Name: Spintires
Erscheinungsdatum: 12.06.2014
Entwickler: Oovee Studios
Publisher: rondomedia
Plattformen: PC
Kopie meiner Amazon-Rezension!
Puuuuh, Spintires – wie soll man es bewerten, ohne damit jemandem auf die Füße zu treten?
Ich werde den Versuch wagen, in der Hoffnung, eventuellen Interessenten bei ihrer Kaufentscheidung zu helfen. Wie diese Rezension letztendlich aufgefasst wird, bleibt dem Leser überlassen.
Kurz zu dem, wie ich werte:
Bewertet wird der aktuelle Ist-Zustand (v. 29/10/14). Zukünftige Updates, bzw. Fixes werden nicht berücksichtigt, da ich die Ansicht vertrete, dass zum einen diese Bananenprodukt-Mentalität abgestraft gehört und zum anderen weitere Updates freiwillige Leistungen seitens des Entwicklers darstellen, was natürlich nett und gut ist, jedoch nicht den derzeitigen Zustand des Produktes betreffen. Heißt, ich werde keine zusätzlichen Sterne vergeben, nur weil irgendein „epischer Scheiß“ im Kommen ist.
Bedenkt bitte zudem, dass nicht jeder Spieler eine funktionierende, geschweige denn beständige Internetverbindung hat, wodurch sie möglicherweise gar nicht erst davon profitieren können.
Dann sei gesagt, dass für mich der Preis des Spiels nicht ausschlaggebend ist. Soll man etwas automatisch besser bewerten, nur weil es nicht Vollpreis ist? Soll man also kostenlose Spiele, selbst wenn sie schlecht sind, nicht kritisieren, sondern gleich in den Himmel loben, nur weil sie nichts kosten?
Unsinn.
Lasst euch übrigens nicht vom Wort "Simulator" täuschen - laut deutschem Moderator im offiziellen Spintires-Forum und den Entwicklern selbst soll es keine Simulation sein. Auf eine Antwort auf meine Frage, was es dann sein soll, warte ich bis heute.
Soll wohl alles ein Fehler von Steam sein.
Sodele, ich behaupte mal ganz frech, mit meinen ca. 32 Stunden laut Steam qualifiziert genug zu sein, um meine Meinung zum Spiel abgeben zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich sämtliche Karten im Einzelspieler auf beiden Schwierigkeitsgraden bewältigt und die „Roter Stern“-Errungenschaft freigeschaltet. Somit fehlen mir lediglich noch die Partien im Mehrspieler-Modus. Was überraschenderweise schwerer sein kann als im Einzelspieler.
Fangen wir an!
-Was ist das für ein Spiel?-
Spintires ist, wie schon die Verpackung treffend formuliert, ein Offroad Truck Simulator. Das allein sagt noch wenig darüber aus, was tatsächlich enthalten ist, also hier eine Erklärung:
In Spintires setzt ihr euch an das Lenkrad von sieben verschiedenen Fahrzeugen, vom kleinen UAZ-469, über den altbekannten Ural-4320, bis zum gewaltigen MAZ-7310, der ursprünglich für Raketentransporte und Ähnlichem entwickelt wurde. Eure Aufgabe ist es nun, in den Wäldern Russlands Baumstämme für den Export zu transportieren. Klingt bis jetzt recht einfach, oder? Falsch.
Denn feste Straßen sind rar und ihr werdet überwiegend gegen matschige Untergründe und reißende Flüsse ankämpfen, die euer Vorankommen behindern und unter Umständen sogar eure Fuhre und euren Tag ruinieren können.
Genau das ist mit der fabelhaften Terrainverformung der Anreiz und Verkaufsslogan von Spintires.
-Gameplay-
Im spartanisch gehaltenen Hauptmenü habt ihr die Wahl zwischen Einzelspieler; Mehrspieler; Steuerung; Erfolge; Einstellungen, ein gespeichertes Spiel fortzusetzen und der Sprache. Damit ich schnell zum Wesentlichen komme, spreche ich zuerst die Optionen an.
Abseits den üblichen Grafikoptionen und Tastenbelegungen kann man sich zudem aussuchen, ob man mit einem Gamepad oder Lenkrad spielen will.
Welche jedoch außer dem XBOX 360-Controller funktionieren, weiß ich leider nicht und da es laut Foren ständig zu Erkennungsproblemen kommt, kann ich euch lediglich dazu anhalten, vorher im Netz nachzugucken, ob das Gamepad oder Lenkrad euer Wahl unterstützt wird.
Persönlich spiele ich mit der Tastatur und hatte bislang keine Schwierigkeiten. Es steuert sich ganz angenehm, finde ich.
Nun zum eigentlichen Inhalt des Spiels.
Zuerst sucht ihr euch eine von fünf doch beeindruckend großen Karten aus und anschließend einen Schwierigkeitsgrad. Genauer gesagt, „Gelegenheitsspiel“ und „Simulation“.
Unterschiede liegen darin, dass man sich auf dem ersten Grad eine sichtbare Linie anzeigen lassen wenn man auf der Karte einen Punkt markiert und man sich bei Notfällen zu einer Garage retten kann. Zusätzlich kann man die Zeit gegen Treibstoff vorspulen und die Differenzialsperre ist auch beim Automatikgetriebe verfügbar.
Auf Simulation entfallen die oben genannten Möglichkeiten und der Kraftstoffverbrauch, sowie die Schadenshöhe bei Kollisionen sind höher. Dazu kann die Differenzialsperre nur noch beim Schaltgetriebe aktiviert werden.
Habt ihr euch für eine Karte und einen Grad entschieden, geht es auch schon los. Ach so, ob es weitere Einstellungen gibt? Etwa Anzahl an Fahrzeugen, Tageszeit, Festigkeit der Straßen, usw.? Leider nein.
Ein Tutorial gibt es übrigens nicht. Man kann sich zwar Tipps einblenden lassen, aber diese erklären nicht alles. Komplizierte und mitunter frustrierend zu händelnde Dinge wie der Kran sogar gar nicht. Die gedruckte Anleitung, die der Retail-Version beiliegt, ist zwar wesentlich hilfreicher, aber auch nicht so das Wahre. Entweder experimentiert ihr herum oder sucht Hilfe im Internet.
Hier besteht seitens Oovee dringend Nachholbedarf, wenn sie keine Einsteiger vergraulen wollen. Die Zeiten, in denen man wie damals in Minecraft ins kalte Wasser geworfen wird, sollten hoffentlich vorbei sein.
Ihr beginnt meist mit ein bis drei Fahrzeugen bei einer Garage. Dort werden Schäden repariert, Tanks nachgefüllt und man kann jede Menge Zubehörteile installieren. Zu diesen gehören die verschiedenen Anhänger, Sattelkupplungen, Kräne, etc. Jedes Vehikel hat seine eigene Auswahl.
Und das alles übrigens völlig kostenlos!
Richtig gehört, es gibt keine Währung im Spiel. Man muss für nichts zahlen, sämtliche Teile sind von Beginn an vorhanden und verdienen tut man auch keines. Wofür man dann bitteschön fährt?
Ääääh… weiter im Text!
Wie gesagt, es steuert sich prima mit der Tastatur. Wie gewohnt WASD zum Lenken, Bremsen und Beschleunigen und Leertaste für die Feststellbremse. Mit den Nummerntasten wählt man eine von wenigen Kameraperspektiven, mit F1 ruft man eine 3D-Karte auf und V aktiviert die fortgeschrittenen Optionen. So kann man die Winde und den Kran nutzen, das Verhalten von nicht gesteuerten Wagen am Schleppkabel bestimmen und mehr.
Hier fängt es an, umständlich zu werden, da die Handbremse stets angezogen ist (Immer!) und keine Kameradrehung möglich ist. So muss man jedes Mal wieder raus, Kamera drehen und V drücken. Das hätte man komfortabler lösen können.
Noch was: Warum der Wagen zu nichts mehr fähig ist, wenn er erst mal umgekippt, kaputt oder ohne Treibstoff ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Keine Seilwinde, kein Kran, nichts. Wenigstens steht er noch als Windenpunkt zur Verfügung.
Wenn wir schon bei der Kamera sind: Ich weiß gerade nicht, welche bes********* ist. Die von Spintires oder Devil May Cry (die alten Teile).
Nicht nur gibt es kaum unterschiedliche Perspektiven (im Grunde nur „über der Schulter“, hinter dem Anhänger und nach hinten), sie ist äußerst fummelig und empfindlich. Eine Feinjustierung klappt nur mit viel Geduld. Solltet ihr jemals mit dem Kran arbeiten, wird das dank der Kamera der Horror. Aaaargh!
Cockpit-Perspektive gibt es überraschenderweise nicht. Ich brauche sie zwar nicht unbedingt, aber sie wäre der Übersicht halber sinnvoll, wenn man sich irgendwo durchquetschen will und dafür genau sehen muss, wohin man fährt.
Ob das Fahrverhalten nun realistisch ist, kann ich dadurch, dass ich noch nie ein Fahrzeug des Fuhrparks in russischen Wäldern gefahren bin, nicht beurteilen. Ziehe ich jedoch Videos über die Realität zum Vergleich heran, würde ich „Ja“ sagen. Zumindest solange, bis es auf Asphaltstraßen geht.
Glaubt es oder nicht, aber die festen Straßen sind wie extrem harter Schlamm programmiert. Dadurch sinkt man zwar nicht ein, natürlich, allerdings hinterlässt man genauso Reifenspuren wie auf unbefestigten Wegen auch und es fährt sich genauso. Das Bedeutet, dass euer Vehikel sehr schnell ins Rutschen kommt. Würde man auf den Straßen 100 km/h fahren (Tatsächlich sind gefühlt nur 20 drin), würde man vermutlich bei der kleinsten Lenkbewegung zum überdimensionierten Beyblade werden.
Fahrt mal ruhig eine kleine Anhöhe neben der Straße hoch und sorgt dafür, dass sich die Räder eingraben und fahrt so vor. Der Asphalt wird sich genauso verformen wie Matsch.
Oovee, wenn es geht, bitte verbessern.
Es wird unweigerlich vorkommen, dass man irgendwo steckenbleibt. Dann kann man sich entweder mit der Winde an Bäumen oder anderen Wagen rausziehen oder Allradantrieb und Differenzialsperre einschalten. Die Sperre sorgt für jeweils gleichschnell drehende Räder und ist meinen Erfahrungen nach effektiver als der Allradantrieb allein, doch das ist nur mein subjektiver Eindruck. Und wer sich nun denkt, einfach nonstop mit beiden angeschaltet durchzufahren, wird bald mit einem leeren Tank liegenbleiben. Gut, das mag auf dem leichteren Grad möglich sein, doch auf Simulation bleibt man mit dieser Taktik schneller liegen als man gucken kann. Besonders mit dem MAZ-537 will das wohlüberlegt sein.
Man darf nicht das Getriebe vergessen, denn die kluge Nutzung kann einem jede Menge Ärger ersparen. Die Besonderheit ist, dass mit der Maus geschaltet werden muss, wobei der Mauszeiger die „Hand“ ist. Sie verfügt über vier Einstellungen, Automatik, 1, 1+ und Rückwärts. Automatik ist für den Anfang geeignet und besonders auf Asphalt prima für Hochgeschwindigkeit. Jedoch schaltet er bei der kleinsten Verlangsamung runter und ist ohne Allrad und Differenzial kaum zu gebrauchen.
Hier kommen die Gänge 1 und 1+ ins Spiel. Sie werden ausschließlich manuell bedient und entsprechen am ehesten dem ersten und zweiten Gang. Da sie nicht selbstständig herunterschalten und stetig nach vorn schieben, sind sie perfekt geeignet, um dort überall hinzukommen, wo die Automatik versagt. Ein UAZ kommt mit 1+ sogar einen extrem steilen Berghang in Windeseile hoch!
Euer Ziel ist es nun, mit einem LKW und dem richtigen Anbauteil (für jede Art von Holz sind unterschiedliche Teile vonnöten) ein Holzfällerlager anzusteuern, Holz aufzuladen und das anschließend an den Bestimmungsorten, nämlich Sägewerke, abzuliefern. Allein der Akt der Frachtaufnahme kann bereits schweißtreibend und mitunter frustrierend sein, wenn man zunächst mitten auf dem Platz wenden und sich dann noch grade positionieren muss. Hierbei ist oftmals Millimeterarbeit gefragt.
Aktuell gilt jedes Sägewerk bei 8 Ladungspunkten als abgefertigt. Die erhaltene Punktzahl hängt von der Holzladung ab. Kurzholz bringt 2, Mittelholz 4 und Langholz 6 Punkte. Da man dadurch jedes Ziel höchstens zweimal anfahren muss, sind die Karten leider schnell geschafft. Dazu gleich mehr.
Zwischendurch kann man weitere Wagen freischalten, in dem man sie auf der Karte findet und in ihre Nähe fährt. Manche muss man zusätzlich reparieren oder betanken, bevor man mit denen was anfangen kann. Dies geht abseits des langwierigen Abschleppens mit speziellen Zubehörteilen, die mit Reparatur-, bzw. Treibstoffpunkten beladen werden. Während Reparaturpunkte an jeder Garage nachgeladen werden können, so sind Tankwagen immer leer und müssen an Tankstellen auf der Karte befüllt werden. Die Vorräte sind unerschöpflich.
So kann man auch weitere Garagen freischalten, indem man seine Laster mit speziellen Werkstattanhängern ausstattet und diese dann dorthin transportiert. Jede Werkstatt benötigt 4 Werkstattpunkte, wobei die Anhänger exakt 4 Punkte bringen. Es gibt eine kleinere Version davon, die zwar nur 2 Punkte bringt, dafür aber noch geringfügige Reparaturen durchführen kann.
Sind dann alle Betriebe beliefert, kriegt man… nichts.
So spielt man weiter, bis sämtliche Karten auf beiden Schwierigkeitsgraden erledigt sind. Wer möchte, kann im Anschluss daran im MP (Vorsicht vor Griefern!) ein paar Runden drehen oder sich an die restlichen Errungenschaften ranmachen.
Seid vorsichtig: Es gibt nur einen Spielstand. Solltet ihr zwischendrin eine andere Karte beginnen, ist der Speicherstand unwiderruflich verloren.
-Musik & Sound-
Musik gibt es leider nicht, aber man kann sich ja bekanntlich mit Musik außerhalb des Spiels behelfen.
Den Sound finde ich völlig in Ordnung. Nichts Weltbewegendes, aber passend. Die Motorenklänge sind echt gut umgesetzt. Abseits dessen gibt es Vogelgezwitscher und die Geräusche von Wasser, Flüssen und Spechten.
-Grafik-
Kann mich nicht beschweren, sieht echt gut aus. Sogar die Innenräume sind schick gestaltet, darum ist es doppelt so schade ohne die Cockpitansicht. Ganz zu schweigen das Wasser und die Tag- und Nacht-Zyklen!
Was auch sehr schön gelungen ist, ist der schwarze Rauch, der aus den Auspuffrohren tritt. Zwar frage ich mich, ob diese riesige Wolke realistisch ist, aber egal.
Von meiner Seite aus bleibt mir nur zu sagen: Hut ab.
-Multiplayer-
Die einzigen Unterschiede zum Einzelspieler sind die mehreren Spieler, dass jeder seinen eigenen Fuhrpark hat (Also können beispielsweise vier Urals und vier MAZ-537 herumfahren) und man ein Windenangebot eines anderen erst akzeptieren muss. Ansonsten bleibt alles beim Alten.
Klingt gut auf dem Papier, in Wahrheit scheitert es allerdings wie so oft an der Community und der Technik.
Von gut fünf (glaube ich) Spielen konnte ich keines beenden, da die Spielleiter nach einiger Zeit aufhörten. Falls sie nämlich gehen, werden alle anderen aus der Session geworfen. Eine Hostmigration findet nicht statt und Spiele können nicht abgespeichert werden.
Sogar ein eigen gehostetes Spiel auf Simulation war unmöglich, weil meine Mitspieler plötzlich einfach so verschwanden. Bevor jemand fragt: Ich habe jedem, sofern er in Reichweite (= nicht am anderen Ende der Karte) oder nicht in der Nähe eines anderen Spielers war, geholfen. Sogar aus dem Fluss in Flussüberquerung habe ich sie gezogen. Und trotzdem verließen sie bald darauf das Spiel.
Dazu trifft man meist auf Osteuropäer, die sich untereinander in ihrer Muttersprache unterhalten und kaum Englisch können, geschweige denn verstehen (natürlich ohne es rassistisch zu meinen). Ganz zu schweigen von den damit verbundenen häufig hohen Latenzen. Und falls man mal Glück hat, schmeißt Spintires einen wegen irgendeines Fehlers raus. Mir jedenfalls hat das die öffentlichen Räume ziemlich vergällt.
Auch das Spiel mit Freunden kann aus diesem Grund zu einer Geduldsprobe werden. Natürlich macht es mit Freunden wesentlich mehr Spaß, wenn man sich ordentlich absprechen kann und deswegen die Karten im Schnelldurchlauf erledigt. Doch schmälern die technischen Probleme den Spaß enorm, wenn man auf gutem Wege zum Ziel ist und plötzlich rausfliegt. Wenn man dann erneut einsteigt, findet man sich vor der Garage im "Serienzustand" wieder.
Frust pur.
Alles in allem nur mit Freunden zu empfehlen.
-Warum der Punktabzug?-
Ganz einfach:
Außer ein paar schnöden Statistiken und dem ein oder anderen Achievement kriegt man gar nix. NIX! Keine neuen Karten, keine neuen Fahrzeuge, kein gar nichts. WOW, bin ich motiviert, weiterzumachen!
Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob das Spiel letztlich Spaß gemacht und was mich dazu getrieben hat, 32 Stunden reinzustecken. Dabei empfinde ich das Spiel nicht als bockschwer, wie von vielen propagiert.
Versteht mich nicht falsch, Spintires hat es echt in sich und Anfänger werden fluchen und schreien, wenn ihr Laster zum Xten Mal irgendwo hilflos vergraben ist oder seine Ladung verloren hat. Aber sobald man den Dreh halbwegs raus hat, verliert das Spiel viel von seinem Schrecken und es geht runter auf höchstens forderndes Niveau. Dabei habe ich ebenfalls als blutiger Neuling angefangen und auch öfters motzen müssen, aber sonst? Ural raus, 1+ rein und locker flockig durch.
Länger als drei Stunden habe ich für eine Karte nie gebraucht, im Simulations-Modus sogar teils unter zwei. Alles in einem war ich mit Simulation schneller fertig als mit „Gelegenheitsspiel“. Und ja, ich habe meist auf den MAZ-537 verzichtet, soweit es möglich war und mich der KrAZ nicht angepisst hat. Über die Daseinsberechtigung einzelner LKWs möchte ich an der Stelle gar nicht diskutieren, aber für mich gibt es effektiv nur den UAZ, den Ural und den MAZ-537. Wenn man bedenkt, dass Langholztransporte aufgrund der 8-Punkte-Grenze sinnlos sind, kann man noch den MAZ streichen.
Somit habe ich von sieben Fahrzeugen nur noch zwei, für die ich eine Verwendung habe, weil der Rest schlicht nicht zu gebrauchen ist, außer zur Unterstützung. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.
Zurück zur Frage, warum ich das dann 32 Stunden durchgehalten habe. Nun, vermutlich deswegen, weil ich meine 20 Rubine nicht aus dem Fenster geworfen sehen wollte und es in der Tat Spaß gemacht hat.
Ja, ich hatte meine helle Freude daran, eine Ladung nach langem Kampf ins Ziel gebracht oder mich aus einer aussichtslos erscheinenden Situation doch noch gerettet zu haben. Das ist doch die Hauptsache, oder? Stimmt. Aber bietet es langfristigen Spaß?
Somit kommen wir zu den meines Erachtens nach größten Problemen von Spintires: Langzeitmotivation und Umfang.
Zuallererst muss ich mit der Lupe nach der von Fans angepriesenen Langzeitmotivation suchen. Wenn diese darin besteht, sich immer wieder aufs Neue in die Schlammschlacht zu stürzen, obwohl die Karten immer gleich sind und bei manchen Kartenabschnitten sogar der Verdacht von Copy & Paste aufkommt, nur weil es so schön spritzt und allgemein so knifflig ist, dann ja. Ich dagegen bevorzuge es, für meine Mühen anständig entlohnt zu werden. Statistiken und Errungenschaften zählen für mich nicht. Da muss es schon etwas Handfestes sein, etwa neue Karten oder Wagen.
Im Moment frage ich mich, wozu ich das überhaupt mache, wenn’s im Endeffekt umsonst ist. Klar macht es auf irgendeine Weise Spaß, aber trotzdem. Es motiviert nicht.
Als nächstes der Inhalt, aktuell die größte Ursache für schier endlose Streitigkeiten zwischen Kritikern und Fans. Kritiker sagen, die paar Karten, Fahrzeuge und der alleinige Holztransport seien wenig, sogar zu wenig für den Preis. Fans dagegen meinen, dass es rein um die Erfahrung an sich gehe und man sich eigene Ziele setzen soll. Dreimal dürft ihr raten, zu welcher Fraktion ich gehöre.
Auch wenn das die Fans natürlich nicht gerne hören und man mich vermutlich dafür zerfleischt, aber fünf Karten, sieben Fahrzeuge und nur Holz IST nicht viel. Ob das für den gebotenen Preis in Ordnung ist, sei dahingestellt, für meine Wenigkeit ist das nicht von Relevanz. Ich kann genauso mit Vollpreisspielen hunderte Stunden Spaß haben wie mit Kostenlosen.
Das die Entwickler ja so wenige sind und es ein Low-Budget-Titel ist, darf keine Entschuldigung sein. Wo käme man denn hin, wenn man jedes hingerotzte Indie-Spiel mit „Das Team ist klein und ihr Produkt kostet so wenig“ in Schutz nehmen und jegliche Kritik entkräften könnte? Wenn ein Spiel schlecht ist, ist es schlecht. Punkt.
Wäre nur das Problem mit der Motivation nicht, hätte ich sogar darüber hinwegsehen können.
Ich finde, dass sich Spintires als LKW-Transport-Spiel mit der Konkurrenz messen muss und in der Hinsicht versagt das Spiel leider völlig. Es sticht nur wegen der Physik heraus und wird in allen anderen Bereichen von der Konkurrenz locker in die Tasche gesteckt. Die ist teilweise sogar günstiger zu erstehen.
Sollte irgendwann ein 18 Wheels of Steel mit derselben Physik rauskommen, würde Spintires in der Bedeutungslosigkeit versinken. Nur die Terrainverformung als Alleinstellungsmerkmal genügt nicht, da muss es schon mehr bieten. Wie wäre es mit mehr Karten, Fahrzeugen oder einem Wirtschaftssystem?
Selbstgesteckte Ziele können für den ein oder anderen zwar den Spielspaß verlängern, aber sie täuschen nicht über den mangelnden Umfang hinweg. Es gibt Leute, die lieber vorgegebene Ziele haben wollen, die sie abarbeiten können, statt sich selbst was zu suchen. Die sitzen dann da, sobald sie alle Karten geschafft haben und fragen sich: „Öh, war’s das jetzt?“
Da sollte Spintires dringend nachlegen.
Zuletzt käme noch der Multiplayer hinzu, der durch die grausigen öffentlichen Spiele und der technischen Probleme den Spaß erheblich lindert.
Aus diesen Gründen kann ich dem Spiel nur äußerst wohlmeinende 3 Sterne geben. Hätte ich einen schlechten Tag gehabt, wären es sogar 2 geworden.
-Fazit-
Spintires ist nicht schlecht, keineswegs. Ich finde es sogar gut und mag es für das, was es tut: Intensiv simulieren.
Nur reicht das allein für mich schlicht nicht aus, weil dafür noch das Drumherum nicht stimmt. Andere geben sich bereits damit zufrieden, ich jedoch nicht. Denn im Großen und Ganzen ist es eine Tech-Demo mit etwas Gameplay drin.
Ich versuche es mal so auszudrücken:
Spintires ist für Leute, denen es rein um die Erfahrung des Offroadens geht. Alle anderen jedoch, die nicht für "umsonst" spielen wollen, mehr als nur Offroaden und Holztransporte erwarten und bei denen das Spielerlebnis eine untergeordnete Rolle spielt, sollten sich etwas anderes suchen.
Ich zähle mich zu den Letzteren.
Oovee ist eine grenzgeniale Tech-Demo gelungen, die einwandfrei aufzeigt, was in der Havok-Engine noch drinsteckt. Mehr nicht.
Richtig schade, bestünde die Krux mit der Langzeitmotivation nicht, hätte ich ST weiterempfohlen.
Doch frage ich mich ernsthaft, wozu ich das Spiel noch starten soll, wenn es sowieso nicht motiviert.
Ich danke jedem, der sich die Zeit genommen hat, diesen Brocken zu lesen und hoffe, bei der Kaufentscheidung geholfen zu haben.
Pro:
-Fabelhafte Physik
-Tolle Grafik
-Fordernder Schwierigkeitsgrad
-Passender Sound
-Umfangreiche Mod-Unterstützung
-Mit Pad spielbar
-Schickes Handbuch
-Multiplayer ...
Contra:
-... der jedoch fehlerbehaftet ist
-Fehlende oder mangelnde Erklärungen
-Keine Langzeitmotivation
-Errungenschaften als einzige Belohnung
-Geringer Umfang
-Grottige Kamera
-Z. T. fummelige Bedienung
-Fragwürdiger Nutzen einzelner Fahrzeuge
-Manche fiese Bugs (Winden-Bug!)