Cheats: die Kultur des Schummelns

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johndoe-freename-80028
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Beitrag von johndoe-freename-80028 »

Hallo zusammen,

also eines \"nervt\" mich in den Kommentaren schon seit geraumer Zeit: Egal welcher Artikel momentan am Start ist, immer melden sich \"Spielejournalisten\" oder nur sogenannte (der Textchef ist natürlich ausgeschlossen) und Gamer zu Wort mit der Kritik an \"übertriebener\" oder sogar \"aufgeblasener\" Wissenschaftssprache. Das ist in diesem Forum ein dermaßen abgegriffenes Pauschalurteil geworden, dass es als Kritik an Wissenschaft allgemein fast immer zutrifft, wie auch punktuell falsch ist.

Natürlich weicht Wissenschaft sprachlich von den - scheinbar gewünschten? - Prozentwertungen und Kaufgutachten a la Gamestar und übrigen Magazinen ab. Diese Sprache ist nicht \"konsumerfreundlich\" und muss es als Fachsprache auch nicht sein. Natürlich grenzt sie damit alle diejenigen aus, die sich ihrer Sprache nicht bemächtigen können oder wollen.
Und nein, es lässt sich eben nicht alles \"viel einfacher ausdrücken\", weil sich Wissenschaft eben auch auf vorgängige Texte und Theorien beziehen muss, um anschlussfähig zu sein. Striche man (vorsicht Konjunktiv, zu schwierig für Leser, erreicht niemanden) die sprachlichen Theoriebezüge, handelte es sich eben einfach \"nur\" um eigene Meinung.

Wenn ich wiederum im üblichen Spielejournalismus alles zusammen striche, was sprachlich \"aufgeblasen\" oder \"überflüssig\" erscheint, etwa die üblichen Film- und TV-Referenzen (entschuldigt \"-Bezüge\", nein \"-Anspielungen\", quatsch \"-Dingens\", ne, ihr wisst schon, kapiert?), total lockeren Einstiege aus dem Alltag, subjektive Wertungen, Lobhudeleien, Schleichwerbung, Erwähnungen der Developer, Vertreiber (der \"Macher von\"), was liebe übrig?

Womit wir beim zweiten Vorurteil in diesem Forum sind: Wissenschaftliche Texte müssen etwas bahnbrechend Neues erschliessen, sonst sind sie aufgeblasen. Das ist ein noch furchtbareres Missverständnis der (essayistischen) Texte hier wie auch der Wissenschaft im allgemeinen. Ob in Natur- oder Geisteswiss., sog. Grundlagenforschung ist eher ein marginaler(oops \"geringer\", äh, \"wenigererer\") Bereich von Wissenschaft.
Zudem ist es nahezu unmöglich auf einem derart weit differenzierten Gebiet wie der Spielkultur etwas zu schreiben, das für alle \"neu\" wäre. Keine Frage, es gibt immer Menschen, die schon informiert sind und solche, die immer schon alles gewusst haben und dazu natürlich viel besser. Auch damit müssen wissenschaftliche wie nicht-wissenschaftliche Journalisten leben und sie tun es täglich.

Ich weiss nicht, ob manche der hier vertretenen \"Spielejournalisten\" und übrigen Kritiker letztlich an einer zu arroganter Haltung gegenüber Lesern leiden - die verstehen nämlich viel mehr, als deren CvD und Vorstand den Redakteuren täglich eintrichtert - oder an zu hohen Ansprüchen gegenüber Wissenschaft, in der nur selten das Rad neu erfunden wird oder der Stein der Weisen entdeckt?

Was mich an der Kritik zudem wundert: Die Artikel in der Spielkultur sind im Grundternor essayistisch. Das macht sie nicht automatisch interessant, rückt sie aber recht weit ab von reinem Wissenschaftsdiskurs (das müsst ihr jetzt nachschlagen - ätsch!) und ich begrüße solche Zwischenformen. 4players sollte sich ihren Vorstoß nicht zu sehr beneiden lassen.

Wer dennoch bei seiner \"kritischen\" Ansicht bleibt, sei hiermit herzlich eingeladen, den Test selbst zu machen und einen beliebigen Beitrag mal in einen Text umzuschreiben, den er/sie für einen sprachlich korrekten hält. Diese Probe fänd\' ich anstelle der Pauschalurteile mal erfrischend.

So, genug Luft gemacht.
Mit besten Ostergrüßen,

nick
Sifo-Dyas
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Naja...

Beitrag von Sifo-Dyas »

...dummerweise ist der Fallstrick in dem sich deine Argumentation verfängt, daß sie selber doch auch nichts weiter darstellt als eine polemische Pauschalisierung (alberne Alliteration, ich weiß) - eben nur auf ein anderes Ziel gerichtet. Warum also anprangern, was du selber gerne zu praktizieren scheinst?

Dazu hättest du weisgott nicht so weit auszuholen brauchen. Ich fasse mal zusammen:

Es gibt Leute denen gefällt der Stil mancher Artikel nicht (Behauptung: Durchaus interessanter Inhalt, jedoch unnötig aufgebläht), und das wiederum gefällt dir nicht.
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Clint
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Beitrag von Clint »

Eine kleine Klarstellung zur Kritik an den Artikeln:

Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht verwehren, dass manche Autoren nur zeigen wollen, dass sie viele Fachbegriffe kennen. Genauso verhält es sich bei dem vorliegenden Text. Die Aussage dahinter ließe sich wohl in wenigen Sätzen zusammenfassen.

Gut man könnte auch noch anmerken, dass es nicht sehr sinnvoll ist einen Artikel mit so vielen (wahrscheinlich) Sozialtheoretischen Begriffen vollzustopfen, dass eh nur ein geringer Prozentsatz der Leser auf so einer Gaming-Seite fast jeden Begriff sofort richtig versteht. Aber das ist eher eine Frage der Zielgruppe und fällt somit auch in die Verantwortung der Redakteure von 4Players.

Aber gut, man muss die Texte ja nicht lesen, wenn man nicht will. :)
johndoe-freename-80028
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interessant...

Beitrag von johndoe-freename-80028 »

wer sich angesprochen fühlt.

@Sifo-Dyas: Und dummerweise gibt es auch keine \"Fallstricke\" in meiner Argumentation, ebenso wenig ist sie polemisch pauschal, sondern nur deine etwas lahme Retourkutsche. Aber mal inhaltlich zur Klärung: Das Ausholen war wichtig, weil sich in manchen Postings zeigt, dass die Kritik nicht untermauert ist, sondern letztlich ein tatsächliches Pauschalurteil des Postenden auf Grundlage des persönlichen Sprachgefühls und der Ablehnung wissenschaftlicher Ansätze allgemein darstellt. Und das nervt, wenn ansonsten nicht weiter inhaltlich kritisiert wird. Das würde nämlich mal weiterbringen. Aber dazu muss man von der Oberfläche abgehen und den eigenen Gehirnschmalz bemühen.
Du magst ja alles relativieren und auf den persönlichen Geschmack reduzieren wollen - das ist ja inzwischen üblich geworden, statt Kritik argumentativ zu begegnen -, aber wen bringt das weiter? Führt das etwa zu besseren Artikeln? Der Nachweis, es liesse sich alles einfacher ausdrücken ist noch nicht erbracht worden. Wo ist also dein Punkt?
Vermutlich kommt jetzt der obligatorische Hinweis, es gäbe keine Objektivität. Immer schön oberflächlich und rhetorisch bleiben, nicht wahr?

@ amayr: Ja, stimmt, es gibt rhetorisch aufgeblähte Artikel und es gibt umständliche Formulierungen, die vielleicht ungewollt, Fachidiotie oder nur mangelhaftes Ausdrucksvermögen sind. Aber nicht nur wissenschaftliche, die aber im Forum (nicht nur hier) immer mit demselben negativen Vorwurf der \"Fachsprache\" oder der Selbstbeweihräucherung bedacht werden. Ich frage mich: Ist es schick oder Neid, dauernd Intellektuellenschelte zu betreiben? Ich sage nicht, dass DU sie betreibst - um Missverständnissen vorzubeugen.
Zumal: Der Vorwurf endet in den meisten Fällen damit, dass der Text das eigene Sprachgefühl nicht trifft, aber inhaltlich gibt es doch kaum Auseinandersetzung. Die Reflexhaftigkeit dieser Vorwürfe in Ermangelung inhaltlicher Auseinandersetzung erweckt den Eindruck, als hätte der ein oder andere den Text nicht verstanden oder verstehen wollen. Vielleicht polarisieren die Artikel auch nicht stark genug, um ausführliche Stellungnahmen zu bringen? Das fände ich mal einen gelungenen Kritikpunkt, aber bitte nicht immer die Abwehr \"zu wissenschaftlich\".

Darüber hinaus: Das Schreiben jedweder Art muss seine Berechtigung nicht daran messen lassen, ob es für eine möglichst große Gruppe \"sinnvoll\" ist. Ich denke, meine Einstellung und Auffassung von Wissenschaft habe ich im Posting zuvor schon angerissen und gebe zu Bedenken: Mit ähnlicher Argumentation existierten vermutlich 90 % aller Websites nicht mehr und für den Printmarkt sehe ich da auch schwarz.
Ich stimme dir zu: In diesen Fällen hat der Textchef entschieden, dass sie sinnvoll sind, ob und welchen Sinn die Texte darüber hinaus \"machen\", wird die wissenschaftliche Community entscheiden.

Auf eine inhaltliche Debatte!

Beste Grüße,
nick
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Clint
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Beitrag von Clint »

@nickname101:
Ein kleiner Einwurf zu Deinem an Sifo-Dyas gerichteten Test ist noch angebracht (auch auf diesen Text bezogen).
Du schreibst, dass nicht inhaltlich kritisiert wird, sondern nur an der Sprache rumgemeckert wird. Das is ja auch ein Problem, nicht jeder kennt immer die genaue Bedeutung der im Text verwendeten Begriffe. Wenn ich also nicht relativ aufwendige Recherchen anstelle, dann fällt es mir manchmal nicht leicht da mitzudiskutieren, außer ich bin zufällig auch (wie hier im sozialtheoretischen Bereich) in der Materie drin. Genau dann behindert eine übertrieben mit Fachbegriffen überfrachtete Ausdrucksweise den Dialog.

Ich bin ja auch naturwissenschaftler, ich weiß also wie man abstrahiert und die Realität auf Begrifflichkeiten und Modelle abbildet, aber mir scheint das manchmal einfach überflüssig und mehr eine Spielerei. Und grade bei diesem Artikel stellt sich mir halt die Sinnfrage. :) Gerade ein Verhaltensmuster wie das \"Cheaten\" wissenschaftlich so zu erfassen, wie es hier erfolgt, ist doch eher fragwürdig.

Ansonsten finde ich Deine Ausführungen sehr interessant und kann Dir nur zustimmen.
Sifo-Dyas
Beiträge: 257
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Mode und ihre Verwirrungen

Beitrag von Sifo-Dyas »

@nickname101
Ich frage mich: Ist es schick oder Neid, dauernd Intellektuellenschelte zu betreiben?
Ich will es mal so ausdrücken: Ist es denn schicker, sich über Menschen zu muckieren, die einfachere Formulierungen bevorzugen (soviel auch zum Thema, dein Artikel enthalte keinerlei Polemik oder Pauschalisierungen)?

Außerdem macht allein die ´´Fähigkeit´´ keine Nachschlagewerke benutzen zu müssen (oder die bloße Meinung, man müsse das nicht mehr), jemanden noch lange nicht zu einem Intellektuellen - mal ganz davon abgesehen, daß einem dadurch auch kein Halbgott-Status zuteil wird.

Ich begreife auch nicht, was das Gepoche auf eine Inhaltsbezogene Debatte soll. Es ging bei der vorangegangenen Kritik ja nicht um Inhalte, sondern im Wesentlichen um die Form.

Angesprochen habe ich mich im Übrigen auch nicht gefühlt, ich persönlich finde den Artikel garnicht schlecht (auch wenn ich inhaltlich nicht Allem zustimme), kann aber verstehen wenn der Ein- oder Andere von dir als ´´Intelektuellen-Hasser´´ verschiehene Durchschnittsleser sich einen etwas anderen Stil gewünscht hätte.

Mich hat einfach nur gestört, daß du dich im Grunde über den Ton der Kritik anderer ereiferst, dann aber selbst in jedem zweiten Satz irgend eine dümmliche Polemik einbauen mußtest (und das wohlgemerkt in deinem ersten Posting). Vor deinem rethorisch nett verpackten Troll-Posting schien mir das Diskussions-Klima bei weitem angenehmer.

So das war jetzt aber auch meine letzte ´´Retourkutsche´´, ich wünsche dir ein schönes Wochenende und hoffe du nimmst meine Worte mal als Anlaß, dein erstes Posting nochmal in Ruhe durchzulesen und zu überdenken, ob du dich nicht vielleicht doch ein wenig im Ton vergriffen hast.
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FreshG
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Beitrag von FreshG »

Ich finde das einzige Game wo man Cheaten "darf" ist GTA, WENN man es vorher schon einmal ohne Cheats durchgezockt hat. So mach ich das zumindest mit z.B. GTA IV. Ich habs durchgezock und danach nomma mit Cheats :wink: