
Teufelsgreis hat geschrieben:Prey hat definitiv den audiovisuell und erzählerisch stärksten Einstieg der Videospielgeschichte.
a) Um zu verstehen, was das Spiel vermitteln will, muss man einigermaßen im Geschichtsunterricht aufgepasst haben. Hier eine Kurzversion: Indianer sind nicht die furchtlosen, wilden Kriegergötter, wie sie in den Western dargestellt werden, sondern waren ein traditionsreiches Naturvolk, das im Einklang mit der Natur lebte und seine eigene Mythologie hatte ( Mutter Erde, Namensgebung, etc. ). Das ging so weit, dass die Indianer das erlegte Tier nicht einfach nur aßen, sondern alles, vom Fell bis zum Knochen wiederverarbeitet hatten, was im krassen Gegensatz zu der maßlosen Ausbeutung der natürlichen Resourcen unserer westlichen Zivilisationen steht. Indianer haben nur so viel gejagt, wie sie zum Überleben benötigten und haben somit auf ein natürliches Gleichgewicht geachtet!
b.) Es ist schade, dass die Europäer einem solchen Volk das Land genommen und sie bis zum heutigen Tag in Reservate verdrängt / abgestellt haben; ohne Bildung und somit ohne Perspektiven. Klar, dass desillusionierte Menschen in so einer Situation oft zum Alkohol greifen, ein statistisch großes Problem in den Indianerreservaten von heute!
c.) Und hier beginnt das Spiel, in einer Bar im Niemandsland (Stichwort Alkohol). Wir sehen Tommy, der diesem Teufelskreis entkommen und mit seiner heimlichen Flamme Jen eine neue Existenz aufbauen will. Er träumt den amerikanischen Traum, "from rags to riches", vom Tellerwäscher zum Millionär. Dies zeigt auch seine Kleidung, eine Bikerlederjacke, die an einen freiheitsliebenden, amerikanischen Biker erinnert, der auf seiner brachialen Harley, die Luft der Freiheit einatmen will. Er steht von daher im krassen Gegensatz zu Jen, die ihre Wurzeln nicht verleumden und das Reservat auch nicht verlassen will. Außerdem pocht sein traditionsverliebter Großvater darauf, dass in dieser Nacht etwas "Großes" passieren wird. Was dann geschieht, sollte ja bekannt sein!
d.) Tommy verwandelt sich, er vollzieht eine Metamorphose, er wird geläutert, die Katharsis setzt ein. Ein wichtiges Kulturgut der Indianer waren nämlich die Traumwelten der Medizinmänner und Schamanen ( die übrigens im Spiel auch von den Außerirdischen attackiert werden! siehe Geschehnisse der Neuzeit, Kolumbus und Konsorten ), die Tommy im Laufe des Spiels auch betreten wird. Am Ende, welches von Verlust der geliebten Personen geprägt ist, hat Tommy nämlich eine Option, die viel mehr wert ist, als das ganze Geld und somit die Unabhängigkeit, von der er doch geträumt hat, nämlich die Allmacht über das gesamte Universum, die er aber für die indianische Kultur aufgibt. An dieser Stelle trägt das Spiel irgendwie zu dick auf, er wird am Ende zu einem indianischen Weltraumsöldner, der auf Erden aufgrund von gesellschaftspolitischen Gründen keine Perspektiven mehr hat, aber in "PREY 2" Aliens mit mächtigen Waffen und seinem Bogen brutzeln darf. Ich freu mich aber drauf!!!!
In diesem Sinne
Teufelsgreis hat geschrieben:Jörg bringt es auf den Punkt. 4Players bewertet subjektiv analytisch, sie wollen das Gefühl beschreiben, dass sich beim Spielen aus ihrer Sicht einstellt oder nicht, unabhängig von den Vorlieben eines Dritten. Das ist einfach nur verdammt ehrlich. Es darf nicht anders sein, weil wir eben ganz individuell sind. Durchschnittswertungen sind einfach nur Gleichmacherei.4P|T@xtchef hat geschrieben:Uns interessiert nicht der Leser, nicht der Käufer, nicht der Hersteller, sondern nur dieses Gefühl, das sich beim Zocken einstellt. Und manchmal ist das eben deckungsgleich mit dem des Lesers, Käufers und Herstellers.
Letzten Endes ist es egal, in welcher Form eine Wertung abgegeben wird. Die Entscheidung, ob ein Spiel gefällt und gekauft wird, sollte beim Spieler selbst liegen.
Was mich nervt, ist die ewige Diskussion, um die Bewertungskriterien. Ein Review ist ein Anhaltspunkt, mehr aber nicht. Am Ende des Tages muss ich eine Sache selbst ausprobiert haben, um festzustellen, ob ich etwas toll oder schlecht finde. Macht euch also frei von diesen Reviews und dem internationalen Durchschnitt. Ihr seid doch alles leidenschaftliche Gamer!? Also spielt, prüft, testet, entscheidet.
Jörg hat deutlich geschrieben, dass es bedenkenswert ist, dass der internationale Durchschnitt so einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten hat. Und hier liegt die Gefahr: Wenn Spieler nur auf die Reviews und nicht mehr auf ihr Gefühl setzen, lassen sich allzu leicht von Dritten manipulieren!
Teufelsgreis hat geschrieben:"Real Teachers teach real things" hat KRS-one auf dem D.I.T.C.-Klassiker "Drop it heavy" gespittet. http://www.youtube.com/watch?v=HsDDPnDUkrc und wird seit Jahren von der breiten Masse ignoriert und als "too preachy" abgestempelt. So bleibt ihm nur die Flucht an die amerikanischen Universitäten, wo er Seminare über Geschichte halten darf. In einem Interview hat er unlängst verlangt, dass die Hip-Hop-Szene mehr Menschen aus höheren, gebildeteren Schichten braucht, um etwas bewegen zu können, so wie es auch Talib Kweli auf dem "Reflection Eternal"-Klassiker "Move Something" gefordert hat. http://www.youtube.com/watch?v=3vubmrYmLuc
Wo bewegen wir uns hin? Damit meine ich nicht, was nach dem Tod mit uns passiert, sondern in welche Richtung wir unsere Zukunft steuern.....Weltwirtschaftskrise, Tsunamis, Schulattentate, Globale Erderwärmung, exotische giftige Insekten in Deutschland....hmm Ein solches Bild zeichnet auch Ill Bill in "American History X" über die Gesellschaft in den Staaten. http://www.youtube.com/watch?v=h1LbM34pgxM
Ich zitiere: "I seen spoiled kids murder they parents with shotguns, poor kids from the hood sellin they mom's drugs; A lost generation of fools Without a clear destination, no guidance, no rules, no education and the older generation's no better, matter of fact they worse they oughta know better!" oder zum Nahostkonflikt:"These greedy motherfuckers trade blood for oil, an American graveyard on another man's soil". Die Independent-Hip-Hop-Szene hat diese Missstände erkannt und warnt eindringlich vor Egoismus, Geldgier und Neid und ruft auf, das eigene Verhalten zu überdenken, denn "It's not where you from, it's where you at". Man kann nicht die Welt an sich verändern, aber man kann mit sich selbst anfangen! Irgendwie erinnert mich das ganze an die Flower-Power-Bewegung der 70er Jahre, "Make Love, not war". Fast schon melancholisch kommentiert Akrobatik die aktuelle Situation in dem Song "Remind my Soul" http://www.youtube.com/watch?v=JKMzYoEzrp0 mit der Zeile: "I met up with this dread, said "Peace, Respect" to set respect and not seen THAT around here yet", aber gibt uns zu verstehen, dass er den Glauben noch nicht aufgegeben hat: "The time we were great before the self hate, Wait, we still great" Natürlich bezieht er dies vor allem auf die afroamerikanische Gesellschaft, aber Hip-Hop ist an sich "colorblind"; es gibt hervorragende, anerkannte Künstler unterschiedlichster Herkunft. Es ist schon komisch, dass aus der Sicht der breiten Masse in eine vom Gangstaimage geprägte Jugendkultur Religion Einzug nimmt. Künstler wie Theory Hazit, Braille, T-Bone, Elohim Marino, Dead Prez, Wes Felton oder Mr. J. Medeiros stehen in ihren Texten zu ihrem Glauben, ohne diesen aber unbedingt dem Hörer aufdrücken zu müssen. Aber die Quintessenz bringt Gift of Gab in "Way of the light" http://www.youtube.com/watch?v=s43RhtFR93Q zum Ausdruck: "Wake up from ya slumber my children it's all lies, Money just like everything else, it all dies, itself is lost and it's still, "Can I get a dime sack?" To help me focus on wealth, not material wealth 'cause true wealth resides deep inside!" Das wichtigste Statement zum ganzen Bling-Bling-Getue, der das Radio übernommen hat, macht er aber mit diesen Zeilen:"Cultivating image instead of the great soul; cultivate an image but it was all for show....Millions of dollars does not a mortal make whole". Man könnte annehmen, dass sich unsere Jugend in einer Art "Schlafwandel" befindet, wobei ihnen das Narkosemittel durch das Radio, PC und TV täglich injeziert wird, siehe auch One Be lo's "Sleepwalking" http://www.youtube.com/watch?v=pOuS1B9oIDA
Natürlich kann "Religion" nicht der Heilsbringer aus der aktuellen Lage sein, wenn man sie falsch interpretiert, was De la soul in ihrem Song "Held down" so eindringlich in die Köpfe der Hörer hämmern: "And when I'm watchin the news, and my daughter walks in and choose to ask, "Why were all those people on the floor sleepin, covered in red?" I told her that they were lookin for God, but found religion instead".
Aber ich denke, dass der christliche / religiöse Verhaltenskodex, der Nächstenliebe, Respekt, Aufopferunsbereitschaft und Ehrfurcht beinhalten sollte, ein Ausweg sein könnte, wenn wir ihn alle "leben" würden... aber es beginnt eben mit dir. Und wenn du danach lebst, dann sag es auch den anderen.
Letzten Endes will ich euch nicht vom "Party machen" abhalten oder "too preachy" rüberkommen, aber ich hoffe, dass ich mit diesen Zeilen dem ein oder anderen Leser vielleicht ein wenig die Augen geöffnet habe, denn ich halte es wie Zion I & Grouch in dem Song "Bad Lands" http://www.youtube.com/watch?v=NIxCsMXCxlw Sayin' trendy shit like “yes sir” and “ye ye” like it's the only thing you know - Yeah, that shit is fun but don't let it be the only thing you know" und mache mir und euch allen vielleicht mit diesem Zitat das größte Kompliment, das ich euch jemals machen könnte: "I'm divine and if no one ever told you you were, well you ARE!!!!!!!!!!!!!!!!!"
Peace!
Teufelsgreis hat geschrieben:Wir brauchen keine neue Peripherie, sondern wir brauchen Geschichten mit Akteuren, die Emotionen auslösen!
Ich hab auch schon einige Ideen.
Ich programmiere gerade mit der UT3-Engine ein Antikriegsspiel. Es erzählt die Geschichte eines schwächlichen Jungens namens Dieter, der in der Schule gemobbt wird und sich deswegen entscheidet, zur Armee zu gehen und als Held in seine Heimat zurückzukehren, um es allen zu beweisen.... um diese Tragik und Dieters Trauer zu verdeutlichen, darf man aus der Sicht eines Klassenkameraden Dieter in diversen Minispielen in den Bauch boxen, seine Essenstüte klauen und seine Schnürsenkel zusammenbinden. Jedenfalls wird Dieter eingezogen, in diversen Leveln macht er Zielübungen, stemmt Gewichte oder verkloppt in der Bar regelmäßig Pazifisten.... Cutscenes erzählen von seinen Träumen, in denen er als strahlender Held hunderte von Soldaten wie Rambo ( diesmal interaktiv!!! ) niedermäht.... In seinem Wahn verliert er sich selbst, er wird Alkoholiker und vernachlässigt seine Freundin.... in einem weiteren Level darf man in die Rolle seines besten Freundes schlüpfen und wie schon im Coffeemod geschehen, Dieters Freundin heimlich "knallen", was Dieter aber herausfindet und somit seinen besten Freund als Endgegner serviert bekommt..... all dies und weitere Details, die ich aus Copyrightgründen nicht weiter erläutern darf ( P.R.-Managerin schaltet sich gerade ein..... ) werden ca. 30 Stunden Spielzeit mit sich bringen....
Aber ich will euch das Ende erzählen.... es ist soweit, Dieter darf in den Krieg ziehen, er wird mit einem Kampfhubschrauber ins Kriegsgebiet eingeflogen und wird beim Aussteigen vom einem Sniper in den Rücken geschoßen, was einen sofortigen Tod nach sich zieht..... ein blutrotes "Scheiße wars" erscheint auf dem Bildschirm und der Endscroller gleitet über den Screen....
Teufelsgreis hat geschrieben:Fragt ihr euch nicht auch, warum sich niemand in der Redaktion traut, den Text in einem Videofazit zu sprechen?
Meine These:
Die Männer bei 4Players sind alle Gesangskastraten:
http://209.85.129.132/search?q=cache:me ... clnk&gl=de
Übrigens singt Luibl höchstpersönlich den chinesischen Klassiker: "Schnipp din Dong" zu Beginn des Videos.
http://www.4players.de/4players.php/tvp ... index.html