Beruf und Privatleben, wo ist die Grenze?

Hier gehört alles rein, was nichts mit dem Thema Spiele zu tun hat.

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roman2
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Beruf und Privatleben, wo ist die Grenze?

Beitrag von roman2 »

Hi,

hab gerade einen interessanten Beitrag auf News.de, zu dem es mir schwer faellt, eine Partei zu ergreifen: Link
Kurzfassung: Einem angehenden Lehrer wurde die Referendariatsstelle (das ist die erste Phase nach dem Studium, in der man sozusagen ein paar Wochen "auf Probe" unterrichtet) gekuendigt, weil er in einer Deathmetalband spielt, in derren Videos gerne mal blutueberstroemte, nackte Frauen miteinander rummachen o.ae.

Irgendwie bin ich im Zwiespalt, was ich davon halten soll. Einerseits kann ich die Position der Schule nachvollziehen. Schueler sollten, wenn sie nach ihrem Lehrer googlen nicht derartige Videos zu sehen bekommen (und frueher oder spaeter waeren diese im Schuelerkreis auf jeden Fall bekannt geworden).
Andererseits geben derartige Hobbys keinerlei aufschluss auf Qualifikation oder Verhalten der Person. Wer Death Metal mag oder spielt, ist nicht gleich boese. Und das Privatleben einer Person sollte eigentlich nicht ausschlaggebend fuer berufliche Perspektiven sein.

Was haltet ihr davon?
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JesusOfCool
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Beitrag von JesusOfCool »

ist doch beknackt. gibt doch genug 14 jährige die deathmetal hören. was macht es da, wenn der lehrer sowas produziert?
roman2
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Beitrag von roman2 »

Wie haettest du mit 12 Jahren auf einen Ethiklehrer reagiert, der brutale, pornografische Videos ins Internet stellt und von Vergewaltigung und Mord singt.
Und wahrscheinlich relevanter: Wie haetten deine Klassenkameraden reagiert?
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Kr0n0s
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Beitrag von Kr0n0s »

Finde ich auch lächerlich. Der Beruf hat einem nicht vorzuschreiben, was man in der Freizeit tut, dass sollte immer klar voneinander getrennt werden.
Zuletzt geändert von Kr0n0s am 05.05.2010 12:16, insgesamt 1-mal geändert.
johndoe551322
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Re: Beruf und Privatleben, wo ist die Grenze?

Beitrag von johndoe551322 »

roman2 hat geschrieben:Und das Privatleben einer Person sollte eigentlich nicht ausschlaggebend fuer berufliche Perspektiven sein.
das würde sinn machen, wenn er es schaffen würde, sein privatleben völlig vom beruflichen zu trennen, was aber von dem punkt an nicht mehr geht, wo seine schüler problemlos an (evtl. nicht jugendfreie) details zu seinen hobbies etc. gelangen können.
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JesusOfCool
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Beitrag von JesusOfCool »

roman2 hat geschrieben:Wie haettest du mit 12 Jahren auf einen Ethiklehrer reagiert, der brutale, pornografische Videos ins Internet stellt und von Vergewaltigung und Mord singt.
Und wahrscheinlich relevanter: Wie haetten deine Klassenkameraden reagiert?
kA, als ich 12 war, war das internet noch nicht sonderlich weit verbreitet.
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seph`
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Beitrag von seph` »

als ich 12 war, dachte ich, dass internet sein das neue netz in der badehose!
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Boesor
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Beitrag von Boesor »

Schwieriges thema finde ich

ich bin selbst referendar (allerdings in NRW) und merke natürlich schon, dass das ein spezieller Beruf ist.
gerade in einem Fach wie Ethik steht man nicht nur als lehrer, sondern auch als mensch vor der Klasse.

ich kann mir also vorstellen, dass es als konflikt angesehen werden kann, dass er in den Augen vieler nicht glaubwürdig wirkt wenn er im Unterricht das Thema gewalt anspricht und entsprechend verneint.


Andererseits hat er sich ja konkret nichts zu schulden kommen lassen und solche Musik zu machen ist ja nicht gleichzusetzen mit entsprechender Gewaltverherrlichung.

Es wäre sicher interessant gewesen zu lesen wie ein Gericht entschieden hätte, so waren im prinzip ja nur wenige Personen ohne Sachverstand beteiligt und eine rechtlich einwandfreie Entscheidung liegt auch nicht vor.
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Alking
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Beitrag von Alking »

Kr0n0s hat geschrieben:Finde ich auch lächerlich. Der Beruf hat einem nicht vorzuschreiben, was man in der Freizeit tut, dass sollte immer klar voneinander getrennt werden.
Das finde ich falsch!
Ganz sicher ist es so, dass der Beruf vorschreibt was man in seinem Privatleben treibt.
Wenn zum Beispiel ein Polizist gerne Kinderpornos runterläd und das rauskommt, so ist das nicht ok. Genauso ist es nicht okay wenn ein Lehrer mit nackten, Blutüberströmten Frauen in einem Death Metal Video zu sehen ist. Lehrer sind Vorbilder und man stelle sich vor, dass Schüler von so einem geprägt würden. Herrje.

Daher finde ich schon so, dass gerade Berufe in denen man in der Öffentlichkeit steht oder Vorbildfunktion übernimmt einem schon vorschreiben, was man Privat tut oder lässt. Wenn einem das nicht passt dann sucht man sich eben einen anderen Beruf.
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Boesor
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Beitrag von Boesor »

Alking hat geschrieben:
Daher finde ich schon so, dass gerade Berufe in denen man in der Öffentlichkeit steht oder Vorbildfunktion übernimmt einem schon vorschreiben, was man Privat tut oder lässt. Wenn einem das nicht passt dann sucht man sich eben einen anderen Beruf.
das problem ist ja eigentlich nichtmal, dass er das privat macht, sondern durch entsprechende Veröffentlichungen für alle, also auch die schüler, zugänglich wird.
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Mindflare
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Beitrag von Mindflare »

Boesor hat geschrieben: Andererseits hat er sich ja konkret nichts zu schulden kommen lassen und solche Musik zu machen ist ja nicht gleichzusetzen mit entsprechender Gewaltverherrlichung.
Sehe ich anders. Sowohl in Songs und natürlich besonders in den Videos wird Gewalt verherrlicht.

Ich weiß auch, dass die Musiker meist nette Leute sind, die auch nur ihren Spaß haben wollen. Privat würde ich ihm das auch voll zugestehen. Im Internet ist man aber nicht mehr privat. Und sobald die Schüler (relativ) Problemlos diese Werke kommen, wird es problematisch. Das kann schon seine Respektsposition bei den Schülern schwächen. Da hilft es auch nicht, wenn reifere Personen das Hobby vom Beruf trennen können.

EDIT: @Boesor.

Genau so sehe ich das auch!
Zuletzt geändert von Mindflare am 05.05.2010 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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ico
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Beitrag von ico »

Gerade in sozialen Berufen ist das schwierig. Würde man einen verurteilten Kinderschänder Kindergärtner werden lassen? Also es gibt meiner Meinung nach schon Grenzen wo das Privatleben das Berufsleben stören könnte. In dem Fall bin ich geteilter Meinung. Als Vorbildfunktion sollte ein Lehrer schon dienen.

Ich weiß ja nicht wer von euch Kinder hat, aber ich persönlich fände einen solchen Lehrer etwas suspekt. Nur um das klar zu stellen, ich hätte weniger Angst dass er im Unterrisch den Schülerinnen/Schüler sagt sie sollen seine Musik hören oder solche Videos nachspielen. Ist eher so wenn das rauskommt, dass die Kinder das toll finden und dem eventuell nacheifern wollen, wo ich mir sehr gut vorstellen kann, dass er selbst das nicht für gut heißen würde. Zumindest wenn er ein guter Pädagoge ist. Denn eins ist in dem Fall klar zu stellen. Solche Videos und Bilder sind natürlich künstlerische Freiheit, aber erst ein Verstand mit einem gewissen Reifegrad versteht das. Selbst erwachsene Stören sich dran, ohne darüber nachzudenken. Bei Kindern sollte man schon etwas vorsichtiger sein mit dem was man ihnen vorsetzt. Das abstrahieren lernt man doch zu seinem späteren Zeitpunkt.
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JesusOfCool
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Beitrag von JesusOfCool »

Alking hat geschrieben:Wenn zum Beispiel ein Polizist gerne Kinderpornos runterläd und das rauskommt, so ist das nicht ok.
WTF?
wie kannst du das nur als vergleich hernehmen? das ist scheiß egal wer das macht, das ist einfach krank.

@nackte blutüberströmte frauen: sowas dürften kinder sowieso nicht sehen, also sollte das dahin gehend auch scheiß egal sein.

@vorbilder: das sind offensichtlich drogenabhängige musiker und schauspieler genauso, nur dass die jugend diesen scheinbar mehr nacheifert als ihren lehrern.
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Mindflare
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Beitrag von Mindflare »

@ico:
Es hilft jetzt auch nicht wieter, wenn man Straftäter mit Leuten vergleicht, die legale Hobbies haben, auch wenn der Inhalt fraglich ist.

Gab es nich auch mal die eine Lehererin, die auf so einer Amateur-Porno Seite aktiv war? Das ist eher ein passender Vergleich.


@JesusOfCool
Die Stars haben aber auch nicht den Auftrag, den Kindern Werte und Moral nahezubringen.
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Alking
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Beitrag von Alking »

JesusOfCool hat geschrieben: wie kannst du das nur als vergleich hernehmen? das ist scheiß egal wer das macht, das ist einfach krank.
Ach und blutüberströmte Frauen in einem Video ist nicht krank? Damit wollte ich nur verdeutlichen dass es bestimmte Berufe gibt, in denen man unter besonderer Beobachtung ist und eben auch aufpassen muss was man privat tut.

In dem Fall mit dem Lehrer kommt eben noch erschwerend hinzu, dass er solche Videos veröffentlicht und da zu kündigen geschieht nur zum Schutze der Kinder. Ich finde das völlig verantwortungslos und eine Frechheit, wenn er sich über seine Kündigung auch noch wundert.