Ich kann den Leute nicht in die Köpfe gucken und ich weiß auch nicht, wie unabhängig die Tester ihre Zeugnisse ausgestellt haben. Zwei Aspekte habe ich ja schon genannt, weshalb - auch weltweit - die Ergebnisse eine Hinterfragung wert sind. Zudem muss man beachten, dass bestimmt kaum ein Magazin das Spiel weit über 100 Stunden gespielt hat.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 , sondern wir reden davon, dass Spielemedien weltweit(!) relativ einheitlich zu dem Schluss kommen, dass BotW viel richtig macht und es unterm Strich ein sehr unterhaltsames Spiel geworden ist. Zusätzlich zu den Spielemedien haben ebenfalls Leute weltweit(!) dem Spiel ein positives Zeugnis ausgestellt. Ich beharre auch nicht auf dem Punkt, dass es gleich ein Meisterwerk sein muss. Meine Ausgangsaussage war ja nur, dass ich es weit hergeholt finde, wenn man BotW bestenfalls(!) durchschnittlich einstuft.
Und genau darin liegt das Problem. Denn bis zur Stunde 20 war es ziemlich gut und ich konnte die Welt gar nicht schnell genug erkunden, so neugierig hat sie mich gemacht. Wenn ich aber über 100 Stunden immer noch Krogs sammele, die ab einem bestimmten Zeitpunkt keinen Mehrwert mehr bieten, wenn hinter so vielen Ecken die gleiche vorhersehbare Belohnung steht, dann sinkt halt der Anreiz stark. Ich würde gerne mal ein weltweites Experiment machen: Die Lobeshymnensänger der Spielemagazine sollen BotW mit einem Fortschritt von 80% durchspielen. Ich will die gar nicht zu 500 Stunden verdonnern. Einfach mal 80%. Und dann nochmal nen Test drüber schreiben.
Ich höre jetzt schon die Gegenargumente: Ja aber ein Zweittest ist nochmal eine andere Erfahrung als beim ersten mal, zudem kennt man vieles noch usw. Ich weiß ja selbst, dass es zu sowas nicht kommt. Aber es wäre ein cooles psychologische Experiment.
Ich lasse jedem seinen Spaß mit dem Spiel. Wer es als Meisterwerk bezeichnet, tut mir nicht damit weh. Aber ich lasse mich keinen Millimeter davon abbringen, dass die Tests anders ausgefallen wären, wenn die Tester mal 130 Stunden reingesteckt hätten.
Und wenn so ein Spiel über so eine Zeit begeistern soll, WEIL es so viel Inhalt hat, müssten die Tester dann nicht folgerichtig auch so lange spielen? Aus dem Grund und das trifft zB auf Horizon zero dawn auch zu und viele andere open worlds sind die Wertungen nicht sachgerecht. Nicht aus dem Grund, weil sie zu hoch wären, sondern weil stark bezweifelt werden darf, dass die Zeit reingesteckt wurde, die zum einigermaßen vollen Genuss aus meiner Sicht nötig ist. Bei jedem Schlauchspiel über 40-60 Stunden bekommen wir ein genaueres Testbild der Magazine. Meine Meinung.
Genau! Deshalb wollte ich auch eine allgemeine Diskussion darüber starten und nicht so sehr auf BotW beharren. Es ist ein spieleübergreifendes Problem.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 Puuh.... da hast du wahrscheinlich recht. Aber wenn man sich zumindest die Steamstatistiken anschaut, wie gering der Prozentsatz an Spielen ist, die tatsächlich abgeschlossen werden, dann würde ich aus dem hohlen Bauch heraus behaupten, wird es für fast jedes Spiel schwierig irgendeine Einschätzung aufrecht zu erhalten.
Mit den Leuten, die nach 20 Stunden aufgehört hatten, meinte ich solche aus dem damaligen Testhread, die aus Abneigung aufgehört haben. Natürlich habe ich nicht das gesamte Internet nach dieser Zahl durchsucht, aber nur mal hier im Forum kam es mir vor, als wäre das eine magische Schwelle, an der sich so einige trennen. Denn nach 20 Stunden hat sich die Welt für sich so weit geöffnet, dass du zwar ein recht allgemeines aber - für dich (!) - zutreffendes Urteil fällen kannst. Danach spielst du eben weiter oder du lässt es. Das war mein Eindruck.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 Zumal man ja auch sagen muss, dass es egal ist, ob jemand das Spiel durchgespielt hat. Tatsächlich finde ich sogar, dass es gerade bei BotW fast nicht egaler sein könnte, wie lange man es gespielt hat und ob man es durchgespielt hat, gerade weil die Geschichte so reduziert ist im Verhältnis zu dem Gesamterlebnis, dass es wirklich fast keine Rolle spielt, ob man sie zu Ende gebracht hat oder nicht. Wenn aber jemand 20 richtig geile Stunden mit dem Spiel hatte und dann zufrieden aufhört, wieso sollte er dann BotW negativ bewerten? Gleichzeitig würde ich sagen, wenn jemand 500 Stunden darin versenkt, so wie ich es hier bei einem Forumsteilnehmer gelesen habe, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: 1. Das Spiel kann nicht so durchschnittlich sein, denn die wenigsten Spiele halten Spieler 500 Stunden gefangen oder 2. Der Spieler hat eine ausgeprägt masochistische Ader mit viel zu viel Zeit zum Totschlagen.
Ich sage das nicht. Ich sage, dass es ein gutes, aber überbewertetes Spiel ist. Die Qualitäten nicht zu erkennen, stimmt teilweise. Da bin ich selbstkritisch, denn diese Sache mit den Tönen in den Liedern hatte ich nicht gecheckt. Davon abgesehen hat mir aber kein Verfechter des Spiels in diesem Thread noch im Testthread was neues erzählt. Und mal ehrlich: Disqualifiziert mich die Tatsache, dass mir dieser eine Aspekt entgangen ist von einem Urteil? Die wenigsten dürften dieses auditive Storytelling zum Zeitpunkt der Testveröffentlichungen erkannt haben.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 Zumal ich auch nicht verstehe, wieso es scheinbar so schwierig ist, die angeblich mangelnde Qualität des Spiels nicht einfach auf sich zu beziehen. Ich wette mit dir, wenn du sagen würdest "BotW mag ein gutes Spiel sein, aber für mich funktioniert das einfach nicht/hatte kein Spaß damit etc", wäre diese seitenlange Diskussion gar nicht notwendig. Klar, es kann sein, dass du wirklich nicht die Qualitäten des Spiels erkennst, aber dann ist tatsächlich die Frage, wieso du dich überhaupt zu einer News dazu herablässt?
Und etwas so subtiles als Argument heranzuziehen, dass die Leute das Spiel eben nicht verstanden haben und selbiges dann besonders stark aufzuwerten, ist auch total aufgeblasen. Ich unterstelle diese Aussage keinem hier, sondern schreibe das rein vorsorglich. Das Prinzip hatte der Entwickler von Death stranding nämlich auch angewandt, der in arroganter Haltung meinte, die Spieler verständen nur das Spiel nicht, um die Kritiker zu disqualifizieren. Und das ist halt arm.
Wenn er der intellektuelle Überflieger ist, dann gelingt es ihm, seine Botschaften so rüberzubringen, dass auch der Durchschnttsspieler weiß, was gemeint ist und das Spiel in seiner ungewöhnlichen Ausrichtung (hier Storytelling durch Umgebung) genießen kann. Aber dann noch einen Graben zu ziehen und die Leute sinngemäß als zu blöd zu bezeichnen, ist zur Hälfte ein Eigentor. Denn der Produzent steht in der Bringschuld und er muss uns abholen, wo wir stehen. Und hier scheint auch BotW zu nicht unerheblichen Teilen gescheitert zu sein, weil diese Art Storytelling dem (schätze ich mal) ungeduldigen von Ziel zu Ziel hastendem Spieler von heute nicht ins Mark geht.
Genau darauf meine ich die Antwort zu kennen. Es kommt darauf an, ob man selbst an ein Spiel weit- oder kurzsichtig rangeht. Und bevor sich jemand aufregt, nein ich meine mit Kurzsichtig nicht, dass jemand falsch an das Spiel geht. Sondern ich habe da zwei Gedanken:eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 In einem weniger subjektiven Medium wäre das sicherlich ein toller Ansatz. Aber man sieht doch schon in der Bewertung der Welt, dass es da einfach keine sachlichen Argumente gibt! Für mich hatte die Welt eine Sogkraft, die ich bis dahin in keiner anderen Open World erlebt habe. Andere sagen, dass es eine leere, uninteressante Welt war. Wie genau soll da ein sachliches Argument erwachsen, wenn es zwei so grundsätzlich unterschiedliche Wahrnehmungen gibt? Du kannst sicherlich technische oder stilistische Aspekte untersuchen und man kann darüber sachlich sprechen. In der Bewertung, ob BotW aber ein fantastisches oder miserables Spiel ist, wird das zu kurz greifen, weil es eben schon maßgeblich darauf ankommt, ob einem die leere Welt Neugier oder Langeweile entlockt hat.
Erste Spielart: Hey da ist ein Hügel, ich gehe hin und erkunde ihn, was gibt es da? Hey da ist eine Höhle, ich gehe hin und etc....
Wenn du so durch das Spiel gehst, hast du auch über 130 Stunden deinen Spaß.
Zweite Spielart: Nach Hügel 3 und Berg 5 macht sich der Spieler darüber Gedanken, was er alles so bekommen hat bei der Erkundung und macht (unter-)bewusst eine mehr oder weniger zutreffende Vorhersage über den Rest des Spiels. Er bewertet das Gesehene und projiziert. Und da merkt er eben, dass der Weg das Ziel ist und nicht das, was man für die Erkundung bekommt.
Diese beiden Typen sind für mich die Erklärung für die Spaltung der Gemeinschaft. Wenn man nicht bewertet, was man bekommt und auch keine Vorhersagen macht, ist BotW wohl eines der besten ow- Spiele. Weil der Weg so stark detailliert und ausgearbeitet ist, dass die Welt zum Erkunden in jeder Ecke einlädt. Wenn du aber einen Diablo-Spieler vor dieses Spiel setzt.... ich weiß nicht, meinst du er hält bis Stunde 10 durch?
Da verweise ich auf die Bringschuld (s.o.). Es kommt halt drauf an, wieviel ich von dem Spiel verpasse.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 Puuh.... das finde ich auch schwierig. Nehmen wir zum Beispiel Silent Hill 2. Wenn jemand am Ende nicht verstanden hat, was jetzt genau eigentlich mit dem Protagonist los war und was wirklich passiert ist, macht das Silent Hill 2 dann zu einem schlechten Spiel, weil es nicht expliziter war und jedem die Möglichkeit geboten hat, zu begreifen, was vorgefallen ist? Irgendwie wage ich zu behaupten, dass du das nicht glaubst. Man könnte stattdessen wohl eher gute Argumente dafür finden, dass ein Spiel in seiner Tiefe so bewertet werden sollte, was man maximal aus dem Spiel herausziehen kann.
Nehmen wir Xenoblade chronicles X. Ich will nichts spoilern, aber das Spiel endet mit einem cliffhanger, der ziemlich übel ist. Wenn ich jetzt erfahren würde, dass man in eine bestimmte Höhle gehen muss, in der ein Lied spielt, das einem das wahre Ende verrät, aber man Kopfhörer dafür braucht, weil die Nachricht zu subtil ins Lied eingearbeitet ist, würde ich hier definitiv ein fettes Minus geben. Das wäre ja fast schon unverschämt. Du musst halt bedenken, wenn du sowas konstruierst, ob das auch in den Zeitplan eines Testers passt und er es beim Spielen entdeckt. Wenn nicht, liegt die Schuld klar beim Entwickler. Auch wenn Spiele (auch) Kunst sind, sollte man meiner Meinung den Schwerpunkt aufs Spielen setzen. Wenn man einen Laufsimulator herstellt, der mit musikalischen Geheimbotschaften und Storytelling daherkommt, für das du eine Lupe brauchst, dann muss man sich nicht wundern, warum es nicht ankommt.
Auch wenn ich mich nicht beliebt damit mache... eine Geschichte hat meiner Ansicht nach nicht unbedingt was in einem Spiel zu suchen. Schau dir Pong an: Geschichte? Schau dir die "Story" von Super Mario Bros für das NES an: Steht hinten auf der Verpackung. Und mittendrin erzählt dir Toad, dass die Prinzessin in einem anderen Schloss ist. Das wars. Hätte das damals einer stark abgewertet? Das waren junge Spiele, das waren die klassischen Spiele. Wen interessiert der Kampf Raumschiffe gegen Aliens bei Space-Invaders? Du ballerst und erhöhst deinen Highscore. Heute funktioniert das mit einem Resogun auch noch super.
Wenn ich Tester wäre, würde ein Spiel auch ohne Story zu einem Platin kommen. Für mich ist die Beiwerk, ein Faden, der das große Ganze zusammenhält. Wenn aber der Kern öde ist, weil zB die Kollisionsbfrage nicht stimmt oder die Spielstärke von Gegner und Spieler zu unausgeglichen ist, bringt mich die beste Story auch nicht zum Kaufen-Button.
Da haben wirs doch, wie wichtig ist das schon? Siehe meinen letzten Absatz. Gehört wieder in die Storyschublade.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 Keine Ahnung. Ist dir das wichtig? Wenn ja, wieso ist dir das wichtig um es als Spiel(!) zu bewerten?
Auch hier verweise ich nach oben. Wir haben zumindest bei open world Titeln meiner Meinung nach kein realistisches Bild. Aber wenn wir hypothetisch davon ausgehen, dass die allermeisten Tester weit weniger als 130 Stunden getestet haben und diese Mehrheit also ein positiv verzerrtes Bild vom Spiel hat, dürfte das Erklärung genug für die Traumnoten sein.eigentlichegal hat geschrieben: ↑18.06.2021 14:24 Naja, ich würde ja gerade argumentieren, dass besonders die Tatsache, dass die Bewertungen so subjektiv sind und trotzdem(!) weltweit die unterschiedlichsten Tester zu einem zumindest guten Fazit kommen, unterstreicht nur, dass BotW kein schlechtes Spiel sein kann, da es in der Lage ist, verschiedenste Menschen, mit ganz unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, dieses Spiel zu spielen. Vielleicht ist sogar gerade das das beste Argument dafür, dass BotW kein schlechtes Spiel sein kann.
Und um selbst Farbe zu bekennen: Ich meine nicht, dass BotW deshalb unter ein "gut" fallen würde. Nach der 4P-Matrix schätze ich also auf 83% in etwa. Mindestens. BotW wirst du nicht unter ein gut bringen, aber zwischen 83% und 97% liegen halt schon Welten.