde etc., alles Dinge, die man bei einem anspruchsvollen Buch oder Film schon immer macht. Wieso soll das nicht auch bei einem Videospiel klappen ?

Wollt ihr in 10-20 Jahren noch immer diesselben Shooter, wie sie heutzutage sind und seit ca. 10 Jahren stagnieren, spielen? Spiele bei denen nur die Grafik hübscher und patriotisches Geblubber an jeder Ecke erkennbar wird? Ich will das nicht nur.

Klar gibt es Leute denen solche belanglose Actionkost reicht, doch gibt es auch welche die Entwicklungen sehen wollen, die entsprechend ihrem Alter endlich mal erwachsenen, ernsthaften Stoff erwarten.
Ich habe damals in jungen Jahren gerne BadBoys, MI2&3, TripleX, TheRock, FaceOff....etc. gesehen, doch habe ich mit der Zeit immer mehr Anspruch gehabt. Heutzutage kann ich mir solche reinen Actionfilme fast nicht mehr antun, da sie mir alle gleich vorkommen und für mich anspruchslose, auf den Mainstream zugeschnittene, schnell verdienende Gelddruckmaschinchen sind. Genauso ist es mit dem derzeitigen TV-Programm. Alles billig und schnell produzierter Mist, das was die meisten Leute anscheinend wollen...

Spiele dürfen sich gerne weiterentwickeln, so wie sie es vor vielen Jahren getan haben. Das soll nicht heißen, dass jedes Spiel denselben Stand annehmen soll.
Actionspiele dürfen ruhig wirklich mal ernsthaft an das Thema Gewalt rangehen. Das soll auch wieder nicht heißen, dass die Spiele nur so mit Blut, Gedärm etc. rumjonglieren sollen. Sie sollen einfach nur ein ernsthaftes Thema, ernsthaft inszenieren.

Vielleicht sollte man von der Shooterszene rüberschwingen, zum Action-Adventure, da hier die meisten Leute bei Shootern 80% Geballer erwarten und in den restlichen 20% dann halt die von uns "gewünschten" traurigen, ernsthaften Szenen.....eingeschränktes Denken lässt grüßen.

Wenn ein Spiel soetwas vorhat, dann muss es sich nicht nur aufs Ballern einschränken, dann erwarte ich nämlich die Kreativität der Entwickler. Wenn es schon einige ruhige Sequenzen gab, dann soll man halt nicht weiter auf dieser Schiene fahren, um den Spieler wiedermal abzustumpfen, sondern etwas neues bringen. Was, das kann ich mir auch nur schlecht vorstellen, da es soetwas wie gesagt eigentlich kaum gibt, da sind dann die Entwickler gefragt. Nur sollte es mal Versuche dahingehend geben.

Ob die Gewalt dann extrem sein muss (extrem heißt nicht, "zeitlupenzerfetzendekörper"), lässt sich nur sagen, wenn man weiß was man wirklich entwickeln möchte. Eine eindringlich, bedrohlichlich reale Welt, einen kunterbunten Shooter, ein Turnierspiel ala CS oder oder oder...

Die Gewalt, welches auch das Gameplay definieren sollte, muss zum Thema des Spiels passen und sollte nicht unnötig eingesetzt werden. Fast jeder heutige Shooter hat zerplatzende Köpfe, Blutfontänen etc., ob es zum Spiel passt oder nicht. Es ist leider "das Verkaufsargument" in der heutigen Zeit und genau davon muss man unbedingt wegkommen.
Zuletzt geändert von NoCrySoN am 17.06.2012 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Spiritogre
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von Spiritogre »

Ich hätte nie für möglich gehalten es mal zu sagen, aber auch ich finde die explizite Gewaltdarstellung in den vergangenen Jahren teilweise unpassend.

Ich habe nichts gegen Gewalt, im Gegenteil, wenn sie passt (in einem Medium, nicht in echt), dann will ich sie dargestellt sehen. Aber! Sie muss zum Kontext und zu der Atmosphäre die das Medium vermittelt passen. Das erste Mal richtig negativ aufgefallen ist mir das im 2003er Bruce Willis Streifen Tränen der Sonne, den ich seither gerne als Beispiel bei dieser Art Diskussion nehme. Dort wurden einer vergewaltigten Frau die Brüste abgeschnitten. Im Kontext des Hochglanz-Actionfilms, der keinerlei Tiefgang besaß und auch nicht vermitteln wollte, da viel zu trivial, fand ich diese Szene einfach völlig unpassend. Bei einer anderen Art von Film, hätte ich gegen so eine Szene wahrscheinlich nichts gehabt. Bei einem Film wie Seom - Die Insel, da passt eben der Angelhaken durch die Schamlippen zur generellen Atmosphäre des Films.

Bei einem God of War erwarte ich "over-the-top"-Gewalt, die extrem und übertrieben aber auch comichaft dargestellt ist. Wird das zu realistisch, dann passt das einfach nicht und macht den Titel schnell geschmacklos.

Und ich denke, dass ist ein Problem dass derzeit in Medien generell herrscht. Einerseits sind durch "Gewaltpornos" auch expliziteste Gewaltdarstellungen bekannt und deswegen schwer zu toppen, andererseits versucht die Branche diese Gewalt in Filme oder Spiele zu pressen, wo diese schlicht fehl am Platze ist, weil sie denken, die Zuschauer kennen das so und wollen das so. Und das ist schlicht falsch - hoffe und glaube ich!

Im Gegenteil ist es gerade die subjektive Darstellung, das Ausblenden des eigentlichen Gewaltaktes, das, was eine dargestellte (aber eben nicht gezeigte) Situation so extrem macht, da sie im Kopf des Zuschauers stattfindet. Der Konsument weiß, da ist gerade was ganz schlimmes passiert, und weiß auch, was ungefähr passiert ist, aber er bekommt es nicht explizit gezeigt.

Deswegen verstehe ich auch nicht, wieso ein Streifen wie Inglourious Basterds so hoch gejubelt wird? Hätte er viele Gewalt, insbesondere wo der eine Soldat mit dem Baseballschläger totgeprügelt wird, nicht so extrem gezeigt, dann hätte man den Film ernst nehmen können. So verkommt er meiner Ansicht nach zu einem trashigen Gewaltporno OHNE auch nur den Hauch von etwas Anspruch, der ihn auf eine Stufe mit aktuellen Friday the 13th-Teilen oder ähnlichen Streifen stellt. Aber sicher nicht zu einem Film macht, der auf irgend eine Art zum Nachdenken anregen will oder ernst genommen werden möchte.
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Spaßbremse
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von Spaßbremse »

Nein, Jörg, nein, auf keinen Fall!

Wir brauchen nicht mehr Gewalt in Spielen, sondern eher weniger - ich gehe da völlig konform mit Warren Spector.
Ja, man kann extreme Gewalt -pointiert- als Stilmittel einsetzen, um den Spieler zu schockieren, zu motivieren - aber dann bitte als Cutscene, niemals als eigenständig spielbare Option. Ich sehe da letztlich vielmehr eine Gefahr der tatsächlichen Abstumpfung, als die Möglichkeit zu Reflexion und Sensibilisierung.

Viel eher begrüße ich spielerische Möglichkeiten, den Gegner zu schonen. "Mitleid" zu empfinden.
Ich fand z.B. früher die SWAT-Reihe ganz großartig gelungen: Ja, natürlich konnte man die "Verbrecher" einfach erschießen - aber um eine richtig gute Abschlußbewertung zu erzielen, um Auszeichnungen zu erhalten, musste man auch Bankräuber, Geiselnehmer und Terroristen am Leben lassen (und ein mit Kabelbindern fixierter, fluchender "Bad Guy" hat mir persönlich immer mehr Spaß gemacht als eine virtuelle Leiche).
Deus Ex ist ebenfalls ein gutes Beispiel, auch fallen mir Hitman und Splinter Cell ein: abgesehen von speziellen Zielpersonen lassen sich fast alle anderen Gegner umgehen bzw. non-lethal ausschalten. Was ich jedoch vermisse, ist die Möglichkeit, dass sich Gegner auch ergeben können (wie es in SWAT z.B. der Fall war), wenn sie sich chancenlos wähnen bzw. bereits verwundet sind.

DAS wären in meinen Augen Punkte, wo man ansetzen sollte! Nein, wir brauchen keine krassere Darstellung von Gewalt ("Oh, schlimm, da muss ich jetzt drei Tage drüber meditieren!"), sondern viel häufiger die Option, auf Gewalt V E R Z I C H T E N zu dürfen, wenn wir das denn als Spieler möchten.

Übrigens, wegen "No country for old men": ist zwar ziemlich heftig, die Szene, aber ist imho bei weitem nicht so verstörend wie die Anfangsszene von 1492 - Conquest of Paradise, wo die Häretiker per Garotta stranguliert und abgefackelt werden...
Zuletzt geändert von Spaßbremse am 18.06.2012 12:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Nuracus
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von Nuracus »

Hm. Rambo 1 ist gesellschaftskritische Auseinandersetzung, nicht erst im Vergleich zu CoD.