.Carmichael.. hat geschrieben:Warum steigt dein Herzschlag und jedes Geräusch wird von dir achtsam wahrgenommen in einem Stealthgame?
Bei mir passiert das gar nicht... ich langweile mich nur und spiele dann irgendwann nicht mehr weiter.
Auch öden mich in vielen Spielebn scheinbar vielfältige Entscheidungsmöglichkeiten an, weil ich sie immer im Spielkontext sehe und ich niemals die oftmals gelobte Immersion empfinde... ich habe so gut wie nie das Gefühl, daß ich in einem Rollenspiel z.B. eine wirkliche Entscheidung treffe, die den Charakter betrifft, sondern denke dabei immer daran, was für Folgen diese Entscheidung im Spiel nach sich ziehen wird.
Wenn ich mich aber z.B. an Walking Dead erinnere - das ich technisch grottig finde und gameplaymäßig nun auch nicht gerade berauschend -, muß ich zugeben, daß ich vom "Flow" des Ganzen recht angetan war und zumindest teilweise abschalten konnte beim Spielen und beim "Entscheiden". Auch wenn diese Entscheidungen so gut wie nichts am Spiel ändern.
Warum erzähle ich das? Weil es eben nicht nur diejenigen gibt, die sich möglichst viele Freiheiten wünschen... oder nur diejenigen, die sich bei einem Stealth-Game am liebsten in die Hose scheißen... sondern eben auch solche Spieler, die gerne einer bestimmten Story folgen, solange diese packend/spannend/immersiv/überzeugend/dramatisch/lustig/etc. genug ist, daß man ihr gerne folgt. Das ist für MICH Unterhaltung und das ist für MICH das, was ich beim Spielen haben will. Nicht nur, aber eben auch.
Insofern ist es einfach blödsinnig zu meinen, daß nur jene Konzepte sinnvoll sind, die die Spielebranche in Sachen Gameplay und Komplexität weiterentwickeln, während jene Werke, die manche Leute mehr an einen Film erinnern, sich dann eben bitte am besten auflösen sollten... oder habe ich verpaßt, daß irgendwann in den letzten 50 Jahren der Spielegott auf die Erde gekommen ist und uns allen allgemeingültig diktiert hat, was genau Videospiele sein sollen und was sie nicht sein sollen? Daß um jeden Preis das Gameplay (nach Vorstellung einiger) weiterentwickelt werden muß?
Und insofern ist Spectors Aussage (so, wie ich sie hier im Artikel lese... leider öffnet sich die verlinkte Originalmeldung bei mir nicht) einfach viel zu anmaßend... und es ist unerheblich, daß er nicht aus Spielersicht argumentiert, sondern aus Entwicklersicht. Insofern kannst du dir den Hinweis sparen, Kajetan, daß ich ihn ja so falsch interpretiere: Wenn er von "seinem" Medium spricht und jenen, die den von ihm kritisierten Weg gehen, auffordert, Spiele sein zu lassen und sich eher Filmen zu widmen, so kann man das als anmaßend und wertend interpretieren, ohne daß da irgendwas an den Haaren herbeigezogen wäre.