Wigggenz hat geschrieben:Obelus hat geschrieben:Da spielt eine grundsätzliche Ablehnung von Nachvertonten Inhalten m.E. eine deutlich wichtigere Rolle.
Genau in diese Kategorie falle ich.
Zunächst mal habe ich ein Problem mit Nicht-Lippensynchronität, aber das ist heutzutage bei guten Sprechern nicht so schlimm.
Schlimmer ist:
In einem Film beispielsweise, oder noch mehr in Serien, kriegt man seinen persönlichen Bindruck von den Figuren auch immer zu mindestens 50% durch die Stimme und die Art und Weise, wie die Figur redet. Man bekommt also einen völlig anderen Eindruck, wenn man sich Filme/Serien snychronisiert ansieht.
So hat z.B. jeder Mensch seine eigene persönliche Weise beispielsweise den Klischeesatz "Ich liebe dich" zu sagen. Sowas hoch emotionales ist immer individuell - und das heißt, das Gesagte und das Gezeigte sind in Synchros nie 100% kompatibel zueinander.
Mein Lieblingsbeispiel dafür ist allerdings keine Liebes-, sondern eine Hassszene: Hayden Christensens "I hate you!" gegen Ende von SW Episode 3 ist einfach nicht mit Wanja Gericks "Ich hasse Euch!" zu vergleichen (obwohl die Synchro eigentlich gut ist)... auch, da durch das "Euch" immer noch dieser Respekt mitschwingt... der gar nicht vorhanden ist, aber ein "dich" wäre auch fehl am Platze... die Komplikationen gibt es beim "you" nicht.
Ich würde deshalb nämlich sagen, dass man Schauspieler gar nicht richtig bewerten kann, wenn man sie nicht selbst sprechen hört, denn die Kombination von nichtverbalem mit verbalem Spiel ist verdammt nochmal der wichtigste Teil des Schauspielens (ich habe da auch etwas Theatererfahrung).
Außerdem gehen bei einer Übersetzung IMMER Inhalte verloren. Es können gar nicht alle Wortspiele, Feinheiten etc. mitgenommen werden. Schaut euch South Park an: eine der besten deutschen Seriensynchros, aber trotzdem bleibt mindestens die Hälfte aller Wortwitze auf der Strecke (obwohl Synchros bei primitiven Zeichentrick wie SP nicht so wichtig sind wie bei echt gedrehten Streifen).
Zu guter Letzt: bei Videospielen wird, so wie ich das sehe, für deutsche Sprachausgabe nicht ein annähernd so großes Budget eingeräumt wie für den O-Ton.
So, jetzt bin ich froh, dass ich mich mal darüber auslassen konnte

Ich kann diese Sichtweise durchaus nachvollziehen. Der O-Ton ist auf jeden Fall authentischer und bringt gewiss ein Paar Informationen mehr mit als die Synchro, jedoch soll mich ein Film unterhalten, und das funktioniert imho. in meiner eigenen Sprache einfach besser.
Ich brauche den Inhalt nicht zu übersetzen und bin deshalb entspannter. Beim Original entgeht mir auch schon mal was, wenn ich nicht voll konzentriert bin und ich kann "zurückspulen" und die Szene noch einmal schauen. Da ist die deutsche Vertonung sozusagen das kleinere Übel für mich.
Kleine Erklärung:
Ich will kurz anmerken, daß speziell in meinem Fall ein gewisser Grad an Schwerhörigkeit, an der ich seit meiner Kindheit leide, die Sache etwas verschärft.
Für meine Sprache reicht es aus; um andere Sprachen voll zu verstehen braucht es entweder mehrere Anläufe (Zeitraubend, Aufwändig und Umständlich), Kopfhörer oder gehobene Lautstärke, die schnell ins unentspannte abgleitet, wenn die Effekte einsetzen (bei Filmen und Serien, Spiele lassen sich ja zum Glück anpassen).
Deshalb, und aus Ambivalenz zur insbesondere amerikanischen Art der Betonung, ziehe ich die Synchronisierung vor. Da brauche ich nicht konzentriert zu lauschen, kann mich also entspannt dem Inhalt widmen und brauche mich nicht mit der Form herum zu schlagen.
Oder ich lese original Text (bei Spielen), denn dazu brauche ich die Ohren nicht... (aber ich bewege mich schon wieder im OT-Bereich...)
Theoretisch müssten Spiele ja sogar deutlich besser übersetzt sein als Filme, weil es dort ja keine Schauspielerische Vorlage gibt, die man "schlecht interpretieren" könnte, wenn man darüber nachdenkt. Aber es scheint genau anders herum zu sein.
Stattdessen bekommen es die Synchronsprecher mit Vorlage offensichtlich besser hin, sonst wären die Spiele nicht immer mindestens eine Nuance schlechter vertont. Paradox irgendwie...
Kann das ausschließlich am Budget liegen?
@Redaktion: Falls hier jemand diese Zeile liest: Ihr habt doch bestimmt Zahlen dazu. Wie viel (wenig) geben die Hersteller (oder sind es die Publisher, die das Geld aufbringen?) denn für so eine Lokalisierung aus?