Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

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Nightmare King Grimm
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Nightmare King Grimm »

Ich würde das ganze, so wie er es sagt, annehmen und ihm sogar recht zusprechen. Es ist Luft nach oben, klar.

Für mich hat er sich aber mit dieser Aussage disqualifiziert:
Wenn ihr lediglich zeigen wollt, wie clever ihr seid, dann verzieht euch aus meinem Medium! Macht einen Film oder sowas - denn das ist es, was ihr machen solltet!
Deshalb kann ich den Rest entsprechend auch nicht wirklich ernst nehmen.

Abseits davon: klar geht es immer noch ein Stück besser. Und ja, es gibt Spiele, die mir nicht erlauben, mich auszuleben. Aber ich will nicht immer solche Spiele spielen, die mir das erlauben. Ich will nicht in jedem Spiel der uneingeschränkte, Gott-gleiche Regisseur sein, der alles nach seinem Belieben verbiegen darf. Manchmal will man eben einfach den Spielbaren Abenteuerfilm, den man durch seine eigene, eingeschränkte Interaktion lediglich begleitet.

Und das scheint Herr Spector nicht so ganz zu verstehen, habe ich den Eindruck. Denn er misst in seinem Beispiel Spiele wie Uncharted an Maßstäben, die besagte Spiele jedoch nie erfüllen wollen - was ich persönlich als den falschen Ansatz empfinde.
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Alter Sack
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Alter Sack »

Kajetan hat geschrieben:
Alter Sack hat geschrieben:Ich bin was Videospiele-Filme-Bücher-Kunst angeht nach allen Seiten offen im Gegensatz zu Herrn Spector.
Du hast immer noch nicht verstanden, aus welcher Perpektive sich Spector zu dem Thema geäussert hat. Spector redet nicht als Rezipient von Spielen, als Gamer, sondern als Gamedesigner, der seine Kollegen dazu auffordert doch bitte mehr die interaktiven Möglichkeiten des Mediums zu erkunden, anstatt sich zu sehr auf die traditionellen Erzählstrukturen z.B. eines Filmes zu verlassen.

Mehr sagt er nicht. Was davon allerdings bei Dir angekommen ist, macht mich immer noch etwas sprachlos :)
Also nochmal. Ich glaube ich habe sehr wohl verstanden was er sagt.

Er sieht das Allheilmittel in der Erforschung weiterer interaktiver Möglichkeiten. Er will "seine" Spiele als klassische Spiele halten. Und ich sage das ist zu kurz gedacht. Das ist nur eine Möglichkeit. NUR EINE.
Ich halte es da mit Arne Mayer von ND der im gleichen Artikel quasi geantwortet hat.

"Momentan haben wir in der Industrie eine große Chance, viele unterschiedliche Spiele zu produzieren, von Blockbuster-Triple-A-Studios bis hin zu Indie-Studios, um sich an jede Art von Spielstil und jede Form von Bedürfnis zu richten, die es in einem Spiel geben kann."

Nennt sich Vielfalt das Ganze ohne lästige feste Definitionen.

Und da Spector in seinen Worten teilweise sehr deutlich wurde ist da auch nicht viel falsch zu verstehen. Er spielt darauf an das die Immersion am besten nur über die Interaktion des Spielers besteht und das man wenn man geschaut hätte (oder geforscht hätte) wie man das macht bei Heavy Rain z.B. besser hinbekommen hätte. Und da bin ich der festen Überzeugung ... NEIN. Das Spiel ist deshalb so gut weil es minimalistisch damit umgeht und den Schwerpunkt auf die erzählerische Dramaturgie legt. Und das Spiel kann einen so in den Bann ziehen dagegen ist Deus EX mit seinen "Interaktionen" ein flacher Witz. Mehr Interaktionen egal welcher Form würden die Spielerfahrung dort zerstören. Das ist meine Meinung.
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mr archer
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von mr archer »

Und mit deiner Wertung am Ende machst du gleich mal deutlich, dass auch dein Leben-und-Leben-lassen bloß ein Lippenbekenntnis ist. Wenn Spector eine Wertungshierarchie zwischen Heavy Rain und Deus Ex aufmacht, ist das großkotzig. Bei dir isses dann ok.
Kószdy kozow swoju brodu chwali.
[sorbisch] Jeder Ziegenbock lobt seinen Bart.

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Alter Sack
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Alter Sack »

mr archer hat geschrieben:Und mit deiner Wertung am Ende machst du gleich mal deutlich, dass auch dein Leben-und-Leben-lassen bloß ein Lippenbekenntnis ist. Wenn Spector eine Wertungshierarchie zwischen Heavy Rain und Deus Ex aufmacht, ist das großkotzig. Bei dir isses dann ok.
Welchen Teil von "Das ist meine Meinung" hast du nicht verstanden? Das habe ich bewusst hinten angefügt.
Eine eigene Meinung zu haben bedeutet nicht andre Meinungen nicht zuzulassen. Ich gebe ihm ja nicht ganz unrecht nur halte ich es nicht für die einzigste Lösung wie er.

Bei Spector klingt das so
"Wenn ihr lediglich zeigen wollt, wie clever ihr seid, dann verzieht euch aus meinem Medium! Macht einen Film oder sowas denn das ist es, was ihr machen solltet!"
Also das halte ich für großkotzig. Und arrogant. Ziemlich arrogant.
Gluteni
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Gluteni »

Kajetan hat geschrieben:
Alter Sack hat geschrieben:Ich bin was Videospiele-Filme-Bücher-Kunst angeht nach allen Seiten offen im Gegensatz zu Herrn Spector.
Du hast immer noch nicht verstanden, aus welcher Perpektive sich Spector zu dem Thema geäussert hat. Spector redet nicht als Rezipient von Spielen, als Gamer, sondern als Gamedesigner, der seine Kollegen dazu auffordert doch bitte mehr die interaktiven Möglichkeiten des Mediums zu erkunden, anstatt sich zu sehr auf die traditionellen Erzählstrukturen z.B. eines Filmes zu verlassen.

Mehr sagt er nicht. Was davon allerdings bei Dir angekommen ist, macht mich immer noch etwas sprachlos :)
Deine Fähigkeiten Scheisse als Zuckerwatte zu verkaufen sind nicht gerade ausgereift. :mrgreen:
Für mich klingt er eher wie ein narzistischer alter Diktator.
Vorallem das er die Spiele als SEIN Medium darstellt und allen andern, die ihre Games nicht in seinem Sinne entwickeln, rät die Branche zu wechseln, ist einfach nur lächerlich!
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KalkGehirn
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von KalkGehirn »

breakibuu hat geschrieben:
4P|IEP hat geschrieben: Jedenfalls klingt es für mich so, als ob er unmögliches von diesen interaktiven Adventure-Games erwartet. Es ist technisch einfach nicht möglich eine ungescriptete Story zu entwickeln.
Er vertritt imo nur die Meinung, dass Storys in Videospielen nicht wie in Filmen erzählt werden sollten. Wer nen Film machen will, soll halt lieber nen Film machen. Anstatt Filme in ein Gameplaykorsett zu pressen, sollte man gucken, wie man die Stärken des Mediums zum Storytelling benutzen kann - vorallem weil Videospielstorys nach wie vor überhaupt nicht auf einem Niveau sind, als dass man sie so in den Fokus stellen sollte.
Das bedeutet jetzt nicht, dass man ne ungescriptete Open World haben muss. Viel mehr sollte zwischen Gameplay und Story eine Symbiose herrschen. Das eine unterstützt das andere. Uncharted zeigt da perfekt wie mans eben nicht machen sollte. Es besteht einfach ein riesen Bruch zwischen Gameplay und Story. Gefühlt waren da Spiele vor ein paar Jahren schonmal weiter.
Natürlich macht Uncharted (zumindest 2 und 3 ^^) spaß. Und jeder von uns hat ja auch oft genug Lust auf anspruchslose Berieselung, nichtsdestotrotz sollten wie unsere Messlatte nicht soweit absenken, dass wir jedes Spiel mit okayer Story und okayem Gameplay von vorne bis hinten abfeiern.
Das einzige Spiel welches mir gerade einfällt wo das voll und ganz funktioniert was Warren fordert ist Eve Online.
Die Spieler formen dort zu 100% die Geschichte des Eve Universums.
Bei dem Beispiel von den Sims kann ich auch noch folgen, DX HR dagegen folgt auch nur dem mittleren von ihm beschriebenen Beispiel.
Fallout?, teils-teils aber keineswegs umfänglich.
Bei Uncharted hat er doch Absolut recht, die Story ist zudem 0815 mit viel kabumm und Dialogen die so anmuten als wären sie eher für Teenies konzipiert, wie Marvel Filme oder so.
Kann ja trotzdem Spaß machen und hat m.E. auch Absolut sein Daseinsberechtigung, ich liebe z.B. Metro, das ganze Spiel ist ein einziger Skript mit belangloser Story aber diese Atmo :o
Warren Spector darf das, er darf sich so äußern denn er hat etwas geschafft was den wenigsten Entwicklern obliegt, ein Meisterwerk abgeliefert.
Mir fällt gerade kein Spiel ein das die letzten Fünf Jahre erschienen wäre was auch nur annähernd an dem Ur-Deus Ex kratzen könnte.
Gehört für mich klar in die top-five Games all time.
Hau rein Warren :lol:
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Thommy741
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Thommy741 »

Perspektive hin-/ oder her: Hat der Mann jemals Uncharted 2 gespielt? Die Stelle wo man vor dem Truck wegläuft und das ganz OHNE QTE?! Dann würde ich viel eher ein Spiel wie MGSIV erwähnen, wo ne einstündige Cutscene wirklich mehr Film als Spiel ist.
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Kajetan
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Kajetan »

Alter Sack hat geschrieben:Bei Spector klingt das so
"Wenn ihr lediglich zeigen wollt, wie clever ihr seid, dann verzieht euch aus meinem Medium! Macht einen Film oder sowas denn das ist es, was ihr machen solltet!"
Also das halte ich für großkotzig. Und arrogant. Ziemlich arrogant.
Wenn Du endlich damit aufhören würdest seine Aussagen mit einer wertenden, ziemlich an den Haaren herbeigezogenen Interpretation zu versehen, könnten wir uns ganz gut über das Thema unterhalten.
https://seniorgamer.blog/
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johndoe1730081
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von johndoe1730081 »

Kajetan hat geschrieben:
Antiidiotika hat geschrieben:Ich finde diese Aussage auch nicht überspitzt, sondern schlicht nicht nachgedacht.
Er hat sehr wohl nachgedacht. Denn das sich zu sehr verlassen auf klassische filmische Mittel trägt nichts zur Weiterentwicklung des Videospielgenres bei. Da kann mehr gehen. DAS ist die Kernaussage.

"Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus". Steht sogar recht treffend in der Überschrift.

Ihr habt ihn dabei vollkommen mißverstanden und seine letzte Aussage zu wörtlich genommen und aus dem Kontext dessen gerissen, zu was er sich im Rahmen dieses Vortrags geäussert hat. Was passieren kann :)
Ich glaube, dir ist entgangen, dass Spector während des Intetviews wortwörtlich diesen Satz sagte:

"If all you want to do is show off how clever you are, get out of my medium! Go make a movie or something, because that’s what you should be doing.”

Und das ist es, was viele stört, mich eingenommen. Diese Aussage ist halt schon arg arogant zu verstehen von ihm.
Meiner Meinung nach haut es sogar seine ganze Darlegung ad absurdum, dass er vielen Spielen eine "mangelnde" Interaktions oder fehlende spielerische Freiheit attestiert, okay. Aber das ist halt über's Ziel hinausgeschossen.

Mal ganz ein wildes Beispiel gebracht: Würde ein sehr fähiger Poliker sehr fundiert die Pros und Contras der aktuellen Flüchtlingssituation aufzeigen, wäre das für die meisten okay, würde er dann aber dazu hauen, "das ist mein Land, sucht euch ein anderes", wäre sämtliche Glaubwürdigkeit über'n Haufen geworfen.

Ich hoffe, ich muss nicht erwähnen, dass hierbei niemand auf irgendeine politische Seite gestellt werden soll oder es jetzt ferner um Flüchtlingspolitik gehen sollte.
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Skabus
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Skabus »

@Alter Sack: Ich hätte gerne immernoch eine Erklärung für deine These warum "filmisches Gamedesign" modernes GameDesign ist und "gameplayorientiertes GameDesign" ein Zeichen dafür ist, dass Warren Spector in seiner Zeit "steckengeblieben" ist. Einfach ausgedrückt also, warum Warrens Ansicht aus deiner Sicht "altbacken" ist.

Du benutzt fortwährend diese Art von Einteilung bzw. Wertung. Setze dich doch ersteinmal damit kritisch auseinander, bevor du diese These ungeprüft als wahr annimmst.

Woran machst du diese Einteilung mit modern/altbacken fest?

MfG Ska
Bye Bye 4Players. War ne schöne Zeit! :)
.Carmichael..
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von .Carmichael.. »

Antiidiotika hat geschrieben:
Kajetan hat geschrieben:
Antiidiotika hat geschrieben:Ich finde diese Aussage auch nicht überspitzt, sondern schlicht nicht nachgedacht.
Er hat sehr wohl nachgedacht. Denn das sich zu sehr verlassen auf klassische filmische Mittel trägt nichts zur Weiterentwicklung des Videospielgenres bei. Da kann mehr gehen. DAS ist die Kernaussage.

"Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme ...
Ich glaube, dir ist entgangen, dass Spector während des Intetviews wortwörtlich diesen Satz sagte:

"If all you want to do is show off how clever you are, get out of my medium! Go make a movie or something, because that’s what you should be doing.”

Und das ist es, was viele stört, mich eingenommen. Diese Aussage ist halt schon arg arogant zu verstehen von ihm.
Meiner Meinung nach haut es sogar seine ganze Darlegung ad absurdum, dass er vielen Spielen eine "mangelnde" Interaktions oder fehlende spielerische Freiheit attestiert, okay. Aber das ist halt über's Ziel hinausgeschossen.
Arrogant weil er recht hat? Der Großteil dieser "Nur-Story-Games" sind einfach anstrengende animierte Filme. Mag man anfangs vielleicht der Illusion von Freiheit erliegen, so stellt man doch recht schnell das man sich auf vorherbestimmten Pfaden bewegt und quasi nur ein laufender Zuschauer ist. Man hat kein eigenes Erlebnis. Das Problem ist: Das ist DER verdammte Punkt an Videospielen, die virtuelle Simulation von Erlebnissen. Warum steigt dein Herzschlag und jedes Geräusch wird von dir achtsam wahrgenommen in einem Stealthgame? Weil du DORT bist. In deinem Kopf natürlich und beileibe nicht zu 100% aber je nach Spiel...
Warum vergisst man die Zeit und alles um sich herum bei manchen Spielen? Weil man gerade etwas (virtuell) ERLEBT.

Nicht weil man zuschaut und ab und zu links oder rechts laufen muss. Ganz abenteuerlich wird es wenn man solche verfehlten Werke dann noch den Status Kunst einräumt. Es gibt durchaus einige Spiele die man so bezeichnen kann, aber bestimmt nicht diese total passiven Titel. Kunst ist wenn man das Intensivste aus seinem gewählten Medium rausholt, ganz selten scheinbar mehr als das Medium bietet, aber doch nicht den Kernpunkt des Mediums vollkommen unangetastet lassen.

Es sind keine Videospiele. Es sind interaktive Filme/Serien was nichts schlimmes ist (Telltale Games ist dort der Top Dog weil sie begriffen haben das sie interaktive Serien machen und die Inszenierung dementsprechend steuern). Aber es sind eben keine Videospiele.
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Usul
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Usul »

.Carmichael.. hat geschrieben:Warum steigt dein Herzschlag und jedes Geräusch wird von dir achtsam wahrgenommen in einem Stealthgame?
Bei mir passiert das gar nicht... ich langweile mich nur und spiele dann irgendwann nicht mehr weiter.
Auch öden mich in vielen Spielebn scheinbar vielfältige Entscheidungsmöglichkeiten an, weil ich sie immer im Spielkontext sehe und ich niemals die oftmals gelobte Immersion empfinde... ich habe so gut wie nie das Gefühl, daß ich in einem Rollenspiel z.B. eine wirkliche Entscheidung treffe, die den Charakter betrifft, sondern denke dabei immer daran, was für Folgen diese Entscheidung im Spiel nach sich ziehen wird.
Wenn ich mich aber z.B. an Walking Dead erinnere - das ich technisch grottig finde und gameplaymäßig nun auch nicht gerade berauschend -, muß ich zugeben, daß ich vom "Flow" des Ganzen recht angetan war und zumindest teilweise abschalten konnte beim Spielen und beim "Entscheiden". Auch wenn diese Entscheidungen so gut wie nichts am Spiel ändern.

Warum erzähle ich das? Weil es eben nicht nur diejenigen gibt, die sich möglichst viele Freiheiten wünschen... oder nur diejenigen, die sich bei einem Stealth-Game am liebsten in die Hose scheißen... sondern eben auch solche Spieler, die gerne einer bestimmten Story folgen, solange diese packend/spannend/immersiv/überzeugend/dramatisch/lustig/etc. genug ist, daß man ihr gerne folgt. Das ist für MICH Unterhaltung und das ist für MICH das, was ich beim Spielen haben will. Nicht nur, aber eben auch.

Insofern ist es einfach blödsinnig zu meinen, daß nur jene Konzepte sinnvoll sind, die die Spielebranche in Sachen Gameplay und Komplexität weiterentwickeln, während jene Werke, die manche Leute mehr an einen Film erinnern, sich dann eben bitte am besten auflösen sollten... oder habe ich verpaßt, daß irgendwann in den letzten 50 Jahren der Spielegott auf die Erde gekommen ist und uns allen allgemeingültig diktiert hat, was genau Videospiele sein sollen und was sie nicht sein sollen? Daß um jeden Preis das Gameplay (nach Vorstellung einiger) weiterentwickelt werden muß?

Und insofern ist Spectors Aussage (so, wie ich sie hier im Artikel lese... leider öffnet sich die verlinkte Originalmeldung bei mir nicht) einfach viel zu anmaßend... und es ist unerheblich, daß er nicht aus Spielersicht argumentiert, sondern aus Entwicklersicht. Insofern kannst du dir den Hinweis sparen, Kajetan, daß ich ihn ja so falsch interpretiere: Wenn er von "seinem" Medium spricht und jenen, die den von ihm kritisierten Weg gehen, auffordert, Spiele sein zu lassen und sich eher Filmen zu widmen, so kann man das als anmaßend und wertend interpretieren, ohne daß da irgendwas an den Haaren herbeigezogen wäre.
.Carmichael..
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von .Carmichael.. »

Usul hat geschrieben:
.Carmichael.. hat geschrieben:Warum steigt dein Herzschlag und jedes Geräusch wird von dir achtsam wahrgenommen in einem Stealthgame?
Bei mir passiert das gar nicht... ich langweile mich nur und spiele dann irgendwann nicht mehr weiter.
Auch öden mich in vielen Spielebn scheinbar vielfältige Entscheidungsmöglichkeiten an, weil ich sie immer im Spielkontext sehe und ich niemals die oftmals gelobte Immersion empfinde... ich habe so gut wie nie das Gefühl, daß ich in einem Rollenspiel z.B. eine wirkliche Entscheidung treffe, die den Charakter betrifft, sondern denke dabei immer daran, was für Folgen diese Entscheidung im Spiel nach sich ziehen wird.


Und insofern ist Spectors Aussage (so, wie ich sie hier im Artikel lese... leider öffnet sich die verlinkte Originalmeldung bei mir nicht) einfach viel zu anmaßend... und es ist unerheblich, daß er nicht aus Spielersicht argumentiert, sondern aus Entwicklersicht. Insofern kannst du dir den Hinweis sparen, Kajetan, daß ich ihn ja so falsch interpretiere: Wenn er von "seinem" Medium spricht und jenen, die den von ihm kritisierten Weg gehen, auffordert, Spiele sein zu lassen und sich eher Filmen zu widmen, so kann man das als anmaßend und wertend interpretieren, ohne daß da irgendwas an den Haaren herbeigezogen wäre.

1. Woher nimmst du die Aussage das sich Leute in Luft auflösen soll? Gibt es keine etwa keine Bücher mehr weil Filme da sind? Ich bin sehr gespannt auf die Begründung für den Vorwurf. Ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Nur weil man die Meinung vertritt diese Walking simulators sind eben keine Videospiele sondern interaktive Serien/Filme heißt das nicht "OMG das sollte verboten werden!" sondern können wir bitte anfangen mal einen ernsthaften Blick auf unsere neu erschaffene virtuelle Welt zu werfen und ihre Möglichkeiten zu erforschen? Dazu gehören auch Interaktive Serien. Und nur falls du es nicht begriffen hast: Ich habe Telltale Games gelobt weil sie inhaltlich hochwertige Produkte abliefern.

uuund 2.

Das liegt entweder an deiner Spieleauswahl oder es gab bisher halt noch einfach kein Spiel das die richtigen Knöpfe bei dir gedrückt hat. Hilft natürlich auch nicht wenn man ständig multitasken muss. Schon ständiges aufs Handy gucken wird dir eine Immersion zu Großteilen unmöglich machen.

Edit: Ich bezweifle allerdings stark das zumindest aktive "Multiplayer"-Spieler noch nie ein wirklich großartiges virtuelles Erlebnis hatten. Und sei es nur die Nacht alls man mit ner handvoll Freunden die ganze Nacht gefailt hat und sich trotzdem den Arsch abgelacht hat oder auch der scheinbar unmögliche Triumph in einem verlorengeglaubten Spiel. Der Multiplayer an sich ist natürlich der einfachste Weg Emotionen hervorzurufen, man benutzt schlicht und ergreifend echte Menschen auf die man im Besten Fall noch angewiesen ist um ein Ziel zu erreichen und schon hat man den größten Mix an Emotionen verknüpft mit dem Spiel. Ist eindeutig schwieriger im Singleplayer zu handhaben. Deshalb sind solche Ausnahmetitel eben auch eine Kunst.
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Deprisoph »

Kajetan hat geschrieben:Spector redet nicht als Rezipient von Spielen, als Gamer, sondern als Gamedesigner, der seine Kollegen dazu auffordert doch bitte mehr die interaktiven Möglichkeiten des Mediums zu erkunden,
Man könnte es auch direkter formulieren: Er fordert seine Kollegen dazu auf, ihre finanzielle Existenz stärker aufs Spiel zu setzen.

Und weil hier immer von "Erforschung" geredet wird. Forschen kostet Geld. Ein erheblicher Teil von Forschung verpulvert selbst bei Industriekonzernen im Nichts, weil Forschung bedeuten MUSS, Fehler zu machen bzw. Irrtümer zu begehen. Am Ende kann daraus dann sowas perverses, wie die "Forschung" in der Pharmaindustrie rauskommen, die inzwischen sehr viel Geld dahingehend versenkt, Generika erfolgreicher Eigenentwicklungen zu basteln, die quasi einen klitzekleinen, molekularen Unterschied aufweisen, um wieder als patentwürdig zu gelten.

Dagegen finde ich Spiele, die vom Prinzip her dasselbe in grün sind, wie frühere Spiele, weit angenehmer. Btw: Wie oft wurden eigentlich Schach und Fussball in den letzten 50 Jahren "revolutioniert"?

Dabei möchte ich nicht falsch verstanden werden: Ich finde jeden Spielentwickler sehr respektabel, der das (große) Risiko eingeht, was neues auszuprobieren. Und jeden Geldgeber, der ihn dabei unterstützt. Sowas aber in einer kapitalistischen Welt zu FORDERN (und dann quasi von ALLEN)... und das als jemand, der seine Schäfchen im Trockenen hat... das finde ich widerlich heuchlerisch.
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Usul
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Re: Warren Spector: "Uncharted, Heavy Rain und interaktive Filme holen nicht genug aus ihrem Medium heraus"

Beitrag von Usul »

.Carmichael.. hat geschrieben:1. Woher nimmst du die Aussage das sich Leute in Luft auflösen soll? Gibt es keine etwa keine Bücher mehr weil Filme da sind? Ich bin sehr gespannt auf die Begründung für den Vorwurf.
Ich denke, es ist klar, daß sie sich nicht buchstäblich in Luft auflösen - allerdings sagt Spector ganz klar, daß sie keine Spiele machen sollen, sondern eben Filme. Es wird natürlich nichts verboten, aber das habe ich auch nicht gesagt. Es wird dafür jedoch den Angesprochenen gesagt, daß sie doch bitte was anderes machen sollen, weil ihr Weg nicht dem entspricht, was Spector gut findet. Und das ist Anmaßung.
Und nur falls du es nicht begriffen hast: Ich habe Telltale Games gelobt weil sie inhaltlich hochwertige Produkte abliefern.
Dafür schreibst du "Aber es sind eben keine Videospiele." Und hier stelle ich wieder die Frage: Auf Basis welcher Vorgaben meinst du, das so genau sagen zu können? Ist Dragon's Lair ein Videospiel? Ist 7th Guest ein Videospiel? Warum nicht? Wo genau ist definiert, was ein Videospiel ist und was nicht?

Oder wenn wir es andersrum machen wollen, da wir hier alle munter vor uns hindefinieren:
Ich behaupte einfach mal, daß "Videospiel" der Oberbegriff ist und "interaktiver Film" eine Unterkategorie davon.
Damit ist deine Aussage, daß es sich bei interaktiven Filmen nicht um Videospiele handelt, für mich widerlegt.

So besser?

Schon ständiges aufs Handy gucken wird dir eine Immersion zu Großteilen unmöglich machen.
Ich bin mir relativ sicher, daß du nicht weißt, wie und was ich spiele... insofern solltest du mit solch abwertenden Aussagen ein bißchen zurückhaltender sein.
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