Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

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kamm28
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von kamm28 »

Ach ja, die Kriegsshooter. Geht es da bei dir um die politische Weltanschauung, die meistens hinter den Spielen steht? Ich habe eine Zeit lang versucht, aus diesen Gründen das Untergenre zu meiden, obwohl mir das erste Medal of Honour und das erste Call of Duty früher viel Spaß gemacht haben, bin dann aber an meine moralischen Grenzen gekommen. Denn egal wie abscheulich Krieg auch sein mag, das konkrete Töten eines Menschen ist es ebenso, und dann dürfte ich gar keine Shooter mehr spielen.

Vietcong konnte mich atmosphärisch absolut überzeugen, es wirkt weitaus dreckiger als die bekannten AAA-Titel. Und es hat eine dieser eher raren und deshalb für mich wertvollen Szenen, die ich wahrscheinlich nie wieder vergessen werde.

Das mit den Unterbrechungen durch irgendwas mit mehr Hirn nach einer Shooter-Phase kenne ich! Ebenso aber auch umgekehrt: Nach zwei oder drei anspruchsvolleren Spielen habe ich schnell wieder Lust auf Fast Food-Ballerei. Seltsam ist allerdings, dass ich das von anderen Medien nicht kenne, weder beim Film, noch in der Musik oder der Literatur. Operation Matriarchy habe ich mit dem Fanpatch gespielt, und nachdem ich das Youtube-Video gesehen habe, ärgere ich mich fast ein bisschen darüber, weil ich da offensichtlich eine Shooter-Parodie verpasst habe. ;) Na ja, bleibt ja immer noch Duty Calls. Operation Matriarchy ist im Grunde ein ziemlich gewöhnlicher Shooter mit skurrilen Gegnern. An das Setting gewöhnt man sich aber mit der Zeit, der "What the..."-Effekt lässt nach und was bleibt ist ein akzeptabler Spaß für Zwischendurch.

Ja, das du kein STEAM-Freund bist habe ich schon vorher rausgelesen, bei meinen Vorschlägen aber nicht drauf geachtet, sorry. Ich bin da schon seit Half Life 2 und habe es bis jetzt nicht bereut. Aber ich gehöre auch zu den Menschen, die zwischendurch mal bei Mäcces essen, ohne darüber nachzudenken, was man da eigentlich macht.

Da ich hier sowieso schon teilweise viel zu Offtopic war, eine kleine Zwischenfrage: Dein Avatar-Bild ist aus Watchmen, oder? Von ziemlich am Ende?

Pathologic interessiert mich übrigens sehr. Ich werde mir aber wahrscheinlich noch ein paar flache Shooter reinziehen müssen, bis ich mir das antue. ;)
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Genkis
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Genkis »

hör nicht auf, archer^^

ich poste zwar nicht oft, lese deinen faden aber ziemlich gerne.


@kamm28

vietcong wollte ich auch immer wieder spielen, hab es immer noch hier rumliegen...
und hab es doch immer wieder vergessen...

lustige liste btw ^^
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Deuterium
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Deuterium »

mr archer hat geschrieben: Ich bin halt Essayist, fürchte ich.
Gerade Essays sind doch sehr erfrischend zu schreiben. Die geben einem Schreiberling doch eine etwas längere Leine, als die wahrscheinlich eher strikteren Grenzen, die ein Berufsspielebesprecher zu respektieren hat. Zwar reißen die Macher dieser Seite sowas immer mal oberflächlich an, aber dann geht es wieder mit dem üblichen Programm weiter. Ich denke, da sollte man den Profis auch keinen Vorwurf machen (macht ja auch keiner). Für besonders spannend halte ich tatsächlich die Beschreibung der "Neurosen" unserer östlicher gelegenen Mitmenschen. Als geborerener Wessi, der ich nunmal bin, kriegt man so gut wie nichts davon mit und nur sehr wenig in der Schule vermittelt. Mein Geschichtslehrer war neben seiner hauptberuflichem Jena-Groupietätigkeit eben tatsächlich auch Thüringer, von daher hatte ich noch Glück, ein vielleicht etwas realistisches Bild des "Ostens" gezeigt zu bekommen, aber wenn man 2 Jahre Oberstufe hat, um 300 Jahre Menschheitsgeschichte durchzubringen, ist das Bild doch nur sehr lückenhaft.
Auf jeden Fall sind diese Beschreibungen, die zeigen, dass das 20. Jhd nicht nur in Deutschland tiefe Narben und Sehnsüchte hinterlassen hat, interessant.

In verschiedenen Threads ist deutlich geworden, dass du an Cryostasis dran bist. Ist da eine umfangreiche Besprechung deinerseits geplant, oder hat es nicht in diesem Maße beeindruckt, dass es das wert ist?
Zuletzt geändert von Deuterium am 28.02.2012 01:16, insgesamt 1-mal geändert.
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crewmate
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von crewmate »

Archer wird wohl seitenweise über die Wasserphysik quatschen.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

kamm28 hat geschrieben:
Da ich hier sowieso schon teilweise viel zu Offtopic war, eine kleine Zwischenfrage: Dein Avatar-Bild ist aus Watchmen, oder? Von ziemlich am Ende?
Genau.


Deine Vermutung zu den Kriegsshootern ist richtig. Ich habs nicht so mit Uniform-Tamtam. Außerdem nervt mich ehrlich gesagt dieses Angebrülle durch die Team-KI, das man ihnen gefälligst Deckung geben soll und so. Ich will in meinen Shootern keine Befehle entgegengebrüllt bekommen. Wenn ich das brauche, fahre ich in Berlin Bus.

Bei Pathologic wünsche ich Dir viel Geduld. Und darauf aufbauend dann viel Spass.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Deuterium hat geschrieben:
In verschiedenen Threads ist deutlich geworden, dass du an Cryostasis dran bist. Ist da eine umfangreiche Besprechung deinerseits geplant, oder hat es nicht in diesem Maße beeindruckt, dass es das wert ist?

Thüringer sind die Wessis unter den Ossis. Altsiedelland. Germania Slavia geht erst hinter Elbe und Saale los. Die zählen nur halb.

Bei Cryostasis habe ich mich leider hinreißen lassen. Eigentlich wollte ich hier mit einem Paukenschlag aus dem Nichts kommen. Na ja. Um Deine Frage zu beantworten: Es hat beeindruckt. Aber diesmal fasse ich mich kürzer ...
Zuletzt geändert von mr archer am 19.02.2012 11:47, insgesamt 1-mal geändert.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

crewmate hat geschrieben:Archer wird wohl seitenweise über die Wasserphysik quatschen.
Alter, die ist aber auch nicht von schlechten Eltern!
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Abends nach Geschäftsschluss, wenn draußen vor dem Schaufenster der Verkehrsstrom nachlässt und die Stadt für ein paar Stunden zur Ruhe kommt – dann langweilen sich die fabrikneuen Grafikkarten in ihren Verpackungen, die neuerdings aus recycelter Pappe bestehen. Weil das ganz doll ökologisch ist in Zeiten, wo plötzlich Stromverbrauch von Prozessoren eine Rolle spielt. Und weil sie noch nichts von der Welt gesehen haben, bitten sie die weit gereisten Vor- und Vorvorgängermodelle aus der Gebraucht-Abteilung und vom Ersatzteillager hinten in der Werkstatt um eine Geschichte. Und um was für Einschlaf-Geschichten bitten Kinder die Erwachsenen in der Regel? Na klar, um Abenteuergeschichten! Es darf auch ruhig etwas gruselig sein! Und was könnte unter Grafikkarten wohl spannender sein als die Abenteuergeschichte von der kleinen Graka und dem bösen Benchmark-Shooter!
Früher war das immer der Bringer. Was konnte man als alter Zock-PC-Veteran den Kleinen für herrliche Geschichten erzählen! Vom bösen Unreal, vom fürchterlichen Max Payne, dem hinterhältigen Half Life 2, dem üblen Doom 3, vom gemeinen Far Cry, dem schrecklichen FEAR! Und wenn sie dann immer noch nicht die Hosen voll hatten – dann holte man Opa aus seiner Ecke und der spann dann sein Garn vom teuflischen Crysis. Spätestens dann herrschte andächtige Stille bei den Kleinen und später im Schlaf konnte man sie hin und wieder mit ihrem Kühler rascheln hören, wenn sie davon träumten wie sie Crysis bei 50 fps durchgängig flüssig darstellten.
In den letzten Jahren jedoch machen sich die Erwachsenen zunehmende Sorgen. Die Kinder kommen mit immer mehr Rechenleistung aus den Fabriken und sind deswegen natürlich vorlaut. Selbst mit Crysis kann man sie kaum noch beeindrucken. Doch leider fehlt es an neuem Stoff für die Gute-Nacht-Geschichte. Keiner kann sich mehr erinnern, wann er das letzte Mal so richtig übertaktet wurde. Mein Gott, Mehrkernprozessoren! Standartmäßig 1GB Rechenleistung, DDR was weiß ich! Nach zehn Jahren wieder ein brauchbares Windows! Endlich kann der Nachwuchs all das tun, wovon man damals als man selbst noch jung war, nur träumen konnte. Euch soll es später mal besser gehen. Und nun? Nun gibt es keine Benchmark-Shooter mehr. Was soll werden? Es herrscht schon länger eine sehr gedrückte Stimmung in den Regalen des Ladens.

Auftritt: Cryostasis

Cryostasis vom leider inzwischen aufgelösten ukrainischen Studio Action Forms aus dem Jahr 2008 ist der bytegewordene Traum jedes Rechenleistungs-Fetischisten. Ihr wollt Eure vier Prozessorenkerne mal so richtig auf Trab bringen? Eure Graka soll Blut schwitzen? Framerateabfälle von 35 auf 10 fps innerhalb eines Raumes gewünscht? Ach, das reicht Euch immer noch nicht? Wie wäre es mit dem nachgereichten Patch, der die PhysX-Effekte vollständig aktiviert? Na, tut es schön weh? Gefällt Dir das, Sklave?

Wer diesen Thread hier schon etwas länger verfolgt, der weiß, dass mir Grafik nicht zentral für mein Spielerlebnis ist. Framerate- und Benchmarkdiskussionen in PC-Technik-Threads waren mir immer etwas zu wuffig. In diesem speziellen Fall jedoch kommt man nicht drum herum. Denn Cryostasis lebt als Spiel neben der guten Geschichte vor allen Dingen von seiner besonderen Atmosphäre. Und um diese genießen zu können, braucht Ihr einen guten Zock-PC. Nicht wegen der Grafikpracht. Schön wärs. Nein, damit es überhaupt oberhalb von Diafilmabend-Tempo läuft. Was irgendwie ein bisschen tragisch ist. Denn für alles andere reicht aktuell auch guter Durchschnitt. Cryostasis steht so verloren in der Gegend, wie der letzte Dinosaurier nach dem Einschlag des Meteors. Alle anderen sind bereits verhungert. Es ist kalt. Man will sich nur noch hinlegen. Und einschlafen. Nur ein bisschen ausruhen. Es ist traurig, der letzte Benchmark-Shooter zu sein. Da hinten lege ich mich jetzt hin. Der Schnee ist weich, wenn er auf mich fällt.

Und er sieht so schön aus. So schön.

WIE schön, dazu mehr im nächsten Teil.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Schnee in Videospielen. Gibt es natürlich schon lange. Meine erste Begegnung war bei Tetris, denke ich. Eines der Hintergrundbilder. Bei Sonic the Hedhog gab es mit Sicherheit ein Schnee-Level. Die ganzen Winter Games - Titel natürlich. In so gut wie jedem größeren FPS gibt es bis auf den heutigen Tag eine Schnee-Map. Jedes ordentliche RPG hat eine Ecke mit Schnee. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es sogar in Gothic I unter der Kuppel irgendwo ein Fitzelchen davon. Dann gibt es die Spiele, bei denen der Schnee eine symbolische Bedeutung bekommt. Im Finale des ersten Teils des Witchers, in der sich zunehmend abkühlenden Welt von Fahrenheit. Die Katastrophe naht. Und dann gibt es noch die sehr seltenen Titel, in denen der Schnee zum tragenden Element der Welt wird, in dem er zu einer quasi handelnden Figur gerinnt. Vielleicht ist das bei Skyrim so, ich kann es nicht beurteilen, da nicht gespielt. Vielleicht ist er hier aber doch noch bloße Kulisse. In The Thing hatte ich dieses Gefühl aber bereits. Die Kälte und Einsamkeit des Pols, der um sich greifende Wahnsinn unter den Leuten. Ganz sicher auch im ersten Max Payne, wo der Schneesturm mit Fortschreiten der Handlung immer schlimmer wird und Max´ zunehmendes Abgleiten in den Sumpf der ihn umgebenden Intrige zu spiegeln scheint.

Cryostasis setzt all dem die Krone auf. Noch nie habe ich in einem Videospiel eine so überzeugende Visualisierung von Schnee und Kälte am Bildschirm meines Monitors miterleben dürfen. Ein Stück weit war es auch absurd – draußen hat eine sibirische Kältewelle für drei Wochen ganz Europa im Griff, zugefrorene Flüsse und Küstenstreifen, meterhoher Schnee in den Bergen, länderweit ausfallende Heizsysteme, hunderte von Kältetoten. Und in meinem PC rotiert eine DVD, die mir all das gedoppelt in mein warmes Zimmer holt. Was Action Forms hier zusammengecoded hat, ist atemberaubend. Meisterhaft. Ein seit Jahren im Eis gefangener sowjetischer Atomeisbrecher. Irgendwo tief im Wrack glimmt der Rest des explodierten Reaktors. Die Mischung aus entweichender Strahlung und tödlichem Dauerfrost hat die Überlebenden des Unglücks in wahnsinnige Mutanten verwandelt. Oder sind sie alle nur Einbildung, hervorgerufen durch die Einsamkeit und die alles durchdringende Kälte in diesem stählernen Sarg, in den der Held eingedrungen ist? Unser Atem gefriert in der Luft, unsere Handschuhe überziehen sich mit funkelnden Raureif-Kristallen. Eiszapfen hängen von den niedrigen Decken und zersplittern krachend beim Öffnen von Türen in hunderte Einzelteile, die unter unseren Füßen klirren. Ganze Räume des Schiffes sind mit einer dicken Schicht aus Eis und Schnee überzogen, der immerwährende Sturm draußen in der Eishölle weht ihn durch jede sich bietende Ritze herein, durch Luken, Fenster, Bullaugen. Glitzernde Eisblumen bedecken Schotts, Gerätschaften, Armaturen. Wenn jemand noch nie den Winter in seiner schönsten aber auch grausamsten Form gesehen haben sollte, wenn er Schnee und Eis nur aus Erzählungen kennt – hier ist das Spiel, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Ohne Quatsch – ich hatte beim Spielen das Gefühl, dass mir sofort die Zunge festklebt, wenn ich mit ihr jetzt mal den Monitor berühre (was ich quasi ständig mache, denn ich bin ein Nerd und habe kein Leben).

Nun ist Cryostasis ein Shooter. Es geht also mal wieder in den Kampf. Doch zu all den bereits erwähnten mutierten Ex-Besatzungsmitgliedern gesellt sich mit der omnipräsenten Kälte ein mindestens genauso gefährlicher Gegner. Action Forms hat sich hier etwas ziemlich interessantes einfallen lassen: ein Healthsystem, das auf Körperwärme basiert. Klar, logisch ist das bei näherem Nachdenken nun nicht gerade: eben wurden wir mit einem MG durchlöchert – und einen Raum weiter knipsen wir eine Schreibtischlampe an und schwups sind wir geheilt. Andererseits, wer hat je behauptet, Shooter würden die Realität abbilden? Außer Prof. Pfeiffer jetzt. Nach zweimaligem Durchspielen hätte ich mir zwar gewünscht, dass mich die Kälte noch stärker unter Zugzwang setzen würde. Denn wirklich an Unterkühlung sterben kann man in Crystasis nur an einigen wenigen Stellen. Doch der Eindruck der Kälte und Verwundbarkeit stellte sich bei mir trotzdem immer wieder aufs Neue ein, wenn ich mit minimaler Körperwärme und vom eigenen, schwer gehenden Atem begleitet, entkräftet und daher meiner Sprintfähigkeit beraubt das nächste Schott aufstemmte – in der Hoffnung, hinter ihm auf eine Wärmequelle zu stoßen und nicht auf einen der Angreifer, der mich in diesem Zustand mit einem Treffer ins Jenseits befördern würde.

Außerdem war es jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis, zu beobachten, wie rings um mich das Eis zu schmelzen begann, wenn ich eine der Wärmequellen aktiviert hatte. Da zerrannen die Eisblumen langsam an der Wand, die Eiszapfen begannen zu tropfen und vielen schließlich krachend zu Boden, und schließlich stand ich inmitten eines vom Geräusch des die Wände herabfließenden Wassers erfüllten Raumes. Wie bereits gesagt: meisterhaft. Zumindest muss sich Action Forms nicht vorwerfen lassen, dass man ihrem Spiel nicht ansehen könne, wofür es diese exorbitanten Rechenkraft benötigt.

Ich kann daher nur jedem, dessen Maschine über selbige verfügt dazu raten: schaut Euch das an! Lasst Euch vom Sturm beinahe schneeblind über das Oberdeck wehen. Tastet Euch durch die vor Kälte starrenden, verlassen im blauen Licht des Eises schimmernden Mannschaftsquartiere. Und begegnet schließlich dem Eisberg selbst, der still, kalt und riesenhaft in das vom Zusammenstoß mit ihm aufgerissene Schiff ragt.

Der Mensch, klein und schwach im Schatten der übermächtigen Natur. Zündet ein Lagerfeuer an, wir müssen die Nacht vertreiben. Die älteste Geschichte überhaupt. Im nächsten Teil wird es um diese Geschichte gehen.
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Deuterium
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Deuterium »

Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich hier mal ein wenig unarcherischen Inhalt dazwischenposte, bevor deine Besprechung zu Ende ist... Klingt bis hier hin doch noch sehr nach einer Atmosphärenbombe. Eigentlich ist die tollste Engine ja noch nicht mal nötig, um eine tolle Atmo zu generieren (siehe Dear Esther), aber hier scheint wohl einiges unter der Haube zu stecken und wird wohl auch genutzt. Eine gute Atmosphäre ist für mich eine tragende Wand und unabgingbar, wenn das ganze Spielehaus nicht in sich zusammenfallen soll. Schauen wir mal, wie stabil die restlichen Wände sind. Meist wird in diesem Thread ja eher über postapokalyptische Häuser gesprochen, die zwar beinahe unbewohnbar sind, aber doch über eine Ausstrahlung verfügen, wie sie nur alte Ruinen innehaben und mehr Charme versprühen, als die meisten Neubauten, die sich höchstens noch in ihrer architektonischen Belanglosigkeit überbieten.

Beinahe putzig ist ja die Grafikkartengeschichte. Musste schon etwas grinsen. Manchmal macht es doch Spaß, die Dinger mal so richtig zu quälen. Man hat ja immerhin auch was davon. Geralts zweites Abenteuer ist auch so eine Geschichte. Eine wahrliche Bildschirmpracht, aber dennoch spielt man ständig mit der Gewissheit, dass gleich die Framerate ins Bodenlose sinken könnte. An Aufgaben wächst man zwar, aber leider nicht die Grafikknechte. Die mutieren nicht so einfach.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Deuterium hat geschrieben:Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich hier mal ein wenig unarcherischen Inhalt dazwischenposte, bevor deine Besprechung zu Ende ist... Klingt bis hier hin doch noch sehr nach einer Atmosphärenbombe. Eigentlich ist die tollste Engine ja noch nicht mal nötig, um eine tolle Atmo zu generieren (siehe Dear Esther), aber hier scheint wohl einiges unter der Haube zu stecken und wird wohl auch genutzt. Eine gute Atmosphäre ist für mich eine tragende Wand und unabgingbar, wenn das ganze Spielehaus nicht in sich zusammenfallen soll. Schauen wir mal, wie stabil die restlichen Wände sind. Meist wird in diesem Thread ja eher über postapokalyptische Häuser gesprochen, die zwar beinahe unbewohnbar sind, aber doch über eine Ausstrahlung verfügen, wie sie nur alte Ruinen innehaben und mehr Charme versprühen, als die meisten Neubauten, die sich höchstens noch in ihrer architektonischen Belanglosigkeit überbieten.

Beinahe putzig ist ja die Grafikkartengeschichte. Musste schon etwas grinsen. Manchmal macht es doch Spaß, die Dinger mal so richtig zu quälen. Man hat ja immerhin auch was davon. Geralts zweites Abenteuer ist auch so eine Geschichte. Eine wahrliche Bildschirmpracht, aber dennoch spielt man ständig mit der Gewissheit, dass gleich die Framerate ins Bodenlose sinken könnte. An Aufgaben wächst man zwar, aber leider nicht die Grafikknechte. Die mutieren nicht so einfach.
Um das mal klar zu stellen: hier darf dazwischen geredet werden. Zu den Wänden des Hauses kann ich vorausschicken, dass es nicht nur Schönes zu berichten geben wird. Die alte Geschichte dieses Threads eben: Ying und Yang. Doch auch in diesem Fall hat am Ende bei mir die gute Laune überwogen. Aber um hier mal dem Eindruck entgegen zu treten, dass mich nur morbide Spielruinen auf Touren brächten - so ist es nun auch nicht. Ich freue mich schon auch mal über ein Videospiel, das einfach rundum fein, zugänglich und unkompliziert spaßig ist. NOLF halt. Oder Psychonauts. Oder Anachronox.
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Deuterium »

Ich denke kaum, dass es nötig ist, hier irgendwelchen Eindrücken entgegenzuwirken. Den Eindruck, dass du nur auf abgewrackte Schrottspiele stehst, sollte meiner Meinung nach erst gar nicht entstehen. Der Thread heißt nun mal: Shooter aus der 2. Reihe. Klar, dass du hier nicht über Stalker, oder einen deiner anderen Lieblinge schreibst. Perfektion ist hier ja nicht gefragt. Dafür müsste schon ein separater Thread eröffnet werden. Es geht ja vielmehr darum, dass es auch in eher zweit- bis drittklassigen Titeln viel Schönes zu entdecken und zu würdigen gibt. So verstehe ich den Thread zumindest.
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von crewmate »

Beim bloßen zugucken sah es beeindruckend aus. Wie du schon schreibst, besonders die Physik lässt die Eier raushängen. Der Typ hat eine Ewigkeit vor der Pfütze gestanden und geguckt, wie das Tauwasser zufließt. Pervers.

Hast du / habt ihr jetzt eigentlich schon Hard Reset, oder ist der innere Widerstand gegen Steam noch nicht gebrochen? Sollte ja eigentlich ein Metallfress-Fest mit Schokosauce für euch sein.

und wie ich das jetzt gerade sehe, gibt es das schon DRM frei, oder sagen wir Steam-frei:
http://www.hardresetgame.com/ (buy now,m webseiten)


Action Forms existieren laut wiki noch: http://en.wikipedia.org/wiki/Action_Forms
Zuletzt geändert von crewmate am 28.02.2012 13:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

crewmate hat geschrieben:Hast du / habt ihr jetzt eigentlich schon Hard Reset, oder ist der innere Widerstand gegen Steam noch nicht gebrochen? Sollte ja eigentlich ein Metallfress-Fest mit Schokosauce für euch sein.

und wie ich das jetzt gerade sehe, gibt es das schon DRM frei, oder sagen wir Steam-frei:
http://www.hardresetgame.com/ (buy now,m webseiten)
Jawohl! Und die Retail-Fassung hat lediglich das Kalypso-DRM, das man auch offline mit einem DVD-Key abhaken kann. Erscheinungstermin ist nächste Woche. Wird als Neukauf geholt, weil ich sowas gerne unterstütze.

Ich weiß nur noch nicht, wann ich den Titel dann spielen soll ...
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

crewmate hat geschrieben:

Action Forms existieren laut wiki noch: http://en.wikipedia.org/wiki/Action_Forms
Na ja, gewissermaßen. Spiele für die iOS ...
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