Drakensang

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Stevo78
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Re: Warum werden deutsche Spiele eigentlich immer nieder gemacht

Beitrag von Stevo78 »

elikal hat geschrieben:
Überhaupt die ach so tollen Oblivion und Witcher! Da lachen ja die Hühner! Ich fand Oblivion nur schönen Schein und inhaltlich recht hohl. Und Witcher... naja fand ich weithin auch eher ne Posse. Aber ist halt von Anderen und wird daher überall hochgejubelt.

Echt, es gibt heute so viele abgefuckte Welten, Anti-Helden und schräge Charakter, dass mal ne "normale Heldenstory" in einer "klassichen Fantasywelt" echt mal wieder ein Novum ist! Fantasy IST eben Klischee-Lastig. Ich finds einfach peinlich, wenn in Spielen alle Charaktere so unglaublich auf "freakig" und schräg getrimmt werden. Das ist ja mal lustig gewesen, als Planescape Torment noch neu war z.B. Aber mitterweile wirkt es doch arg gezwungen. Aber heute wollen ja alle ach so witzig und cool erscheinen.
:) Du sprichst mir da wirklich ein wenig aus der Seele. Ich verstehe auch nicht, warum ein heutiges Rollenspiel nur gut zu sein scheint, wenn es seine eigenen Wurzeln verleugnet. Warum dürfen gute Rollenspiele heute keine Elfen und Zwerge mehr beinhalten? Warum darf man kein geradliniger Held mehr sein? Warum darf die Sozialisation nicht typisch mittelalterlich sein? Warum darf das Rpg nicht in einem Universum statt finden, in dem Gut und Böse klar definierbar sind. Sicherlich hat das alles mit der Realität nichts zu tun! Nur ist das genau der Grund, warum ich inzwischen seit über 20 Jahren P&P Rollenspieler bin. Ich will mich in einer Welt wiederfinden, in der man genau weiß, wofür man handelt und die in seltenen aber unvergesslichen Momenten zum Träumen anregt. Ich will dieses konservative und klischeehafte. Ich will dieses altbackene und bodenständige. Damit will ich nicht bestreiten, daß ein Spiel wie Gothic mit seiner derben Ausdrucksweise in vielerlei Hinsicht herausragend war, aber eine Computersimulation eines P&P Rpgs war es sicherlich nicht.
Und "The Witcher"? Toll fand ich es ehrlich gesagt auch nicht, da gefiel mir Oblivion, trotz äußerst mangelhafter Story und fehlender Seele wegen der enormen Freiheiten schon besser. Aber das ist ja alles Geschmackssache. Ich freue mich nur, daß ich nicht alleine mit meiner Meinung dastehe, was "echte" Fantasyrollenspiele (wie DSA) in "echten" Fantasywelten (wie Aventurien) beinhalten sollten.
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arvid [I]
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Re: Warum werden deutsche Spiele eigentlich immer nieder gemacht

Beitrag von arvid [I] »

Stevo78 hat geschrieben: :) Du sprichst mir da wirklich ein wenig aus der Seele. Ich verstehe auch nicht, warum ein heutiges Rollenspiel nur gut zu sein scheint, wenn es seine eigenen Wurzeln verleugnet. Warum dürfen gute Rollenspiele heute keine Elfen und Zwerge mehr beinhalten? Warum darf man kein geradliniger Held mehr sein? Warum darf die Sozialisation nicht typisch mittelalterlich sein? Warum darf das Rpg nicht in einem Universum statt finden, in dem Gut und Böse klar definierbar sind. Sicherlich hat das alles mit der Realität nichts zu tun! Nur ist das genau der Grund, warum ich inzwischen seit über 20 Jahren P&P Rollenspieler bin. Ich will mich in einer Welt wiederfinden, in der man genau weiß, wofür man handelt und die in seltenen aber unvergesslichen Momenten zum Träumen anregt. Ich will dieses konservative und klischeehafte. Ich will dieses altbackene und bodenständige. Damit will ich nicht bestreiten, daß ein Spiel wie Gothic mit seiner derben Ausdrucksweise in vielerlei Hinsicht herausragend war, aber eine Computersimulation eines P&P Rpgs war es sicherlich nicht.
Und "The Witcher"? Toll fand ich es ehrlich gesagt auch nicht, da gefiel mir Oblivion, trotz äußerst mangelhafter Story und fehlender Seele wegen der enormen Freiheiten schon besser. Aber das ist ja alles Geschmackssache. Ich freue mich nur, daß ich nicht alleine mit meiner Meinung dastehe, was "echte" Fantasyrollenspiele (wie DSA) in "echten" Fantasywelten (wie Aventurien) beinhalten sollten.
Ich finde den Schwerpunkt mittelalterliche Welt in einem Rollenspiel wichtiger und für das Spiel glaubhafter, weil weniger bloße Kampfmaschinen als Spielcharaktere gezüchtet werden (bspw. WoW).

Bei Morrowind, Oblivion, Witcher & Co spielt man auch nach kürzester Zeit merklich zu heftige Übercharaktere. Das hat mir eine Zeit lang Spaß gemacht. Aber wird schnell fade.

Der Vorteil bei der Nordlandtriologie, die auch schon versuchte DSA-Regelwerk für den PC stimmig umzusetzen, war doch auch das eher geschichtliche Flair, die taktischen Kämpfe auf dem schachbrettartigen Iso-Schlachtfeld und die Tatsache, das der Spieler bei seinen Entscheidungen - wohin reise ich als nächstes? welcher Spur gehe ich nach? - auf die Rolle seiner Spielcharaktere innerhalb der Geschichte mehr konzentriert war, als nur auf Grafik, Ausrüstung, etc.

Meiner Meinung nach ist ein Rollenspielsystem dann für den PC gut umgesetzt, wenn zusätzliche Talente glaubhaft eingebettet werden, so dass der Spieler mehr mit dem Charakterausbau beschäftigt ist und diesen auf seine Spielweise abstimmt. 8)
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Nerix
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Re: Warum werden deutsche Spiele eigentlich immer nieder gem

Beitrag von Nerix »

Mir geht es ähnlich, auch ich fühle mich in einer mittelalterlichen, klassischen (von manchen auch als klischeehaft bezeichneten) Rollenspielwelt am wohlsten. Insbesondere wenn es dazu auch noch Rassen wie Elben, Zwerge etc. gibt.
Brakiri hat geschrieben:Düsteres Mittellalter und Biedermeier liegt anderen Ländern viel weniger im Blut als uns Deutschen, Österreichern und Schweizern.
Ob dies nun typisch deutsch ist, vermag ich nicht zu beurteilen, wenn dann vielleicht typisch europäisch, aufgrund des hiesigen Mittelalterbildes? ;)
ElWebs hat geschrieben:Was mir, unabhängig von Jörgs Kritikpunkten, aufgefallen ist, waren die sprachlichen Schwächen auf allen drei Screenshots mit einigermassen Text.
Das mag Einigen hier am A**** vorbeigehen und die Meisten werden meine strengen Maßstäbe nicht teilen, aber für mich ist die Sprache, noch vor der Grafik (solange die ein gewisses Grundniveau erreicht) Atmosphäreträger No 1. Selbst langweilige Quests können Spaß machen, wenn sie gut präsentiert werden.
Bezüglich der Wichtigkeit der sprachlichen Ausdrucksweise für die Stimmung in einem Rollenspiel stimme ich Dir voll zu. Es gibt nichts was der Atmosohäre abträglicher wäre, als irgendeine dämliche Formulierung, am besten noch mit zig Rechtschreibfehlern gespickt. Aber die Texte sind sicherlich noch nicht Final und stehen noch als Platzhalter dort. Im Entwicklertagebuch wird davon gesprochen, dass DSA-Autoren (die sicherlich rhetorisch nicht auf den Mund gefallen sind) nochmal einen Blick auf alle Texte werfen werden http://drakensang.onlinewelten.com/articles.php?id=18

Abgesehen davon muss man auch bei den ganzen Vergleichen mit anderen Spielen fair bleiben. In dieser News http://www.pcgames.de/?article_id=610422&page=3 heißt es, dass das Budget von Radon Labs 1 millionen EUR beträgt. Wenn man dies mit anderen Budgets vergleicht, und nun auch noch die Erwartungen an die Spiele, sieht man, dass Radon Labs schon unmögliches Leisten muss, um ein tolles Spiel auf die Beine zu stellen. Es ist auf alle Fälle klar, dass mit so einem Budget andere Wege als die der Konkurrenten eingeschlagen werden müssen, da man sonst nicht zum Ziel gelangt. Die Spieler interessiert natürlich im endeffekt das Endprodukt, aber ganz vergessen sollte man diesen Aspekt bei den Vergleichen wie sie angestellt wurden nicht. Deshalb hoffe ich auch, das Radon-Labs lieber in die Story und den Tiefgang investiert hat, und nicht zu viel Geld und Zeit auf technische Details verwendet hat.

Auf alle Fälle ist es ein schwieriger Grad auf dem sie wandern, um alle Bereiche gut abzudecken, dabei aber nach Möglichkeit nicht im Mittelmaß zu versinken. Ich beneide sie auf jeden Fall nicht um ihre Aufgabe, mit einem recht geringen Budget dem Druck der Fanbase ausgesetzt zu sein, die naturgemäß sehr hohe Erwartungen hat ;)

EDIT: Es gibt jetzt übrigens das Gamestar-Video mit einer 6minütigen Ingame-Vorschau zum Download unter www.drakensang.de (da unter videos, gs-Video)
johndoe-freename-103426
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Beitrag von johndoe-freename-103426 »

TGfkaTRichter hat geschrieben:@ elikal
Wo lebst du? Sieh dir bitte mal die meisten Magazin Tests von z.B. Siedler 5 (GS: 90%; Gamerankings: etwas über 60), Paraworld (Differenz auch deutlich, aber nicht so krass), Spellforce 2 oder natürlich Gothic 3 an. 4P ist eines der wenigen Magazine, dass keinen Deutschlandbonus vergibt und bei dt. Produkten jeden Kritikpunkt stillschweigend unter den Teppich fallen lässt.
Erstmal werten Magazine wie Gamespot und IGN viele nicht-amerikanischen Produkte schonmal deutlich schlechter. Das ist halt so. Die haben soviel zu tun, wenn da nicht der Publisher selbst mal vorbeikommt, mit denen ein Schwätzchen hält und bei ein paar Schwierigkeiten hilft, dann sitzt da ein Redakteur vor dem Kasten und hakt schnell sein Pflichtprogramm ab und kritzelt ein Review.

Aber andererseits sind wir trotz Gemeinsamkeiten und trotz Coca-Cola dann doch nicht alle Amerikaner. Bei uns ist Benzin und Stromsparen in, drüben bis vor kurzem noch nicht, dazu musste erst ein Österreicher Gouverneur werden. Unsere Kinofilme sehen auch anders aus als Hollywood und unsere Autoren schreiben andere Bücher mit anderen Schwerpunkten. Warum sollten unsere Computerspiele (und RPGs) da eine Ausnahme machen? Es soll nicht bewertet werden, wie das Spiel in USA ungefähr abschneidet, sondern dem Leser hierzulande eine Orientierungshilfe geben. Und wenn wir Deutsche nunmal auf Anno und Siedler stehen, das Zeug in solchen Mengen kaufen, daß sich das Franchise seit Jahrzehnten zu lohnen scheint (immerhin hat Ubisoft ziemlich Kohle dafür hingelegt), dann kann's nicht so schlecht sein. Sowas resultiert dann auch in hohen Wertungen, denn es geht nicht um intellektuelle Wertedebatten und Leistungen für den Fortschritt des Mediums, sondern wieviele Leute es potentiell anspricht. Bei 4Players mit der subjektiven Testerwertung natürlich nicht, aber es ging ja um die Gamestar-Wertungen. Prinzipiell ist mir pupsegal was ein Ami zu unseren deutschen Produkten sagt, das ist für mich in diesem speziellen Falle absolut nicht von Belang. Und deshalb kann ein deutsches Produkt in Deutschland auch bessere Wertungen bekommen als irgendwo anders. George Bush bekommt hier bei uns auch andere Noten als drüben.

Das Argument mit der Scheiße und den Fliegen ist übrigens Blödsinn. Wer sich selbst und andere Menschen mit einer Fliege vergleicht, zielt imho leicht an der Realität vorbei. Für manche Fliegen ist die Scheiße tatsächlich eine geeigneter Quell zur Sicherung des eigenen Erbgutes und somit ihre ökologische Nische. Was das aber mit dem Menschen zu tun hat und warum die Fliege ein Vorbild für uns sein könnte, entzieht sich meiner Erkenntnis.
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

Es geht nicht darum, dass dt. Spiele hier ein wenig besser bewertet werden, sondern dass sie krass überbewertet werden und das gelegentlich in einem Ausmaß, dass es für Magazine, die den Anspruch haben, eine möglichst objektive Kaufberatung zu geben, nicht entschuldbar ist.

Beispiel: Gothic 3. Unabhängig davon, wie man das Spiel jetzt findet, konnte man bei Erscheinen diesem Titel aufgrund seines Zustandes keine Wertung über 80 geben, denn einem Spiel, das regelmäßig Speicherstände zerpflügt und dazu noch eine schier unendliche Anzahl anderer Bugs aufwies, kann man keine Kaufempfehlung aussprechen und das ist eine Wertung über 80 nun einmal. Außerdem wurden sowohl in der PC Games als auch in der Gamestar auf die Bugs zwar hingewiesen, der Umfang der Fehler wurde jedoch nicht im Entferntesten rübergebracht. Statthaft wäre es gewesen, zu sagen, dass man gar keine Wertung abgibt, da das Produkt noch nicht als fertig betrachtet werden kann, oder eben aufgrund des Zustandes vom Kauf abzuraten. Beides geschah nicht.

Beispiel: Spellforce 2. In der Gamestar auf 91 getestet. Der Titel wurde in die Strategiesektion eingeordnet und dort nur minimal schlechter als Warcraft 3 und C & C Generals gewertet. Bei aller Liebe, dafür hatte Spellforce 2 bei weitem nicht die Tiefe und taktische Finesse. Ein gutes Spiel, keine Frage, aber nicht so gut.

Beispiel 3: The Fall. In der Verkaufsversion praktisch unspielbar, dennoch eine Wertung knapp über 80.

Noch Fragen?
johndoe-freename-103426
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Beitrag von johndoe-freename-103426 »

Gothic 3 war zugegeben eine mehr als unschöne Sache. Allerdings ist das imho nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Die Ausreißer wirst Du immer und überall finden, sie sind ein kritisches Merkmal, aber man kann es imho auch nicht als DAS Beispiel schlechthin darstellen. Sonst wären die Hitler-Tagebücher ja immer noch der Grund schlechthin, warum man dem Spiegel nicht trauen kann. In der Regel setzt nach solchen Extremen nämlich immer eine deutliche Gegentendenz ein. Bei Gamestar hat es The Witcher getroffen, wobei ich der Meinung bin, daß die harte Wertung in diesem Fall sogar gerecht war.
Daß der Witcher Jörgs Hardcorezocker-Seele natürlich wieder trotz aller Unzulänglichkeiten und Ladezeiten erfreuen konnte, war natürlich klar, daher auch 85er-Wertung und Award. Imho viel zu milde.

Spellforce und 91 %: In der Abenteuer-Sektion stehen auch Baldur's Gate neben Diablo und Lara Croft. Jetzt hat BG2 damals 92% bekommen und Diablo II 90%. In meinen Augen ist Diablo natürlich deutlich mehr als 2% schlechter als BG2. Aber das ist eher ein Problem der vereinheitlichten Genrebezeichnungen, nicht der Bewertung. Nur das noch weiter aufzudröseln führt dann zu einer Situation wie mit den Genrebezeichnungen im Heavy Metal. Bei unseren ganzen Genremixes sowieso nicht mehr so einfach. Gleiches Problem übrigens für Deus Ex in der Half-Life-Kategorie, oder noch früher die System-Shock-Teile.

The Fall: Gegenbeispiel Vampire: Bloodlines auf 4Players. In der Release-Version unspielbar, mit Patch 1.2 immer noch mit kapitalen Bugs behaftet, eine schlechtoptimierte, ruckelnde Engine, erforderte ungewöhnliche Systemeingriffe des Anwenders (Größe der Swapfiles ändern), vor kurzem Fanpatch 5.0 erschienen. Testwertung: 85 plus Goldaward. Leider nicht für die technische Kreativität sondern für Spielspaß.
Gerade die Beispiele Bloodlines und auch KotOR2 zeigen imho, daß amerikanische Produktionen hier streckenweise milder behandelt werden, weil sie dem subjektiven Empfinden des Testers entgegenkommen. Darf er für sich persönlich auch meinen. Nur die wirkliche Qualität ist bei diesen Spielen allerdings nicht immer wirklich besser als bei den deutschen Produkten. Hier spielt imho ebenfalls ein deutlicher Sympathiebonus rein, den manch anderes Produkt nicht erhält. Amerika ist cool (solang es nicht um Politik geht und selbst da ist Barrack Obama der lang ersehnte Messias) und Deutschland ist spießig. Deutschland muss sich mehr den amerikanischen Standards annähern. Altbekanntes Schema und gerade unsere junge Bildungselite bläst gerne in dieses Horn mit rein. Kennen wir alles, ist so alt wie der 2. Weltkrieg Jahre her ist. Nur ist das auch nicht wirklich objektiver, sondern lediglich die Aussichtsplattform gewechselt.

Was regionale Differenzen angeht, sollte man sich vll auch mal im Vergleich die japanische Videospielindustrie anschauen, wo sich Spiele teilweise wie geschnitten Brot verkaufen, die hier noch nicht mal das Licht der Welt erblicken. Deutliche Bewertungsunterschiede gibt es auch zwischen Deutschland und USA. Ich denke, die amerikanischen Magazine machen in dieser Statistikseite die überwiegende Mehrheit aus. Wenn 300 Millionen Amis brüllen, hört man sie wahrscheinlich noch ein paar Meilen weiter als die 80 Millionen Deutschen.
Zuletzt geändert von johndoe-freename-103426 am 20.03.2008 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Nerix
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Beitrag von Nerix »

Farudan hat geschrieben:Sonst wären die Hitler-Tagebücher ja immer noch der Grund schlechthin, warum man dem Spiegel nicht trauen kann.
Das war der "Stern" ;)

Ansonsten kann man denke ich nicht bestreiten, dass es einige Fehlentwicklungen in der Spielepresse gegeben hat, und teilweise auch patriotische Bewertungen abgegeben werden. Ich erinnere nur an den kritischen Herbst auf 4Players, der ein wenig Licht in das Dickicht gebracht hat.
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

@ Farudan

Das sind nur 3 Beispiele von vielen. Man hätte z.B. auch Siedler 5 und die Wertungen vieler dt. Adventures (in der GS erst später) dazu nehmen können. Dazu kommen regelmäßige Lobgesänge auf dt. Spiele, die in Vorschauen abgehalten werden (z.B. das letzte Preview von Sacred 2 in der GS).

Wie du auf Amerika kommst, kann ich nicht verstehen. Bugs in amerikanischen Spielen können kaum milder behandelt werden, als die in dt. Titeln, denn mehr als totschweigen geht eigentlich nicht. Dazu kommt, dass zumindest Kotor2 bei Release zwar alles andere als perfekt war, aber dennoch nicht annährend den Zustand von G3 oder The Fall hatte. Mit Vampire 2 hatte ich lustigerweise selbst in der Verkaufsversion kaum Probleme, mir ist aber bewusst, dass dies reines Glück war, weshalb die Wertung von Vampire 2 trotz der großen Klasse des Spiels auch nicht in Ordnung ging. Dennoch wieder alles auf Amerika zu schieben, was gerade auch ziemlich in Mode ist, ist zum einen kurzsichtig und zum anderen zu großen Teilen einfach falsch.

Zurück zu den Bugs. Gerade bei dt. Spielen und insbesondere bei dt. RPGs spielen Bugs eine wichtige und sehr beständige Rolle. Ich kann mich an kein halbwegs großes dt. RPG erinnern, dass nicht bei Release verbuggt war und ich rede jetzt nicht von Kleinigkeiten, wie einem falsch platzierten Objekt oder hin und wieder mal einem Clipping Fehler. G1 und G2 waren ziemlich verbuggt, spielbar ja, fehlerfrei jedoch kaum. Sacred war ganz schön buggy, da kamen nicht umsonst 6 Patches und ein halbes Jahr später eine SE heraus, die eigentlich nur das Spiel in seiner gepatchten Form enthielt. Über The Fall und G3 haben wir ja schon geredet. Alle diese Spiele kassierten dennoch teilweise hohe 80+ Wertungen. Ich kenne kein Gegenbeispiel für eine so zuverlässige Reihe von Fehlbewertungen. Egal aus welchem Land die Spiele auch immer kamen, sie wurden nie so sanft behandelt, wie größere dt. Titel. Bei dem amerikanischen Spiel Oblivion z.B. zog die GS, mal wieder ganz Rächer der Enterbten, zwei Atmosphärenpunkte ab, weil die Schilder nicht übersetzt waren und es am Anfang ein paar Dialogfehler gab. Wenn die GS gegen G3 im selben Ausmaß vorgegangen wäre, hätte das Spiel nicht einmal 60 Punkte kriegen dürfen.
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Beitrag von johndoe-freename-103426 »

TGfkaTRichter hat geschrieben:Wie du auf Amerika kommst, kann ich nicht verstehen. [...] Dennoch wieder alles auf Amerika zu schieben, was gerade auch ziemlich in Mode ist, ist zum einen kurzsichtig und zum anderen zu großen Teilen einfach falsch.
Ich hab mit den deutschen Produkten nicht angefangen. ;)
Die meisten Rollenspiele, so sie denn nicht aus deutschen Produktionsstätten kommen, sind amerikanische Produktionen. Da kann ich auch nichts dafür. Ich hatte mir zwar überlegt, The Witcher mit in die Liste aufzunehmen, aber es unterlassen, um die Sache nicht unnötig kompliziert zu machen. Ändert im Detail allerdings nichts an meiner Kritik, daß mit deutschen Produkten wenn nicht milde, dann immer nur härter umgesprungen wird. Die meisten Spiele sind verbuggt bei Release, das ist kein Problem der deutschen Spieleindustrie allein. Die wurden hier bei 4Players nur teilweise gar nicht erst getestet.

Zwischen der Wertung von KotOR2 und Gothic 3 liegen allerdings bei 4Players mehr als 20%. So groß dürfte der Unterschied nicht sein. Selbst wenn es technisch nicht so schlimm war, die inhaltlichen Kürzungen fallen doch sehr stark auf. Das Spiel ist einfach unvollständig. Ein vollkommen unplausibles Ende kann auch keine 2er-Benotung ergeben. Ein Film kann genausowenig mit gut bewertet werden, wenn die Story inkonsistent ist. Außer er ist von David Lynch und steht für Kunst. Das kann man bei KotOR2 aber wahrlich nicht behaupten.

Bei Oblivion kann ich jetzt auch ausholen, warum 88 + Award ebenfalls teilweise schöngeredet sind. Nur soviel, Oblivion war nicht fehlerfrei, Stichwort Fragmentierung der XBox-Festplatte mit Abstürzen und auch Crash to Desktops auf dem PC. Das Addon hat sogar Spielstände unspielbar gemacht. Übersetzungen sind weiterhin ein sehr wichtiges Kriterium bei Rollenspielen, wie Jörg mit seiner Kritik an Runkel Rübenhorst selbst so schön geschrieben hat. Allerdings find ich den dann weniger schlimm als "Hey, ich brauch mal 'nen Feuerball, meine Lebenspunkte sind fast auf null" (für die Uneingeweihten: Feuerball in Oblivion = Heilzauber). Aber das geht allmählich immer stärker am Thema vorbei und bringt uns der Lösung nicht näher. Auf jedes Beispiel findet sich ein Gegenbeispiel. Ich denke, es ist wie immer, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

Ich bin mir nicht sicher, ob die Japaner am Ende nicht sogar mehr RPGS produzieren. Außerdem kenne ich viele amerikanische RPGs, die bei Erscheinen ziemlich bugfrei waren. bei dt. kenne ich nicht eins. Das liegt natürlich auch daran, dass hinter den amerikanischen Spielen teilweise Publisher mit deutlich mehr Geld und insgesamt größere Entwicklungsteams stecken, die zumindest ab und zu ihre Ressourcen auch mal unter anderem dazu benutzen, eine vernünftige Qualitätskontrolle zu betreiben. Wenn man sich z.B. ansieht, was PB mit G3 erreichen wollte und welche vor allem personellen Mittel sie zu Verfügung hatten, konnte das eigentlich nichts werden.

Was ich an deiner Amerikahaltung kritisieren wollte ist, dass stumpfes auf die USA eindreschen genauso dämlich ist, wie alles toll zu finden, was von da drüben kommt. Beide Haltungen sind nicht durchdacht.
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Beitrag von johndoe-freename-103426 »

Das ist eine Angewohnheit, die man sich im Internet aneignet. Meistens kann man auf Polemik nur mit gewisser Gegenpolemik antworten. Schafft klare Grundpositionen und dann kann man die differenzierte Analyse anwerfen. Führt dann auch meistens zu brauchbaren Ergebnissen. Aber prinzipiell hast Du natürlich Recht und die Inhalte zum Thema Amerika spiegeln meine eigentliche Meinung auch nur zu Teilen wieder. Nicht alles an Amerika ist schlecht.
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MaxDetroit
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Beitrag von MaxDetroit »

Also mir ist im Grunde egal ob ein Titel aus Deutschland oder Amiland kommt. Ich habe Oblivion und Gothic 3 gespielt, und ehrlich gesagt haben mir beide in etwa gleich viel Spass gemacht (Obwohl mich bei Gothic 3 tatsächlich einige Bugs genervt haben).

Wichtig ist und bleibt das ein Spiel Spass macht. Ich habe DSA als Pen&Paper gespielt, und wenn das Spiel mit guten Dialogen und einer spannenden Story aufwarten kann, dann ist mir die Grafik auch egal.
Trotzdem werde ich die ersten Tests abwarten und hoffe auf eine Demo, dann werd ich mal entscheiden ob ich Drakensang spielen werde.

Aber auch wenn ich deutsche Produkte fördern möchte, und Radon Labs vielleicht weniger Budget haben, ich werde mich nicht durch das Spiel quälen um das zu unterstützen, sorry. Dann nehme ich vielleicht doch das dicke Budget RPG aus Japan oder USA zur Hand, das mir leider mehr Spass bringt.

Ich möchte das Drakensang ein Erfolg wird, wirklich, und ich hoffe das sich die Entwickler mehr auf den Inhalt konzentrieren als auf internationale Konkurenzfähigkeit und damit auf Grafik und Effekte. Aber ich habe da auch meine Befürchtungen, besonders nach diesem Preview.

Ich wart mal ab und trink nen Tee.
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

Die Grafik ist leider häufig ein Problem, weil in der Vergangenheit einige dt. Projekte scheinbar zu viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres und zu wenig auf spielerische Tiefe gelegt haben. Auch ich kann mit einer etwas schwächeren Technik leben, wenn das Spiel an sich gut genug ist, um das auszugleichen. Außerdem kann man auch mit einer technisch nicht so überragenden Optik ein hohes Ausmaß an Atmosphäre erreichen. Mal sehen, was unter dem Strich dabei herauskommt.
Stevo78
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Beitrag von Stevo78 »

Farudan hat geschrieben:
TGfkaTRichter hat geschrieben:@ elikal
Wo lebst du? Sieh dir bitte mal die meisten Magazin Tests von z.B. Siedler 5 (GS: 90%; Gamerankings: etwas über 60), Paraworld (Differenz auch deutlich, aber nicht so krass), Spellforce 2 oder natürlich Gothic 3 an. 4P ist eines der wenigen Magazine, dass keinen Deutschlandbonus vergibt und bei dt. Produkten jeden Kritikpunkt stillschweigend unter den Teppich fallen lässt.
Erstmal werten Magazine wie Gamespot und IGN viele nicht-amerikanischen Produkte schonmal deutlich schlechter. Das ist halt so. Die haben soviel zu tun, wenn da nicht der Publisher selbst mal vorbeikommt, mit denen ein Schwätzchen hält und bei ein paar Schwierigkeiten hilft, dann sitzt da ein Redakteur vor dem Kasten und hakt schnell sein Pflichtprogramm ab und kritzelt ein Review.

Aber andererseits sind wir trotz Gemeinsamkeiten und trotz Coca-Cola dann doch nicht alle Amerikaner. Bei uns ist Benzin und Stromsparen in, drüben bis vor kurzem noch nicht, dazu musste erst ein Österreicher Gouverneur werden. Unsere Kinofilme sehen auch anders aus als Hollywood und unsere Autoren schreiben andere Bücher mit anderen Schwerpunkten. Warum sollten unsere Computerspiele (und RPGs) da eine Ausnahme machen? Es soll nicht bewertet werden, wie das Spiel in USA ungefähr abschneidet, sondern dem Leser hierzulande eine Orientierungshilfe geben. Und wenn wir Deutsche nunmal auf Anno und Siedler stehen, das Zeug in solchen Mengen kaufen, daß sich das Franchise seit Jahrzehnten zu lohnen scheint (immerhin hat Ubisoft ziemlich Kohle dafür hingelegt), dann kann's nicht so schlecht sein. Sowas resultiert dann auch in hohen Wertungen, denn es geht nicht um intellektuelle Wertedebatten und Leistungen für den Fortschritt des Mediums, sondern wieviele Leute es potentiell anspricht. Bei 4Players mit der subjektiven Testerwertung natürlich nicht, aber es ging ja um die Gamestar-Wertungen. Prinzipiell ist mir pupsegal was ein Ami zu unseren deutschen Produkten sagt, das ist für mich in diesem speziellen Falle absolut nicht von Belang. Und deshalb kann ein deutsches Produkt in Deutschland auch bessere Wertungen bekommen als irgendwo anders. George Bush bekommt hier bei uns auch andere Noten als drüben.

Das Argument mit der Scheiße und den Fliegen ist übrigens Blödsinn. Wer sich selbst und andere Menschen mit einer Fliege vergleicht, zielt imho leicht an der Realität vorbei. Für manche Fliegen ist die Scheiße tatsächlich eine geeigneter Quell zur Sicherung des eigenen Erbgutes und somit ihre ökologische Nische. Was das aber mit dem Menschen zu tun hat und warum die Fliege ein Vorbild für uns sein könnte, entzieht sich meiner Erkenntnis.
Ich verstehe das Bewertungssystem insgesamt nicht mehr. Nach welchen Kriterien wird denn überhaupt noch bewertet?
Ich behaupte mal, daß ich ein erfahrener Rollenspieler bzw. (Nichtechtzeit) Strategiespieler bin. In beiden Genres bin ich von der Pike auf am Brett bzw. am Tisch groß geworden und bin seit den späten C64er Zeiten bzw. den frühen Amigazeiten auch von der virtuellen Welt der Computerspiele infiziert worden. Seitdem hat sich vieles geändert. Die Mikrotechnik hat gigantische Fortschritte gemacht, im Zuge der plötzlichen Veränderung der weltpolitischen Ordnung haben sich auch die Kulissen der Computerspiele angepasst, durch die Errichtung des WWWs hat sich eine mediale Vielfalt bis dahin unvorstellbaren Ausmaßes entwickelt und das wirtschaftliche Randgruppengenre "Computerspiele" ist zu einem auch global gesehen umsatzstarken Wirtschaftszweig gereift und infolgedessen der heute typischen Überkommerzialisierung ausgesetzt. Die wichtigsten Dinge sollten sich aber nicht geändert haben. Schon lange vor dem Eroberungsfeldzug der Nullen und Einsen hat sich die Essenz gewisser Spielegenres unter der strengen Beobachtung der Entwickler und der Fangemeinde herauskristallisiert, die bis heute nahezu unverändert steht! Zu diesen Genres zähle ich auch das Rollenspiel und das rundenbasierende Strategiespielgenre (wo ich auch intelligente Echtzeitspiele ala Hearts of Iron dazuzähle).
Ich bleibe jetzt mal bei dem Thema Rollenspiel. Ich habe das Gefühl, daß heute enorm viel wert auf die Partyinteraktion und die Story gelegt wird. In allen Foren lese ich, daß bsp. Oblivion keine Seele hätte. Die Story ist belanglos, Partyinteraktion existiert nicht, da keine Party, die Monster leveln parallel zum Charakter. Kotor 1 hingegen hat eine glänzende Story, hervorragende Partyinteraktion und bringt die Star Wars Atmosphäre glänzend rüber. Ich behaupte trotzdem, daß Oblivion und Kotor ungefähr gleichgute "Rollenspiele" sind!

Das klingt jetzt paradox, aber ich will das mal anhand von Baldurs Gate II erklären, was ich damit meine:

Freie Entscheidung

Eine wichtige Regel eines jeden P&P Rollenspiels ist es, daß der Meister einen imaginären Freiraum schafft, in dem die Charaktere das Gefühl haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und nicht teil eines interaktiven Romans zu sein. In der kompletten BG Hintergrundgeschichte hat man von Anfang an keine Wahl. Man muss seinen Weg bis zum Ende gehen, weil dies Teil des Masterplans ist. Man selber schreibt die Geschichte zu Ende, die jemand anderes begonnen hat. Hiermit wird die Illusion der eigenen Entscheidung geschaffen. Ein Mittel, dessen sich die besten Fantasyautoren bedient haben, allen voran Tolkien. Deshalb war es nicht wichtig, daß die Entwickler die spielerischen Freiheiten in den Vordergrund stellen, wie bsp. in Morrowind oder Oblivion. In Kotor hatte ich bis zur großen Auflösung(wo es dann plausibel wurde) das Gefühl in die Geschichte hineingezwungen zu sein. Die Illusion des freien Spielraums war mMn nicht erkennbar.

Charaktererschaffung/Steigerung

Die Charaktere der Spieler sollten unerfahren anfangen und mit der Zeit immer mächtiger werden. Die Figuren sollten Identifikationsmerkmale aufweisen und dazu anregen, diese zu verbessern. Die Kämpfe sollten stets anspruchsvoll und taktisch geprägt sein. Sowohl zu viele einfache Kämpfe, als auch zu viele schwere bzw. unmögliche Kämpfe zerstören die Atmosphäre. Bei Baldurs Gate II fing man in der 6. bis 8. Stufe an, eines der wenigen Schwächen des Spiels, wenn man vorher nicht BG I gespielt hat. Aber es handelt sich nunmal um einen Nachfolger. Die Kämpfe sind vom ersten Moment an anspruchsvoll, die Charaktere sind TOT, wenn sie 0 oder weniger TP haben. Man muss die stets die Stärken und Schwächen der verschiedenen Rassen und Klassen ausloten, man muss die richtige Mischung finden. Es gibt genau die richtige Anzahl an leichten und schweren Gegnern. An einigen sehr schwierigen Gegnern beißt man sich faßt die Zähne aus und man braucht eventuell sogar Stunden um diesen zu bezwingen. Erst nach der richtigen strategischen und taktischen Vorgehensweise erkennt man, daß man noch eine Chance hat. Das AD&D Regelsystem war eine hervorragende Basis dafür, dass das Balancing in BG II nahezu perfekt ausgelotet war. Dieses Munchkin- Powergaming gehört zu nahezu jedem guten Fantasyrollenspiel dazu und spielt für viele sogar die wichtigste Rolle.
Hier haben sowohl Kotor, als auch Oblivion gnadenlos versagt. In Oblivion geht die Taktik vollkommen unter, da die Kämpfe nahezu immer in einer Ausweich und Klickorgie enden. Davon, daß man in Heldenpartys eh viel taktischer kämpfen kann, brauche ich ja nichts erzählen. Bei Kotor hingegen ist das Leveln für jeden gestandenen Rollenspieler eine Farce. Man hat kaum Möglichkeiten, sich in verschiedene Richtungen zu entwickeln, es gibt kaum Talente und irgendwie sind alle guten bzw. bösen Jedis gleich und alle anderen auch sehr ähnlich. Im Prinzip spielt es keine große Rolle, wen oder was man mit auf die Planeten nimmt. Die Kämpfe sind auf Dauer stupide und vollkommen identisch. Man wird zwar mächtiger, merkt das aber so gut wie gar nicht. Auch die Gegner sind mit wenigen Ausnahmen sehr artverwand. Taktik spielt trotz drei Mann Party keine Rolle. Dazu kommt noch, daß alle immer mitleveln, obwohl sie bei den Ausseneinsätzen nicht dabeisind, einfach nur armselig. Aber am schlimmsten ist, daß die Partymitglieder eben NICHT TOT sind, wenn sie weniger als 0 TP haben. Sowas hat mit RPG wirklich nichts zu tun.

Nebenstränge

Im Rollenspiel ist es wichtig, die Spieler bei Laune zu halten. Ihnen auch mal die Möglichkeit zu geben, nicht dem Hauptquest zu folgen, sondern auch mal was lockereres zu machen. In BG II hatte man einen ich glaube bis heute unerreichten Questfundus. Die genialste Sache war, daß man im 2. Kapitel Geld scheffeln musste, um ins 3. Kapitel zu gelangen. Und das konnten man nur, indem man Quests erfüllt hat, die mit der Hauptgeschichte nichts zu tun hatten. Auch nach dem 3. Durchspielen hat man noch kleine Überraschungen entdeckt. Oblivion hat auch einen enorm Abwechslungsreichen und gigantischen Questreichtum. Nie hatte ich das Gefühl, zweimal den gleichen Quest zu erledigen. Immer war irgendetwas neues dabei. Ob Kriminalaufträge im Stile eines Adventures oder Assasinenaufträge im Stile eines Hitman war alles dabei. Wirklich hervorragend und aus meiner Sicht die größte Stärke des Spiels. Kotor hingegen hatte verhältnismäßig wenige Quests, in denen mehr um den heißen Brei rumgelabert wurde, als das wirklich etwas passiert ist. Zwar hatte Kotor noch gerade genügend Aufträge, um einen bei Laune zu halten, aber vom Questreichtum eines Oblivion oder gar BG II war Kotor meilenweit entfernt.

Hintergrundwelt

Ein Rollenspiel muss eine nachvollziehbare und in sich logische Hintergrundwelt bieten. Die Vergessenen Reiche sind die wohl ältesten Rollenspielreiche weltweit und können sich in jeder Hinsicht mit anderen Rollesnpielwelten messen. In BG II ist die Atmosphäre absolut phantastisch und in fast allen Facetten perfekt rübergekommen. Man hatte immer das Gefühl, man wäre wirklich in dieser phantastischen Welt. Bei Oblivion war ich von der Grafik fast geblendet. Die Welt war wirklich wunderschön und hat eine feine mittelalterliche Fantasyatmosphäre in meine heimischen Gefilde getragen. Auch die politischen und kulturellen Hintergründe haben im Großen und Ganzen keine Logikschwächen gehabt. Aber Kotor ist in diesem Bereich unschlagbar. Jeder, der Star Wars mag, wird auch Kotor mögen. Man hat wirklich das Gefühl, man wäre in der Star Wars Welt. Für mich die größte Stärke von Kotor.

Hauptstrang

Der Hauptstrang in einem Abenteuer in einem Rollenspiel sollte fesseln und einen stets dazu antreiben, diesen zu lösen. Die komplette BG Reihe hat mit Herr der Ringe zusammen die beste Hintergrundidee einer Fantasygeschichte, die ich kenne. In diesem Bereich ist BG unschlagbar und wird es auch bleiben. Oblivions Hauptquest ist belanglos und vollkommen überflüssig. Die größte Schwäche des Spiels. Kotors Hauptquest hat viele Wendungen und fesselt bis zum Schluß. Prädikat wertvoll.

Rollenspiel

Man sollte stets das Gefühl haben, einen echten Charakter zu spielen, mit all seinen stärken und Schwächen. Er sollte eigene Ziele und Grundsätze haben und als Spieler sollte man immer das Gefühl haben, echte moralische Entscheidungen zu treffen, ob in die eine oder andere Richtung. Bei BG II wird man immer wieder dazu gebracht, sich für seinen eigenen moralischen Weg zu entscheiden. Man hat immer das Gefühl, daß sich hinter den Entscheidungen echte Konsequenzen verbergen. Eines der wenigen Schwächen, was sich aber beim Computer noch nicht umsetzten lässt: Rollenspiel gleich Null. Egal ob man einen Paladin, Schurken oder Magier gespielt hat, man wurde immer gleich behandelt und hat immer die gleichen Sätze zur Auswahl gehabt. Das was für BG II gilt, gilt auch für Kotor. Man hatte immer das Gefühl, moralische Entscheidungen zu treffen, trotzdem gab es kein echtes Rollenspiel.
Auch bei Oblivion hat man Entscheidungen zu treffen, die man mit seinem Gewissen vereinbaren muss. Hier erreicht Bethesda nicht das Niveau von Bioware, trotzdem ist es nicht zu verachten.

Partyinteraktion

Eine Heldenparty sollte immer lebendig wirken. Man sollte immer das Gefühl haben, daß es sich um eine Gemeinschaft handelt. Hier konnte BGII mit Ansätzen von echtem Rollenspiel auftrumpfen. Die Nebencharaktere verhielten sich in verschiedenen Konstellationen differenziert und es kam immer wieder zu Spannungen. Auch bei Kotor ist dieser Biowaretypische Charakterschmaus vorhanden und sogar noch weiterentwickelt worden. Da es bei Oblivion keine Party gab, konnte man auch keine Partyinteraktion beobachten.


Das sind für mich Eckpunkte, an dem sich jedes Rollenspiel messen muss, egal ob auf Computer oder nicht. Leider scheinen diese Eckpunkte in den allermeisten Tests nur noch geringen Einfluß auf die Endergebnisse zu haben. Es ist natürlich nicht egal, ob die Technik nun Gut ist oder Scheisse. Aber man sollte nie vergessen, die technischen Dinge in den Kontext mit den wichtigsten Eckpunkten zu bringen. Überrangende Grafik bringt garnix, wenn ein FantasyRPG damit keine mittelalterliche Atmosphäre rüberbringen kann.
Auch die Story und die Interaktion ist allein nicht das Entscheidene. Ein Rollenspiel mit noch so guter Story ist einfach kein gutes Rollenspiel, wenn das Charaktersystem für die Katz ist. Usw. usf.
Da ist es mir auch egal, ob das Spiel nun aus den USA kommt oder aus Deutschland, hauptsache die oben angesprochenen Dinge stimmen. Auch D&D und DSA sind sich viel ähnlicher, als wohl beide Redaktionen zugebenn würden. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Staaten sind doch eher gering, als gravierend, das sieht mit der asiatischen Kultur schon anders aus.
Jussuf
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Beitrag von Jussuf »

@Stevo78: Hab deinen Beitrag komplett gelesen. Sehr gut :D
Ich verstehe das Bewertungssystem insgesamt nicht mehr. Nach welchen Kriterien wird denn überhaupt noch bewertet?
Auch die Spiele in der Kategorie "Rollenspiele" werden wohl nur nach Spielspaß bewertet. Grundsätzlich finde ich das gut. Wie wenig das aber oft mit "Rollenspiel" zu tun hat, kann man in deinem Beitrag gut nachlesen.

Spiele wie BG2, Kotor und Oblivion zeigen wie gut "echte Rollenspielelemente" wie Questdesign, Charakterentwicklung, Story, Party etc. den Spielspaß fördern können. Rollenspiel-Entwickler sollten sich besser wieder daran orientieren, statt immer neue "Mega-Grafik-Hack'n'Slay-Orgien" zu entwickeln.

Zum Preview: Die nachvollziehbaren Kritikpunkte haben meine Vorfreude doch etwas gemindert. Ich hoffe, die Entwickler bessern da noch nach und verschieben das Ganze von mir aus gern um ein Jahr.