Wulgaru hat geschrieben:
Positiv
Wow. Damit widersprichst du eigentlich in wirklich sämtlichen Punkten dem, was ich gestern im Kino erlebt habe.
Viele hatten Quantum of Solace zerrissen weil es kein echter "Bond" war, sondern mehr "Bourne"-Action anstatt eine anständige Story und tolle Schauplätze bot. Das mag alles zutreffen, doch vom reinen Unterhaltungswert her, wird Spectre sogar von Quantum überholt.
Der Prolog in Mexico ist super, den hab ich sofort gefühlt. Als Einstieg mit der typischen Actionsequenz super geeignet und vor allem richtig toll inszeniert. Die one-shot-Aufnahme zu Beginn gehörte für mich klar zu den Highlights des ganzen Films. Doch gleich nach dem Prolog fingen die Probleme für mich schon an:
- Der Vorspann ist in meinen Augen einer der schlechtesten aller Teile. Ich hoffte, Sam Smiths "Writings on the wall" könnte im Kino seine erhoffte Wirkung entfalten, aber ich empfand den Titel auch dort zum gähnen langweilig, auch passend zum Vorspann. Er war für mich zu langsam inszeniert, zu langatmig, uninteressant in seiner Farbgestaltung und hat einfach kein Bond-Feeling verbreitet. "Skyfall" war auch eine Ballade, aber eine richtig gute.
- Abgesehen vom Prolog empfand ich so ziemlich jede Actionszene als unaufregend. Die nächtliche Verfolgungsjagd gehörte da noch zu den besseren Optionen, während die ausgedehnte Prügelei immerhin unterhaltsam war.
- Schauplätze versprühten zu wenig exotisches Flair und sind ein klarer Rückschritt gegenüber Skyfall, der wiederum einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hatte.
- Waltz als Bösewicht. Ich war dermassen gespannt auf seinen Auftritt, die Erwartungen richtig hoch - natürlich musste die Ernüchterung kommen. Er wirkte als Hans Landa aufgrund seines Auftretens bedrohlich und gefährlich, in "Spectre" eher bemüht. Vielleicht bin ich seiner Darstellungen langsam ein wenig müde, aber er machte auf mich nicht eine Sekunde lang den Eindruck, erhaben zu sein. Auch hier in meinen Augen ein Rückschritt gegenüber "Skyfall".
- Zu guter letzt die Story. Damit mühen sich die Bond Filme irgendwie schon länger ab, etwas wirklich tolles kommt selten mehr bei raus und das trifft auch auf "Spectre" zu. Die geschlagene Brücke zu den Anfängen wirkt extrem konstruiert und krampfhaft. Wieso hat man die Geschichte um Spectre nicht einfach versucht
neu aufzuziehen, wenn man "Casino Royale" sowieso als eine Art Reboot verstanden hatte? Wieso diese Verknüpfung zu alten Teilen herstellen? Ich empfinde es einfach jeweils als unpassend, wenn Bond Charaktere von früher trifft, aus einer Zeit in der die Filme noch ganz anders waren und auch die Technologie rustikaler war. Das passt für mich einfach nicht zusammen.
Es gab auch in vorangegangenen Teilen wiederkehrende Charaktere und das war in Ordnung - aber man ging selten soweit, als dass man die Filme wirklich miteinander verknüpfte und eine grössere zusammenhängende Story daraus zu spinnen versuchte. Jeder Teil stand für sich alleine und genau so sollte es in meinen Augen auch sein. Diese ganze Verknüpfung (inkl. Referenzen im Vorspann); das ist einfach nicht Bond.
Mit "Skyfall" gelang Mendes ein guter Einstieg in ein ihm fremdes Genre, mit "Spectre" zeigt er, dass dies mehr ein Glücksgriff war. Action inszenieren kann der gute Mann leider noch immer nicht so richtig, sieht man einmal vom Prolog ab. Für mich als Ganzes ein grosser Rückschritt in der Craig-Reihe, selbst im Vergleich zu "Quantum". Dieser war zwar mehr 08/15 Actionfilm, aber unterhielt mich letztendlich besser. "Spectre" kam mir nicht nur lang, sondern auch langatmig und uninteressant vor. Für mich leider die Enttäuschung des Jahres und ich hoffe nächstes Mal nicht nur auf einen tollen Regisseur, sondern langsam aber sicher auch auf einen neuen Darsteller.
-> 6/10