Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

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Nanimonai
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

Falric hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben:Merke: Wikipedia-Artikel gelten nur dann als seriöse Quelle, wenn sie die eigene Meinung unterstützen.
Das kam man eigentlich auch zu allen Studien sagen.
Nein, kann man nicht. Wissenschaft ist Falsifikation, nicht Verifikation. Studien suchen nicht nach der Bestätigung der eigenen Meinung, sondern immer nach der Widerlegung. Wird diese nicht gefunden, gilt die eigene Meinung (sprich These) nach wissenschaftlichen Maßstäben vorerst als gesicherte Annahme.

Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was Du geschrieben hast.
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SethSteiner
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von SethSteiner »

Abe81 hat geschrieben:1. Beispiele sind per Definition aus dem Zusammenhang gerissen, sie sollen pars pro toto stehen. Die Tatsache, dass Spiele in einem bestimmten Milieu herumrennen, in denen Frauen nur aus Titten bestehen (z.B. Bordelle, archaische Stammengemeinschaften etc.) erklärt nicht, warum primär solche Szenarien als Folie für die Spielekonzeption dienen...
Ein Beispiel kann natürlich aus dem Zusammenhang gerissen werden aber das muss auch passen. Wenn ich jetzt aber ein Problem anspreche wie hier, darf der Kontext nicht unterschlagen werden. Bordelle und Co. sind nun Mal ein authentischer Teil des Milieus und sind ja nur ein Teil des gesamten Spielkonzepts und nicht die Folie, auf die das beruht.
2. Nö. Das ist mangelndes Verständnis für das Argument. Das lässt sich nur vor der Achse Aktivität-Passivität verstehen.
Vermutlich, ich habe keine Ahnung was für eine Achse das ist. Das Argument sieht für mich jedenfalls nicht existent aus. Wenn in einem Spiel gegen alles Gewalt ausgeübt werden kann und man sich dann auf Gewalt gegen Frauen versteift, ist das hirnrissig.
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mr archer
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von mr archer »

Abe81 hat geschrieben: Die Tatsache, dass Spiele in einem bestimmten Milieu herumrennen, in denen Frauen nur aus Titten bestehen (z.B. Bordelle, archaische Stammengemeinschaften etc.) erklärt nicht, warum primär solche Szenarien als Folie für die Spielekonzeption dienen...
Das wurde hier auf den letzten Seiten bereits verschiedentlich gesagt: ein beträchtlicher Anteil von Videospielen, vor allem was das Actionsegement betrifft, spielt der Erzählung nach in Settings der Pulp- und Trash-Kultur. Innerhalb dieser Erzähl-Gattungen sind Prostitution und die Orte und Stadtteile, in denen sie vor sich geht, Standart, gehören also dazu. Wie eben die Saloon-Szene zum Western.

Wenn man dies kritisieren will, muss man die entsprechenden Spielszenarien generell kritisieren und konsequenterweise ablehnen. Das tut sie aber nicht.
Abe81
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Abe81 »

SethSteiner hat geschrieben:Ein Beispiel kann natürlich aus dem Zusammenhang gerissen werden aber das muss auch passen. Wenn ich jetzt aber ein Problem anspreche wie hier, darf der Kontext nicht unterschlagen werden. Bordelle und Co. sind nun Mal ein authentischer Teil des Milieus und sind ja nur ein Teil des gesamten Spielkonzepts und nicht die Folie, auf die das beruht.
Siehe oben: Was bei diesem vermeintlichen Gegenargument nämlich unterschlagen wird, ist der ganze Kontext der Argumentation. Da wird das Beispiel mit GTA ja völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Der Kontext ist ja nicht "Spielefiguren in GTA", sondern warum die Standardfolie der absoluten Mehrheit aller Spiele diesem Muster folgt. Das ist nun wirklich nicht schwer zu verstehen, aber das Unverständnis beruht ja nicht auf der mangelnden intellektuellen Fähigkeit, sondern an der Abwehr gegen die Zumutung, die diese Erkenntnis nach sich zöge. Sich da nämlich im Beispiel zu verlieren, um aufzuzeigen, dass das innerhalb dieser Spielewelt Sinn ergibt, ist zu konkretistisch gedacht und soll verhindern, sich mit dem Verhältnis auseinandersetzt, das dazu führt, dass eben Spiele genau so aussehen, wie sie es tun.
SethSteiner hat geschrieben:Vermutlich, ich habe keine Ahnung was für eine Achse das ist.
Das kann man so stehen lassen.
Abe81
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Abe81 »

mr archer hat geschrieben:
Abe81 hat geschrieben: Die Tatsache, dass Spiele in einem bestimmten Milieu herumrennen, in denen Frauen nur aus Titten bestehen (z.B. Bordelle, archaische Stammengemeinschaften etc.) erklärt nicht, warum primär solche Szenarien als Folie für die Spielekonzeption dienen...
Das wurde hier auf den letzten Seiten bereits verschiedentlich gesagt: ein beträchtlicher Anteil von Videospielen, vor allem was das Actionsegement betrifft, spielt der Erzählung nach in Settings der Pulp- und Trash-Kultur. Innerhalb dieser Erzähl-Gattungen sind Prostitution und die Orte und Stadtteile, in denen sie vor sich geht, Standard, gehören also dazu. Wie eben die Saloon-Szene zum Western.

Wenn man dies kritisieren will, muss man die entsprechenden Spielszenarien generell kritisieren und konsequenterweise ablehnen. Das tut sie aber nicht.
Und das war auf den letzten Seiten auch bereits falsch.

Bornierte Auffassung von Authentizität und Genre. Als ob nicht gerade bei Videospielen der Phantasie keine Grenzen gesetzt wären, Dinge so zu gestalten, wie man möchte. Und genau das machen ja auch die Spieledesigner und dabei heraus kommen dann eben solche Bilder von Weiblichkeit.

Wie kommst du darauf, die "Spielszenarien" würden nicht schlechthin kritisiert werden? Das ist ja noch ein Understatement. Videospiele werden schlechthin der Kritik unterzogen.
"Ablehnen" muss man da noch lange nichts. Wie kommt man auf solche abstrusen Ideen? Eine Position zu vertreten, heißt nicht, etwas abzulehnen oder undifferenziert zu sein oder einseitig oder dogmatisch oder oder oder.... oh boy.
Zuletzt geändert von Abe81 am 19.06.2014 14:51, insgesamt 1-mal geändert.
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mr archer
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von mr archer »

Abe81 hat geschrieben:
Wie kommst du darauf, die "Spielszenarien" würden nicht schlechthin kritisiert werden? Das ist ja noch ein Understatement. Videospiele werden schlechthin der Kritik unterzogen.
Äh, weil sie das nich tut? Link mir doch bitte mal die Sequenz in ihrem letzten Beitrag, wo sie sich generell von der praktizierten Pixelgewalt in GTA oder Silent Row distanziert.

Und nochmal:

Mein Spiel ist in einem Milieu der Halbwelt in einer westlichen Stadt angesiedelt? Dann werden in ihm auch Prostituierte auftreten, wenn ich dieses Setting ernst nehme.
Zuletzt geändert von mr archer am 19.06.2014 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
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SethSteiner
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von SethSteiner »

Die absolute Mehrheit aller Spiele enthält wohl weder passive noch aktive Gewalt gegen Frauen, geschweige denn Bordelle.
Klar ist der Verweis auf die Sinnhaftigkeit konkret(istisch?) aber.. was ist daran verkehrt? Wenn ich ein Problem diskutiere, sollten meine Beispiele auch Probleme präsentieren. Wenn ich bspw. Übersexualisierung in der Werbung kritisiere, wähle ich doch den Reperaturdienst der mit Brüsten auf sich Aufmerksam macht und nicht den neuen Victoria Secret Werbespot.

Und wenn man schon mit irgendwelchen Achsen kommt, sollte man sie erklären und es eben nicht so stehen lassen.
Falric
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Falric »

Nanimonai hat geschrieben:
Falric hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben:Merke: Wikipedia-Artikel gelten nur dann als seriöse Quelle, wenn sie die eigene Meinung unterstützen.
Das kam man eigentlich auch zu allen Studien sagen.
Nein, kann man nicht. Wissenschaft ist Falsifikation, nicht Verifikation. Studien suchen nicht nach der Bestätigung der eigenen Meinung, sondern immer nach der Widerlegung. Wird diese nicht gefunden, gilt die eigene Meinung (sprich These) nach wissenschaftlichen Maßstäben vorerst als gesicherte Annahme.

Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was Du geschrieben hast.
Ich glaube du hast mich falsch verstanden oder ich habe mich blöd ausgedrückt. Viele Leute gehen nach den Motto vor "Bestätigt die Studie meine Meinung, ist sie seriös, wenn nicht, ist sie es nicht/ unwissenschaftlich. :Hüpf:
Abe81
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Abe81 »

mr archer hat geschrieben:
Abe81 hat geschrieben:
Wie kommst du darauf, die "Spielszenarien" würden nicht schlechthin kritisiert werden? Das ist ja noch ein Understatement. Videospiele werden schlechthin der Kritik unterzogen.
Äh, weil sie das nich tut? Link mir doch bitte mal die Sequenz in ihrem letzten Beitrag, wo sie sich generell von der praktizierten Pixelgewalt in GTA oder Silent Row distanziert.
Das ist keine Distanzierung... dafür müsste man ja eine Nähe zum Gegenstand haben, ihn also affirmieren. Das gesamte Video ist eine Kritik von Geschlechterverhältnissen in Spielen schlechthin, das wird genreübergreifend postuliert.

Denkt ihr eigentlich noch nach, bevor ihr beliebige Worte aneinanderreiht (radikal, distanzieren, unwissenschaftlich etc.).
Nanimonai
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

Falric hat geschrieben: Ich glaube du hast mich falsch verstanden oder ich habe mich blöd ausgedrückt. Viele Leute gehen nach den Motto vor "Bestätigt die Studie meine Meinung, ist sie seriös, wenn nicht, ist sie es nicht/ unwissenschaftlich. :Hüpf:
Ach so, ok, sorry, das hatte ich dann tatsächlich missverstanden.
Abe81
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Abe81 »

Nanimonai hat geschrieben:Nein, kann man nicht. Wissenschaft ist Falsifikation, nicht Verifikation. Studien suchen nicht nach der Bestätigung der eigenen Meinung, sondern immer nach der Widerlegung. Wird diese nicht gefunden, gilt die eigene Meinung (sprich These) nach wissenschaftlichen Maßstäben vorerst als gesicherte Annahme.
So ein Quatsch. Das ist das methodologische Verständnis des sog. kritischen Rationalismus. Das als Wissenschaft schlechthin ausgeben zu wollen ist Ideologie: Ein Partikularinteresse als allgemeines auszugeben.
Nanimonai
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Nanimonai »

Abe81 hat geschrieben: So ein Quatsch. Das ist das methodologische Verständnis des sog. kritischen Rationalismus. Das als Wissenschaft schlechthin ausgeben zu wollen ist Ideologie: Ein Partikularinteresse als allgemeines auszugeben.
Richtig, es ist Popper oder letztlich auch Kant. Der kritische Rationalismus hat sich in der Wissenschaftstheorie weitestgehend durchgesetzt.
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mr archer
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von mr archer »

Abe81 hat geschrieben:
So ein Quatsch. Das ist das methodologische Verständnis des sog. kritischen Rationalismus. Das als Wissenschaft schlechthin ausgeben zu wollen ist Ideologie: Ein Partikularinteresse als allgemeines auszugeben.

Also ich finde kritischen Rationalismus ganz prima. Und gerade den kulturwissenschafltichen Disziplinen täte ab und an ein wenige Innehalten in dieser Hinsicht ganz gut. Ansonsten sollte man die Konsequenz besitzen, sich als Journalist zu bezeichnen. Ist nichts Ehrenrühriges dran.
Abe81
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Abe81 »

Nanimonai hat geschrieben:
Abe81 hat geschrieben: So ein Quatsch. Das ist das methodologische Verständnis des sog. kritischen Rationalismus. Das als Wissenschaft schlechthin ausgeben zu wollen ist Ideologie: Ein Partikularinteresse als allgemeines auszugeben.
Richtig, es ist Popper oder letztlich auch Kant. Der kritische Rationalismus hat sich in der Wissenschaftstheorie weitestgehend durchgesetzt.
Ja, natürlich... in der Komparistik wird falsifiziert. In der Philosophie wird falsifiziert, usw. usf. In deinem Kopf hat sich das vielleicht durchgesetzt. Aber verschone doch bitte Leute mit deiner positivistisch verklärten Auffassung von Wissenschaft. Popper, ick hör dir Trapsen.

Das was du mit Kant meinst, ist vermutlich der sogenannte Neukantianismus; würdest du dich mit Kant auskennen, wüsstest du, das eine Lesart ist und nicht einfach so "Kant". oh boy.
Abe81
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Re: Tropes vs. Women: Schmückendes Beiwerk

Beitrag von Abe81 »

mr archer hat geschrieben:Also ich finde kritischen Rationalismus ganz prima. Und gerade den kulturwissenschafltichen Disziplinen täte ab und an ein wenige Innehalten in dieser Hinsicht ganz gut. Ansonsten sollte man die Konsequenz besitzen, sich als Journalist zu bezeichnen. Ist nichts Ehrenrühriges dran.
Wenn du innehalten möchtest, kannst du ja in die Kirche gehen. Konsequenzen kann man nicht besitzen, sondern nur ziehen. Krit. Rationalismus kann man nicht prima finden, sondern nur nach den Maßstäben des zu untersuchenden Gegenstands als angemessen und unangemessen behaupten. Und wie kommt nun wieder Ehre ins spiel und wer will die verrühren? Man sollte innehalten, bevor man hier so manchen Kommentar schreibt.

Ich lehne mich wohl auch nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die meisten Leute, die hier so große Begriffe und Namen in den Mund nehmen, noch nicht eine Zeile aus der Primärlitaratur gelesen haben, sondern nur brav wiederholen, was sie von irgendwelchen Folien gelernt haben.

Das merkt man ja auch an der großen Begriffskonfusion der Apologeten der großen Wissenschaft in diesem Thread. Da hat irgend ein Juniorprof. mal schnell ein paar Folien hingeschlampt, mal ein Bild von Kant und seinem Hauptwerk in eine Folie gestopft und das mit dem Titel "Wissenschaftsgeschichte" überschrieben.