
"Then, from the Dark, They came,
and found the Souls of Lords within the flame."
- Dark Souls Opening (c) FromSoftware -
"Prepare to die" lautet provokativ der Slogan von Dark Souls, dem geistigen Nachfolger des 2009 in Japan veröffentlichten "Horror"-Action-RPGs Demon's Souls. Wenn sich beide Titel der Firma FromSoftware etwas teilen, dann ist es das eigentümliche Gefühl des Sieges und Triumphes, welches man nur dann vollständig verstehen kann, wenn man einmal einen dieser beiden Kolosse zur Brust genommen hat.
How I lost my soul
Ich gebe zu, ich war schissig und neige nicht dazu eine wirklich ausdauernde Geduld an den Tag zu legen. Scheitert bei mir etwas kontinuierlich, dann tendiere ich eher in Richtung schwerer Frustrations- und Aggressionsanfall. Meine Freunde sagen, dass ich nicht wirklich gut verlieren kann - nicht beim Sport, nicht bei Wetten und erst recht nicht bei Videospielen. Dies ist auch der Grund, warum ich bis Ende letzten Jahres trotz meiner Liebe zu Rollenspielen keinen Finger an Demon's Souls gelegt habe, obwohl die Anzahl an guten RPGs in der PS3 Ecke doch sehr gering ist. Ich habe mir die Video Review von GameTrailers angeschaut und war trotz allen positiven Aspekten relativ abgeneigt mir das Spiel zu kaufen - "40 Euros für ein Spiel, das mir vermutlich zig Wutanfälle beschert? NE, DANKE!"
In einer Verschnaufpause beim Schwimmtraining letzten Dezember erfuhr ich dann, dass sich ein Schwimmer aus meinem Team eine nagelneue PS3 zugelegt hatte. Er suchte jetzt nach anspruchsvollen und spannenden Spielen und ich, der dazu neigt Leuten Sachen zu schenken, die ich selbst ausleihen kann, kam auf die "brilliante" Idee ihm in einem Akt der reinen Nächstenliebe Demon's Souls schmackhaft zu machen. Ich bekam ihn schließlich dazu sich Videos zum Spiel anzusehn und am Ende legte er sich das Spiel wirklich zu. Knapp 2 Wochen später bekam ich ein Spiel von ihm geliehen, das, wie er sagte, absolut "klaustrophobisch, hinterhältig und rücksichtslos schwer" sei. Was hatte ich dem armen Schwein da angedreht?!
Noch am selben Abend legte ich die Blueray ins Laufwerk, machte es mir mit einem Kumpel, der auch vom Phänomen des Spiels gehört hatte vorm Fernseher gemütlich und ließ das traurige und verstörende Intro über mich ergehn.
The story in a nutshell: Das Königreich ist dahingerafft, du bist untot und außer dir ist jeder entweder
verflucht, kuropiert oder vermisst. Das Tutorial startete, ich lief durch eine dunkle, mit Efeu bewachsene Ruine, befolgte die Hilfestellungen des Spiels und metzelte die ersten Gegner nieder. Soweit so gut.
Ein Ritter mit blau leuchtenden Augen schnitt meinen Lebensbalken in kleine Stücke, ich überlebte jedoch notgedrungen und erfuhr mit zum ersten mal in einem Videospiel was es hieß virtuell zu Bluten.
Warum ist das Kampfsystem so überragend? Weil man den Charakter wirklich steuert! Keine automatischen Absprünge an Klippen á la Zelda, kein fetter Lebensbalken wie bei God of War: Demon's Souls hat nur einen Schwierigkeitsgrad und der frisst dich auf, wenn du ihn lässt.
Wir erreichten also den ersten Bossraum, ein Dämon trampelte auf uns zu und erwischte mich trotz gewagter langsamer Rolle (ich war Ritter mit dick gepanzerter Rüstung) mit seiner fetten Keule am Kopf. Game over - "YOU DIED!"
Der reinste Masochismus!
So beginnt Demon's Souls: Mit dem Sterben. Die Level sind lang, ausdauernd und gespickt mit hunderten Gegnern, die alle wirklich nur deinen Kopf wollen. Man fühlt sich, als stände auf allen feindlichen Waffen nur dein eigener Name und niemand ist da, um einem zu helfen. Kein NPC der einem sagt: "Hey Alter, geh mal in den Zauberwald und hol mir 30 Tigeraugen", kein Questlog, keine Map, kein gar nichts! Stirbst du, verlierst du deine komplette Währung in Form von Seelen an der Stelle, an der du gestorben bist. Andere Spieler können einem online zwar Nachrichten mit Hilfestellungen hinterlassen aber sie können einen genausogut reinlegen, in eine bodenlose Grube springen lassen fest überzeugt, man würde noch Schätze finden. Ausserdem ist man in körperloser (toter Form) von 50% seiner Lebensenergie befreit, ist man lebendig, können online andere Spieler ins Spiel eindringen und einen töten - Warum tut man sich sowas überhaupt freiwillig an?
Die Frage kann man wirklich nur beantworten, wenn man dem Spiel eine ernsthafte Chance gegeben hat. Wie oben bereits erwähnt: Ich kann eigentlich nicht gut verlieren! Nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Tod im Einsteig Absicht war und ich schließlich das erste Level begann musste ich feststellen, dass wirklich nichts, was ich in meinem Spielerdasein bisher erlebt habe so knallhart und böse war wie Demon's Souls. Perfide, hinter Ecken verschanzte Gegner springen einen rücksichtslos an und das ganze Abenteuer wird niemals leichter, niemals einfacher.
Und hier kommt die Fairness ins Spiel. Wo große Herausforderung ist, da ist immer eine Frage nach "fair" oder "unfair" und Demon's Souls ist zu jeder Zeit einfach nur fair. Es ist so gut gebalanced und abgestimmt, dass man nur erahnen kann wie die Macher stundenlang geplant haben müssen wo welcher Gegner aufgestellt wird, wo welche Falle platziert und was wie und wo eingeschleust wird um einem zu helfen. Das Ganze erzeugt einen kribbeligen Reiz für dich, der sich auch im Nachfolger Dark Souls hält: Das Gefühl selbst Geschichte zu schreiben und eine Welt zu entdecken, die einem mindestens so schnell auf die Pelle rückt, wie man sie selbst braucht, um in ihr vorzudringen. Man läuft durch Burgen,. Sümpfe und Ruinen, hebt Schätze, hilft NPCs und findet sogar den einen oder anderen rettenden shortcut, der einen so laut aufatmen lässt, als hätte man gerade einen Marathon beendet.
Beide Teile liefern kaum Story, kaum Dialoge und sind dennoch bahnbrechend in punto Geschichtserzählung. Wer zu Ende eine riesige Cutscenes vermisst oder zwischenzeitig das Fehlen von Quests bemängelt, der hat den Sinn des Entwicklerstudios nicht verstanden: Die Szenen sind da! Die ganze Zeit! Die Quests spielen sich ständig ab: NPCs verlassen ihre Plätze, wandern durch die Welt und halten die Umgebung immer frisch und lebendig. Ohne Internet ist es unmöglich selbst nach dem x-ten Durchlauf alles entdeckt zu haben, dazu ist die Anzahl der Möglichkeiten einfach zu riesig.
Es wird immer bemängelt, dass Leute den Werken von Künstlern und Entwicklern zuviel Intention, zuviele Hintergedanken nachsagen aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen: FromSoftware erschafft Kunst! Daran ist nicht das perfide und überdurchschnittliche Design schuld, nichtmal das Kampfsystem oder das Onlinefeature sondern einfach nur die Erfahrung, die der Spieler beim Spielen macht. Wann hattet ihr beim Videospielen zuletzt oder überhaupt das Gefühl einen Berg versetzt zu haben? Ich bei Demon's Souls nach jedem Level! Zugegeben, es hat Wochen gedauert, bis ich das Spiel beenden konnte (zwischendurch waren Frustpausen wirklich fällig) aber wenn ich am Ende darauf zurückblicke und sehe, was ich trotz meiner durchschnittlichen Spielskills geleistet habe bzw. leisten konnte, dann deckt dies jeden Frust ab, den ich zuvor stechend gespürt habe.
Was wir daraus lernen
Liebe andere Spieleentwickler - vor ALLEM Nintendo - denkt nach, was ihr tut!
Aufgewärmte Suppe schmeckt bestenfalls nur etwas schlechter als am Tag zuvor aber nach Wochen kann man auch das nicht mehr von ihr sagen. FromSoftware hat die Herausforderung als ihr "Medium" entdeckt um ihre zwei bisherigen Spiele vielleicht nicht dem Mainstream anzupassen, aber den Mainstream vielleicht (und hoffentlich) irgendwann an sich selbst anzusiedeln.
Ich will mich auch mal ärgern, frusten und sterben aber ich will, dass es Eigenverschulden ist! Zu keiner Zeit lag mein Sterben im Großen an der schlechten Entscheidung der Entwickler, sondern an meinen schlechten Fertigkeiten und irgendwann habe ich selbst die überwunden und glaube etwas entspannter geworden zu sein - vielleicht habe ich für mein tägliches Leben sogar etwas aus dieser Erfahrung gezogen, wer weiss?! Wichtig ist: Ich hatte Spaß an beiden Spielen! Zwischenzeitig vielleicht mehr Gefühle des Triumphes an normalen Gegnern, als in ganzen anderen Spielen!
My intentions
An Alle, die diesen Artikel gelesen haben: Dies ist keine Werbung für das Spiel als solches!
Bedenkt nur immer: Seid nicht dumm und orientiert euch nicht nur an Mainstream Spielen. Demon's Souls und Dark Souls sind beides Spiele, die perfekte Beispiele dafür abgeben, dass manche Videospiele auch unverdient zu wenig Aufsehen erregen können. In diesem Falle ist es das Risiko von FromSoftware gewesen den allgemeinen Vorstellungen eines "normalen" Spiels nicht hinterherzulaufen. Dark Souls stand nichtmal auf der Liste der Spiele, die dieses Jahr für den Titel "GOTY" nominiert wurden und trotzdem würde ich meine halbe Spielesammlung gegen diesen einen Titel eintauschen, obwohl ich beim Spielen sterbe und sterbe und sterbe! Informiert euch, leiht euch einen der beiden Titel einfach mal aus und testet es. Im schlimmsten Fall stoßt ihr an eure Grenzen, im besten Fall macht ihr eine wirklich packende neue Entdeckung.
What doesn't kill you, ALWAYS makes you stronger!
Viel Spaß an alle Zocker da draußen!

Thommy