Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

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SnoozeAround
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Re: Kommentar

Beitrag von SnoozeAround »

ItsPayne hat geschrieben:Jaa toll Jörg. Bist etwa auch von der psycho fraktion die sich so lange son shit wie Hostel gibt bis man wieder genug abgestumpft ist fürs nächste level der perversion?

Der artikel wirkt ganz schön peinlich für dich.

Den gewaltgrad bei militär shootern zu erhöhen würde die btw. auch kein stück weiter in richtung antikriegsspiel rücken, dafür wären ganz andere faktoren von nöten. Sie wären mit mehr gewalt nur noch mehr porno als jetzt schon. Da ist ein ARMA deutlich näher dran als es ein COD je könnte, und das hat üüüberhaupt nix mit der dargestellten gewalt zu tun.

Ein richtiges antikriegsspiel wird es nie geben, weil es einfach schwachsinn ist 1000 gegner zu killen und beim eigenen tod vom letzten checkpoint zu starten.
Du hast so gar nichts verstanden, oder? Ich denke, Jörg spricht hier auch nicht dem Spieler aus der Seele, den du wohl so darstellst.
Ich muss dem Kommentar größtenteils recht geben. Gewalt kann ein wichtiges Element in Spielen sein. So wie ich Battlefield, Call of Duty und sonst etwas sehe, haben Spiele seit langem gar nichts mit "Gewalt" (in dem Sinne, wie ich das Wort verstehe) zutun.
Ich wäre extrem begeistert, wenn in einer Szene eines Spiels die Gewalt aufkommt. Also eine Extremsituation, in der ein Spieler dazu gezwungen ist, das moralisch wohl verwerflichste Mittel zu verwenden ein Problem zu lösen. Bis jetzt geben Spiele das nicht her. Leider sind 99% der Spiele rein dem Entertainment gewidmet.
Auch wenns zusammenhangslos ist, ich erwähne mal Dark Souls. Darin wurde mir nicht das Gefühl gegeben, dass ich über Gegner hinwegrocke. Man entwickelt bei dem Spiel eine Art Respekt vor Entscheidungen die man trifft. Mehr Spiele sollten sich dessen bedienen.
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Almalexian
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von Almalexian »

Um auf deinen speziell angenommenen Fall einzugehen, nein. Nicht jeder Mensch ist gleich, deswegen kann man nur den Durchschnittsspieler betrachten. Ich möchte ganz frech behaupten, dass sich die Spieler eines CoD im Schnitt nicht damit auseinandersetzen, ob es sowohl ethisch oder politisch korrekt, als auch um ein realistisch dargestelltes Szenario in dem Shooter handelt. Sie sind nur aktiv das daran Schuld, dass sich in dem Genre kaum etwas bewegt, bzw es sich so eingependelt hat.
Ok, so erklärt stimme ich dir zu. Nur, warum dann die Zustimmung zu Jörg's Kommentar? Wenn ich deinen diesen Text lese, kann ich nur nickend zustimmen. CoD muss kein Antikriegsspiel sein, aber ein Antikriegsspiel täte der Branche durchaus gut und ist meiner Ansicht nach auch machbar. Aber das geht nicht über die Schiene "Wie zeige ich die Gedärme so, dass der Spieler nicht drüber lacht, sondern einen Brechreiz bekommt?". Sämtliche Spiele, die intellektuell aus der Szene herausstechen, setzen Gewalt als ein Mittel von vielen ein. Natürlich gehört zum Anregen des Denkapparates auch ein gewisses visuelles Element der Gewalt, aber meiner Erfahrung nach gibt es sehr viel perfidere, narrative Mittel, den Spieler nachdenken zu lassen. Bleiben wir bei Deus Ex, war das Szenario auch schon mit (mittlerweile) altbackener Grafik und nicht sonderlich brutalen Szenen doch verdammt gut ausgetüftelt. Der Nachfolger (Human Revolution, nicht Invisible War) setzte den Schwerpunkt woanders, auf der Thematik Aufmentierung, die teilweise auch in Bezug zur Gewalt stand (Harvester, Zwangsaugmentierung zur Prostitution etc.), die Bildersprache blieb aber auch hier mäßig, die Vorstellungskraft des Spielers allein reicht, um sich das Szenario ausreichend auszumalen. Ich könnte hier noch viele weiter Beispiele nennen, aber das führt zu weit. Zusammengefasst würde ich sagen, dass Gewalt ein Stilmittel ist, jedoch schlicht mehr verstörende Gewalt in der Spielwelt fehl am Platze ist.
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MaxDetroit
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von MaxDetroit »

mr archer hat geschrieben: Ich spiele Action-Spiele nicht um des "Tötens" willen. Von daher muss mir hier auch kein "Motiv" geliefert werden. Action-Spiele sind für mich ein Hindernis-Parcour. Ein Wettkampf gegen die KI und das Leveldesign. Eine spielerische Herausforderung. Und im Fall von GTA und Saints Row ist das Ganze noch garniert mit herrlich überzogener Nonsens-"Gewalt". Ich brauche Action-Spiele nicht, um über die letzten Dinge oder Gewalt als metaphysisches Problem nachzusinnen. Dafür gibt es in meinen Augen geeignetere Genre der Kultur.
Aktives Spielen vs passives Zuschauen
Hier sehe ich auch das grundsätzliche Problem. Bei Spielen geht es in erster Linie darum als Spieler Aufgaben zu lösen vor die mich das Spiel stellt ("Hindernis-Parcour"). Dies kann ich gut machen (ich komme im Spiel weiter, es gibt Belohnungen) oder auch schlecht (meine Spielfigur stirbt, ich muss vom letzten Checkpoint nochmal neu starten). In Spielen geht es meiner Ansicht in erster Linie also darum vor Herausforderungen gestellt zu werden und diese dann zu meistern, und ich ziehe den Spass daraus dann im Spiel weiter vorwärts zu kommen. Oder auch zu sehen wie meine Spielfigur stärker und stärker wird, wächst, und ich die Story vorantreibe in eine Richtung die ich präferiere. Und vor allem bei der Story: Ich als Spieler möchte die Dinge zum Guten wenden (für mich und meine Spielfigur), ich möchte am Ende gewinnen und nicht verlieren, ich möchte der Herr über das Geschehen sein, und nicht passiv zusehen, sondern aktiv das Spiel nach meinen Wünschen gestalten können (sieht man imho z.B. auch an der Diskussion um das Ende von Mass Effect 3) Es steht also zuerst mal das 'Spielen' im Vordergrund, das Beherrschen der Steuerung und der Mechanik des Spiels, erst nach der Meisterung des Spiels kommen dann langsam Inhalte der Story und der Hintergründe - was bei Film und Buch natürlich ganz anders ist, da stehen diese total im Vordergrund, und der Spieler ist nur passiver Zuschauer.

Uncanny Valley
Im grossen und ganzen sind hier die Gewalt- und Kriegs-Szenarios nur Mittel zum Zweck, wobei ich es wie Warren Spector auch nicht richtig finde Gewalt-Darstellungen ans Belohnungs-System zu koppeln um den Spieler zu zeigen das er etwas richtig gemacht hat (z.B. Slow-Motion-Kill-Cams). Da wird dann doch teilweise zu hemmungslos zelebriert wie Gegner gnadenlos auseinadergenommen werden - was sicher auch mal Spass machen kann, einfach die Sau rauszulassen und Wut und Frust an animierten Pixelmännchen rauszulassen. Aber wenn man dem Spieler die hässliche Fratze der Gewalt zeigen möchte, dann muss man ihm vorher die Wahl lassen, und ihm verschiedene Lösungsmöglichkeiten anbieten. Und eine davon darf dann auch brutale Gewalt sein und dann darf man ihm nachher vor Augen führen: sieh her, was du mit der deiner Entscheidung angerichtet hast (z.B. trifft man auf die Frau eines vorher brutal getöteten Gegners). Aber dies kommt dann auch auf das Spielprinzip an (Rollenspiel oder Schießbudenballerei?), und zweitens ist teilweise die grafische Darstellung immer noch nicht weit genug um wirklich Charaktere so rüberzubringen das ich emotional etwas für sie empfinden kann (besonders die Mimik nicht, und das Uncanny Valley ist auch noch zu oft zu tief). Ich weiß, langsam kommen wir technisch dahin (siehe L.A. Noire, Heavy Rain und co) und dann erwarte ich wie Jörg auch das die Spiele mit dieser Technik mehr hinbekommen als weiterhin nur stumpfe Schießbudenballereien. So kann ich zum Beispiel eine Situation kreieren wo ich mit gezogener Waffe in einen Raum komme und ein Computergegner vor mir die Waffe weg wirft, die Hände hoch nimmt, sich ergibt, und mich mit angsterfüllten Gesicht anfleht ihn nicht zu erschießen - und dem Spieler bleibt die Wahl. Aber solange ich wirklich kein Mitleid, keine Emotion für diese Gegner empfinden kann (Uncanny Valley again), solange wird das auch nicht wirklich funktionieren.
tope1983
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von tope1983 »

Wieso kommt hier eigentlich immer wieder wer auf die Idee, dass ein Videospiel rein Unterhaltungszwecken zu dienen hat?
Literatur, Musik und Film sind auch keine reinen Spaßprodukte. Unterhaltung ist EIN möglicher Teilaspekt von vielen. Wie diese Medien kann auch ein Computerspiel Dokumentation, Auseinandersetzung, Plädoyer, Propaganda und Thematisierung sein.
Es kann Position einnehmen, kritisch Stellung beziehen, Grenzen zeigen, Information vermitteln, weiterbilden...etc.

Die Reduktion rein auf seichte Unterhaltung oder "Spaß" würde dem Produkt Videospiel sämtliches Potential verweigern.

Genau daran stößt sich ja auch Spector mit seiner Stellungnahme zur Gewalt in Videospielen.
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mr archer
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von mr archer »

tope1983 hat geschrieben:Wieso kommt hier eigentlich immer wieder wer auf die Idee, dass ein Videospiel rein Unterhaltungszwecken zu dienen hat?
Literatur, Musik und Film sind auch keine reinen Spaßprodukte. Unterhaltung ist EIN möglicher Teilaspekt von vielen. Wie diese Medien kann auch ein Computerspiel Dokumentation, Auseinandersetzung, Plädoyer, Propaganda und Thematisierung sein.
Es kann Position einnehmen, kritisch Stellung beziehen, Grenzen zeigen, Information vermitteln, weiterbilden...etc.

Die Reduktion rein auf seichte Unterhaltung oder "Spaß" würde dem Produkt Videospiel sämtliches Potential verweigern.

Genau daran stößt sich ja auch Spector mit seiner Stellungnahme zur Gewalt in Videospielen.
Nun ja. Da ich in einem Action-Spiel aber nunmal aktiv im Rahmen der Spielmechanik handele, kann ein Action-Spiel in der Regel nur als Unterhaltungsspiel funktionieren. Von mir aus und sehr gerne auch storybasiert, mit genialem Weltdesign und und und. Trotzdem bleibt als Kern die Aufgabe: die Action muss SPASS machen. Sie muss mich UNTERHALTEN. Ich kann mich von den Figuren eines Films, eines Buchs, eines Theaterstück DISTANZIEREN, wenn mir ihr Tun moralisch widerspricht. Das kann ich in einem Videospiel bei meiner Spielfigur nicht. Ich sei denn, ich mache das Spiel aus.
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insaneRyu
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von insaneRyu »

Es geht meiner Meinung nicht so sehr um die exakte Darstellung der Gewalt, sondern um die generelle Art der Inszenierung. Das einzige Mal bei dem mir in einem Spiel so richtig die Kinnlade runtergeklappt ist und ich mich erstmal richtig fertig gefühlt habe war: Defcon
Das Teil hat nur minimalste Grafik aber diese Endgültigkeit mit der die Anzahl der Toten als einfache Zahl nach dem Atombombeneinschlag angezeigt wird is pure Grausamkeit.
Defcon ist, auf seine eigene Art und Weise, das brutalste Spiel, dass ich je gespielt habe.
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bomberdomme
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von bomberdomme »

mr archer hat geschrieben:
tope1983 hat geschrieben:Wieso kommt hier eigentlich immer wieder wer auf die Idee, dass ein Videospiel rein Unterhaltungszwecken zu dienen hat?
Literatur, Musik und Film sind auch keine reinen Spaßprodukte. Unterhaltung ist EIN möglicher Teilaspekt von vielen. Wie diese Medien kann auch ein Computerspiel Dokumentation, Auseinandersetzung, Plädoyer, Propaganda und Thematisierung sein.
Es kann Position einnehmen, kritisch Stellung beziehen, Grenzen zeigen, Information vermitteln, weiterbilden...etc.

Die Reduktion rein auf seichte Unterhaltung oder "Spaß" würde dem Produkt Videospiel sämtliches Potential verweigern.

Genau daran stößt sich ja auch Spector mit seiner Stellungnahme zur Gewalt in Videospielen.
Nun ja. Da ich in einem Action-Spiel aber nunmal aktiv im Rahmen der Spielmechanik handele, kann ein Action-Spiel in der Regel nur als Unterhaltungsspiel funktionieren. Von mir aus und sehr gerne auch storybasiert, mit genialem Weltdesign und und und. Trotzdem bleibt als Kern die Aufgabe: die Action muss SPASS machen. Sie muss mich UNTERHALTEN. Ich kann mich von den Figuren eines Films, eines Buchs, eines Theaterstück DISTANZIEREN, wenn mir ihr Tun moralisch widerspricht. Das kann ich in einem Videospiel bei meiner Spielfigur nicht. Ich sei denn, ich mache das Spiel aus.
Ich finde eher merkwürdig warum sich jeder mit "seiner" Spielfigur identifizieren muss. Ich hatte viel spaß mit max payne 3 weil ich mich nicht mit dem Charakter identifiziere. Eine kritische Auseinandersetzung egal mit welchem medium braucht eben eins grade nicht : identifikation.

Jörgs kommentar verstehe ich anders:
Ich glaube ja immernoch das sich Jörg vorallem ein "Platoon" als spiel wünscht. Ein Spiel in dem der Hauptcharakter sich erst entwickeln muss zwischen den beiden Archetypen Elias und Barnes.
Indem die gewalt die ein Barnes anrichtet dem spieler den magen umdreht während er sieht wie ein moralischer krieg nicht existieren kann und charaktäre wie Elias gnadenlos untergehen.
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3nfant 7errible
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von 3nfant 7errible »

Almalexian hat geschrieben:
Um auf deinen speziell angenommenen Fall einzugehen, nein. Nicht jeder Mensch ist gleich, deswegen kann man nur den Durchschnittsspieler betrachten. Ich möchte ganz frech behaupten, dass sich die Spieler eines CoD im Schnitt nicht damit auseinandersetzen, ob es sowohl ethisch oder politisch korrekt, als auch um ein realistisch dargestelltes Szenario in dem Shooter handelt. Sie sind nur aktiv das daran Schuld, dass sich in dem Genre kaum etwas bewegt, bzw es sich so eingependelt hat.
Ok, so erklärt stimme ich dir zu. Nur, warum dann die Zustimmung zu Jörg's Kommentar? Wenn ich deinen diesen Text lese, kann ich nur nickend zustimmen. CoD muss kein Antikriegsspiel sein, aber ein Antikriegsspiel täte der Branche durchaus gut und ist meiner Ansicht nach auch machbar. Aber das geht nicht über die Schiene "Wie zeige ich die Gedärme so, dass der Spieler nicht drüber lacht, sondern einen Brechreiz bekommt?". Sämtliche Spiele, die intellektuell aus der Szene herausstechen, setzen Gewalt als ein Mittel von vielen ein. Natürlich gehört zum Anregen des Denkapparates auch ein gewisses visuelles Element der Gewalt, aber meiner Erfahrung nach gibt es sehr viel perfidere, narrative Mittel, den Spieler nachdenken zu lassen. Bleiben wir bei Deus Ex, war das Szenario auch schon mit (mittlerweile) altbackener Grafik und nicht sonderlich brutalen Szenen doch verdammt gut ausgetüftelt. Der Nachfolger (Human Revolution, nicht Invisible War) setzte den Schwerpunkt woanders, auf der Thematik Aufmentierung, die teilweise auch in Bezug zur Gewalt stand (Harvester, Zwangsaugmentierung zur Prostitution etc.), die Bildersprache blieb aber auch hier mäßig, die Vorstellungskraft des Spielers allein reicht, um sich das Szenario ausreichend auszumalen. Ich könnte hier noch viele weiter Beispiele nennen, aber das führt zu weit. Zusammengefasst würde ich sagen, dass Gewalt ein Stilmittel ist, jedoch schlicht mehr verstörende Gewalt in der Spielwelt fehl am Platze ist.

Deine Verwirrung rührt vermutlich daher, dass du es dir selbst zusammengereimt hast :Blauesauge:

dabei sagt Jörg doch direkt am Anfang schon "nicht auf dem oberflächlichen Niveau explodierender Köpfe".

es geht eben darum es handwerklich besser zu machen, und das heisst eben nicht zwingend Blutfontänen en masse und schwabbelndes Gedärm.

Wie man sich gegen bessere handwerkliche Qualität aussprechen kann, ist mir sowieso ein Rätsel. In einem Buch wird ein besonders guter Erzählstil auch gelobt. Im Film gibt es gesonderte Auszeichnungen für Kamera und Schnitt, Kostüme, Maske etc....


@ MaxDetroit

Ja, heute ist wieder grosser Gameplay über alles Tag. :Häschen:

Nächste Woche sind wir uns wieder alle einig wie wichtig Story, Charaktere und Atmosphäre ist. Tags darauf huldigen wir wieder dem grossen Chris Hülsbeck, weil wir alle einen guten Soundtrack zu schätzen wissen.... und irgendwann fängts wieder von vorne an

Warum nicht jetzt schon klipp u d klar sagen, dass eine hohe Qualität in allen Bereichen wünschenswert ist, weil dies alles insgesamt zur ganzen Spielerfahrung beiträgt?
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MaxDetroit
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von MaxDetroit »

bomberdomme hat geschrieben: Ich finde eher merkwürdig warum sich jeder mit "seiner" Spielfigur identifizieren muss. Ich hatte viel spaß mit max payne 3 weil ich mich nicht mit dem Charakter identifiziere. Eine kritische Auseinandersetzung egal mit welchem medium braucht eben eins grade nicht : identifikation.
Identifikation vielleicht nicht, aber zumindest Sympathie muss gegeben sein. Würdest Du ein Spiel spielen wollen in dem du eine total unsympathische Spielfigur zum Erfolg führen musst? Z.B. ein Spiel in dem ich einen asozialen Triebtäter spiele und für ihn die Opfer finden und diese vergewaltigen soll?
Zuletzt geändert von MaxDetroit am 16.06.2012 17:00, insgesamt 2-mal geändert.
AlastorD
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von AlastorD »

MaxDetroit hat geschrieben:
bomberdomme hat geschrieben: Identifikation vielleicht nicht, aber zumindest Sympathie muss gegeben sein. Würdest Du ein Spiel spielen wollen in dem du eine total unsympathische Spielfigur zum Erfolg führen musst? Z.B. ein Spiel in dem ich einen asozialen Triebtäter spiele und für ihn die Opfer finden und diese vergewaltigen soll?
Ziemlich extremes Beispiel.
Ich kann mich eigenlich nicht mit Agent 47 identifizieren, viel Sympathie ist auch nicht vorhanden aber Hitman spiele ich trotzdem gerne.
johndoe702031
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von johndoe702031 »

Ich verstehe nicht, was das Problem an der Kolumne sein soll. Finde einige Vorwürfe hier völlig überinterpretiert bis einseitig.

Erstens ist das hier doch wohl kaum ein generelles Plädoyer für mehr Gedärme, Qualen und Todeskämpfe. Wer kommt denn bitte auf so einen Schwachsinn? Es geht um einzelne, dramaturgisch wohl ausgesuchte Szenen in einem Spiel, wo die Kamera "ganz nah ran" gehen soll. Und es geht vor allem um das Drumherum der Gewalt, die Einbettung in andere Kontexte, die Folgen, die Gründe...all das, was Spieltiefe erzeugen kann. Beispiel No Country for Old Men: Die Würgeszene ist explizit und nimmt sich Zeit, aber sie ist sinnvoll eingeflochten und weit weit weg von irgendwelchen voyeuristischen Innereien-Fetischen. Wo soll bitte bei Videospielen, die genau sowas dramaturgisch wohl überlegt sowie vereinzelt in homöopathischen Dosen einsetzen, das Problem liegen? Meine Herren, ihr werdet es schon überstehen. Zudem sehe ich ebenfalls keinen Weltuntergang darin, dass Spiele ausnahmsweise mal nicht nur easy unterhalten. Jaja, voll der Skandal, ne.

Zweitens ist der Kommentar doch wohl deutlich differenzierter als der von Warren S. Jörg malt doch gerade kein schwarz-weiß, kein "Entweder-Oder-Szenario", schert Gewalt nicht über denselben Kamm und kommt mit irgendwelchen pauschalen und pseudopädagogischen "Stop Violence" Sprüchen um die Ecke. Ist doch alles ok: Knallharte kompetetive Shooter als moderne Räuber und Gendarm Variante, sarkastische Gewaltübertreibungen a la GTA, Gewalt als reines Stilmittel und und und...Darf doch alles weiterexistieren. Wieso soll in all dem Überangebot nicht Platz für einige wenige Spiele sein, die Gewalt mal anders aufgreifen, mal nachdenklicher, mal auf die drastischen Folgen gerichtet, mal die Gründe aufgreifend, mal in der Darstellung expliziter? Die Meckerei ist da völlig fehl am Platze, euch wird schon kein Spaß-Zacken aus eurer Spaß-Krone brechen, wenn da einige Spiele einen alternativen Weg der Gewaltdarstellung gehen. Spielevielfalt und so - könnt ihr unmöglich was gegen haben. Muss man ja nicht kaufen. Zur Not kann Mami euch ja die Augen zuhalten oder ein Schlaflied singen, wenn's zu heavy wird. :Häschen:
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Azoura
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von Azoura »

Ganz ehrlich?? - Wenn ich diesen Realismus haben will, dann schaue ich nach "draußen" in die Welt. Da habe ich Realismus, Tod, Grauen, Trauer, all das! Wenn ich aber eben abtauchen möchte, das alles nicht mehr sehen möchte, dann bin ich froh, wenn es Spiele gibt, die eben NICHT zum Nachdenken anregen.

Realismus hin oder her ... wir reden hier immer noch von Videospielen; einem Zeitvertreib; ein Hobby!

Echten "Krieg" gibt's da draußen zu hauf!

Danke auch ... aber solche Kommentare und/oder Artikel kann man sich im Bereich Videospiel echt schenken. - so ein Blödsinn!
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MaxDetroit
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von MaxDetroit »

Scipione hat geschrieben: @ MaxDetroit

Ja, heute ist wieder grosser Gameplay über alles Tag. :Häschen:

Nächste Woche sind wir uns wieder alle einig wie wichtig Story, Charaktere und Atmosphäre ist. Tags darauf huldigen wir wieder dem grossen Chris Hülsbeck, weil wir alle einen guten Soundtrack zu schätzen wissen.... und irgendwann fängts wieder von vorne an

Warum nicht jetzt schon klipp u d klar sagen, dass eine hohe Qualität in allen Bereichen wünschenswert ist, weil dies alles insgesamt zur ganzen Spielerfahrung beiträgt?
Nicht falsch verstehen, so war das nicht gemeint. Darum ging es mir gar nicht.
Das Problem sehe ich darin das ich ein Spiel starte, z.B. ein Action Adventure, und mich erstmal mit dem Spiel vertraut machen muss. Wie setze ich meine Waffen ein, was macht dieser Button, wie steuere ich meine Figur? Dann habe ich Aufgaben und Ziele mit dieser Figur zu erledigen, z.B. ein Boss-Kampf. Wenn ich diese Aufgabe nun meistere, bekomme ich normal eine Belohnung (z.B. ein Upgrade für die Spielfigur) und die Story geht voran. Wenn mir nun aber das Spiel zeigen möchte das diese Gewalt eben gegen den Boss total falsch und brutal war, dann steht das im harten Kontrast zu der notwendigen Belohnung das ich die Aufgabe eben spielerisch gemeistert habe. Darin sehe ich einen Konflikt. Es ist ja der Kern eines Spiels, dieses zu gewinnen und nicht zu verlieren. Also die Herausforderungen zu meistern und dafür belohnt zu werden (Rätsel lösen, Kämpfe gewinnen, usw.), und nicht nachträglich gesagt zu bekommen das ich alles falsch gemacht habe. Bioshock hat damals mit seinem Story-Twist dieses Dilemma durchaus selbstkritisch beleuchtet, aber nicht gelöst.
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MaxDetroit
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von MaxDetroit »

AlastorD hat geschrieben:
MaxDetroit hat geschrieben:
bomberdomme hat geschrieben: Identifikation vielleicht nicht, aber zumindest Sympathie muss gegeben sein. Würdest Du ein Spiel spielen wollen in dem du eine total unsympathische Spielfigur zum Erfolg führen musst? Z.B. ein Spiel in dem ich einen asozialen Triebtäter spiele und für ihn die Opfer finden und diese vergewaltigen soll?
Ziemlich extremes Beispiel.
Ich kann mich eigenlich nicht mit Agent 47 identifizieren, viel Sympathie ist auch nicht vorhanden aber Hitman spiele ich trotzdem gerne.
Ich bin der Meinung das meine Spielfigur schon irgendwie auf der Seite der Guten stehen muss, obwohl es auch Ausnahmen gibt (die aber meist mit starken sarkastischen und humoristischen Untertönen begleitet werden).
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KarmaGuy
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Re: Kommentar: Wenn schon Gewalt, dann bitte richtig!

Beitrag von KarmaGuy »

Almalexian hat geschrieben:
Um auf deinen speziell angenommenen Fall einzugehen, nein. Nicht jeder Mensch ist gleich, deswegen kann man nur den Durchschnittsspieler betrachten. Ich möchte ganz frech behaupten, dass sich die Spieler eines CoD im Schnitt nicht damit auseinandersetzen, ob es sowohl ethisch oder politisch korrekt, als auch um ein realistisch dargestelltes Szenario in dem Shooter handelt. Sie sind nur aktiv das daran Schuld, dass sich in dem Genre kaum etwas bewegt, bzw es sich so eingependelt hat.
Ok, so erklärt stimme ich dir zu. Nur, warum dann die Zustimmung zu Jörg's Kommentar? Wenn ich deinen diesen Text lese, kann ich nur nickend zustimmen. CoD muss kein Antikriegsspiel sein, aber ein Antikriegsspiel täte der Branche durchaus gut und ist meiner Ansicht nach auch machbar. Aber das geht nicht über die Schiene "Wie zeige ich die Gedärme so, dass der Spieler nicht drüber lacht, sondern einen Brechreiz bekommt?". Sämtliche Spiele, die intellektuell aus der Szene herausstechen, setzen Gewalt als ein Mittel von vielen ein. Natürlich gehört zum Anregen des Denkapparates auch ein gewisses visuelles Element der Gewalt, aber meiner Erfahrung nach gibt es sehr viel perfidere, narrative Mittel, den Spieler nachdenken zu lassen. Bleiben wir bei Deus Ex, war das Szenario auch schon mit (mittlerweile) altbackener Grafik und nicht sonderlich brutalen Szenen doch verdammt gut ausgetüftelt. Der Nachfolger (Human Revolution, nicht Invisible War) setzte den Schwerpunkt woanders, auf der Thematik Aufmentierung, die teilweise auch in Bezug zur Gewalt stand (Harvester, Zwangsaugmentierung zur Prostitution etc.), die Bildersprache blieb aber auch hier mäßig, die Vorstellungskraft des Spielers allein reicht, um sich das Szenario ausreichend auszumalen. Ich könnte hier noch viele weiter Beispiele nennen, aber das führt zu weit. Zusammengefasst würde ich sagen, dass Gewalt ein Stilmittel ist, jedoch schlicht mehr verstörende Gewalt in der Spielwelt fehl am Platze ist.
Nach nochmaligem lesen der Kolumne weiß ich jetzt, worauf du hinaus willst. Ich muss gestehen, dass meine Zustimmung weniger auf seine geforderte visuelle Darstellung von Gewalt zielte, sondern viel mehr auf die aktuelle Darstellung und den Ansatz, wie z.B. Naugy Dog mit "The Last of Us" wählt. Dieses finde moralisch eher vertretbar, da es die Aktionen des Spieler in eine Position rückt, welche zum Nachdenken anregen. Deus Ex hat das damals auch sehr gut gelöst. Die Welt dort war dreckig und durch viele Details wurde einem sein Handeln subtil verdeutlicht und die moralische Einbindung ins Spiel wurde zunehmend stärker. DeusEx 2 war nicht so schlecht, aber die Grafik war viel zu sauber und hat das Gefühl nicht rübergebracht. Ähnliches fand ich auch bei HR, wenngleich das Spiel bis auf die Bosse sehr gelungen war.
Insgesamt ein sehr interessantes Thema. Ich denke, es wäre ein effektives Mittel, auch das Leben des Protagonisten in den Vordergrund zu rücken. In Vampire: Bloodlines musste der Spieler zu Blut gelangen, wenn er verletzt wurde. Das hat die ein oder andere moralische Entscheidung hervorgerufen und auch mal ein Leben gekostet, was einem selbst den Verlust von Menschlichkeit zur Folge hatte. In Stalker: Shadow of Chernobyl musste man Essen, sich um seine knapp bemessene Ausrüstung kümmern und war alles andere als unverwundbar. Für mich waren solche Spiele viel interessanter weil das Spielerlebnis intensiver war.